Was die „Basis“ der CDU so musikalisch macht: Aktionseinheit mit der NPD…

[Aufruf von Pro Asyl] Wir geben keine Ruhe - Gemeinsam gegen Rassismus!„… Wetzlar – „Feine Sahne Fischfilet“ geben ein Konzert in der „Rittal“-Arena in Wetzlar, und im mittelhessischen Idyll sind sie deshalb alle aus dem Häuschen. Und dies nicht nur vor lauter Vorfreude auf eine Punkband aus Mecklenburg-Vorpommern, die genauso im Fokus von Nazinetzwerken steht wie zeitweise unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. Die besorgten Bürgerinnen und Bürger fürchten vielmehr, dass Feine Sahne Fischfilet eine Horde linksversifft-radikaler Bombenleger mitten in ihr Städtchen lockt und in wilder Zerstörungswut Autos abfackelt, Gartenzwerge zertrümmert oder noch viel schlimmeres veranstaltet. Zumindest die örtliche CDU und der Verein „Pro Polizei“ zeigen sich im Vorfeld zum Konzert von Feine Sahne Fischfilet äußerst besorgt. Daher rufen beide, nach dem Motto „doppelt hält besser“, zu zwei unterschiedlichen Mahnwachen auf – um eine halbe Stunde zeitversetzt, auf dass das mahnende Volk sich an beiden Orten einfinden möge. Mit einem brennenden Polizeiwagen bewirbt die CDU ihre Aktion gegen „Linksanarchisten wie Feine Sahne Fischfilet“, die man in Wetzlar nicht wolle. Um 17.30 Uhr werden sie sich vor dem Tempel des Bösen, der „Ritall“-Arena, einfinden; Pro Polizei stellt sich um 18 Uhr ebenfalls auf. Gut, dass (noch?) CDU-Mann Hans-Jürgen Irmer „Pro Polizei“-Vorsitzender ist, insofern dürfte sich das Publikum weitestgehend überschneiden. Aber noch besser ist, dass Wetzlars CDU die wahren Probleme ihrer Stadt erkannt hat. Und die sind nicht etwa die fünf Sitze, die die NPD in der Stadtverordnetenversammlung bekleidet, oder die 15,56 Prozent für die AfD bei den letzten Landtagswahlen…“ – so begann in dem Beitrag „Punkband Feine Sahne Fischfilet spielt in Wetzlar – und CDU und NPD leisten Widerstand“ von Katja Thrwarth am 01. Dezember 2019 in der FR online externer Link die Berichterstattung über die rechtsradikalen Aktionen des Abends, die danach chronologisch fortgeschrieben wurde und die Aktionseinheit der Rechten sehr deutlich macht. Siehe dazu auch einen Beitrag vom Tag vorher, der diese Ereignisse „einordnet“:

  • „Endlich passiert hier mal was! Brennende Autos als Vorboten von Feine Sahne Fischfilet“ von Dominic Harapat am 30. November 2019 ebenfalls in der FR online externer Link: „… Das pittoreske Wetzlar erschütterte unter der Botschaft, dass diese linksgrün-versifften, vegan-verschwulten Staatsfeinde ausgerechnet hier eine Bühne bekommen sollten. Es hing noch kein Veranstaltungsplakat, da brannte auch schon als eine Art konservatives Frühwarnsystem das erste Auto aus, wenn auch nur aufgrund eines technischen Defekts. Die Zeichen der Zeit standen auf Angst. Szenen wie zum G20-Gipfel in Hamburg sollten sich hier auf keinen Fall wiederholen!  Folgerichtig verweigerte die CDU-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung ihre Zustimmung zur Wetzlarer Erklärung zu Toleranz, Teilhabe, Menschenwürde und -rechten. Ohne den Zusatz, dass man sich ausdrücklich gegen Anarchismus und Gewalt gegen Polizei und Hilfsorganisationen und nicht zuletzt auch gegen das Fressen kleiner Kinder und die öffentliche Zurschaustellung von Geschlechtsteilen wende, werde die CDU die Charta nicht bejahen. Nahezu zeitgleich veröffentlichte der Wetzlarer Bundestagsabgeordnete H.J. Irmer (ebenfalls CDU) in seinem lokalen Anzeigenblättchen Wetzlar Kurier einen Artikel des Vereins Pro Polizei, dem Irmer ganz zufällig auch vorsteht. Die Band solle sich „öffentlich von diesen linksradikalen und den inneren Frieden zersetzenden Texten […] distanzieren und den Menschen, die aus Überzeugung Polizeibeamte geworden sind, den nötigen Respekt […] zollen.“ Irmer, seines Zeichens Rechtsausleger und Scharfmacher, ist der wohl letzte Vertreter seiner Art, der den Weg raus aus der CDU noch immer nicht gefunden hat. Dabei steht er in der Tradition solch beeindruckender hessischer Stahlhelm-CDU-Größen wie Alfred Dregger (NSDAP), Alexander Gauland, Martin Hohmann (beide AfD) oder Erika Steinbach (zumindest AfD-nah). Immer wieder macht er mit antimuslimischen oder homophoben Äußerungen und Parolen von sich reden. Es verwundert also nicht, dass er Anstoß am Auftritt einer Band nimmt, die sich eindeutig gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit positioniert. Doch damit noch nicht genug. Zusätzlich machte ein weiterer Aufruf von Pro Polizei die Runde, sich an deren Mahnwache zu beteiligen und damit angesichts des anstehenden Konzerts auch mal Dank und Respekt an Polizisten und Sicherheitskräfte auszudrücken..
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=158176
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