»
USA »
»
»
USA »
»
»
USA »
»
»
USA »
»
»
USA »
» »

Die explodierende Zahl der Streiks in den USA macht ein altes Wort selbst in den Mainstream-Medien populär: „Wildcat“

Buch: "The Class Strikes Back"„… Und offenbar ist kein Arbeitsplatz zu klein für einen Streik oder ein Sit-In. Das bewies sich am 21. März in der Crush Bar und dem damit verbundenen Woody’s Cafe and Tavern in Portland (Oregon), als sich 12 Arbeiter*innen aus Protest gegen die Entlassung der gesamten Belegschaft von 27 Angestellten weigerten, die Räumlichkeiten zu verlassen. (…) Sicherlich gibt es weitere solcher Streiks und Sit-Ins, die leider kein Gehör von der Presse gefunden haben. Und wir wissen auch, dass es viele weitere Proteste von verschiedensten Arbeiter*innen, insbesondere unter Lehrpersonen und Krankenpfleger*innen gibt, die wir aber, so wichtig sie auch sein mögen, in diese Diskussion nicht miteinbezogen haben. Denn der wilde Streik nimmt sowohl in der Geschichte und der Theorie der Arbeiter*innenbewegung als auch ganz akut als Reaktion gegen die Chef*innen und die Regierungen im Zuge der Corona-Pandemie einen gesonderten Platz ein. Es ist bezeichnend, wie diese Streiks einerseits von hochbezahlten Facharbeiter*innen wie etwa an der General Dynamics’ Bath Werft sowie von Arbeiter*innen aus dem Niedriglohnsektor wie beispielsweise in der Purdue Hähnchenverarbeitungsanlage oder in Bars und Restaurants in Oregon getragen werden. (…) Was nun aber an den genannten Aktionen am bemerkenswertesten ist, war die Rolle der Gewerkschaften. Die Gewerkschaften haben zu keinem der Streiks aufgerufen. In manchen Fällen waren Gewerkschaften im Kampf gegen die Firma überhaupt nicht mal involviert. Und in der Automobilindustrie musste die Arbeiter*innenschaft sogar gegen die Gewerkschaft streiken…“ aus dem Beitrag „USA: Wilde Streiks zum eigenen Schutz und gegen die Krise“ von Dan LaBotz am 06. April 2020 beim Aufbruch externer Link (in deutscher Übersetzung). Siehe dazu einen weiteren aktuellen Beitrag zur Entwicklung der Streikbewegung in den USA und zwei Beiträge zum sozialen System des Landes – die den Hintergrund dieser Aktionen deutlich machen:

  • „Streiks und Proteste gegen unsichere Arbeitsbedingungen während der Corona-Pandemie gehen weiter“ von Marcus Day am 07. April 2020 bei wsws externer Link zu den aktuellen Bewegungen in mehreren Ländern, darunter eben auch der USA unter anderem: „… Am Donnerstag legten Dutzende von Arbeitern eines Lebensmittelverpackungswerks in Palmyra (Pennsylvania), das vom Logistikkonzern XPO betrieben wird, die Arbeit nieder. Einer der Beschäftigten erklärte gegenüber der Lokalpresse: „Wir fordern eine Erklärung dafür, warum sie das Werk nicht geschlossen und verheimlicht haben, dass dort ein Infizierter gearbeitet hat.“ Mehr als zwei Dutzend Arbeiter des Geflügelverarbeitungswerks von· Pilgrim Pride in Timberville (Virginia) legten die Arbeit nieder, um gegen fehlende Informationen zu protestieren, nachdem ein Beschäftigter des Werks positiv auf Covid-19 getestet wurde. Einer von ihnen erklärte in einer lokalen Nachrichtensendung: „Sie haben uns den ganzen Tag arbeiten lassen. Sie haben uns nichts gesagt, und wir wissen nicht, seit wann sie es schon wissen.“  In Louisville (Kentucky) organisierten Baristas der Cafékette Heine· Brothers am Freitag einen Krankheitsstreik für bessere Schutzmaßnahmen und Gefahrenzulagen. Die Schichtleiterin Hannah Jones erklärte vor der Presse: „Das Unternehmen hat seit Beginn des Covid-19-Ausbruchs gesagt: ,Abwarten, abwarten, abwarten. Wir hören euch zu, wir hören euch zu. Wir sind auch nervös.‘ Sie kommen aber nicht jeden Tag mit 200 Menschen in Kontakt.“ Die Trump-Regierung erklärte zunächst, die Wirtschaft müsse zu Ostern wieder in Gang kommen, machte jedoch angesichts der weit verbreiteten Wut und der zunehmenden Proteste der Arbeiter sowie der wachsenden Zahl von Infektionen und Toten einen vorübergehenden Rückzieher. Allerdings versucht sie trotzdem, mit Unterstützung der gefügigen Mainstream-Medien, ein Narrativ aufzubauen, laut dem es möglich ist, in der näheren Zukunft die wirtschaftliche Aktivität wieder aufzunehmen und in großem Stil an die Arbeit zurückzukehren…“
  • „Wankender Riese“ von Konrad Ege am 07. April 2020 im Freitag online externer Link (Ausgabe 14/2020) zu den sozialen Auswirkungen unter anderem: „…Vielerorts bemühen sich Amerikaner um Mitmenschlichkeit, noch. Nachbarschaftsgruppen stellen Hilfspakete zusammen für Bedürftige. Man setzt Teddybären an die Fenster. Kinder sollen sich freuen. Sie haben keine Schule, und an die frische Luft darf man, wenn man Abstand hält. Doch es wird eng. Bis zur Corona-Todeszahl von 1.000 dauerte es in den USA einen Monat, bis zum zweiten Tausend Ende März nur zwei oder drei Tage. Leitartikler wundern sich, dass in Deutschland die Todesrate so viel niedriger ist. Nicht alle sind gleich betroffen in den USA. Die einen bestellen ihre Lebensmittel beim Lieferdienst, die anderen verpacken und liefern. Arbeiter des landesweit tätigen Lieferdienstes „Instacart“ drohen mit Streik wegen gefährlicher Bedingungen. Das dicht bevölkerte, international vernetzte New York mit enormer Konzentration von Wohlstand, der von zahllosen Arbeitern und Dienstleistern ermöglicht wird, ist das Epizentrum der Krankheit. In Hospitälern sterben die Menschen allein. Nicht einmal Pastoren dürfen an die Betten. New Yorker mit Geld und Wochenendhaus wird das „social distancing“ mit Hilfe der Lieferdienste nicht mehr reichen. Mehrere Bundesstaaten warnen vor Reisenden aus New York. Auf dem Land hat man Angst vor einem Zustrom aus den Metropolen. Teilweise sollen sich aus New York Zugereiste 14 Tage in Quarantäne begeben. In Texas machen Polizisten Stichproben…“
  • „Das Virus wirft Schlaglichter auf Amerikas größte Verrücktheiten“ am 06. April 2020 bei den Nachdenkseiten externer Link zu Realitäten des US-Gesundheitssystems unter anderem: „… Amerikas Witz von einem Gesundheitssystem tritt deutlich zutage, wo Covid-19 Patienten ohne Krankenversicherung 35.000 US-Dollar für Arztkosten hinblättern müssen und selbst versicherte Covid-19-Patienten mehr als 1.300 US-Dollar aus der eigenen Tasche berappen müssen. Angesichts dieser Kosten und der Tatsache, dass Millionen von Amerikanern aus der von ihren Arbeitgebern angebotenen Krankenversicherung fliegen, kommt man auf einen riesigen Personenkreis, der einen Test und eine Behandlung um jeden Preis vermeiden will. Beide Köpfe von Amerikas zweiköpfigem Ein-Parteien-System haben jahrzehntelang darauf hingearbeitet, diese Dynamik zu forcieren. Amerikas Einkommens- und Vermögensungleichheit tritt deutlich zutage in einer Nation, die unter all den eben aufgelisteten Problemen leidet, während ein Großteil der Amerikaner sich schon vorher nicht einmal Zusatzausgaben von 1.000 US-Dollar für einen Notfall leisten konnte. Eine Einmalzahlung von 1.200 US-Dollar ist in einer ohnehin überforderten Bevölkerung der Garant dafür, dass Millionen von Menschen sich hoch verschulden und in Elend gestürzt werden, und das in einer Nation, in der eine historisch beispiellose Milliardärs-Klasse immer mehr unverdientes Vermögen einstreicht...“
  • Siehe zu Corona in den USA zuletzt am 06. April 2020: Wachsende Kritik und neue lokale Streikaktionen in den USA: Amazon muss erste Zugeständnisse machen – die noch lange nicht reichen
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=169611
nach oben