[Workers Memorial Day 2017] Ein Tag der Bilanz des tödlichen Kapitalismus – und des Kampfes dagegen: „Gegen die weltweite Vernichtungsmaschine“

Dossier

Plakat der CGT Spanien zum 28. April 2016: Workers Memorial DaySeitdem der Workers Memorial Day am 28. April jeden Jahres von der papierenen Proklamation (durch die ILO im Jahre 2003) zusehends zu einem Tag der Bilanz darüber geworden ist, was die Marktwirtschaft mit Leben und Gesundheit sowohl der arbeitenden als auch der erwerbslosen Menschen anstellt (vernichtet), ist es in jedem Jahr immer auch eine Frage, eine Auseinandersetzung, diesen Tag eben schon, aber bei weitem nicht nur, als Gedenktag zu begehen. Sondern als Tag des Kampfes und Protestes gegen eine Profitmaschine, die jährlich, monatlich, wöchentlich, täglich, stündlich, ja: Sekündlich über Menschenleben hinweg rast. 6.300 Tote täglich weltweit durch Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten sind die Bilanz jener Fälle, die bekannt wurden oder anerkannt, die „Dunkelziffer“ macht ihrem Namen Ehre. Ein Alltagsystem, das stets und immer und seit ewigen Zeiten mehr Todesopfer fordert, als jeder Krieg. Das krank macht, wenn ein Mensch im Arbeitsprozess steht – und auch, wenn nicht. Der Internationale Gewerkschaftsbund hat den diesjährigen 28. April dem Kampf gegen die immer noch in weiten Teilen der Welt tödliche Asbest-Industrie gewidmet. Was zu begrüßen ist, weil damit ein menschliches Problem angegangen wird, das immer noch fortbesteht, trotz aller Deklarationen. Unser Special zum Workers Memorial Day 2017 befasst sich mit den aktuellen und „modernen“ Varianten der Verbrauchsmaschine Kapitalismus und trägt deswegen den Titel „Gegen die weltweite Vernichtungsmaschine“ und ist ein – sehr unvollständiger – globaler Überblick am 27. April 2017 (genauer: Mit Materialien aus 11 Ländern von drei Kontinenten) – sowohl über die Leiden, die dieses System der privatbesitzenden Diktatoren schafft, als auch über den wachsenden Widerstand, den es hervor ruft…

„Gegen die weltweite Vernichtungsmaschine“

Dieses Special ist in drei Teile gegliedert: Zum ersten ein extrem unvollständiger weltweiter Überblick über alltägliche Vorfälle, unter denen Menschen zu leiden haben – unvollständig schon wegen eben dieser Alltäglichkeit, die ja bedeutet, dass ständig irgendwo irgendetwas passiert, das sich vermeiden ließe, ginge es nicht um Maximalprofit und seine Vollstrecker. Zweitens geht es um den politischen Willen der herrschenden Klassen und ihrer PartnerInnen, dieses System weiter auszubauen: Gesetzliche Maßnahmen zur tödlichen Abnutzung von Menschenmaterial sozusagen. Und drittens geht es um den Widerstand gegen das System der Vernutzung von Leben, wovon ebenfalls nur ein unvollständiger Überblick möglich ist.

Alltägliche Unfälle, die keine sind – und Krankheiten, um deren Anerkennung gekämpft werden muss

Es wäre nicht zu schaffen: Versuchen einen wirklichen Überblick zu geben, über die Arbeitsunfälle etwa eines Tages zu geben, die passieren, weil Arbeitshetze, Einsparung bei Sicherheitsvorkehrungen und andere „übliche Geschäftspraktiken“ geradezu zwingend dazu führen. Wir dokumentieren hier das – uns bekannte – neueste Ereignis, den aktuellen Stand der weltweit bekanntesten Katastrophe Rana Plaza und vermutete, wie auch unvermutete Zwischenbilanzen des tödlichen Alltags.

Ausweiten statt abschaffen: Wie das Morden von Regierungen erleichtert wird

Es ist keineswegs so, dass Myriaden von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten, Tausende täglicher Todesopfer sozusagen ein Erbe von Gestern oder Vorgestern wären: Die politischen Reaktionen auf die immer weiter gesteigerte Ausbeutung sind gerade in der neoliberalen Variante des Kapitalismus eindeutig. Es wird „entbürokratisiert“ – ein Orwellsches Wort für, beispielsweise, die Abschaffung von Sicherheitsvorschriften. Hierzu (nur) vier aktuelle Beispiele aus verschiedenen Ländern:

Um sein Leben und seine Gesundheit kämpfen: Der Widerstand wächst

„Wo die Gefahr wächst, wächst das Rettende auch“ – der Satz eines historischen Experten in Arbeitssicherheit trifft auch heutzutage zu: Die ständige Intensivierung der Arbeit, die pausenlosen Einsparpläne rufen gerade in der Frage der Arbeitssicherheit auch wachsenden Widerstand hervor – wovon wir hier ebenfalls nur einen kleinen Ausschnitt zeigen können:

Für die Jahre zuvor siehe unser Dossier: 28. April: Workers Memorial Day

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=115472
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