Wanderarbeiter: Ausbeutung in der Wurstfabrik – Ein norddeutscher Recherchekrimi

hinz und kunzt wurstfabrik„Die Ausbeutung von osteuropäischen Wanderarbeitern durch Subunternehmer in deutschen Firmen ist leider nichts Außergewöhnliches mehr. Außergewöhnlich ist allerdings, was uns bei den Recherchen rund um die Zustände in einer norddeutschen Wurstfabrik passiert ist. Kurz bevor wir veröffentlichen wollten, dass Ungarn um Lohn betrogen und beim Wohnen abgezockt werden, bot uns die Geschäftsführung des Wurstherstellers Verhandlungen an. Sie stellte sogar Nachzahlungen in Aussicht – „aus karitativen Gründen“. Warum die Verhandlungen scheiterten und was wir danach erlebten, lesen Sie in diesem Recherchekrimi. Wir hätten gerne die ­Namen der Firmen genannt. Doch weil drohende Schadenersatzklagen schlimmstenfalls das Aus für Hinz&Kunzt bedeuten könnten, haben wir darauf verzichtet…“ Artikel von Gabriella Balassa und Ulrich Jonas unter Mitarbeit von Birgit Müller und Benjamin Laufer in Hinz&Kunzt 254/April 2014 externer Link

Aus dem Text: „(…) Die Geschäftsführung des Wurstherstellers reagiert erst mal gar nicht. Was dann passiert, ist sehr bizarr. Der Betriebsrat ruft an. Ausgerechnet das Gremium, das sich um die ­Belange der Arbeiter kümmern sollte. Ob wir nicht auf eine Berichterstattung verzichten könnten, bittet er. Er und die Stammbelegschaft sehen sich in der Opferrolle: Bei negativer Presse stünden Hunderte von Arbeitsplätzen auf dem Spiel. Kein Wort des Bedauerns wegen der ungarischen Kollegen und dem, was ihnen widerfahren ist. Nicht einmal das Versprechen, sich in Zukunft besser zu kümmern. Vielleicht verständlich: In der Fleischindustrie – und das wird in der Wurstindustrie vermutlich bald auch so sein – wird immer öfter die ausgebildete und teurere Stammbelegschaft durch Wander­arbeiter mit Dumpinglöhnen ersetzt. Bei diesem Überlebenskampf kann keine Solidarität entstehen – was den Abbau der Stammbelegschaften allerdings eher beschleunigen dürfte. Wir wollen natürlich trotzdem unsere Geschichte schreiben…“

Siehe dazu auch:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=57696
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