[Kunstprojekt] Tear this down – Kolonialismus jetzt beseitigen

[Kunstprojekt] Tear this down – Kolonialismus jetzt beseitigen„… Mit der Präsenz von Verbrechern, Kriegen und Symbolen von Ausbeutung und Gewalt im öffentlichen Raum werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit gewürdigt. Das ist ein Zeichen für den allgegenwärtigen Rassismus und dafür, dass Deutschland keine Verantwortung für die eigene koloniale Vergangenheit übernimmt. Wenn Kolonialgeschichte nicht aufgearbeitet wird, bleiben rassistische Strukturen bestehen. Kolonialismus ist Teil der deutschen Geschichte! Er muss aufgearbeitet werden, insbesondere seine Kontinuität im Nationalsozialismus und in allen Nachwirkungen, die er bis heute hat. Eine tiefergehende kritische Auseinandersetzung mit Kolonialismus und Rassismus muss Teil unseres Alltags werden! Gerade auch im öffentlichen Raum. Durch koloniale Straßennamen, schreibt sich aber immer und immer wieder die Perspektive der Täter und der Gewalt in die öffentliche Wahrnehmung ein. Es geht nicht um die Unsichtbarmachung von Kolonialgeschichte, sondern um einen Perspektivwechsel…“ Aus der Aktionsseite von Peng externer Link mit einer Karte für die Sammlung von kolonialen Namen im öffentlichen Raum. Siehe nun die Repression dagegen:

  • [Offener Brief der Vielen an den Berliner Senat] Peng-Kollektiv: Kulturbetrieb protestiert, dass die Polizei Aktionskünstler auf Terrorliste setzen will New
    Unter dem Motto „Kunstfreiheit darf nicht auf die Terrorliste“ verteidigen namhafte Theater und Einzelpersonen aus dem Kulturbetrieb das Peng-Kollektiv. Jüngst kam heraus, dass der Staat mit Mitteln der Terrorabwehr gegen die Künstler:innen vorgeht. Mit einem offenen Brief protestieren zahlreiche Kulturinstitutionen, Theater und Einzelpersonen aus Deutschland dagegen, dass das Künstler:innenkollektiv „Peng!“ auf die bundesweite Terrorliste des Verfassungsschutzes aufgenommen werden soll. Der Vorgang war durch eine kleine Anfrage des Linksparteiabgeordneten Niklas Schrader bekannt geworden. Zuvor hatte die Polizei Privatwohnungen von (ehemaligen) Mitgliedern und die Büroräume der Aktionskünstler:innen durchsucht. (…) Im Rahmen der Durchsuchungen bei Peng hat das Berliner Landeskriminalamt den Fall zuletzt beim Gemeinsamen Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum (GETZ) eingebracht. Das GETZ ist eine Koordinierungsstelle von über 40 Geheimdiensten und Polizeien aus Bund und Ländern zur Abwehr von Rechtsextremismus, Linksextremismus, Ausländerextremismus und Spionage. Die Koordinierungsstelle steht in der Kritik, weil sie nach Einschätzung einiger Jurist:innen das Trennungsgebot zwischen Geheimdiensten und Polizei verletzt…“ Artikel von Markus Reuter vom 26.08.2021 bei Netzpolitik externer Link und:

    • Offener Brief der Vielen an den Berliner Senat
      „… Den oben genannten Quellen entnehmen wir, dass das Berliner LKA empfohlen hat, das Künstler*innenkollektiv „Peng!“ auf die bundesweite Terrorliste des Verfassungsschutzes aufzunehmen. So bestätigt es die Staatssekretärin der Justiz von Berlin Dr. Daniela Brückner gegenüber Mitgliedern der Künstler*innengruppe. Begründet wird dies mit der durch das Kollektiv gemeinsam mit der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland initiierten und betriebenen Webseite tearthisdown.com, die sich kritisch mit kolonialen Denkmälern und Straßennamen auseinandersetzt. Die Einstufung erfolgte aufgrund des Vorwurfs, dass diese angeblich zu Straftaten aufrufe. Wir erkennen hierin einen grenzüberschreitenden, beispiellosen Vorgang, der die Freiheit der Kunst gefährdet und Künstler*innen mit extremistischen Gruppen wie etwa der Al-Nusra Front oder potenziellen NSU-Attentätern in Verbindung bringt und formal sogar gleichsetzt…“ Offener Brief vom 24. August 2021 von und bei Peng! externer Link mit vielen Erstunterzeichner*innen
  • Polizei macht Terrorabwehr gegen Aktionskunst 
    „… Das Berliner Landeskriminalamt hat die Aktionskünstler:innen vom Peng-Kollektiv beim Gemeinsamen Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum gemeldet. Vor etwa einem Monat hatte die Polizei mehrere Wohnungen von Vereinsmitgliedern und das Büro des Vereins durchsucht. Die Durchsuchung gegen die Aktionskünstler:innen externer Link stand im Zusammenhang mit der Webseite TearThisDown.com externer Link, die Peng gemeinsam mit der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland externer Link veröffentlicht hat. Die Webseite zeigt eine Karte von Orten, an denen der Kolonialismus weiterlebt – und ruft zu Aktionen gegen diese auf. Die Staatsanwaltschaft wirft Peng wegen der Aktion eine Aufforderung zu Straftaten vor. Durch eine Kleine Anfrage externer Link des Berliner Innenpolitikers Niklas Schrader (Linke) kam nun heraus, dass das Landeskriminalamt Berlin „hinsichtlich der Websiteveröffentlichungen des Vereins ‚Peng!‘ oder damit im Zusammenhang stehender Sachbeschädigungen den zugrundeliegenden Sachverhalt im Hinblick auf die anstehenden Durchsuchungsmaßnahmen am 15. Juli 2021 in das Gemeinsame Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum eingebracht“ hat. (…) Das Gemeinsame Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum (GETZ) ist eine Koordinierungsstelle von über 40 Geheimdiensten und Polizeien aus Bund und Ländern zur Abwehr von Rechtsextremismus, Linksextremismus, Ausländerextremismus und Spionage. Die Koordinierungsstelle steht in der Kritik, weil sie das Trennungsgebot zwischen Geheimdiensten und Polizei verletzen könnte. (…) Niklas Schrader hält das Vorgehen der Behörden für völlig unverhältnismäßig. „Es muss möglich sein, im Internet auf einen solchen Handlungsbedarf hinzuweisen, auch in zugespitzter und drastischer Form. Die Kunstfreiheit wird in Deutschland sehr umfassend gewährt, das LKA scheint das nicht zu kümmern“, so der linke Abgeordnete weiter. Dass das LKA Peng jetzt sogar ins Gemeinsame Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum eingebracht habe, zeige dass die Prioritätensetzung in den Sicherheitsbehörden aus der Balance sei. (…) Das Peng-Kollektiv selbst hält die Vorwürfe für „mega konstruiert“ externer Link. Die Gruppe wertet die Ermittlungen und die Weitergabe an das GETZ als Einschüchterung auch an antirassistische Gruppen externer Link. Es gehe gar nicht so sehr um Peng, heißt es weiter: „Es geht um uns alle: um die Seenotrettungsbewegung. Um Antirassismus. Um öko-soziale Gerechtigkeit. Um alle, die für eine bessere Welt kämpfen wollen, trotz allem!“ Beitrag von Markus Reuter vom 13. August 2021 bei Netzpolitik.org externer Link
  • Antirassistische Website führt zu Hausdurchsuchung!
    Am Donnerstag, den 15.07.2021 wurde das Berliner Büro und Privatwohnungen des Künstler*innenkollektivs Peng durchsucht. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft ist der Aufruf zu Straftaten. Die Polizei verschaffte sich in den frühen Morgenstunden Zugang zu den Räumen. Als Grund für die Durchsuchung wird die Website tearthisdown.com genannt. Staatliche Repressionen wegen Antirassistischer Deutschlandkarte; Kunstfreiheit & Satire zählt nicht bei der Thematisierung von Kolonialismus; Wir arbeiten weiter an einer angemessenen & kritischen Auseinandersetzung. Das Kunstprojekt „Tear this down“ entstand in Zusammenarbeit mit uns, der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) im Sommer 2020. Im Zuge der Black Lives Matter Proteste nach der Ermordung des US-Amerikaners George Floyd, kam es weltweit zu vielfältigen Aktionen, künstlerischen Interventionen und öffentlichen Diskussionen darüber, wie sich kolonialrassistische Traditionen durch unseren Alltag ziehen und koloniale Spuren, wie zum Beispiel die Ehrung von Kolonialverbrechern durch Denkmale und Straßennamen, im öffentlichen Raum präsent sind. „Tear This Down“ besteht aus einer Deutschlandkarte, in der solche kolonialrassistischen Orte gesammelt werden können. Ein Blick auf die Karte zeigt: Bei der Vielzahl an Straßen- und Plätzen mit Kolonialbezug ist die These, Deutschland sei nie eine Kolonialmacht gewesen, nicht haltbar. Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland ist entsetzt über die Repression, die nun, ein Jahr nach dem Erscheinen der Website, dem Peng Kollektiv entgegen schlägt…“ Pressemitteilung vom 26.7.2021 bei der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Bund e.V. externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=192614
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