[Subunternehmen des Schlachthofs Weidemark in Sögel] Trotz Krankschreibung zur Arbeit?

Dossier

"Fleischindustrie enteignen - Kapitalismus abschaffen!Dienstleistern des Sögeler Schlachthofs Weidemark wird vorgeworfen, Werkvertragsarbeiter trotz Krankschreibung zur Arbeit gezwungen zu haben. Zudem erhebt Raluca-Florina Gheorghe Beraterin beim DGB-Projekt „Faire Mobilität“ weitere Kritik. Der Schlachthof weist diese zurück. Das Kolping-Europabüro vor Ort bestätigt die Vorwürfe indes zum Teil. „Vor einer Woche wurde ich von einer Gruppe Rumänen kontaktiert, die über einen Subunternehmer bei Weidemark beschäftigt sind“, teilt Gheorghe im Gespräch mit unserer Redaktion mit. Dabei sei ihr berichtet worden, dass der Vorarbeiter die Werkvertragsarbeiter auffordere, trotz einer Krankschreibung zur Arbeit zu kommen. So soll der Vorarbeiter persönlich in die Unterkünfte der Mitarbeiter gehen und sie zwingen, zum Dienst zu erscheinen. (…) Für Hans-Hermann Hunfeld, Geschäftsführer des Kolping-Bildungswerks im Diözesanverband Osnabrück, stellt sich der Sachverhalt indes anders dar. „Die Arbeiter waren bei uns und haben von ihren Problemen mit den Subunternehmern des Schlachthofes berichtet“, teilt Hunfeld im Gespräch mit unserer Redaktion mit. Die dabei genannten Firmen seien nach seinen Worten bereits seit Längerem auffällig…“ Artikel von Christian Belling vom 02.04.2018 in der NOZ online externer Link und weitere Informationen zu der Tönnies-Tochter:

  • „Kampagne der Gewerkschaft“ – Reaktionen von Weidemark / Tönnies und ihre Bewertung New

    Das Tönnies-Kommunikationsteam spricht von einer „Kampagne der Gewerkschaft“ und verweist auf das Kolping-Europabüro, das von solchen Problemen nichts mitbekommen habe. (Das Kolping-Europabüro dementiert dies umgehend in der Presse.) Außerdem sei Tönnies nun doch nicht zuständig, die Probleme müssten mit den Dienstleistern geklärt werden (Das betroffene Subunternehmen ist bundesweit seit Jahren für Tönnies tätig und regelmäßig für Probleme verantwortlich, die öfter an Tönnies herangetragen wurden.  Konsequenzen gab es noch nie. Erst am letzten Montag z.B. wurden Faire Mobilität Berater von derselben Firma mit ruppigen Worten aus einer Arbeiterunterkunft vertrieben, wo sie Informationsflyer verteilen wollten externer Link.)  Dass dieses Subunternehmen in Sögel erst im Sommer (nach der Insolvenz eines langjährigen Subunternehmers, der 1-2 € mehr als Mindestlohn zahlte) einen großen Auftrag bekommen hat und dass Tönnies-Vertreter und der Bürgermeister von Sögel damals betonten, niemand müsse eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen fürchten, scheint vergessen. Der „Sögeler Weg“ sei aber trotzdem ein Erfolg und „wegweisend für die ganze Branche“. Was die Erfolge sein sollten bleibt schleierhaft.“ Kommentar von Szabolcs Sepsi (DGB-Projekt „Faire Mobilität – Arbeitnehmerfreizügigkeit sozial, gerecht und aktiv“, Beratungsstelle Dortmund) vom 10. Juni 2018, siehe dazu die damit zusammengefassten Reaktionen:

    • Leiharbeiter: Weidemark kritisiert Kampagne der Gewerkschaft
      „… Die Einhaltung von Gesetzen kontrollieren in Deutschland die zuständigen Behörden, sonst niemand. Wir dürfen das gar nicht. Es ist einfach Unsinn, wenn zum Beispiel Gewerkschaften das von uns erwarten. Zudem sind wir ja gar nicht der Arbeitgeber. Leider machen Gewerkschaften oder auch manche Medien keinen Unterschied zwischen den verantwortlichen Dienstleistungsunternehmen und den Schlachtbetrieben. Das geschieht oft bewusst. Wir fordern die Gewerkschaft weiterhin auf, im konkreten Fall die Geschäftsführer der Werkvertragsunternehmen direkt zu konfrontieren. Dort liegen die Informationen vor. Dort kann Abhilfe geschaffen werden. Gleichzeitig engagieren wir uns natürlich weiterhin. Wir haben keine Weisungsbefugnisse gegenüber den Dienstleistungsunternehmen. Wir dürfen interne Vorgänge dort auch nicht kontrollieren. Der Gesetzgeber hat das sehr strikt geregelt…“ Interview von Alfons Deter vom 07.06.2018 mit dem Pressesprecher von Weidemark, Markus Eicher, bei Topagrar online externer Link
    • NGG: Der Weidemarkgefällige „Sögeler Weg“ ist restlos gescheitert
      Wegen der jüngsten Vorwürfe der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG), Region Oldenburg/Ostfriesland und dem DGB-Projekt „Faire Mobilität“ gegen einen Subunternehmer beim Schlachthof Weidemark in Sögel, hat der Bürgermeister Günther Wigbers (CDU) erklärt, dass er zu einem „Runden Tisch“ einladen will. Ob er die Gewerkschaft NGG einladen wird, wisse er noch nicht. Der Geschäftsführer der Gewerkschaft NGG Matthias Brümmer dazu: „Wir machen es dem Bürgermeister leicht und erklären, dass wir einer solchen Einladung nicht folgen werden. Wir haben in der Vergangenheit schon den „Sögeler Weg“ abgelehnt, weil er unserer elementaren Grundforderung, nämlich endlich Abkehr von der Methode Werkverträge zu nehmen, widerspricht. Herr Wigbers stellt im „Sögeler Weg“ den Einsatz von Subunternehmen als unumgänglich vor und wir wollen, dass die Kolleginnen und Kollegen direkt bei Weidemark eingestellt werden.“ Brümmer weiter: „Immer wieder tauchen massive Schwierigkeiten bei den Subunternehmen von Weidemark auf. Trotz des Einsatzes eines von den Arbeitgebern finanzierten Beratungsbüros, eines runden Tisches und dem persönlichen Einsatzes des Bürgermeisters müssen wir erkennen, dass sich fast nichts verbessert hat. Für uns ist der Weidemarkgefällige „Sögeler Weg“ restlos gescheitert.“…“ Pressemitteilung vom 06.06.2018 von NGG Oldenburg / Ostfriesland externer Link
    • Schlachthof Weidemark stellt Rumänen nicht an
      Von einem Subunternehmer zum nächsten: Die etwa 350 Menschen, die bislang über Werkverträge für den Schlachthof Weidemark angestellt waren, werden nun doch nicht von diesem übernommen. Stattdessen werden sie wahrscheinlich von einem anderen Subunternehmer angestellt. Er tendiere stark dazu, dass eine andere Firma die Arbeiter übernehme, sagte Insolvenzverwalter Andreas Sontopski. Eine endgültige Entscheidung werde in etwa zwei Wochen fallen. Vor etwa 14 Tagen hatte ein rumänischer Subunternehmer, die Firma Manzat, Insolvenz angemeldet. Über diese Firma waren die Schlachthof-Mitarbeiter bislang für die Tönnies-Tochter Weidemark tätig. Sögels Bürgermeister Günter Wigbers (CDU) geht davon aus, dass die Arbeiter zu den gleichen Bedingungen wie zuvor beschäftigt werden…“ Meldung vom 03.07.2017 beim NDR externer Link
  • Schlachthofmitarbeiter: Trotz Attest zur Arbeit?
    Zu lange Arbeitszeiten, um den Lohn geprellt – immer wieder gibt es negative Schlagzeilen rund um die Leiharbeiter beim Schlachthof Weidemark in Sögel (Emsland). Der neueste Vorwurf: Rumänische Angestellte, die als Schlachter für Weidemark arbeiten, sollen von ihrem Subunternehmer genötigt worden sein, trotz Erkrankung zur Arbeit zur gehen. Dazu sollen keine Gehälter ausgezahlt worden sein. Nach Informationen von NDR 1 Niedersachsen vertrauten sich insgesamt sechs Arbeitnehmer einer Beratungsstelle des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) an…“ Beitrag vom 05.06.2018 beim NDR externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=133054
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