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Die sozialen Auswirkungen der Epidemie (und der Regierungspolitik) in den USA: Erzeugen wachsenden Widerstand. Etwa in Form von Streiks und Mietprotesten

USA: 500+ Groups Demand 'People's Bailout' to Counter Push for Wall Street-Friendly Coronavirus Response„… Die professionellen Mediziner schreiben übereinstimmend vor, dass man systematisch testet, Kontakte verfolgt und Isolation und soziale Distanzierung beachtet, um die Krankheit zu bekämpfen. Doch die Regierung und die Manager haben dies auf allen Ebenen und trotz gegenteiliger Behauptung aufgegeben, denn die Profite sind für sie wichtiger als unser Leben und das unserer Kinder. Sie bestrafen uns dafür, dass wir Symptome entwickeln, indem sie uns 14 Tage lang ohne Bezahlung zu Hause sitzen lassen. Wenn man sich nicht erholt, kann man im Dreck verkommen. Das neuste Protokoll besagt, dass wir, um als exponiert zu gelten, uns 15 Minuten lang im Bereich einer infizierten Person in einem Umkreis von 15 Metern aufgehalten haben müssen; das macht keinen Sinn. Wir sind gemeinsam im Waschraum, im Pausenraum, in der Cafeteria, und das Virus könnte durch die Umluft in der gesamten Anlage zirkulieren. Die United Auto Workers [UAW, Autoarbeiter-Gewerkschaft] arbeiten mit dem Unternehmen zusammen, und beide lügen wie gedruckt. Wir sind ihnen völlig egal. Sie haben uns gezwungen, wieder zu arbeiten, bevor die Pandemie unter Kontrolle war, und zwar aus keinem anderen Grund als zum Schutz der Großaktionäre. Das Ford-Management und die UAW sind mehr um die Aufrechterhaltung der Produktion besorgt als um die Gesundheit und Sicherheit von uns, den Arbeitern und unseren Familien. Unsere Kolleginnen und Kollegen werden krank und niemand wird informiert; wir erfahren nie die Wahrheit. Wer ist krank? Wer ist gestorben? Sind wir der Krankheit ausgesetzt worden? Die Gewerkschaft gibt den Arbeitern die Schuld. Sie sagen, Ford könne Leute entlassen, weil sie sich nicht an das Protokoll halten. Im jüngsten Bulletin vom Schreibtisch des UAW-Präsidenten Burkie Morris stand so wenig wie nur möglich. Sie wollen keinen Konflikt. Wir sehen, dass sie Fälle nicht melden, dass sie versuchen, sie zu vertuschen und alle im Dunkeln zu lassen. Dann drücken sie uns ein Flugblatt in die Hand, wenn wir auf dem Nachhauseweg sind. Die UAW arbeitet mit dem Management zusammen, um uns am Band zu halten. Wir arbeiten 10,7 Stunden pro Schicht, das ist das Maximum, das wir im Rahmen des Tarifvertrags arbeiten dürfen. Dafür gibt die Gewerkschaft grünes Licht. Solange die UAW die Kontrolle hat, wird es nicht besser werden...“ – aus dem Beitrag „Fordarbeiter in Michigan: „Stoppt das Virus! Rettet Leben““ am 04. August 2020 bei wsws externer Link über eine der Reaktionen auf die Zustände in der US-Autoindustrie. Siehe dazu auch zwei Beiträge zur Situation der Erwerbslosen und zum Mietproblem – und zwei Berichte über (erfolgreiche) Widerstandsaktionen von Mietgruppen und der LehrerInnen-Gewerkschaft:

  • „Das Ende des Arbeitslosenzuschusses wird in den USA zu Hunger und Obdachlosigkeit führen“ von Barry Grey am 03. August 2020 ebenfalls bei wsws externer Link unter anderem zur drohenden Streichung der Zuschüsse: „… Die herrschende Klasse fordert die Abschaffung oder Verringerung des 600-Dollar-Zuschusses, um die Arbeiter zur Rückkehr an die Arbeit zu zwingen. Das geschieht in einer Situation, in der ihre Inkompetenz, Gleichgültigkeit und nackte Gier zur unkontrollierten Ausbreitung der Corona-Pandemie und der tiefsten sozialen Krise seit der Großen Depression in den 1930ern geführt haben. Die Arbeiter haben die „Wahl“, ohne nennenswerten Schutz für sich und ihre Familien in Fabriken und an Arbeitsstätten zurückzukehren, die sich zu Nährböden des Virus entwickelt haben, oder sich und ihre Familien in Obdachlosigkeit und Hunger zu stürzen. Die Republikaner attackieren den Zuschuss von 600 Dollar offen als „Anreiz, nicht zu arbeiten“, weil eine Mehrheit der Arbeiter, die während der Pandemie entlassen wurden, durch die Arbeitslosenhilfe ein höheres Einkommen haben als zuvor durch ihre Arbeit. Diese Tatsache sagt einiges über die Armutslöhne aus, für die ein Großteil der Beschäftigten in Amerika arbeitet. Doch auch die Demokraten teilen die Haltung der Republikaner. Sie sind einer Meinung mit der New York Times, die am 30. Juli schrieb, es sei „in normalen Zeiten vernünftig, nur einen Teil des Einkommens eines durchschnittlichen Arbeitslosen“ zu ersetzen, weil es „die Leute dazu anspornt, Arbeitsplätze zu finden“. Dies gelte jedoch nicht mitten in einer Pandemie. Allerdings gibt es für Millionen von entlassenen Arbeitern keine Arbeitsplätze, an die sie zurückkehren können. Das Economic Policy Instute erklärte dazu: „Es gib 14 Millionen Arbeitslose mehr als offene Stellen. Das bedeutet, Millionen werden arbeitslos bleiben, egal was sie tun. Den Zuschuss von 600 Dollar zu streichen ist kein Anreiz für diese Arbeitslosen, Arbeitsplätze zu finden, die nicht existieren.“ (…) Die Arbeitslosenhilfe ist angesichts der gestiegenen Kosten durch die Pandemie und der steigenden Preise für Grundgüter ohnehin zu niedrig. Jede Kürzung der Leistung wird verheerende Folgen für Arbeiter haben, die bereits jetzt nur mit Mühe das Geld für Miete und Nahrungsmittel aufbringen. Bonnie Armstrong, eine entlassene Bedienung aus Naples (Florida), erklärte gegenüber dem lokalen Fernsehsender WINK, der zum Sendernetzwerk CBS gehört: „Ich werde meine Miete nicht bezahlen können. Wenn man seinen alten Arbeitsplatz wieder angeboten bekommt und ablehnt, bekommt man auch keine Arbeitslosenhilfe mehr.“ Sie erklärte, sie würde gerne wieder arbeiten, fügte aber hinzu: „Für jede Stelle bewerben sich Hunderte. Es wird schwierig werden.“ Zehntausende entlassene Arbeiter haben noch keine Arbeitslosenhilfe erhalten, weil die Arbeitsämter ihrer Bundesstaaten ihre Anträge noch nicht bearbeitet haben. In Wisconsin, wo 13 Prozent der Anträge bis zum 7. Juli noch nicht bearbeitet waren, haben Arbeiter eine Twitter-Gruppe namens „Empower Wisconsin“ gegründet…“
  • „Wenn zum Wohnen nichts mehr bleibt“ von Dorthea Hahn am 01. August 2020 in der taz online externer Link zum Mietproblem: „… Das Wort „Mietstreik“ prangt jetzt auf Buttons an Hemden und auf Aufklebern an Stoßstangen, in New York, aber auch anderswo im Land. Schon jetzt zahlen 25 Prozent der MieterInnen nicht mehr ihre komplette Miete. Nach Schätzungen des Unternehmens Stout Risius Ross, das New York in Finanzfragen berät, können 46 Prozent der MieterInnen in der Stadt in absehbarer Zeit nicht mehr zahlen. Doch noch bis zum 20. August gilt ein Moratorium, das die meisten New Yorker MieterInnen vor Räumungen schützt. Gouverneur Andrew Cuomo hatte es verhängt. Der Demokrat, jahrelang ein verlässlicher Partner der New Yorker Immobilienlobby, musste unter dem vereinten Druck von Pandemieopfern und neuen Linken, die 2018 in den Senat des Bundesstaates eingezogen waren, nachgeben und vorübergehend ein zusätzliches Stück Mieterschutz schaffen. Cuomo hat das Ultimatum bereits zum dritten Mal verlängert. Es bedeutet, dass MieterInnen, die wegen der Pandemie ihre Einnahmen verloren haben und nicht zahlen können, vorerst nicht auf die Straße gesetzt werden dürfen. Doch ihre Mietzahlungen sind lediglich verschoben. Manche New Yorker sitzen schon jetzt auf Mietschulden von mehr als 10.000 Dollar, die sie bezahlen müssen, wenn sie nach Ablauf des Moratoriums nicht geräumt werden wollen. New York ist eine Mieterstadt – im Gegensatz zu den Städten von WohnungseigentümerInnen anderswo im Land: mit 1,2 Millionen MieterInnen und mit einigen der einflussreichsten ImmobilienbesitzerInnen des Landes. Das Angebot an Wohnraum war geringer als die Nachfrage, sie trieben die Mieten immer höher. Seit Anfang des Jahrtausends stiegen die Mieten in New York City um mehr als 30 Prozent, während gleichzeitig die Löhne – zumindest am unteren Rand – stagnierten...“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=176471
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