Betriebsratswahlen 2026 vom 1. März bis 31. Mai – werfen bereits braune Schatten voraus

Dossier

Harte Zeiten erfordern starke BetriebsräteVon März bis Mai 2026 finden die nächsten Betriebsratswahlen statt. Während in kleineren Betrieben sich die Frage stellt, ob es überhaupt Kandidat:innen gibt, stellt sich in Großbetrieben die Frage, wieviel Listen antreten und wie hoch die Wahlbeteiligung ist. Nur noch 37% der Beschäftigten in Betriebe mit fünf und mehr Mitgliedern haben einen Betriebsrat. (…) Die Entpolitisierung der Gewerkschaften und ihre Anpassung an das kapitalistische Profit- und Konkurrenzsystem haben dazu geführt, dass sich die meisten Betriebsräte als Co-Manager betrachten. In der Krise führte das dazu, dass sie bereit sind, erkämpfte Errungenschaften über Betriebsvereinbarungen – meist völlig undemokratisch ohne Diskussion und Zustimmung der Belegschaft – zu opfern. (…) Die Gefahr besteht, dass sich der Unmut in der Belegschaft bei VW über die von IGM und Betriebsräten mitgetragene Arbeitsplatzvernichtung mit zusätzlichem Lohnverzicht teilweise in Stimmen für das „Zentrum Automobil“ bei den Betriebsratswahlen 2026 ausdrückt…“ Umfangreiche Analyse vom 27. August 2025 bei der Vernetzung für kämpferische Gewerkschaften externer Link („Betriebsratswahlen 2026: Harte Zeiten brauchen kämpferische Betriebsräte“) und mehr zum Thema:

  • Brandmauern gegen blaue Elefanten? Die Betriebsratswahlen unter dem Druck der Rechten New
    „… Nüchtern betrachtet basiert die gewerkschaftliche Handlungsfähigkeit schon seit einiger Zeit auf der (stillen) Unterstützung von zur AfD neigenden Kolleg:innen.
    Die Lage spitzt sich zu. Vor den Betriebsratswahlen 2026 stehen die DGB-Gewerkschaften vor einem grundlegenden Dilemma: Die Kandidat:innen der DGB-Gewerkschaften werden nicht umhinkommen, ihr Mandat durch die Zustimmung von AfD-Wähler:innen zu erringen. (…) Bereits ein einzelner organisierter Rechter kann ausreichen, um den Nichtangriffspakt zu beenden. Das zeigt sich hervorragend am Fall von VW in Zwickau. (…) Es ist davon auszugehen, dass rechte Listen vor allem in größeren Betrieben eingereicht werden. In kleineren Betrieben werden Rechte, falls es keine Personenwahl gibt, wohl eher auf DGB-Listen auftauchen. Das gilt es bei der Listenaufstellung zu berücksichtigen. (…) Die Freistellung für die Betriebs- oder Personalratsarbeit ist für nicht wenige Menschen attraktiver als die Arbeit am Band oder in der Nachtschicht mit Patient:innen. Politische Motive spielen jedoch immer häufiger eine Rolle, so dass die Zahl von Listen mit rechten Kandidat:innen von 2018 bis 2022 anstieg. (…) Es wird eine große Zahl rechter Funktionär:innen auf DGB-Listen und bei Personenwahlen geben, besonders in kleineren Betrieben – schaut etwas genauer hin und besprecht das in Euren Gremien!…“ Aus dem Artikel von Jan Rottenbach in express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit – Ausgabe 11/2025
  • Betriebsratswahlen 2026: Harte Zeiten brauchen harte Betriebsräte
    Die Betriebsratswahlen von März bis Mai 2026 finden vor dem Hintergrund der Abwälzung der Kosten der kapitalistischen Krise auf die Arbeitenden statt. Statt Gegenwehr machen Gewerkschaften und Betriebsräte große Zugeständnisse an die Unternehmer. Das hat zu Unzufriedenheit, Unmut und Verunsicherung in den Belegschaften geführt. Eine der Folgen davon ist, dass bei Betriebsratswahlen die offiziellen Listen der Gewerkschaften Konkurrenz von anderen Listen bekommen. Im Gegensatz zu den 70er bis 90er Jahren des letzten Jahrhunderts sind diese Listen aber in der Regel keine Listen von kämpferischen Kolleginnen, sondern es kommt zu einer unpolitischen Zersplitterung im Gewerkschaftslager. So sind bei den vorgezogenen Betriebsratswahlen Anfang Juli 2025 bei Porsche 12 Listen angetreten. Davon sind nun sieben Listen im neuen Betriebsrat vertreten. Die offizielle IGM-Liste hat zwei Sitze verloren und kam nur noch auf 17 von 41 Mandaten. Es ist zu befürchten, dass die rechtsextreme AfD-nahe Organisation „Zentrum Automobil“ den Unmut in den Autofabriken über die Politik der IGM und ihrer Betriebsräte ausnutzt. Das zeigt die dringende Notwendigkeit, Gewerkschaften wieder in Kampforganisationen zu verwandeln. Statt Standortpolitik braucht es betriebs- und branchenübergreifende Solidarität und gemeinsamen bundesweiten und internationalen Kampf zur Verteidigung der gemeinsamen Interessen und sozialen, tariflichen und betrieblichen Errungenschaften der abhängig Beschäftigten. Dabei muss auch die Verfügungsgewalt der Unternehmer über die Fabriken in Frage gestellt werden. In Mitgliederversammlungen und Vertrauensleutesitzungen sollten Diskussionen darüber stattfinden, wie die Co-Management-Politik von Gewerkschaft und Betriebsräten beendet werden kann und Gewerkschafts- und Betriebsratsarbeit im Interesse der Kolleginnen und Kollegen aufgebaut werden kann. Auf der Grundlage dieser Diskussion sollten KandidatInnen für die Betriebsratswahl demokratisch und mit einem klaren kämpferischen Programm zu den Betriebsratswahlen antreten. Wenn bei Listenaufstellung kämpferische und aktive Kolleginnen ausmanövriert werden, sollten sie sich zusammenschließen und notfalls mit einem alternativen Programm eine eigene Liste aufstellen…“ Flyer vom Metallertreff Stuttgart vom Oktober 2025 externer Link
  • Faschistischer Spaltpilz: Wie die AfD die Betriebsratswahl 2026 nutzen will – und was man dagegen tun kann
    Laut bürgerlichen Umfragen wählten 38 Prozent der Arbeiter bei der Bundestagswahl die AfD. Mit der faschistischen Betriebsorganisation „Zentrum“ versucht sie zurzeit, in den Betrieben den organisierten Einfluss erheblich auszubauen.
    „Zentrum“ fährt die Kampagne „Werde Betriebsrat!“. Sie machen Infostände, Veranstaltungen und Online-Formate in den AfD-Strukturen und mobilisieren die dortigen Mitglieder, für die Betriebs- und Personalratswahl zu kandidieren, die bundesweit zwischen März und Mai 2026 stattfinden. „Zentrum“ coacht mögliche Kandidaten für Flugblatt-Aktionen vor dem Betrieb und für die Regularien und Taktiken zur Betriebsratswahl. Aktivitäten dazu sind aus mindestens elf Bundesländern bekannt, darunter bei den Monopolen Audi, BMW, Mercedes, VW, Chemieindustrie in NRW und in Krankenhäusern.
    Dagegen muss die höchste betriebliche und gewerkschaftliche Wachsamkeit gerichtet werden. Sie werden nicht unbedingt unter „Zentrum“ antreten, sondern auch unter anderen Namen oder als Einzelpersonen. Hier wird der Spaltpilz in die Arbeiterklasse gelegt. In den meisten Betrieben kann man per Persönlichkeitswahl die Kollegen in den Betriebsrat wählen, die die Belegschaft am besten vertreten. Durch die Faschisten drohen plötzliche Listenwahlen. Die Gewerkschaften und Betriebsräte diskutieren, durchaus kontrovers, was die gemeinsamen Interessen der Arbeiterklasse sind. „Zentrum“ ruft dagegen zur Opposition, also zur Spaltung unter den Arbeitenden, auf, erklärt die Gewerkschaften zum Hauptproblem und nimmt die Konzernführungen aus dem Visier
    …“ Beitrag vom 07.10.2025 in den Rote-Fahne-News externer Link
  • Betriebsrat als Gegeninstitution zur Gewerkschaft: Betriebsratswahlen 2026 – Eine Feierstunde der Sozialpartnerschaft wirft ihren Schatten voraus
    Die anstehenden Betriebsratswahlen finden zwar erst im März bis Mai des nächsten Jahres statt, doch dafür laufen bereits jetzt die Vorbereitungen. Schliesslich sind diese Wahlen keine Selbstverständlichkeit.
    Damit sie in den Betrieben durchgeführt werden, muss vielerorts erst einmal geworben werden; Kandidaten müssen gefunden und geschult und Listen aufgestellt werden. Betriebsratsarbeit ist neben den Tarifverhandlungen ein Schwerpunkt der Gewerkschaften und erfordern von diesen einigen Aufwand, denn für die meisten Arbeitnehmer sind die Betriebsratswahlen nicht das brennendste Problem. Die Belegschaften sind es ja, die zunächst einmal eine solche Wahl beantragen müssen. Und das ist keine Selbstverständlichkeit. So wird aktuell gemeldet externer Link, „seit Jahren würden immer weniger Beschäftigte, vor allem in der Privatwirtschaft, durch einen Betriebsrat vertreten. 2024 gab es zwar einen geringfügigen Anstieg um einen Punkt auf 37 Prozent der Beschäftigten in Betrieben mit fünf und mehr Mitarbeitern. Doch in der langjährigen Tendenz sinkt die Praktizierung der betrieblichen Mitbestimmung kontinuierlich.“.
    Also muss für die Betriebsratswahlen kräftig geworben werden
    externer Link: „Nicht jeder Kollegin und jedem Kollegen ist klar, von welcher Bedeutung eine hohe Wahlbeteiligung und ein gut aufgestellter Betriebsrat sind. Deshalb ist es wichtig, sich bereits frühzeitig Gedanken zu machen und rechtzeitig die ‚Werbetrommel‘ zu rühren. In diesem Webseminar stellen wir euch ungewöhnliche Tipps und praktische Konzepte für eine überzeugende Öffentlichkeitsarbeit vor. Ihr lernt, wie ihr die Arbeit und die Erfolge des Betriebsrats nach aussen wirksam kommunizieren könnt, entdeckt neue Möglichkeiten, um Kandidat*innen für das Betriebsratsamt zu gewinnen und die Belegschaft zahlreich zur Stimmabgabe zu motivieren.“
    Wenn es notwendig ist, extra die Werbetrommel zu rühren, sprechen die Erfolge der Betriebsratsarbeit offenbar nicht für sich. Und Werbung für den Betriebsrat ist alles andere als eine Aufklärung darüber, was ein Betriebsrat ist, wofür er staatlicherseits eingerichtet wurde. Was der Betriebsrat ist, was seine Aufgaben sind, wirft als Erstes ein bezeichnendes Bild auf diejenigen, die den Betriebsrat als ihr ureigenes Betätigungsfeld sehen, und auf die Stellung zu ihren Wählern. (…)
    Angesichts der anstehenden Wahlen wird von kritischen Gewerkschaftlern vor rechten Gruppen gewarnt, die sich ja mittlerweile in vielen Betrieben als Alternative zu den DGB-Gewerkschaften bemerkbar machen externer Link: „Dabei bedient sich die AfD eines altbekannten Konzepts: der Betriebsgemeinschaft – jener nationalistischen Sozialutopie, mit der die NSDAP ab 1928 versuchte über ihre Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation die Werkstore der Weimarer Republik zu stürmen.“
    Für die Betriebsgemeinschaft müssen die AfD-nahen Gruppen gar nicht gross werben, betreiben dieses Geschäft doch bereits die Betriebsräte der DGB-Gewerkschaften, die sich für das Überleben „ihres“ Betriebes stark machen, etwa mit Arbeitssicherungsverträgen, die Massenentlassungen einschliessen. Erinnert sei an die Bilder von Arbeitern bei Opel in Bochum mit T-Shirts der IG-Metall und dem Aufdruck „Wir sind Opel“. Wer also in der Orientierung auf das Wohl des Unternehmens mit Recht eine Schwächung der Gewerkschaften sieht, sollte mit seiner Kritik nicht erst beim AfD-Einfluss ansetzen.
    Kritik an der Institution Betriebsrat heisst übrigens nicht, dass eine Beteiligung an Betriebsratswahlen unsinnig ist. Sie kann eine Gelegenheit sein, eine gewerkschaftskritische Position im Betrieb bekannt zu machen, die nicht auf Betriebsräte, sondern auf die Organisation von Betriebsgruppen setzt, die die Verbindung zu Kollegen in anderen Betrieben suchen. Auch eine noch so gute gewerkschaftliche Arbeit kann allerdings die Mängel der Lohnarbeit nicht überwinden – ihre Abhängigkeit vom Gang des Geschäfts mit all der Unsicherheit von Entlassungen, dem ständigen Gesundheitsverschleiss und der problematischen Work-Life-Balance (seit Kanzler Merz ja eher ein Unwort). Dazu braucht es eine Arbeiterorganisation, die den Rahmen der Lohnarbeit sprengt
    .“ Sehr umfangreicher Artikel von Suitbert Cechura vom 21. Juni 2025 in untergrund-blättle.ch externer Link

Aus den Gewerkschaften:

  • Jetzt für die Betriebsratswahl 2026 kandidieren
    Betriebsräte haben besondere Rechte, mit denen sie ihre Kolleginnen und Kollegen schützen. Sie machen Arbeitsplätze sicherer, besser und gesünder. Ohne Interessenvertretung enden Demokratie und Rechtsstaat oft am Werkstor. Die nächsten Betriebsratswahlen stehen bevor – stärke das „Team IG Metall“…“ Kampagnenbeginn der IG Metall vom 12. August 2025 externer Link
  • DGB-Betriebsratswahlkampagne: Betriebsrät*innen gesucht
    Der DGB begleitet die anstehenden Betriebsratswahlen mit einer Öffentlichkeitskampagne. Ziel der Kampagne ist es, die wichtige Arbeit von Betriebsrät*innen, auch in Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften, aufzuzeigen. Hierzu werden Betriebsratsmitglieder aus dem Organisationsbereich der IG BAU gesucht, deren praktische Erfahrungen dargestellt werden sollen…“ Beitrag der IG BAU vom 12.06.2025 externer Link

Grundinfos im LabourNet:

Siehe dazu auch im LabourNet(Archiv)

  • Rassismusfreie Zone? Gewerkschaften zwischen Antirassismuskampagnen und Standortsicherung
    Artikel von Mag Wompel – S. 64-72 des Buches „WiderstandsBewegungen. Antirassismus zwischen Alltag und Aktion“. Das von der Gruppe Interface herausgegebene Buch erschien Ende Juni 2005 bei Assoziation A
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=231928
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