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Dem eigenen Standort und seinen Arbeitsbedingungen verpflichtet: US-Gewerkschaft UAW begrüßt Autozölle, IG Metall kritisiert die Maßnahme scharf

je suis auto„… Das sei ein längst überfälliger Schritt, denn das bisherige Wirtschaftsmodell habe »die Arbeiterklasse verwüstet und in der Automobilindustrie einen grenzüberschreitenden Wettlauf nach unten ausgelöst«. (…) Die US-Gewerkschaft UAW externer Link [Verlinkung durch LNG]  sieht in Trumps Ankündigung, kurzfristig Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Autoimporte zu erheben, also vor allem eine Chance, den globalen Standortwettbewerb zu beenden, in dem die Arbeiter verschiedener Länder zugunsten des Kapitals gegeneinander ausgespielt werden. Bei der deutschen IG Metall ist man weniger begeistert (…) Gewerkschaft und Kapitalverband stehen in der Zollfrage eng beisammen und engagieren sich für Handelsliberalisierung. Gemeinsame, solidarische Positionierungen europäischer und amerikanischer Gewerkschaften, die die Interessen der Arbeiter in der EU, sowie Nord- und Mittelamerika verknüpfen, sucht man hingegen vergebens.“ Artikel von Sebastian Edinger in der jungen Welt vom 3. April 2025 externer Link („Freihandel, wem es nutzt“) und dazu:

  • Unterstützung der UAW für Trumps Zölle erhält durchaus gewerkschaftliche Zustimmung, aber viele ArbeiterInnen wollen lieber einen nordamerikanischen Mindestlohn New
    • Zeitschrift ‚The Nation‘ und Pseudolinke stellen sich hinter Unterstützung von UAW-Präsident Shawn Fain für Trumps Zölle
      „In den letzten Wochen haben sich pseudolinke und sogenannte „progressive“ Medien um den Präsidenten der Gewerkschaft United Auto Workers, Shawn Fain, geschart. Sie verteidigen ihn gegen die wachsende Empörung der Arbeiterklasse über Fains Unterstützung für Trumps Zölle und dessen „America-First“-Politik. Fains Haltung steht im Zusammenhang mit einer innerhalb der Gewerkschaftsbürokratie insgesamt verbreiteten Unterstützung für Zölle. Weite Teile des nationalen Gewerkschaftsapparats, darunter die Hafenarbeitergewerkschaften ILWU und ILA sowie die Transportgewerkschaft Teamsters, haben sich auf die Seite der Befürworter eines Handelskriegs gestellt. Indem sie sich hinter die Zölle stellt, unterstützt die Gewerkschaftsbürokratie eine faschistische Regierung, die Zölle dazu benutzt, die Lieferketten auf einen Weltkrieg vorzubereiten. Dieses Vorgehen richtet sich insbesondere gegen China. Die Gewerkschaftsführer unterstützen öffentlich eine Politik, die an die dunkelste Periode des 20. Jahrhunderts unter den Nazis erinnert, als der Handelskrieg dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im September 1939 vorausging. Bei Arbeitern und den Millionen Menschen, die gegen Trump auf die Straße gegangen sind, haben die Gewerkschaften damit verdientermaßen Abscheu hervorgerufen. Zur Schadensbegrenzung hat das Magazin Jacobin, das praktisch als Hausorgan der Democratic Socialists of America fungiert, seine Seiten für Fain geöffnet, um ihm die Möglichkeit zu geben, die Zusammenarbeit mit dem Möchtegern-Diktator zu rechtfertigen. (…) Die Opposition gegen Fain kommt nicht aus der Demokratischen Partei, sondern von Arbeitern, jungen Menschen und all jenen, die sich gegen die wachsende Bedrohung durch den Faschismus in den USA wenden. Arbeiter wissen, dass der Handelskrieg zu Entlassungen und Betriebsschließungen führen wird, und sie wollen die Vereinigung mit ihren Kollegen in anderen Ländern. (…) Laut dem falschen Narrativ von The Nation würden Zölle den Arbeitern zugute kommen und würden von ihnen auch unterstützt, während „Freihandel“ und Globalisierung von der Elite und der Wall Street unterstützt würden. In Wirklichkeit zielen Trumps Zölle darauf ab, die Interessen des amerikanischen Kapitalismus zu verteidigen. Und die Bürokratie unterstützt den Handelskrieg nicht aus Sorge um die „amerikanischen“ Arbeiter, sondern aus ihren eigenen sozialen Interessen heraus, die von ihren Beziehungen zu den Vorstandsetagen der Unternehmen und zur Regierung abhängen. Die Alternative, mit der Arbeiter konfrontiert sind, besteht nicht zwischen globalisierter kapitalistischer Ausbeutung und einer Rückkehr zur „nationalen“ Ausbeutung. Während die einheitliche Weltwirtschaft von den Kapitalisten zur Senkung der Löhne genutzt wird, ist es gerade das Entstehen dieser Weltwirtschaft, das eine mächtige, international geeinte und sozialistische Bewegung der Arbeiterklasse gegen den Kapitalismus möglich und notwendig macht. (…) Nicht umsonst hat Marx schon vor 180 Jahren die Parole „Arbeiter aller Länder, vereinigt euch!“ ausgegeben. Damit war gemeint, dass die Interessen der Arbeiterklasse, im Gegensatz zu denen der Kapitalisten, nicht an den nationalen Boden gebunden sind und dass die Logik des Kampfs der Arbeiter gegen die kapitalistische Ausbeutung zum Sturz des Kapitalismus, zur Beendigung aller Formen der Ausbeutung und zur Errichtung eines globalen sozialistischen Gemeinwesens führen wird…“ Beitrag von Tom Hall vom  27. April 2025 bei wsws.org externer Link
    • Antwort an einen entlassenen Stellantis-Arbeiter zur Frage der Unterstützung der UAW für Trumps Zölle
      Die World Socialist Web Site trifft zuweilen auf Arbeiter, die durch die wirtschaftsnationalistische Propaganda von UAW-Präsident Shawn Fain verwirrt sind. Fain behauptet, die von Präsident Trump verhängten Zölle auf importierte Autos und Autozubehör würden den amerikanischen Autoarbeitern zugute kommen. Ein entlassener Arbeiter des Jeep-Fertigungswerks von Stellantis in Toledo (Ohio) hat der World Socialist Web Site vor kurzem geschrieben. Wir veröffentlichen nachstehend den Brief und die Antwort der WSWS. (…)
      Die UAW fordert die Arbeiter auf, „amerikanisch zu kaufen“, aber tatsächlich gibt es so etwas wie ein „amerikanisches“ Auto gar nicht. Alle heute produzierten Fahrzeuge sind das Produkt der kollektiven Arbeit von Arbeitern in vielen verschiedenen Ländern. (…)
      Diese weltweite Arbeitsteilung hat eine hoch integrierte globale Arbeiterklasse geschaffen. Um gegen transnationale Konzerne zu kämpfen, muss die Arbeiterklasse eine internationale Strategie verfolgen, die sie über alle Grenzen hinweg im gemeinsamen Kampf gegen die Unternehmer vereint. (…)
      Fain plappert Trumps Behauptungen nach, die massiven Zölle würden die US-amerikanischen Exporte nicht verringern, die Lieferketten nicht ernsthaft beeinträchtigen und nicht zu einer neuen Welle von Entlassungen in der amerikanischen Autoindustrie führen. Zweifellos ist dir bekannt, dass Stellantis im Zuge von Trumps Zollkriegsankündigungen in den USA bereits 900 Entlassungen angekündigt hat als Teil von Tausenden von neuen Stellenstreichungen in Nordamerika. (…) Und selbst wenn die Autokonzernchefs neue Werke in den USA errichten, werden diese in hohem Maße automatisiert sein, und an den relativ wenigen neu geschaffenen Arbeitsplätzen werden noch ausbeuterische Bedingungen herrschen als zuvor. (…)
      Die Propagierung von Wirtschaftsnationalismus durch die United Auto Workers (UAW) stand immer im Zusammenhang mit der Unterstützung für den US-Militarismus. (…)
      Die Unterstützung der UAW für Zölle und Protektionismus soll einerseits die Wut der Arbeiter über den Arbeitsplatzabbau gegen die Arbeiter in anderen Ländern lenken und andererseits die wirkliche Ursache für die Angriffe auf Arbeitsplätze und den Lebensstandard vertuschen: das kapitalistische System, das die UAW verteidigt
      …“ Beitrag von Shannon Jones und Barry Grey vom 23.4.25 bei wsws externer Link – geht umfangreich weiter und bei aller häufigen Kritik haben sie hier natürlich voll Recht
    • Aber es geht auch anders: „Trump hat versprochen, die Produktion in die USA zurückzuholen. Mack Trucks lässt es darauf ankommen. Mack hat angekündigt, ein neues Werk in Mexiko zu bauen und 350 US-Arbeiter zu entlassen. Arbeiter sagen uns, dass die Lösung nicht Trumps chaotische Zölle sind. Es ist ein nordamerikanischer Mindestlohn.“ engl. Tweet von More Perfect Union vom  24. Apr. 2025 externer Link mit Video

Siehe zur Haltung der UAW zu Trump auch mehrere Berichte im Dossier: Die US-Wahl 2024 und Trump 2.0 stellen die Gewerkschaften (auch intern) vor größere Probleme als zuvor

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=227235
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