Studentenverbindungen: Jobmaschine für Burschenschafter
„… Michael Büge musste sich entscheiden: entweder aus der Berliner Burschenschaft Gothia austreten oder seinen Posten als Staatssekretär im Berliner Senat verlieren. Weil die Studentenverbindung wegen ihrer Zugehörigkeit zum ultrarechten Dachverband Deutsche Burschenschaft (DB) allzu sehr ins Gerede gekommen war, hatte ihm sein Chef die Pistole auf die Brust gesetzt. Und Büge entschied sich: für die Burschenschaft. „Ich werde mein Rückgrat nicht brechen lassen“, ließ er sich markig zitieren. Seine politische Karriere opferte er damit jedoch keineswegs. Dafür sorgte die AfD. In der neuen Rechtsaußenpartei, gegründet 2013 nur wenige Monate vor Büges Aus als Staatssekretär, fand der langjährige CDU-Politiker und stolze Burschenschafter nicht nur eine neue politische Heimat, sondern auch einen Arbeitgeber. Erst begleitete der heute 54-Jährige als Wahlkampfkoordinator den Einzug der AfD in den Bundestag, dann wurde er Fraktionsgeschäftsführer in Rheinland-Pfalz. (…) Im Fall Büge offenbaren sich die zwei gegenläufigen Entwicklungen, denen sich Korporierte heute gegenübersehen. War die Mitgliedschaft in einer Verbindung, ganz gleich ob konfessioneller Bund, Landsmannschaft, Corps oder stramm rechte Burschenschaft, jahrzehntelang ein Trumpf auf dem Arbeitsmarkt, so wird sie jetzt immer öfter zum Handicap. (…) Das ist die eine Seite. Die andere ist die AfD. Mit dem rasanten Aufstieg der Partei und ihrem Einzug in den Bundestag sowie sämtliche Landesparlamente waren nicht nur Mandate zu vergeben, sondern auch Mitarbeiterstellen in großer Zahl zu besetzen. Eine Jobmaschine, wie gemacht für Korporierte, vor allem aus den Burschenschaften. (…) Das Selbstbewusstsein von Burschenschaftern & Co. jedenfalls scheint mindestens im selben Maß gewachsen zu sein wie die AfD. Von Facebook-Beiträgen voller Größenwahn, Omnipotenz- und Gewaltfantasien berichtet Kurth. „Das ist durchaus beängstigend.“ Verändert sich dadurch auch das Klima an den Hochschulen?…“ GEW-Beitrag von Joachim F. Tornau vom 13. Januar 2021