(90) Corona-Infizierte [migrantische Saisonarbeiter] bei Müller Fleisch in Birkenfeld – mehr als 1.000 Mitarbeiter werden getestet

Dossier

Coronavirus, die Hetze und der Ausnahmezustand: China im Shitstorm“Die Zahl der Infizierten in einer Birkenfelder Fleischfabrik könnte noch weiter steigen. Das Gesundheitsamt bestätigte bereits 90 Fälle unter 250 Getesteten – doch insgesamt sollen mehr als 1.000 Mitarbeiter von Müller-Fleisch getestet werden. Der Betrieb läuft derweil weiter. Die Birkenfelder Lebensmittelfirma Müller Fleisch ist zum Zentrum der Corona-Pandemie für den Raum Pforzheim geworden. Wie das Gesundheitsamt des Enzkreises mitteilte, waren bereits am Donnerstagabend 90 Mitarbeiter eines entsprechenden Betriebs positiv getestet worden. Mittlerweile ist auch klar, um wen es geht. „Im Moment laufen die Tests“, bestätigt Müller-Fleisch-Betriebsleiter Lothar Kusche am Freitag. Zu den 450 eigenen Mitarbeitern gesellt sich auch „ein Großteil externer Dienstleister“. Wie viele es genau sind, wollte Kusche dieser Redaktion nicht mitteilen. Das Gesundheitsamt nennt auf Nachfrage eine Zahl von mehr als 1.000 Gesamtbeschäftigten. (…) Bei den Infizierten handele es sich, so Birkenfelds Bürgermeister Martin Steiner, vor allem um Saisonarbeiter aus dem osteuropäischen Ausland. Diese leben verstreut in der gesamten Region, in Pforzheim, aber auch in Gemeinden im Enzkreis und Kreis Calw. Laut Gesundheitsamt zeigen die meisten Infizierten keinerlei Symptome.“ Artikel von Sebastian Kapp vom 17.04.2020 in Badische Neueste Nachrichten online externer Link und dazu:

  • Ortstermin bei Müller-Fleisch in Birkenfeld mit Elwis Capece, NGG Mannheim-Heidelberg New
    “In diesen Tagen und Wochen erinnert sich Elwis Capece, Geschäftsführer der Regionen Mannheim-Heidelberg und Mittelbaden-Nordschwarzwald der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), wieder daran, was ihm sein Vater über seine ersten Jahre in Deutschland erzählte. Capece senior war 1958 als 15-jähriger Schneidergeselle aus Süditalien nach Süddeutschland gekommen und hatte sich von Job zu Job gehangelt, bevor er eine Ausbildung zum Werkzeugmacher absolvierte und später Betriebsrat wurde. „Mein Vater erzählte von den alten Buden, in denen er in Mehrbettzimmern mit anderen hauste, dass es dort nur eine Toilette für alle auf dem Gang gab und bestenfalls eine Kochnische.“ Das Skandalöse sei, findet Capece, dass diese Erfahrungen „eins zu eins übertragbar sind auf das, was wir heute – 60 Jahre später – bei osteuropäischen Beschäftigten in der Fleischindustrie erleben“. In Elwis Capeces Region ist der Firmensitz der Müller-Gruppe, die mit rund 600 Millionen Euro Umsatz zu den Großen der deutschen Fleischwirtschaft zählt und an ihren Standorten in Baden-Württemberg und Bayern jährlich rund 2,5 Millionen Schweine und Rinder schlachtet und zerlegt. Das tun zu großen Teilen Frauen und Männer aus Rumänien, Polen oder Ungarn, die deshalb aber nicht bei Müller-Fleisch angestellt sind, sondern bei Subunternehmen. Keine andere Branche hat das Modell der Werkvertragsarbeiter, die ein paar Monate arbeiten, gehen und dann wieder für einige Monate kommen, so ausgereizt wie die Fleischindustrie – zum Teil sind mehr als 80 Prozent einer Belegschaft bei Subfirmen unter Vertrag. (…) Hunderte Mitarbeiter in deutschen Schlachthöfen haben sich infiziert; allein bei Müller-Fleisch in Birkenfeld im Nordschwarzwald wurden unter knapp 1200 Mitarbeitern 399 positiv getestet, die meisten Werkvertragskräfte aus Osteuropa. (…)  Ein ehemaliges Wirtshaus im Ortskern von Neuenbürg, wenige Kilometer von der Müller-Fleisch-Zentrale entfernt. Im Eingang des heruntergekommenen Gebäudes, an dem freie Stromkabel von einem Fenster zum anderen führen, steht Mario, ein Mann um die 40 mit vielen Zahnlücken, dessen Deutsch nur ausreicht, um zu erfahren, dass er bei Müller arbeitet und aus Rumänien kommt. Sein Zimmer im zweiten Stock ist eine enge Stube mit zwei durchgelegenen Betten und einer einzelnen Kochplatte im Eck. Mario senkt den Daumen, um zu signalisieren, was er von diesem Ort hält. (…) Doch der NGG-Mann sieht auch die Gefahr, dass der Kabinettsbeschluss auf dem Weg zum Gesetzestext zerfleddert werden könnte. Einen Hinweis lieferte bereits der baden-württembergische Agrar- und Verbraucherschutzminister Peter Hauk (CDU), der Müller-Fleisch erst eineinhalb Monate nach Ausbruch des Corona-Virus besuchte und danach Heils Pläne als Schnellschuss attackierte…“ Beitrag von Stefan Scheytt im Magazin Mitbestimmung 03/2020 der Hans Böckler Stiftung externer Link: „Geschäftsmodell auf der Kippe: Nach vielen Hundert Corona-Infektionen in der Fleischindustrie will Arbeitsminister Heil Werkverträge verbieten. Ortstermin bei Müller-Fleisch in Birkenfeld“
  • Heile Welt oder Arbeitssumpf? Subunternehmer und Beschäftigte von Müller Fleisch schildern Situation unterschiedlich 
    “… Auf Landesebene gibt es politischen Druck, durch gesetzliche Regelungen die Unterbringungssituation der Arbeiter zu verbessern. Wie aber nehmen Beschäftigte vor Ort die Situation wahr? Wie sehen Subunternehmer ihre Rolle? (…) Sprich: Müller Fleisch ordere beispielsweise täglich eine gewisse Anzahl an Rinderhälften, CCF habe als Zerleger vertragsgemäß zu liefern. Deshalb habe den Subunternehmer auch der Ausfall von rund 120 Corona-Infizierten seit Ostern hart getroffen. Schnell habe man auf eigene Faust Quarantäne-Maßnahmen ergriffen. „Wir mussten ja die Leute schützen – und unseren Werkvertrag erfüllen“, sagt Paul Cirsteau, Produktionsleiter der Betriebsstätten. Einige Tage lang hätten die Verbliebenen Extra-Schichten machen müssen, ehe Müller Fleisch die Nachfrage reduziert habe. „Aber maximal zehn Stunden am Tag“, so Cirsteau. (…) Seit zwölf Jahren sei CCF für Müller Fleisch tätig. Manche Mitarbeiter sind von Anfang an dabei, manche bleiben nur Monate, weil sie sich beispielsweise ein Auto finanzieren wollen. 70 Prozent der Beschäftigten gehörten aber zur „Stamm-Mannschaft“. Deren Verdienst bewege sich netto zwischen 1.300 Euro für eine Hilfskraft und 2.800 Euro für einen Zerleger. 190 Stunden seien das Maximum pro Monat. „Alle Beschäftigten haben deutsche Verträge. Sie sind hier sozial- und krankenversichert“, stellt Caprita klar. (…) 220 Euro würden den Mitarbeitern fürs Wohnen pauschal vom Lohn abgezogen. Das sei alles – für Nebenkosten, Transport, Reinigung der Arbeitskleidung müssten sie nichts extra zahlen. (…) Zuletzt hatten sich auch Beschäftigte von Best Personal, die bei Müller Fleisch rund 230 Arbeiter stellen, im PZ-Gespräch zufrieden mit ihren Arbeits- und Lebensbedingungen gezeigt. Eine heile Subunternehmer-Welt also? „Nein“, sagt ein 48-jähriger Pole, der bei einem anderen Subunternehmer angestellt ist und Kritik an dessen Umgang mit den Mitarbeitern übt. Seit drei Jahren arbeite er in der Zerlegung des Birkenfelder Schlachtbetriebs, und nichts sei in Ordnung. Zwölf-Stunden-Schichten? „Normal.“ Seine Freundin (37) habe jüngst einen Monat ohne Pausentag durcharbeiten müssen: „Viel Schweinebauch einlegen – es ist Grillsaison.“ Viele der Arbeiter gingen nach einem Monat mit 900 bis 1.000 Euro nach Hause – für 200 Arbeitsstunden. Wer vier Wochen in Nachtschicht durchschufte, komme auf 1.400 Euro. Oft würden nicht alle Stunden aufgeschrieben – so dass wenigstens auf dem Papier der Mindestlohn passe. Manchmal lasse der Lohn auf sich warten. Fürs Waschen der Arbeitskleidung werde extra Geld einbehalten. Und ihm seien auf der Abrechnung schon „Vorschüsse“ abgezogen worden, ohne dass er jemals Geld gesehen hätte. (…) Als „ekelhaft“ beschreibt er die hygienischen Zustände dort. Ein Zimmer, zwölf Quadratmeter – vier Mann in zwei Etagenbetten. 220 Euro pro Schlafplatz. „Gut für den Vermieter“, sagt der 48-Jährige mit einem bitteren Lachen. Dass er kein Einzelfall sei, daran lässt der Pole keinen Zweifel: „Ich dachte, Sklaverei wäre vorbei. Aber viele sagen nichts – aus Angst.“ Sie seien angewiesen auf den Arbeitsplatz, auf das bisschen Geld, das bleibt. Und auch die CCF-Verantwortlichen räumen ein, von Missständen in der Branche gehört zu haben. Man wolle auf niemanden mit dem Finger zeigen, „aber schwarze Schafe gibt es überall“…“ Artikel von Sven Bernhagen und Denis Krivec vom 16.06.2020 in pz-news.de externer Link
  • Minister Peter Hauk anlässlich der Corona Krise bei Müllerfleisch – Aussagen gegenüber Beschäftigten zynisch und respektlos 
    Unternehmensleitung der Firma Müller Fleisch und die Verantwortlichen der Behörden hätten alles richtiggemacht, lobt der Minister. Da dann, bei 399 infizierten Beschäftigten bei Müller Fleisch, immerhin rund ein Drittel der Corona infizierten in Pforzheim und dem Enzkreis. Und auch für die Unterbringung der Arbeitskräfte in Gemeinschaftsunterkünften mit Mehrbettzimmern, die Hauptursache für die massive Verbreitung des Corona-Virus, hat der Minister vollstes Verständnis. Damit nicht genug, legt er dann mit einer zynischen Respektlosigkeit nach „Die (gemeint sind die schlechtbezahlten und hart arbeitenden Menschen aus Rumänien) sind nicht bereit, für eine Luxuswohnung hier Geld auszugeben, so der Minister weiter.“ Keinerlei Mitgefühl mit den erkrankten Beschäftigten, nicht nur keine Kritik an der teilweisen miserablen und menschenunwürdigen Unterbringung und harten Arbeitsbedingungen. Nein der Minister verspottet die Betroffenen, und wendet sich dann auch noch gegen den Kabinettsbeschluss, mit dem ein Ende der Werksvertragsverhältnisse in deutschen Schlachtbetrieben eingeleitet werden soll. Hauptsache die Leute haben genügend billige Schnitzel auf dem Tisch. Na dann Mahlzeit – Herr Hauk. Und wir können ja gespannt sein ob der Minister auf seinen künftigen Dienstreisen ein Bett in einer Gemeinschaftsunterkunft einer Jugendherberge bucht. Da könnte dann darüber nachdenken welche Vorzüge ein Einzelzimmer mit eigener Dusche und WC hat, nicht nur in Coronazeiten und nicht nur für Minister, sondern möglicherweise auch für Beschäftigte aus Schlachtbetrieben.“ Leserbrief von Arno Rastetter vom 26. Mai 2020
  • 82 weitere Corona-Fälle in Birkenfelder Fleischbetrieb – insgesamt 412 der 1.100 Beschäftigten 
    Die zweite Testreihe in einer von Corona-Infektionen betroffenen Großschlachterei in Birkenfeld (Enzkreis) ist abgeschlossen. Dabei wurden 82 weitere Mitarbeiter positiv getestet. Nach Angaben des Landratsamtes des Enzkreises sind damit sind insgesamt 412 der 1.100 Beschäftigten der Fleischfabrik mit dem Coronavirus infiziert. Fast alle sind Leiharbeiter aus Osteuropa, die überwiegend in Gemeinschaftsunterkünften lebten. Die meisten von ihnen sind inzwischen wieder gesund. Etwa 80 Infizierte befinden sich noch in einer Quarantäne-Einrichtung. Das Landratsamt hat dem Fleischbetrieb in Birkenfeld indessen weitere Auflagen gemacht. Unter anderem für einen Monat die Beschäftigung neuer Arbeitskräfte untersagt. Derweil fordern immer mehr Politiker aus der Region, dass das Unternehmen die Unterbringungskosten, einen sechsstelligen Betrag, vollständig übernimmt…“ Meldung vom 12.5.2020 beim SWR externer Link
  • Infektionsherd Fleischindustrie: Knapp 330 Infizierte zählt Müller Fleisch in Pforzheim 
    Elwis Capece (NGG) erklärt im Interview, was der Corona-Ausbruch mit dem Ausbeutungssystem Leiharbeit zu tun hat (…) Das örtlich zuständige Gesundheitsamt hat entschieden, dass Müller Fleisch trotz der hohen Zahl an Infektionen seine Tätigkeit unverändert fortsetzen kann. Rechtlich ist das durchaus zulässig, wir als NGG haben jedoch große Zweifel an der Richtigkeit dieser Entscheidung des zuständigen Landkreises. (…) Es wurde schnell klar, dass der Infektionsherd im privaten Umfeld der Beschäftigten entstanden ist. Das hat mit der Wohnsituation der Leute zu tun, die aus Osteuropa kommen. Es ist bundesweit das gängige System in den großen Fleischfabriken, dass Werksvertragsnehmer und Beschäftigte von Leiharbeitsfirmen für mehrere Monate kommen, dort arbeiten und dann meist nach drei bis sechs Monaten wieder die Heimreise antreten. [Leiharbeit ist in der Branche üblich?] Ja, so kann sich die Fleischindustrie vernünftigen tariflichen Bedingungen weitestgehend entziehen. Es gibt zwar Tarifverträge in den einzelnen Bundesländern, aber nach diesen wird nur ein Teil der Belegschaft bezahlt. Der andere Teil – meistens für Schlachtung und Zerlegung zuständig – wird über das System von Werkverträgen und Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmern rekrutiert. In diesem Bereich arbeiten vor allem osteuropäische Menschen, manchmal kommen Beschäftigte sogar aus Asien. (…) Die Wohnverhältnisse vieler ausländischer Beschäftigter bei Müller Fleisch sind extrem beengt. Ein erheblicher Teil von ihnen lebt in diesen Massenunterkünften. Diese entsprechen nicht dem Standard, den wir »normales Wohnen« nennen würden. Die Wohnungen sind viel zu klein, die Menschen müssen gemeinschaftlich sanitäre Einrichtungen benutzen. Oft mangelt es an Aufenthaltsräumen. Diese Unterkünfte sind nicht vergleichbar mit Studenten-WGs, wie es die Unternehmensseite frech behauptet. Ausufernde Viruserkrankungen bei Bewohnerinnen und Bewohnern derartiger Unterkünfte haben wir schon früher erlebt. Im vergangenen Jahr war es etwa eine Hepatitis-Infektion im Emsland. Dass sich das Corona-Virus unter solchen Bedingungen ebenfalls ungehemmt ausbreiten kann, kann niemanden ernsthaft überraschen. (…) Tatsächlich ist es gesetzlich nicht ausreichend geregelt, wie die Wohnverhältnisse von Menschen sein müssen, die saisonal zum Arbeiten nach Deutschland kommen. Die Behörden kontrollieren nur die Zustände am Arbeitsplatz. Die Wohnverhältnisse bleiben fast immer außen vor. Das muss sich ändern. Wir sagen als Gewerkschaft: Wir wollen solche Wohnverhältnisse nicht. Allerdings gehören diese zum Gesamtsystem »Billigstarbeitskräfte« dazu, das wir insgesamt ablehnen. Wir brauchen klar definierte Standards, wie es sie etwa in Niedersachsen bereits gibt. Arbeitgeber müssen verpflichtet werden, dafür zu sorgen, den Menschen, die zum Arbeiten kommen, Zugang zu ordentlichen und bezahlbaren Wohnungen zu schaffen. Das könnte man etwa mit Pensionen oder kleinen Hotels regeln oder sogar in Form der guten alten »Werkswohnung«. Das ist völlig unabhängig von der Infektionsgefahr absolut notwendig…“ Interview von Johannes König vom 09.05.2020 im Freitag-Blog externer Link
  • Werksvertragsarbeiterin bei Müller-Fleisch: Zehn Quadratmeter für zwei Betten und Kühlschrank 
    Die ersten 100 mit dem Coronavirus infizierten Mitarbeiter von Müller-Fleisch sind aus den Quarantäne-Häusern ausgezogen, bleiben aber beim Birkenfelder Fleischproduzenten in Quarantäne. Sie ziehen jetzt zurück in Verhältnisse, die eine Insiderin als „ganz schlecht“ bezeichnet. Die Steaks sind mariniert, das Bier ist kühl und für die Kinder liegen Würstchen bereit: Während sich Deutschland günstig durch die Corona-Saison grillt, verpacken die Mitarbeiter bei Müller-Fleisch in Birkenfeld Nachschub. So gegen 17 Uhr, wenn die Glut angefacht wird, beginnt für Werkvertragsarbeiter die Anfahrt mit Kleinbussen. Um 18 Uhr haben die Männer und Frauen ihre Handys abgegeben und stehen am Band, wo sie Spießchen in Verkaufsschalen drapieren. Es geht um Stundenlohn, vorwiegend Mindestlohn von 9,35 Euro bei der Arbeit. Die Schicht der zumeist ungelernten Kräfte hat zwölf Stunden, geht also bis 6 Uhr am nächsten Morgen an sechs Tagen in der Woche – seit rund 300 Kollegen und Kolleginnen wegen Corona-Infektion fehlen, sollen es sieben sein. Dies alles erzählt eine Insiderin, die aus Furcht vor negativen Folgen für sich und andere anonym bleiben will. „Die Konditionen sind ganz schlecht“, kommentiert die Frau. Es gebe höchstens 1.450 Euro netto für rund 260 Stunden im Monat, vor allem Nachtschicht. Davon würden monatlich 24 Euro für die Reinigung der Arbeitskleidung abgezogen. Weitere 50 Euro für den Transport nach Birkenfeld und 250 Euro pro Bett in kleinsten, mehrfach belegten Zimmern. Auf den zehn Quadratmetern, für die ein Paar zusammen 500 Euro bezahle, stehe noch ein Kühlschrank. Wer einzeln, ohne Partner oder Verwandte angestellt sei, teile sich ein solches Zimmer zu dritt oder viert. Dusche und Küche gebe es stockweise…“ Artikel von Edith Kopf vom 5. Mai 2020 beim Pforzheimer Kurier online externer Link
  • Müller Fleisch: Die Fabrik der Infizierten [nun 300] 
    300 rumänische Werkvertragsarbeiter von Müller Fleisch in Pforzheim haben sich mit dem Coronavirus infiziert. Das Geschäftsmodell einer in Schrottimmobilien abgeschobenen Armee osteuropäischer Billigarbeiter könnte kippen. Womöglich lag alles ja nur daran, dass die Rumänen ein geselliges Volk sind. Sie kämen eben aus einem Kulturkreis, in dem gern gemeinsam gefeiert werde. So zumindest erklärt sich Stefan Müller, Geschäftsführer von Müller Fleisch bei Pforzheim, die rekordverdächtige Zahl von Corona-Erkrankungen unter seinen Mitarbeitern. Ein Drittel der 900 Arbeiter in Schlachtung, Zerlegung und Verpackung ist infiziert. Die meisten sind Werkvertragskräfte aus Rumänien. 500 Rumänen arbeiten für Müller, oft schon über Jahre. Sie sind dort aber nicht angestellt, sondern bei Subunternehmen. Inzwischen ist die gesamte Müller-Zentrale in Birkenfeld bei Pforzheim vom Landkreis unter Quarantäne gestellt worden. Selbst die Nicht-Infizierten müssen direkt nach der Arbeit ohne Umwege nach Hause. Sie dürfen nicht einkaufen oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Im nahen Schwarzwaldort Höfen seien bereits Strafanzeigen ergangenen, berichtet der Bürgermeister. Die Arbeiter säßen wegen ihrer beengten Wohnsituation „stundenlang auf Parkbänken“. (…) Dass die Infektionswelle weniger mit Geselligkeit als vielmehr mit seinem Geschäftsmodell zusammenhängt, also der Auslagerung von Arbeit an osteuropäische Billigarbeitskräfte und deren prekäre Unterbringung, das halte er für ausgeschlossen, sagte Stefan Müller am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit der Regionalpresse. Bereits vor dem Corona-Ausbruch habe sich der Betrieb auf Covid-19 vorbereitet. Man biete etwa kostenlos Desinfektionsmittel und Masken an. Erst die Aufsichtsbehörden setzten allerdings durch, dass diese auch dann getragen werden müssen, wenn Abstandsregeln eingehalten werden können. Und dass der Mindestabstand auch in den Aufzügen gelten müsse, war bei Müller Fleisch offenbar nicht klar…“ Artikel von Nils Klawitter vom 02.05.2020 beim Spiegel online externer Link
  • 270 Schlachthof-Mitarbeiter mit Corona infiziert
    In einer Fleischfirma in Birkenfeld bei Pforzheim in Baden-Württemberg sind inzwischen 270 Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden. Das teilte am Mittwoch die Firma auf Anfrage mit. Zuvor hatten verschiedene Medien über den weiteren Anstieg berichtet. Betroffen seien sowohl eigene Mitarbeiter als auch ausländische Werkvertragsbeschäftigte. Sie seien in Quarantäne…“ Meldung vom 29.04.2020 bei rnd.de externer Link
  • Müller-Fleisch arbeitet in Birkenfeld unter Corona-Quarantäne / 139 infizierte Mitarbeiter / Unterbringung von Leiharbeitern in der Kritik 
    • Coronavirus bei Müller-Fleisch: Unterbringung von Leiharbeitern in der Kritik
      „Bettenburgen“ und Wohncontainer sind in der Diskussion, seitdem sich viele Mitarbeiter des Birkenfelder Unternehmens Müller-Fleisch mit dem Coronavirus infiziert haben. Es geht dabei um die Qualität der Unterbringung von Leiharbeitern. „Kein Wunder“, heißt es zu den vielen Mitarbeitern von Müller-Fleisch, die sich mit Coronaviren infiziert haben. „So wie die wohnen“, heißt es vielsagend, womit auf einen Schlag Mieter, Vermieter, Arbeitgeber und einige mehr in die negative Ecke gestellt werden. Es geht um „Bettenburgen“, mithin Wohncontainer in den Kommentaren. Sie stehen in Pforzheim ebenso wie in kleinsten Schwarzwaldgemeinden und werden aus unterschiedlichen Gründen mit Argwohn betrachtet. (…) Das ist kein schlechtes Geschäft, wie Dietrich Goll aus Niefern bestätigt. Er arbeitet als Vermieter „seit 15 Jahren mit einer ungarischen Firma zusammen“, die Facharbeiter an Müller-Fleisch vermittelt. Die rund 40 Leute – größtenteils Metzger – wohnen in Langenbrand und Schömberg in Zwei-Zimmer-Appartements mit Miniküche. „Manche kommen schon seit zehn Jahren.“ Keiner gehöre zu den inzwischen 168 (plus 29) Corona-Infizierten. (…) Ein Problem bei der Erfassung der Leiharbeiter von Müller-Fleisch seien auch „wilde Wohnungen“, wo viele leben, die andernorts gemeldet sind, erläutert Daudert. Er selbst habe dem einen Riegel vorgeschoben, bekomme von der Firma, die die Häuser betreut, alle zwei Wochen Namenslisten, die er ans Einwohnermeldeamt melde. In der Sonnenhalde derzeit 123 Bewohner in rund 70 Zimmern, nicht die 180, über die Kritiker sprechen…“ Artikel von Edith Kopf vom 22.04.2020 in Badische Neuste Nachrichten online externer Link
    • Firma Müller Fleisch in Birkenfeld: 139 infizierte Mitarbeiter
      “Am Wochenende wurden 48 Mitarbeiter der Firma Müller Fleisch in Birkenfeld positiv auf das Coronavirus getestet. Damit steigt die Zahl der Infizierten im Unternehmen auf 139. Auch am Montag wurden weitere Tests gemacht, die Ergebnisse stehen allerdings noch aus. Nun soll bei Müller Fleisch noch einmal nachgesteuert werden, sowohl innerhalb des Betriebs als auch in den Gemeinschaftsunterkünften, in denen viele der Betroffenen wohnen. Dies sei das Ergebnis einer Telefonkonferenz mit der Geschäftsführung von Müller Fleisch, wie Landrat Bastian Rosenau sagt. Eine Gefährdung der Verbraucher sei ohnehin ausgeschlossen, da innerhalb des Betriebs strenge Hygienestandards herrschen. Die Firma sei weiterhin sehr kooperativ, wie Rosenau betont. Bis auf weiteres geschlossen bleibe der Direktverkauf. Um weitere konkrete Maßnahmen zu besprechen, werden sich die Leiterinnen des Gesundheitsamts und des Verbraucherschutz- und Veterinäramts, Dr. Brigitte Joggerst und Dr. Linda Koiou, am Dienstag mit der Firma und deren Dienstleistern zusammensetzen. Die Reihentestung der Mitarbeiterschaft geht unterdessen in den nächsten Tagen weiter. Geplant ist zudem, die Tests in etwa zwei Wochen zu wiederholen, um den Status der Belegschaft zu prüfen, wie das Gesundheitsamt mitteilt.“ Meldung vom 21.04.2020 in „die neue Welle“ online externer Link
  • Noch mehr Corona-Infizierte bei Müller-Fleisch in Birkenfeld
    “Bei Müller-Fleisch in Birkenfeld dürfen jetzt 139 Mitarbeiter nicht zur Arbeit erscheinen. Bei 350 weiteren Tests am Wochenende wurden 48 Frauen und Männer entdeckt, die sich mit Coronaviren infiziert haben. Ergebnisse weiterer 200 Test stehen noch aus. Corona-Statistiken fördern zu Tage, worüber niemand reden will. Sie enthüllen, wo Menschen wohnen, die seit Freitag zusammen mit Müller-Fleisch in Birkenfeld unter Quarantäne gestellt sind. Wenn, wie in Neuenbürg, plötzlich 19 Betroffene mehr registriert werden und Höfen einen absoluten Spitzenwert je 1.000 Einwohner erreicht, verweist das auf Gruppeninfektionen. (…) Dabei könnten sie durchaus Positives berichten. Es gebe „kleinere Auflageverstöße“, aber „keine besonderen Vorkommnisse“ bei den Überwachungen an den Gemeinschaftsunterkünften, meldet Polizei. Sie setze kein zusätzliches Personal ein, entspreche aber einem Amtshilfeersuchen des Enzkreises beim Umgang mit der hohen Zahl der infizierten Mitarbeiter von Müller-Fleisch. (…) Tatsächlich, so ist bei Insidern zu erfahren, stellte sich die Lage zumindest am Wochenende etwas komplizierter dar. Es ging und geht beim Versuch, weitere Infektion zu vermeiden, nämlich wohl nicht nur um leicht identifizierbare Massenunterkünfte für die bei Subunternehmen angestellten Frauen und Männer. Es würden auch oft Wohnungen für WG-artige Strukturen angemietet. Bei weitem nicht jede Adresse dieser Unterkünfte sei bekannt oder bekannt gewesen. Auflagen, wie die Unterkunft auszusehen hat, werden nicht gemacht“, teilt das Landratsamt mit. Es handle sich oft um sogenannt Monteurswohnungen. Diese seien, was Hygiene anbelangt, mit Studentenwohnheimen vergleichbar. Dies habe auch die Polizei bestätigt…“ Artikel von Edith Kopf vom 20.04.2020 in Badische Neuste Nachrichten online externer Link
  • Müller-Fleisch arbeitet in Birkenfeld unter Corona-Quarantäne
    “Das Müller-Fleisch-Werk Birkenfeld darf dennoch weiterarbeiten, weil es zur kritischen Infrastruktur zählt. Das sind Versorgungssysteme, ohne die „nachhaltig wirkende Versorgungsengpässe, erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen eintreten würden.“ Gleiches gilt zum Beispiel für Strom-, Gas- und Wasserversorger, die Polizei oder für Krankenhäuser. Müller-Fleisch betont, die am Standort hergestellten Fleischwaren seien uneingeschränkt verkehrsfähig und könnten unbedenklich verzehrt werden. (…) Für diejenigen Mitarbeiter, die weiter zur Arbeit gehen dürfen, gelten verschärfte Hygieneauflagen. Dazu gehört beispielsweise das Tragen von FFP2-Masken. Zudem dürfen sich diese Mitarbeiter nur zuhause und bei der Arbeit aufhalten, aber das Haus beziehungsweise die Arbeitsstätte außer zum Transport zwischen den beiden nicht verlassen.“ Beitrag von Norbert Lehmann vom 20.04.2020 bei agrarheute externer Link
  • Siehe auch das Update in Badische Neueste Nachrichten online vom 17.4.2020: Gemeinden besorgt wegen Corona-Fällen bei Birkenfelder Müller-Fleisch – Personal wohnt in Containern externer Link
  • Siehe auch im LabourNet:
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=170682
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