„Combat 18“-Verbot: Kein Lehrstück

Broschüre von komaufbau: „Wieviel Staat steckt in rechten Terror-Strukturen – und wie können wir uns schützen?“ vom 20. Oktober 2019„… Das Verbot von Combat 18, so richtig es ist, kommt Jahre zu spät. Bereits 2018 berichtete die FR über interne Dokumente der Gruppe. Schon damals war klar, dass diese radikal und gut organisiert war – und dass ihre Kader in Tschechien an Schusswaffen übten. Doch die Behörden blieben dabei, dass Combat 18 für ein Verbot zu lose strukturiert sei. Im Jahresbericht 2018 des Bundesamts für Verfassungsschutz findet sich, immerhin konsequent, kein einziges Wort zu Combat 18. Es brauchte offenbar den Mord an Walter Lübcke und die Nähe des Hauptverdächtigen Stephan E. zu den Köpfen des Netzwerkes, um ein Umdenken im Innenministerium anzustoßen. Einige mutmaßen schon, die Behörden könnten über ihre umstrittenen V-Leuten so eng mit der Gruppe verstrickt gewesen sein, dass es schlicht als zu riskant erschien, sie zu zerschlagen…“ – aus dem Kommentar „Combat 18: Ein zu spätes Verbot“ von Hanning Voigts am 23. Januar 2020 in der FR online externer Link, worin zu den erwähnten Mutmaßungen nichts weiter ausgeführt wird – aber wenn etwa in NRW gerade mal eine – in Zahlen: 1 – Wohnung durchsucht wird, dann führt das nicht zur Abnahme eben dieser Mutmaßungen… Siehe dazu auch einen Beitrag über den keineswegs einzigen Aktivisten aus Castrop-Rauxel und einen weiteren über die Zusammenhänge der Nazi-Mordnetzwerke auch in Kassel – sowie einen von sehr vielen möglichen Hintergrundartikeln antifaschistischer Initiativen über dieses seit langem bekannte Netzwerk:

  • „Besuch bei Rassekriegern“ von René Heilig am 23. Januar 2020 in neues deutschland online externer Link unter anderem zur  Wohnungsdurchsuchung in Castrop Rauxel: „… Dabei klopfte sie auch an die Tür von Robin S. in Castrop-Rauxel. Den kennt die als Terroristin des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) verurteilte Zschäpe recht gut. Die beiden schickten sich Briefe aus und in den Knast. »Grüß Dich, Maulwurf!«, schrieb sie und er schmachtete zurück: »Nachti, Bea!« Rührend. Und so harmlos. Doch das täuscht. Robin S. ist eine »Hausnummer« bei der rechtsterroristischen Combat-18-Truppe. Mit anderen gehörte er einer Schlägertruppe um die Rechtsrockband »Oixodie« an und wurde zu einer achtjährigen Haftstrafe verurteilt, weil er 2007 bei einem Supermarktüberfall in Dortmund auf einen tunesischstämmigen Kunden geschossen und ihn schwer verletzt hatte. S. ist auch bekannt mit einem gewissen Stanley R., der bei der Donnerstagsrazzia festgenommen wurde. Er war Anführer der »Oidoxie Streetfighting Crew«, stammt aus Kassel, organisierte dort den »Sturm 18«. Das hessische LKA glaubt, dass R. als Europa-Chef von C18 auch die entsprechenden Konten führt. Vor ein paar Jahren wurde er nach Schießübungen in Tschechien in Bayern wegen der Einfuhr illegaler Munition verhaftet. Auch R. tauchte bei Recherchen zum NSU-Netzwerk auf. Er traf sich mit den Kumpanen von Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos, die mindestens zehn Morde, drei Bombenanschläge sowie mehrere Überfälle auf dem Gewissen haben. S. und R. sind typische C18-Kämpfer...“
  • „Combat 18“- Verbot: Neue Details zu Schlüsselfigur Stanley R.“ von Rebecca Röhrich am 23. Januar 2020 ebenfalls in der FR online externer Link zu Zusammenhängen mit dem Lübcke-Mord unter anderem: „… Nach dem Verbot der Neonazi-Gruppe „Combat 18“ durch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) wurden auch Wohnungen in Osthessen durchsucht. Näheres konnte das Innenministerium in Wiesbaden hierzu bisher nicht sagen.  Stanley R., eine Schlüsselfigur der Gruppe „Combat 18“, wurde in Thüringen festgenommen. Er galt vor Jahren als Kopf der rechtsextremen Szene in Nordhessen. Wie die antifaschistische Recherche-Plattform „Exif“ mitteilt, soll sich R. von 2001 bis etwa 2019 im Raum Kassel aufgehalten haben und in der VW-Kantine in Baunatal gearbeitet haben. Laut Informationen der Polizei soll Stanley R. bei der heutigen Razzia nicht festgenommen worden sein. Offenbar haben sich R. und der mutmaßliche Mörder des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU) gekannt, wie hessenschau.de berichtet...“
  • „Das Label „Combat 18““ am 08. September 2015 im Antifa-Infoblatt externer Link unterstrich bereits damals zur innerdeutschen Dimension des Terror-Netzwerkes: „… 1997 planten einige Neonazis aus Königswusterhausen, Oranienburg, Limbach-Oberfrohna und dem Sauerland die Herausgabe einer deutschen C 18-Untergrundzeitung. Doch im selben Jahr erreichten die Konflikte des englischen C18 auch Deutschland und spalteten die C18-Unterstützer-Szene. Etwa seit der Jahrtausendwende gab es einige Gruppen und Personen in Deutsch­land, die sich selbst als „Combat 18“ verstanden, szeneintern als „Combat 18“ wahrgenommen wurden oder „Combat 18“-Propaganda verbreiteten. Es war vor allem auch die RechtsRock-Führungsfigur und Verfassungsschutz-Spitzel Carsten Szczepanski (Brandenburg), der „Combat 18“ in der deutschen Neonazi-Szene bekannt machte. Szczepanski nutze zeitweilig ein C18-Postfach in England für den Vertrieb seiner Zeitschrift „United Skins“. Britische „Combat 18“-Aktivisten besuchten Ende der 1990er Jahre den fränkischen Raum in Deutschland. Ihre hauptsächlichen Ansprechpartner dort waren der RechtsRock-Musiker und B&H-Funktionär Bernd P. („Pernod“) im Bamberger Raum und Matthias G. in Schwabach. Der Kreis um „Blood & Honour Franken“ und die RechtsRock Band „Hate Society“ von Bernd P. galten seitdem als „Combat 18“-Exponenten in Deutschland. Der führende Neonazi-Funktionär Thorsten H. (Northeim/Frettenrode) wurde zeitweilig szene-intern ebenfalls als „Combat 18“ Kontakt angesehen, da er über gute Verbindungen zu dem englischen C18- Funktionär William Browning verfügt haben soll. Auch der schwedische B&H-Aussteiger Kim Fredriksson nahm Thorsten H. als deutsche Kontaktperson aus dem B&H/C18-Milieu wahr…“
  • Siehe auch: Die Nazi-Morde (nicht nur) in der neuen BRD: Anstatt eines Kommentares zum Verbot von Combat 18
  • Und zu „Combat 18“ von vielen Beiträgen zuletzt am 22.1.2020 aktualisiertes Dossier: Nach dem Mord an Regierungspräsidenten in Kassel: Rechte geifern und predigen Hass
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=161678
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