Der Siebte Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung

Oxfam: Globale Ungleichheit untergräbt Demokratie„… Der Berichtszeitraum umfasst die COVID-19-Pandemie sowie die Inflations- und Energiepreiskrise infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Die Auswirkungen auf die sozialen und materiellen Lebensverhältnisse werden auf Grundlage der amtlichen Statistik und von Forschungsergebnissen dargestellt. Zu den neu gesetzten Schwerpunkten des Siebten Armuts- und Reichtumsberichtes gehört die vertiefte Auseinandersetzung mit der Nichtinanspruchnahme von Mindestsicherungsleistungen, da diese die Wirksamkeit von Armutsbekämpfung und sozialpolitischen Maßnahmen einschränkt. Ebenfalls neu war die Durchführung eines eigenständigen Beteiligungsprozesses, mit dem Menschen mit Armutserfahrung stärker einbezogen wurden. Zudem werden erstmals in einem Armuts- und Reichtumsbericht die sozialen Herausforderungen und Chancen im Kontext von Klimawandel und Dekarbonisierung thematisiert…“ PM vom 3. Dezember 2025 externer Link zum 7. Armuts- und Reichtumsbericht externer Link – siehe mehr Informationen:

  • Wie Angst zur politischen Methode wurde: Armutsbericht ohne Wirkung New
    „Der gerade vom Bundeskabinett verabschiedete 7. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung zeigt deutlich, wie tief die soziale Schieflage inzwischen reicht. Doch statt gegenzusteuern, erzeugt die Politik Unsicherheit und Symboldebatten. Das beschädigt nicht nur den sozialen Rechtsstaat, sondern auch das demokratisch-republikanische Grundverständnis und selbst die europäische Handlungsfähigkeit. Ein Armutsbericht soll sichtbar machen, wo ein Land steht. Doch was bedeutet es, wenn ein solcher Bericht veröffentlicht wird, ohne dass daraus politisches Handeln folgt? Wenn er erscheint in einem Moment, der mit Fug und Recht als Tiefpunkt der Sozialpolitik gelten kann? Dann wird der Bericht zur Kulisse. Er beschreibt, was längst bekannt ist – und verdeckt zugleich, dass politisch nicht gegengesteuert wird. (…)
    Seit Jahrzehnten erleben wir eine Tendenz, die Interessen der unteren und mittleren Einkommensschichten zugunsten abstrakter ökonomischer „Sachzwänge“ zurückzustellen. Nun kommt etwas hinzu, das die Situation qualitativ verändert: die systematische Erzeugung von Unsicherheit. Wer ohnehin wenig hat, fürchtet den nächsten Bescheid, die nächste Kürzung, den nächsten Preissprung im Supermarkt. Wer zur Mittelschicht gehört, spürt den permanenten Druck des möglichen Abstiegs. Diese Angst ist kein bloßer Nebeneffekt. Sie ist Teil eines Regierungsstils, der Verantwortung entpolitisiert und Belastungen naturalisiert. Die implizite wie explizite Berufung auf „Sachzwänge“ ist dabei das zentrale rhetorische Werkzeug. (…)
    Wer „Sachzwänge“ behauptet, verschiebt Verantwortung aus dem politischen Raum in ein quasi-naturgesetzliches Vakuum. Das Ergebnis ist eine Politik, die sich selbst entmächtigt, während sie den Bürgerinnen und Bürgern den Eindruck vermittelt, ihre Lage sei alternativlos. (…)
    Die Folgen sind absehbar. Wer dauerhaft verzichten muss, verliert Vertrauen. Wer Angst hat, sucht Orientierung. Und wer diese Orientierung im demokratischen Spektrum nicht findet, wendet sich ab – oder radikalisiert sich. Die AfD profitiert nicht, weil sie Lösungen hätte, sondern weil die demokratische Politik ihr die Angstkampagnen nicht aus der Hand nimmt. Die politische Mitte verliert, weil sie das Feld der sozialen Gerechtigkeit den Populisten überlässt – obwohl die gar keine Lösungen vorzuweisen haben. (…)
    Was nötig wäre, ist schlicht das, was die Bundesrepublik lange ausgezeichnet hat: die Orientierung am Gemeinwohl. Ein Staat, der Verantwortung übernimmt, statt Angst zu verwalten. Eine Politik, die sozialen Ausgleich nicht als Kostenfaktor betrachtet, sondern als Voraussetzung demokratischer Stabilität. Dazu braucht es Mut: die Bereitschaft, die technokratische Alternativlosigkeitsrhetorik zu verlassen, und den politischen Willen, das Soziale wieder zum Kern des demokratischen Auftrags zu machen.Nur eine Politik, die den Menschen Sicherheit gibt, kann die Angst entwaffnen. Nur ein erneuerter sozialer Rechtsstaat kann die Demokratie stabilisieren. Und nur ein stabiles demokratisches Fundament kann Europa tragen…“
    Beitrag von Udo Endruscheit vom 11. Dezember 2025 beim Humanistischen Pressedienst (hdp) externer Link
  • Armuts- und Reichtumsbericht: Migranten verdienen weniger, wohnen teurer und schlechter
    Der neue Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung zeigt, wie weit die Lebenswelten von materiell besser und schlechter gestellten Menschen in Deutschland auseinanderklaffen. Eine große Lücke klafft auch zwischen der Bevölkerung mit und ohne Migrationsgeschichte.
    Deutschland ist ein reiches Land, doch ein Teil der Bevölkerung muss bei alltäglichen Dingen sparen. Die zeitweise hohe Inflation der vergangenen Jahre habe Haushalte mit geringem Einkommen „überproportional belastet“ und ihr Konsumverhalten verändert, heißt es im neuen Armuts- und Reichtumsbericht, der am Mittwoch vom Bundeskabinett verabschiedet wurde.
    Danach sind Menschen mit Migrationsbiografie überdurchschnittlich stark von Armut betroffen. Ihr Medianwert der Markteinkommen lag 2020 bei gut 23.500 Euro im Vergleich zu knapp 29.700 Euro für Personen ohne Migrationshintergrund – ein Unterschied von mehr als 6.000 Euro pro Jahr. „Entsprechend war die Armutsrisikoquote bei den Personen mit Migrationshintergrund deutlich höher als in der Gesamtbevölkerung und lag 2020 bei 31,8 Prozent“, heißt es in dem Bericht. Danach ist seit 2010 die Armutsrisikoquote vom Migranten um rund 8 Prozentpunkte angestiegen. Betroffene berichteten etwa, dass sie aus finanziellen Gründen die Wohnung nicht ausreichend heizten oder auf größere Anschaffungen verzichteten…“ Beitrag vom 03.12.2025 im Migazin externer Link
  • Armutsforscher zum Reichtumsbericht:„Wer mehr erfahren will, greift besser zum ‚Manager Magazin‘“
    Der am Mittwoch von der Regierung beschlossene Armuts- und Reichtumsbericht verschleiert die wahren Probleme, kritisiert Armutsforscher Christoph Butterwegge…“
    Interview von Stefan Reinecke vom 3.12.2025 in der taz online externer Link

Siehe auch:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=232551
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