So ist der (rechtsradikale) Wilde Westen: In Leipzig gibt es fürs Beinstellen ein Schnellverfahren. In Köln für Schüsse: Keine Hektik. Die Medienbegleitung ist jeweils angepasst…

Keine Zukunft für Nazis! Neuruppin, 6. Mai 2015„… Mit diesen Worten soll der Porzer CDU Lokalpolitiker die Jugendlichen laut einem WDR Interview, vor seinem Haus beschimpft haben, anschließend aufgefordert haben über seine Mauer zu kommen, damit er einen Grund habe zu schießen. Doch dann soll er ohne abzuwarten einem 20-jährigen von hinten in die Schulter geschossen haben. Die Kugel trat am Oberarm wieder aus, er hatte laut eigenen Angaben Glück, dass keine Hauptschlagader getroffen wurde. Nachdem zunächst eine Mordkommission in dem Fall ermittelt hatte, wurde Hans-Josef Bähner, so der Name des mutmaßlichen Schützen, aufgrund mangelnder Fluchtgefahr und angeblich nicht vorhandener Tötungsabsichten – er hatte nicht das komplette Magazin abgefeuert – auf freien Fuß gesetzt. Tagelang hatten die Lokalmedien zur Identität des CDU-Schützen geschwiegen. Erst nachdem gestern dank antifaschistischer Recherche der Name Bähner ins Spiel gebracht wurde, kam die Sache ins Rollen. Zwar schweigt sich die Kölner CDU bis dato aus, bis auf die Mitteilung, dass Bähners Mandat derzeit ruhe… (…) Wir sind gespannt, wie lange ein Prozess gegen ihn auf sich warten lässt. Während in Leipzig ein gestelltes Beinchen durch einen Betrunkenen gegen einen Polizisten in der Silvesternacht im Schnellverfahren zu einer hohen Bewährungsstrafe geurteilt wurde, erwarten wir hier, dass die Sache so lange geschoben wird, bis sie medial in Vergessenheit geraten ist…“ – aus dem Beitrag „Rassistische Beleidigungen durch Porzer CDU Schützen“ am 10. Januar 2020 bei Köln gegen Rechts externer Link über die Schüsse und ihre mediale (Nicht)Behandlung. Siehe dazu auch einen ausführlichen Beitrag über die ganze Entwicklung nach dem Schuss des Kölner CDU-Rechtsradikalen – und wie er dann trotz Medien an die Öffentlichkeit kam:

  • „Porz: Rechter Politiker schießt auf 20-jährigen mit Migrationshintergrund“ von Thomas Laschyk am 09. Januar 2020 beim Volksverpetzer externer Link zeichnet die ganze Entwicklung konkret nach, was so eingeleitet wird: „… Während anscheinend ein brennender Einkaufswagen eines Betrunkenen und eine anschließende, gewaltsame Auseinandersetzung mit der Polizei in Connewitz an Silvester aufgrund übertriebener Polizei-Aussagen zu “(Links-)Terrorismus aufgebauscht wurden. ist ein ganz anderer Fall aus dem letzten Jahr fast überhaupt nicht medial aufgegriffen worden: In der Nacht auf den 30. Dezember 2019 soll ein 72-jähriger CDU-Politiker (Name der Redaktion bekannt) in Porz in Köln nach einem Streit einen 20-jährigen Deutschen mit “osteuropäischem Migrationshintergrund” (dazu später mehr) von hinten in die Schulter geschossen haben. Das Opfer wurde schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Beim Tatverdächtigen hat die Polizei fünf scharfe Waffen gefunden, von denen nur vier auf einer Waffenbesitzkarte registriert sein sollen. Außerdem habe man eine „nicht unerhebliche“ Menge an Schwarzpulver gefunden. Es wurde mangels Haftgründen kein Haftbefehl beantragt und die Polizei ermittelt wegen “gefährlicher Körperverletzung”. Die Polizei geht nämlich vom “Rücktritt vom Tötungsdelikt” aus. Dazu später mehr. Die Polizei geht jedoch nicht von einem rassistischen oder anderweitig politischen Hintergrund aus. Bisher wurde nur wenig über den Fall berichtet und mit vielen Tagen Verzögerung. Vor allem in einigen lokalen Berichten wurde am 30. Dezember 2019 berichtet und dabei weder die Identität des Politikers, noch dessen Parteizugehörigkeit genannt. Anfang Januar gab es weitere Berichte, vor allem im Kölner Stadtanzeiger, die davon berichten, dass OB Henriette Reker Konsequenzen für die Tat forderte, während der tatverdächtige Politiker und die CDU zum Fall bis jetzt schwiegen. “Klar ist, dass eine solche Tat mit den Erwartungen an ein öffentliches Mandat unvereinbar wäre”, sagte Reker. Laut einem jüngsten Bericht lasse der Politiker “dem Vernehmen nach” vorerst sein Mandat ruhen. Eine Analyse der Artikelanzahlen zeigt, dass beispielsweise im Vergleich mit der Körperverletzung mit Todesfolge in Augsburg so gut wie gar keine Berichte auftauchten…“
  • Siehe sehr umfangreich bei Twitter: #Baehner und #Baehnergate
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=160468
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