Polizei im Ausrastezustand. Die Hamburger Polizei nimmt einen schwarzen Jugendlichen fest, nachdem dieser eine Rede gegen Polizeigewalt gehalten hatte

Hamburg am 16.4.21: Kundgebung in Solidarität mit den Jugendlichen und gegen Rassismus und Polizeigewalt: 14 Uhr vor der Davidwache„„Ich muss in Angst leben, weil ich schwarz bin“, sagt Asad F. ins Mikrofon. (…) F. ist 15 Jahre alt und spricht zum ersten Mal vor so vielen Zuschauer*innen. Es ist Samstag, der 10. April und rund 80 Personen hören ihm zu, sie sitzen auf der Balduintreppe an der Hamburger Hafenstraße bei einer Kundgebung gegen rassistische Polizeigewalt. (…) Als Asad F. mit seinem ebenfalls schwarzen Bruder Musa F. und einem weißen Freund die Kundgebung verlässt, stürmen an der Reeperbahn mehrere Polizist*innen auf die drei Jugendlichen zu. „Mindestens 15 Cops in kompletter Riot-Ausrüstung haben uns umstellt und an eine Wand getrieben“, sagt Asad F. Sein Bruder habe angefangen, die Szene mit dem Handy zu filmen. (…) Der Polizist habe ihm das Handy aus der Hand gerissen und den 16-Jährigen gegen die Wand geschlagen. Fünf Polizisten hätten ihn fixiert. (…) Als die Polizist*innen die Jungs aufgefordert hätten, ihre Jacken auszuziehen, sei Asad F. klar geworden, was sie suchten: Den ACAB-Pulli. (…)Die Polizist*innen hätten von seinem Bruder abgelassen und den Jüngeren auf die Davidwache gebracht. Dort hätten sie ihn komplett durchsucht und auch im Intimbereich abgetastet, bis auf die Unterhose habe er sich ausziehen müssen. Musa F. alarmierte seine Mutter, die ihren Sohn abholte. (…) Seine Mutter brachte ihn ins Krankenhaus, wo die Ärzt*innen ihn über Nacht zur Beobachtung behielten. Sie stellten ein stumpfes Bauchtrauma sowie Prellungen an Kopf, Hüfte und Rippen fest. (…) Gegen Asad F. ermittelt die Polizei jetzt wegen Beleidigung…“ Artikel von Katharina Schipkowski vom 14.4.2021 in der taz online externer Link – siehe dazu:

  • Polizeieinsatz gegen zwei schwarze Jugendliche bleibt ohne Konsequenzen New
    „Der Polizeieinsatz gegen die beiden Schwarzen Jugendlichen Asad T. und Musa T., die am 10.04.2021 nach einer Kundgebung gegen rassistische Polizeigewalt auf der Reeperbahn von mehreren Polizist:innen angegangen wurden, wird ohne Konsequenzen bleiben. Dies teilte der Senat jetzt in einer Antwort auf eine Schriftliche Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft mit. Deniz Celik, innenpolitischer Sprecher der Linksfraktion, kritisiert die Entscheidung: “Der Betroffene hat in einem öffentlichen Interview die erlebte Gewalt durch die Polizei geschildert und wurde stationär im Krankenhaus behandelt. Es ist absolut nicht nachvollziehbar, warum die Behörden trotzdem kein Anfangsverdacht zur Einleitung eines Ermittlungsverfahrens sehen.” Der Senat behauptet in seiner Antwort, dass der Polizeieinsatz nicht ursächlich für Verletzungen gewesen sein könne. Das bezweifelt Celik – und fordert politische Konsequenzen: “Es ist ja gerade die Aufgabe eines Ermittlungsverfahrens, den Sachverhalt aufzuklären und alle tatrelevanten Umstände zu ermitteln. Es ist kein Wunder, dass Polizeigewalt meistens straffrei bleibt, wenn Aussagen der Polizei nicht hinterfragt werden, obwohl es durch die Aussage des Betroffenen berechtigen Zweifel an der Polizeiversion gibt. Der Vorgang bestätigt unsere Vorbehalte gegen die polizeiliche Aufklärung von Polizeigewalt und bekräftigt unsere Forderung nach einer unabhängigen Polizeibeschwerdestelle.” Pressemeldung der Fraktion ‚die Linke‘ in der Hamburgischen Bürgerschaft externer Link, siehe dazu:

    • Polizeigewalt? Alles wie gehabt
      Der Übergriff von Polizist*innen auf zwei schwarze Jugendliche auf St. Pauli bleibt folgenlos, sagt der Hamburger Senat. Der Hamburger Senat formuliert es in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion kompliziert: „Ausreichende Anhaltspunkte für einen strafrechtlich relevanten Anfangsverdacht zur Einleitung eines Ermittlungsverfahrens, die den Verdacht einer Straftat im Amt begründen, liegen bisher nicht vor.“ Übersetzt bedeutet das: Der Polizeieinsatz gegen zwei schwarze Jugendliche Anfang April an der Reeperbahn wird keine Konsequenzen haben. Zumindest nicht für die Polizei…“ Artikel von Katharina Schipkowski vom 26.4.2021 in der taz online externer Link
  • am 16.4. gibts eine Kundgebung in Solidarität mit den Jugendlichen und gegen Rassismus und Polizeigewalt: 14 Uhr vor der Davidwache – siehe die Pressemitteilung vom 14.4.2021 der Seebrücke Hamburg externer Link samt Video: „Rassistischer Polizei-Übergriff auf Schwarze Jugendliche nach Black Lives Matter-Kundgebung“ und ebd. den Aufruf zur Demo
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=188978
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