[Buch] Gegensteuern. Für eine neue Wirtschaftspolitik gegen Rechts

[Buch] Gegensteuern. Für eine neue Wirtschaftspolitik gegen RechtsDie AfD scheint sich fest in der deutschen Politik etabliert zu haben. Bei der Diskussion über Gegenstrategien geht es meist darum, ob und wie man mit den Funktionären der Partei und ihren Wählern reden soll. Aber reicht das? Drücken sich in der Attraktivität rechtspopulistischer Parteien für viele Menschen in Europa nicht tieferliegende gesellschaftliche Probleme aus? Und wie lassen sich diese angehen? Gustav A. Horn meint: Jahrzehnte neoliberaler Politik und das Versagen der sozialdemokratischen Parteien haben den Boden für den Rechtspopulismus bereitet. Und er zeigt konkret, wie ein Politikwechsel aussehen muss, der die Demokratie stärkt und unser Land in eine soziale und ökologische Zukunft führt.“ Info des Ch. Links Verlags externer Link zum Buch von Gustav A. Horn, siehe dazu die Empfehlung von Volker Bahl:

 „Gegensteuern – Für eine neue Wirtschaftspolitik gegen Rechts“

… von Gustav Horn (https://taz.de/Neues-Buch-von-Gustav-Horn/!5699578/ externer Link)

Also da es bisher so wenig beachtet wird, möchte ich auch noch (= siehe Hannes Koch) auf das Buch des Ökonomen Gustav Horn, „Gegensteuern – Für eine neue Wirtschaftspolitik gegen Rechts“ aufmerksam machen, weil es für einen Ökonomen eine Tiefe der gesellschaftlichen Problemstellungen – z.B. auch empirisch zu Hartz IV – ausbreitet, die einfach auch aus seiner Erfahrung eines ökonomischen Institutes wie des IMK (https://de.wikipedia.org/wiki/Institut_f%C3%BCr_Makro%C3%B6konomie_und_Konjunkturforschung externer Link) entstanden ist, das gerade durch die Nähe zu den Gewerkschaften seinen auch praktischen Bezug hat.

Diese klare Praxisnähe zieht sich durch die Darstellung des ganzen Buches – und wird noch unterstützt durch die Breite der sozialen Problemstellungen (empirisch!)

Aber mir drängt sich auch der Eindruck auf, dass Horn durch seine Vermittlungstätigkeit (z.B. auch als Lehrender mit Studenten) eine Einfachheit der Sprache bei den Erklärungen der ökonomischen Zusammenhänge – immer von seiner Warte aus als „Keynesianer“ richtig kontrovers zum auch breit referierten neoliberalen Mainstream – von ihm gefunden wurde, sodass trotz der ganzen Komplexität man kein volkswirtschaftliches Studium braucht, um der Entfaltung dieser Gedanken folgen zu können – um danach auch noch fit für eine ökonomische Kontroverse sein zu können.

Das drückt sich auch in dem sehr sparsamen Anmerkungsapparat für das ganze Buch aus. (etwas über 30) So ist Gistav Horn bei dieser Intention jetzt eine breite Leserschaft zu wünschen!

Kurz seien noch aus seinem Buch Beispiele zitiert, die das deutlich machen:

Zum Regime der Schuldenbremsen: „Deregulierte Finanzmärkte, eine globalisierte Realwirtschaft und Schuldenbremsen sind logisch ökonomisch nicht miteinander zu vereinbaren. Eines dieser drei Phänomene müsste verschwinden, um wieder eine ökonomisch logische Konstellation zu erreichen. (Regimewechsel)“ oder noch zur Frage warum die ökonomisch sozialen Krisen derzeit vor allem den Rechten nützen: Nachdem die Sozialdemokratie zunächst mit einem „Vulgärkeynesianismus“ die ersten weltwirtschaftlichen Krisen (Ölpreiskrisen der 1970-er ff. Jahre usw.) „unterkomplex“ (weltwirtschaftlichen Zusammenhänge einfach nicht erkannt) „versemmelt“ hatte, hat sie selbst zunächst die Ursache zur Neoliberalen Wende gelegt. (Gustav Horn, Seiten 47 ff.

„Die Wende zur neoliberalen Wirtschaftspolitik“

(vgl. zur genaueren Einordung dieses Geschehens vorher in den 1970-er Jahren auch Stepan Schulmeister (Der Weg zur Prosperität) die Ausführungen zu den „Trivial-Keynesianern“ – angefangen bei den Seiten 92 f., über die Seiten 99 f. zu den Seiten 115 ff.)

Und im zweiten Schritt hat diese Sozialdemokratie – ohne ihre Fehleinschätzung zu korrigieren – auch noch selbst die Wende zum Neoliberalismus in der Rot-Grünen Regierung nach der 2000-er Zeit vollzogen mit der dominanten Durchsetzung der Finanzmärkte (siehe dazu wiederum Gustav Horn „Finanzmärkte als Kontrollinstanz der Demokratie“ (Seiten 56 ff.): „Doch warum diese Gegenbewegung aktuell keine linke, sondern im Kern eine rechtsnationalistische ist, hat zwei Gründe: Der erste Grund besteht darin, dass die Linke in den Augen vieler Menschen gleich doppelt diskreditiert war. Zum einen, weil ihr mit dem Aufkommen des Neoliberalismus vorgeworfen worden war, eine beschäftigungs- und wachstumsfeindliche Politik zu betreiben, die für die – auch damals enstandene. hohe Arbeitslosigkeit verantwortlich sei. Und dann zum anderen, warf man ihr vor, dann in der Folge diesem neoliberalen Zeitgeist auch noch (nach 2000) nachgegeben zu haben. Das mag widersprüchlich klingen und ist es zumindest teilweise. Doch der gemeinsame Nenner dieser Vorwürfe ist, dass die Linke es in beiden Situationen nicht vermocht hat, überzeugende Alternativen zu den Neoliberalen zu entwickeln. Insbesondere mit dem Einknicken vor den Neoliberalen haben sie schließlich demonstriert, dass sie Teil des Problems und nicht ihre Lösung sind. Warum sollte man ihnen also jetzt vertrauen?

(https://gustav-horn.de/das-neue-buch-gegensteuern/ externer Link)

Empfehlung von Volker Bahl vom 6.8.2020 – wir danken!

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=176583
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