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Republikaner und US-Industrielobby wollen Gesetze gegen Kinderarbeit in mehreren Bundesstaaten aushebeln – Eltern und Gewerkschaften protestieren

Dossier

USA: Uno Karte auf der auf Englisch steht: Arbeitende gerecht bezahlen oder Kinderarbeit wieder einführenIn den letzten Jahren häufen sich in den USA die Schlagzeilen um illegale Kinderarbeit: Insbesondere in der Fleischindustrie, Einzelhandelsketten wie Wal-Mart, der Industrie- und Büroreinigung, Restaurantketten und sogar in der Automobilbranche haben Inspektionen ergeben, dass dort Arbeitende unter 16 eingesetzt werden, mit entsprechenden Folgen für deren Gesundheit und Leben – siehe unten. Diese Verstöße gegen Kinderarbeit haben sich laut US-Arbeitsministerium seit 2015 vervierfacht. Statt diese Praxis zu bekämpfen, sorgen die Republikaner dafür, die sich ja sonst so sehr für das Leben einsetzen (Ironie off), dass Gesetze gegen Kinderarbeit in Arkansas, Iowa und Ohio und möglicherweise weiteren Bundesstaaten gelockert werden. In Iowa gab es am 25. März 2023 bereits einen ersten Protest von Eltern und Gewerkschaften gegen das Gesetz, das vor allem von Restaurantketten vorangetrieben wird. Siehe zu Kinderarbeit in den USA weitere Informationen und Kommentare:

  • Der Senat von Florida verabschiedet einen Gesetzesentwurf, der es Kindern erlaubt, auf Baustellen von Industrieverbänden zu arbeiten, die ihn verfasst haben New
    Demokratin aus Tampa ändert ihre Meinung, nachdem sie sich zunächst für Floridas umstrittene Änderungen des Kinderarbeitsgesetzes stark gemacht hatte. Der Gesetzentwurf wurde dennoch mit 84:30 Stimmen vom republikanisch dominierten Repräsentantenhaus Floridas angenommen.
    Das Repräsentantenhaus von Florida stimmte am Mittwoch für einen umstrittenen Gesetzesentwurf, der es Jugendlichen ab 16 Jahren erlauben würde, auf Baustellen in Wohngebieten zu arbeiten, und zwar auf Betreiben von Industrieverbänden, die das Gesetz verfasst haben. (…)
    Die Gesetzesvorlage 917 des Abgeordneten John Snyder (GOP) hat wegen eines kurzen Abschnitts des Gesetzes, der die Beschränkungen für die Arbeit älterer Jugendlicher im Baugewerbe lockern würde, die Alarmglocken schrillen lassen. Die meisten Berufe im Baugewerbe gelten als „gefährliche Berufe“, die Minderjährigen nach Bundes- und Landesrecht untersagt sind, mit begrenzten Ausnahmen für Studenten, die an staatlich genehmigten Ausbildungsprogrammen teilnehmen oder eine Lehre absolvieren. Snyder beschrieb das Ziel seines Gesetzentwurfs Anfang des Monats als „Eröffnung eines Weges“ für ältere Jugendliche, die nicht vorhaben, eine Hochschule zu besuchen, sondern im Baugewerbe arbeiten wollen. Kritiker haben den Vorschlag als schlichtweg gefährlich und unnötig bezeichnet
    …“ engl. Artikel von McKenna Schueler vom 1.3.2024 in Tampa externer Link (maschinenübersetzt)
  • Republikanischer Gesetzentwurf in Florida will Kinder Vollzeit arbeiten lassen – auch an Schultagen und auch in der Nacht
    • Gesetzgeber in Florida wollen Kinder Vollzeit arbeiten lassen – auch an Schultagen
      Das Repräsentantenhaus von Florida wird sich mit einem Gesetzentwurf befassen, der es 16- und 17-Jährigen erlaubt, ganzjährig mehr als 30 Stunden pro Woche zu arbeiten
      Ein Gesetzentwurf in Florida, der es Kindern ermöglichen würde, auch in der Nacht der Schule Vollzeit zu arbeiten, hat gerade eine weitere wichtige Hürde genommen. Die von den Republikanern in Florida eingebrachte Gesetzesvorlage 49 würde es Arbeitgebern erlauben, 16- und 17-Jährige zwischen 6 und 23 Uhr arbeiten zu lassen, auch wenn der folgende Tag ein Schultag ist. Nach dem Gesetzentwurf könnten Arbeitgeber sie auch das ganze Jahr über mehr als 30 Stunden pro Woche arbeiten lassen. Der Gesetzentwurf erlaubt es auch Schülern, die an einem „Heimunterrichtsprogramm“ teilnehmen oder in einem genehmigten virtuellen Unterrichtsprogramm eingeschrieben sind, während der Schulzeit zu arbeiten. Am Dienstag stimmte der Handelsausschuss des Repräsentantenhauses von Florida dafür, den Gesetzentwurf in das Repräsentantenhaus von Florida einzubringen. Seit seiner Einführung durch die republikanische Abgeordnete Linda Chaney haben sich die Demokraten des Bundesstaates und Experten für Arbeitspolitik strikt dagegen ausgesprochen. Die Abgeordnete Anna Eskamani, eine Demokratin, die den Gesetzentwurf ablehnt, nannte ihn „äußerst bedenklich“…“ engl. Artikel von Katie Hawkinson vom 25.1.2024 im independent online externer Link (maschinenübersetzt), siehe auch:
    • Florida legalisiert Kinderarbeit: US-Bundesstaat will Schüler in Arbeit bringen, um Personalmangel zu bekämpfen
      Zuletzt wurde am Donnerstag im US-Bundesstaat Indiana ein Gesetzentwurf zur Ausweitung der Kinderarbeit eingebracht, Florida ist da schon weiter. Am Dienstag stimmten die Republikaner in Tallahassee für einen Entwurf, der die Beschäftigung von Minderjährigen in dem US-Bundesstaat erlaubt. Kara Gross, Direktorin der American Civil Liberties Union of Florida (ACLU), kritisierte, dass die Novelle »unverhältnismäßige Auswirkungen« auf marginalisierte und arme Bevölkerungsgruppen haben werde.
      Das Gesetz erlaubt es Unternehmen, 16- und 17jährige für eine unbegrenzte Anzahl von Stunden ohne Pausen und mehr als sechs Tage hintereinander ohne Rücksicht auf Schulzeiten »einzusetzen«. Im Gesetzestext werden Minderjährige dementsprechend als »junge Arbeiter« bezeichnet. Geschrieben wurde das Gesetz von der rechten Denkfabrik »Foundation for Government Accountability«, finanziert haben es vermutlich Tourismus- und Baulobby, wichtige Wirtschaftsbranchen des Sonnenscheinstaates, die seit Beginn der Coronapandemie stark von Personalmangel betroffen sind. (…)
      Laut einem Bericht des Economic Policy Institute (EPI) vom Dezember 2023 haben Parlamente in mindestens zehn Bundesstaaten seit 2021 Gesetze eingebracht oder verabschiedet, die die Regeln für die Beschäftigung von Heranwachsenden lockern. Landesweit verzeichnet das US-Arbeitsministerium seit 2018 einen Anstieg der illegalen Kinderarbeit um 69 Prozent. Kinder mit Migrationshintergrund, insbesondere solche, die keinen Elternteil in den USA haben, sind besonders anfällig für diese Form der Ausbeutung. Allein im vergangenen Sommer wurden in den USA mindestens drei Minderjährige bei der Arbeit getötet: Der 16jährige William Hampton in Missouri, der 16jährige Michael Schuls in Wisconsin und der 16jährige Duvan Perez in Mississippi. (…) Der in Indiana eingebrachte Gesetzentwurf würde es Unternehmen erlauben, 14jährige bis zu 28 Stunden pro Schulwoche zu beschäftigen. Dieser Vorschlag geht mit dem Bundesarbeitsrecht nicht zusammen, deshalb schlug der republikanische Senator Andy Zay, der in diesem Jahr für den US-Kongress kandidiert, vor, »die Bundesgesetze über die Beschäftigung unserer Jugend über Bord zu werfen«. Als der Vorschlag im Repräsentantenhaus von Indianapolis kritisiert wurde, antwortete Zay: »Ich bin ein wenig überrascht, dass Sie dagegen sind. Schüler, die bestimmte Fähigkeiten in der Schule nicht erwerben, könnten sie sich auf diese Weise in der realen Welt aneignen, und das würde sie zu besseren Schülern machen.« Anfang der Woche hatte eine Lehrerin aus Tallahassee den Abgeordneten in Florida noch berichtet, dass Schüler im Unterricht nicht wach bleiben könnten, weil sie am Vorabend zu lange gearbeitet hätten.“ Artikel von Alex Favalli in der jungen Welt vom 27.01.2024 externer Link
  • Comeback der Kinderarbeit in den USA: Nach Schulschluss geht’s ins Kühlhaus
    „Arbeitskräftemangel und die Migration unbegleiteter Minderjähriger lassen illegale Kinderarbeit in den USA boomen. Zugleich lockern viele republikanische Bundesstaaten die Schutzvorschriften für legale Arbeit (…)
    Am 14. Juli kam der Neuntklässler, der auf Fotos tiefschwarze Haare, wache Augen und ein Piercing unter der Lippe hat, nicht nach Hause. Gegen 19.40 Uhr wurde in der Fabrik ein Alarm ausgelöst: Duvan Tomas Perez war in das Förderband einer Maschine geraten und eingeklemmt. Verzweifelt schrie der Jugendliche um Hilfe. Als die Rettungskräfte eintrafen, konnten sie nur noch seinen Tod feststellen. Die Firma gab sich betroffen. Angeblich hatte sie keine Ahnung, dass ein Subunternehmen Minderjährige eingestellt hatte, deren Beschäftigung in gefährlichen Tätigkeiten nach US-Bundesrecht ausdrücklich verboten ist. „Unser Personal ist unser wichtigstes Kapital, und Sicherheit genießt bei uns höchste Priorität“, verkündete der Firmenmanager im zynischen PR-Sprech.
    Kinder hinter der Holzfassade
    Das Schicksal von Perez ist kein Einzelfall. Kaum zwei Wochen zuvor war in einem Sägewerk in Wisconsin ein ebenfalls 16-Jähriger ums Leben gekommen. Bei der Inspektion der Lagerhalle eines Onlineversenders in Kentucky stießen staatliche Ermittler im Oktober auf einen Elf- und einen 13-Jährigen, die Gabelstapler fuhren. Im Oktober statteten Gesundheitsbeamte einem Geflügelproduzenten in Ohio einen Besuch ab, der sich mit der abgelegenen Lage seiner Betriebsstätte rühmt: „Frische Luft, eine hügelige Landschaft und das entspannte Gefühl eines einfacheren Lebens – da kommen unsere Hendln her.“ Hinter der idyllischen Holzfassade des Firmengebäudes schufteten illegal zwei Dutzend Minderjährige.
    Kinderarbeit erlebt in den USA gerade einen besorgniserregenden Boom. (…)
    In 14 Staaten haben Konservative in den vergangenen zwei Jahren entsprechende Vorstöße unternommen. Acht Gesetze wurden von den Parlamenten beschlossen.
    50 Stunden für 16-Jährige erlaubt
    So dürfen in Wisconsin und New Hampshire seit Neuestem schon 14-Jährige in Gaststätten alkoholische Getränke servieren, obwohl deren Erwerb und Konsum in den USA sehr restriktiv erst ab dem 21. Geburtstag erlaubt ist. In New Jersey wurde die maximale Wochenarbeitszeit für 16-Jährige auf 50 Stunden erhöht. In Ohio hat der Senat ein Paragrafenwerk beschlossen, das es 14- und 15-Jährigen erlaubt, bis 21 Uhr (statt bisher 19 Uhr) zu jobben. Am extremsten sind die Lockerungen im landwirtschaftlich geprägten Iowa. Dort unterzeichnete die republikanische Gouverneurin Kim Reynolds im Juni stolz ein Gesetz, das die Beschäftigung von 14-Jährigen in Kühlhäusern und Wäschereien, von 15-Jährigen an Fließbändern sowie von 16-Jährigen im Bau- und Dachdeckergewerbe erlaubt. Selbst während des Schuljahrs dürfen dort nun 14-Jährige sechs Stunden pro Tag bis 21 Uhr arbeiten. „In Iowa schätzen wir die Würde der Arbeit und sind stolz auf eine harte Arbeitsethik“, pries Reynolds ihren Tabubruch an. (…)
    Ein lockerer Freizeitjob als nützliche Vorbereitung auf das Leben – so stellen es die Kinderarbeit-Propagandisten gerne dar. Doch die Realität sieht anders aus. Das wurde vielen Amerikanern durch einen schockierenden Bericht der „New York Times“ im Februar dieses Jahres externer Link deutlich. Zwei Investigativjournalistinnen des renommierten Blatts waren wochenlang durch das Land gereist und hatten mit mehr als 100 jugendlichen Migranten sowie ähnlich vielen Rechtsanwälten, Sozialarbeitern und Behördenmitarbeitern gesprochen. Sie stießen auf zwölfjährige Dachdecker in Florida und Tennessee, minderjährige Arbeiter in Schlachthöfen von Delaware, Mississippi und North Carolina sowie Kinder, die nachts in South Dakota Holzbretter sägen mussten. Diese Jugendlichen, urteilte die Zeitung, seien „Teil einer neuen Ausbeutungswirtschaft“. (…) Inzwischen hat Scholten einen Gesetzesentwurf ins Repräsentantenhaus eingebracht, der die geltenden lächerlich niedrigen Strafen bei Verstößen auf 130.000 Dollar fast verzehnfachen soll. Im Senat wird ein ähnlicher Vorstoß debattiert. Die Biden-Regierung hat derweil 100 Millionen Dollar zur Intensivierung der viel zu seltenen Kontrollen in Aussicht gestellt. Doch ist fraglich, ob dadurch die Missstände wirklich behoben werden. Nicht nur fehlt Scholten für ihre Initiative bislang im Parlament die Mehrheit, und Bidens Finanzspritze ist Teil des 106 Milliarden Dollar schweren Sicherheitspakets, das von den Republikanern blockiert wird. Vor allem hängt die zunehmende Beschäftigung von Jugendlichen in schlecht bezahlten und gefährlichen Jobs mit einem anderen, noch viel größeren ungelösten Problem der USA zusammen: der massiven Migration aus Lateinamerika. (…) Oft fühlen sich die Kinder verpflichtet, ihren Angehörigen in der Heimat Geld zu schicken. Bisweilen werden sie aber auch von den „Aufsichtspersonen“ zur Arbeit genötigt. Nach den Recherchen der „New York Times“ ist die behördliche Überprüfung der Betreuer unzureichend, und selbst nach der Meldung von Missständen passiert oft nichts…“ Artikel von Karl Doemens vom 26. November 2023 in Standard.de externer Link
  • Jobs in der Eisdiele und auf dem Feld: Kinderarbeit in den USA auf dem Vormarsch 
    Viele Minderjährige in den USA gehen arbeiten, die Regeln dafür wurden zuletzt in mehreren Bundesstaaten gelockert. Ein Grund: Für manche Jobs gibt es kaum erwachsene Bewerber. Verbraucherschützer fürchten um den Arbeitsschutz.
    „Unsere Kinder stehen nicht zum Verkauf“, rufen Dutzende Demonstranten im Parlamentsgebäude von Iowa. Sie protestieren gegen ein neues Gesetz zur Kinderarbeit. Der US-Bundesstaat liegt im mittleren Westen, hat gerade einmal rund drei Millionen Einwohner und ein großes Problem: zu wenige neue Arbeitskräfte. Die konservative Regierung des Bundesstaats setzt deshalb darauf, dass Minderjährige einige Lücken füllen und hat die Regeln gelockert. „Wir haben Jugendliche, die bis 22 Uhr unterwegs sind und Sport machen. Wenn sie arbeiten wollten, durften sie das aber nur vier Stunden pro Tag“, sagt der republikanische Abgeordnete Dave Deyoe. „Das hat einfach keinen Sinn ergeben, dass wir für Sport und Arbeit verschiedene Regeln hatten.“ Seit Juli dürfen zum Beispiel 14- und 15-jährige nach der Schule noch bis 21 Uhr arbeiten, während der Ferien sogar bis 23 Uhr. Für 16- und 17-jährige gelten bei der Arbeitszeit dieselben Regeln wie für Erwachsene. Vor allem die Servicebranche freut sich darüber. (…) Die neuen Regeln gelten nicht nur für klassische Nebenjobs als Schüler, sondern auch in anderen Branchen. Jugendliche dürfen in Iowa jetzt auch in gefährlicheren Jobs, zum Beispiel auf Baustellen, arbeiten. Das sei ein Problem, meint Charlie Wishman, Chef des Gewerkschaftsverbands: „Leider trifft es vor allem arme Familien, Migranten und Flüchtlinge deutlich mehr als alle anderen.“ Das sei besonders in jenen Bundesstaaten mit viel Landwirtschaft wie Iowa der Fall. „Hier arbeiten viele Migrantenkinder aus dem Süden.“ (…) In der Hauptstadt Washington beobachtet die nationale Verbraucherschutzorganisation NCL die wachsende Kinderarbeit im Land mit Sorge. Sie vermutet, dass es neben dem Mangel an Arbeitskräften noch einen anderen Grund gibt, warum immer mehr Bundesstaaten ihre Regeln lockern. „Es gibt die Befürchtung, dass das Ganze Teil eines Plans ist, um den Arbeitsschutz generell zu untergraben“, sagt Reid Maki, Abteilungsleiter für Fragen zur Kinderarbeit. Dahinter würden reiche Einzelpersonen und Gruppen stecken, die Gewerkschaften nicht leiden könnten und keine höheren Gehälter zahlen wollten. US-Medien berichten, dass dahinter besonders ein konservativer Thinktank aus Florida stecken soll, der sich bei Politikern im ganzen Land für gelockerte Regeln bei der Kinderarbeit einsetzt. Sechs der 50 Bundesstaaten haben das bereits getan. Andere könnten folgen…“ Beitrag von Arne Bartram, ARD Washington, vom 13.11.2023 in tagesschau.de externer Link
  • American Dream: Mit 14 in der Fabrik. Dramatischer Anstieg von Kinderarbeit in den USA – nun will auch der Bundesstaat Wisconsin sie »legalisieren«
    „n den USA hat die illegale Kinderarbeit dramatisch zugenommen. Im Vergleich zum Vorjahr registrierten die Behörden in der ersten Jahreshälfte 44 Prozent mehr Fälle als im Vorjahreszeitraum, wie vor wenigen Wochen bekannt wurde. Nun gibt es bereits die ersten Berichte über Todesfälle in diesem Zusammenhang. Am 27. Juli schrieb die New York Times über den 16jährigen Duvan Tomas Perez aus Guatemala, der in einem Schlachthof in Mississippi arbeitete und ums Leben kam. Will Hampton, ein weiterer Teenager aus Missouri, wurde laut dem New Yorker Blatt zwischen Traktor und Anhänger zerquetscht, als er seiner Arbeit in einer Mülldeponie nachging. Ein 16jähriger namens Michael Schuls wurde von den Zacken der Kreissäge in einem Sägewerk in Wisconsin getötet. Um gegen illegale Kinderarbeit vorzugehen, wollen die Republikaner in Wisconsin sie nun einfach legalisieren. Ein entsprechender Gesetzentwurf wurde am Freitag vorgelegt, wie der TV-Sender ABC 7 Chicago am Wochenende berichtete. Demnach sollen Kinder im Alter von 14 und 15 Jahren keine Arbeitserlaubnis oder Erlaubnis der Eltern mehr benötigen, um einen Job zu bekommen. Nach geltendem Recht ist es 14- und 15jährigen in Wisconsin verboten, einer Erwerbsarbeit nachzugehen – es sei denn, sie haben die Erlaubnis eines Erziehungsberechtigten. Zudem muss ihr Alter vom State Department of Workforce Development überprüft und bestätigt werden. Die Behörde kann Jugendarbeitsgenehmigungen jederzeit widerrufen, wenn sie der Ansicht ist, dass die Sicherheit eines Kindes gefährdet ist. (…) Neben der Abschaffung der Arbeitserlaubnis sieht der Gesetzentwurf zudem vor, dass Unternehmer in Zukunft ihre eigenen Aufzeichnungen über das Alter und die geleisteten Arbeitsstunden der Beschäftigten führen müssen. Die Überprüfung von seiten der staatlichen Behörde wird dagegen abgeschafft. Übersetzt heißt das, dass Unternehmen dadurch gegen Kinderarbeitsgesetze verstoßen könnten, und sich im Fall einer Anzeige leichter auf Unwissenheit berufen könnten. Hintergrund dieser geplanten Regelung dürfte wohl folgender Fall sein: Anfang des Jahres verhängte das US-Arbeitsministerium gegen das in Wisconsin ansässige Fleischverpackungsunternehmen Packers Sanitation eine Geldstrafe von mehr als 1,5 Millionen US-Dollar, weil dort mindestens 100 Kinder, einige davon erst 13 Jahre alt, beschäftigt waren, um gefährliche Geräte wie Knochensägen und Schädelspalter zu reinigen. Das Unternehmen behauptete, es hätte nicht gewusst, dass es sich um Minderjährige handelte, versicherte aber, dass es seitdem Schritte unternommen hätte, um die Altersüberprüfung der Kinder zu verbessern…“ Artikel von Alex Favalli in der Jungen Welt vom 22. August 2023 externer Link
  • Seit dem 1. Juli 2023 ist Kinderarbeit in Iowa wieder legal, trotz Widerspruch zum US-Bundesrecht
    • In Iowa wurde ab Juli 2023 die Kinderarbeit legalisiert
      „In Iowa tritt an diesem Wochenende eine große Lockerung der Kinderarbeit in Kraft. 14-Jährige dürfen jetzt in Fleischkühlhäusern arbeiten, 15-Jährige dürfen am Fließband arbeiten und 16-Jährige dürfen Alkohol ausschenken. In ein paar Wochen treten ähnliche Einschränkungen in Arkansas in Kraft…“ Tweet von Hannah Dreier vom 2. Juli 2023 externer Link (engl.) inklusive aktuellen Fotos von Kindern in Arbeitsschutzkleidung
    • Kinderarbeit in Iowa – nach US-Bundesrecht illegal und trotzdem nicht verhindert
      “Die Regierung Biden verfügt nur über begrenzte Mittel, um Verstöße gegen Kinderarbeit in Iowa zu bekämpfen. Dort hat der republikanische Gesetzgeber gerade ein Gesetz verabschiedet, das es Kindern erlaubt, unter Bedingungen zu arbeiten, die nach Bundesrecht illegal sind. Zwar haben hochrangige Beamte des US-Arbeitsministeriums erklärt, dass das von Gouverneur Kim Reynolds (R) im letzten Monat unterzeichnete Gesetz gegen die bundesstaatlichen Schutzbestimmungen verstößt, die die staatlichen Vorschriften übertrumpfen, aber die Behörde hat keinen konkreten Plan zur Verstärkung der Durchsetzung in Iowa oder in anderen Staaten, die die Beschränkungen für Kinderarbeit lockern, vorgelegt. Das Arbeitsministerium wird vielleicht nicht so bald handeln. Die Behörde kann die Öffentlichkeit über das Gesetz aufklären und ihre äußerst begrenzten Ressourcen nutzen, um die Durchsetzung in den Staaten zu verbessern. Aber sie kann weder in Iowa noch in einem anderen Bundesstaat, in dem die Kinderarbeitsgesetze lockerer sind als die Bundesgesetze, die Arbeitsbehörden dazu zwingen, die Bundesgesetze allein durchzusetzen, so Arbeitsrechtsanwälte. Bloomberg Law hat das Arbeitsministerium mehrfach um eine Stellungnahme gebeten, um zu erfahren, ob es in Iowa oder in anderen Bundesstaaten, die ihre Kinderarbeitsgesetze abschwächen, Leitlinien oder Durchsetzungsmaßnahmen geben wird. Das Arbeitsministerium erklärte in einer Stellungnahme, dass es „die Gesetze der Bundesstaaten überwacht“ und „entsprechend durchsetzen wird“, gab aber keine konkrete Zusicherung, dass es seine Überwachungspläne als Folge des neuen Gesetzes in Iowa ändern wird.
      Mit dem neuen Gesetz, das am 1. Juli in Kraft getreten ist, werden die Arbeitszeiten für Minderjährige verlängert, die Haftung von Unternehmen für Verletzungen minderjähriger Arbeitnehmer*innen eingeschränkt und die Aufnahme von Lehrlingen in Berufen ermöglicht, die bisher als zu gefährlich galten, wie z. B. Dachdecker-, Lager- und Fabrikarbeiten. Beamte des Arbeitsministeriums erklärten in einem Schreiben vom 10. Mai, dass Teile der Maßnahme in Iowa im Widerspruch zum Bundesrecht stünden, obwohl der Vermerk auf einer früheren Version des Gesetzes basierte. Die Gesetzgebung in Iowa ist zwar die weitreichendste, aber auch eine Reihe anderer Bundesstaaten haben Maßnahmen zum Abbau des Kinderarbeitsschutzes verabschiedet oder in Erwägung gezogen, obwohl die Berichte über Verstöße und die Untersuchungen der Bundesbehörden zugenommen haben…“ Artikel von Rebecca Rainey und Chris Marr vom 16. Juni 2023 in Bloomberg externer Link („State Child Labor Rollbacks Pose Enforcement Nightmare for DOL”)
    • Laut More Perfect Union wurde das Kinderarbeitsgesetz der GOP in Iowa von Lobbyisten aus der Gastronomie vorangetrieben
      „Ein Lobbyist aus Iowa hat offenbar offen zugegeben, dass das Kinderarbeitsgesetz des Bundesstaates von der Restaurantlobby geschrieben wurde. Lobbyisten und das Gaststättengewerbe sind die treibende Kraft hinter einem Gesetzentwurf zur Kinderarbeit, den die Republikaner im Parlament von Iowa durchsetzen wollen, wie eine neue Untersuchung zeigt. Laut einer Untersuchung von More Perfect Union hat die extrem mächtige Restaurantvereinigung National Restaurant Association, auch bekannt als die „andere NRA“, den Gesetzesentwurf Senate File 167 zur Ausweitung der Kinderarbeit vorangetrieben. Der von Senator Jason Schultz (R) unterstützte Gesetzentwurf würde es Kindern im Alter von 14 Jahren erlauben, gefährliche Arbeiten in Gefriertruhen, Fleischkühlern und industriellen Wäschereien zu verrichten. Außerdem würden die Arbeitszeiten, die Kinder während des Schuljahres und im Sommer arbeiten dürfen, ausgeweitet. In dem Videobericht, der von More Perfect Union veröffentlicht wurde, scheint Brad Epperly, ein Rechtsberater der Lobbyisten, offen zuzugeben, dass der Gesetzentwurf von der NRA geschrieben wurde. Die NRA hat für die Ausweitung der Kinderarbeit geworben und letztes Jahr einen Newsletter verschickt, in dem sie die „Rekord-Stundenlöhne“ lobte, die Kinder vor allem in Iowa verdienen. (…) Unternehmenslobbyisten wie die Koch-Familie und die Iowa Restaurant Association haben Leuten wie Reynolds und Schultz Hunderttausende von Dollar gespendet. Das Lebensmittelunternehmen Hy-Vee zum Beispiel hat in den letzten zehn Jahren mehr als 800.000 Dollar an Politiker wie Reynolds, Schultz und den republikanischen Mehrheitsführer im Senat von Iowa, Jack Whitver, gespendet – und verstößt gleichzeitig immer wieder gegen Kinderarbeitsgesetze. Die Untersuchung findet zu einem Zeitpunkt statt, an dem immer mehr Unternehmen bei Verstößen gegen Kinderarbeitsgesetze erwischt werden – und, vielleicht nicht zufällig, zu einem Zeitpunkt, an dem die Republikaner auf eine Lockerung der Kinderarbeitsgesetze drängen. Republikaner in Ohio, Minnesota und Wisconsin haben Gesetzesentwürfe zur Ausweitung der Kinderarbeit eingebracht, während die republikanische Gouverneurin von Arkansas, Sarah Huckabee Sanders, letzten Monat ein Gesetz unterzeichnete, das es Arbeitgebern erleichtern würde, gegen Kinderarbeitsvorschriften zu verstoßen…“ Artikel von Sharon Zhang vom 4. April 2023 in Truthout externer Link („An Iowa lobbyist appeared to outright admit that the state’s child labor bill was written by the restaurant lobby.”)
  • Immer mehr Bundesstaaten legalisieren die Kinderarbeit – und doch bleibt auch die illegale zu hoch für angekündigte Konsequenzen der Biden-Regierung
    • Ein bahnbrechender NYT-Bericht enthüllt weit verbreitete illegale Kinderarbeit
      „Vor sechs Wochen veröffentlichte die New York Times einen bahnbrechenden Bericht über Tausende von Fällen illegaler Ausbeutung von Kinderarbeit in den Vereinigten Staaten. „Die Kinderarbeit von Migrant*innen kommt sowohl den Betrieben unter dem Tisch als auch den globalen Konzernen zugute“, so die Times. In Los Angeles nähen Kinder „Made in America“-Schilder in J. Crew-Hemden. Sie backen Brötchen, die bei Walmart und Target verkauft werden, verarbeiten Milch für Ben & Jerry’s Eiscreme und helfen beim Entbeinen von Hühnern, die bei Whole Foods verkauft werden. Erst im Herbst haben Mittelschüler*innen in Alabama Fruit of the Loom-Socken hergestellt. In Michigan stellen Kinder Autoteile her, die von Ford und General Motors verwendet werden.
      Unmittelbar nach der Veröffentlichung des Berichts versprach das Weiße Haus Biden, gegen diesen Fall von weit verbreiteter Kriminalität „vorzugehen“. Innerhalb von zwei Tagen veröffentlichte das Weiße Haus einen Plan mit „neuen Anstrengungen“, um die Praxis einzudämmen, die, wie es zugibt, in den letzten Jahren nicht eingedämmt wurde: „Seit 2018 hat das US-Arbeitsministerium einen 69-prozentigen Anstieg bei der illegalen Beschäftigung von Kindern in Unternehmen festgestellt.“ Interessanterweise fehlt in dem Plan des Weißen Hauses, Unternehmen von der Ausbeutung von Kinderarbeit abzuhalten (und sie zur Rechenschaft zu ziehen, wenn sie es doch tun) – und in allen nachfolgenden politischen Lösungen, die von US-Medienexperten, Analysten und Kommentatoren vorgeschlagen werden – ein Schlüsselelement, das gängigste Mittel, um Kriminalität in praktisch allen anderen Zusammenhängen zu stoppen: der Einsatz von Gefängnisstrafen. Der Plan des Weißen Hauses erwähnt nur am Rande, dass „strafrechtliche Verweise in begründeten Fällen“ möglich sind, fordert aber keine Ausweitung oder Verschärfung der strafrechtlichen Sanktionen, die es bereits gibt. Nirgendwo in Bidens Plan und nirgendwo in den nachfolgenden öffentlichen Kommentaren von Beamten des Weißen Hauses, des Arbeitsministeriums, des Ministeriums für Innere Sicherheit, der Occupational Safety and Health Administration, des Landwirtschaftsministeriums oder einer der zuständigen Aufsichtsbehörden, nirgendwo in der anschließenden Berichterstattung und den Kommentaren der Times, nirgendwo in den Stellungnahmen der Redaktionen, nirgendwo im Geschwätz der Experten in den Talkshows am Sonntagmorgen – nirgendwo fordert irgendjemand mit echtem Einfluss oder Macht härtere und längere Gefängnisstrafen für Straftäter, die Kinderarbeit ausbeuten. (…)
      Eine der wenigen öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen der Regierung war der Brief von Landwirtschaftsminister Tom Vilsack an die führenden Unternehmen der Fleischindustrie, in dem er sie zum Handeln aufforderte, um den Einsatz von Kinderarbeit zu reduzieren. „Unternehmen in der Lebensmittelherstellung – insbesondere solche mit großer Marktmacht – müssen auf die Standards ihrer Zulieferer achten, um systematische Verstöße und Missbräuche zu reduzieren“, heißt es in dem Brief. Vilsack bezeichnet den Gesetzesverstoß als einen Fall von einfacher Verwirrung über die Einhaltung von Kleinigkeiten…“
      Artikel von Adam Johnson vom 19. April 2023 auf The Real News Network externer Link („A bombshell NYT report exposed widespread illegal child labor. Where are all the calls for prison time?“)
    • „Das kommt bald auch in deinen Staat“: Die Angriffe auf Kinderarbeitsgesetze reißen nicht ab
      „Der Vorstoß von Republikanern und Industrielobbyisten, Kinderarbeitsgesetze in Staaten wie Arkansas, Iowa und Ohio auszuhebeln, ist Teil eines größeren Angriffs auf Arbeitende und die Fähigkeit der Bundesregierung, Arbeitsstandards durchzusetzen. (…) Dieses Interview wurde ursprünglich in Videoform von Breaking Points am 11. März 2023 veröffentlicht. Die Abschrift des Interviews, die aus Gründen der Klarheit, Lesbarkeit und Zeitempfindlichkeit leicht bearbeitet wurde, wird hier mit Genehmigung veröffentlicht.
      Ein 16-Jähriger wurde bei der Arbeit von einem tonnenschweren Traktor erdrückt. Ein 15-Jähriger starb, nachdem er an seinem ersten Arbeitstag bei einem Dachdecker 50 Fuß tief gefallen war. Immer wieder werden schreckliche Enthüllungen über die Ausbeutung von Kinderarbeit in Fleisch- und Lebensmittelverarbeitungsbetrieben, in der Industrie- und Büroreinigung und sogar in der Automobilproduktion bekannt, darunter in mindestens vier Zulieferbetrieben für Hyundai und Kia in Alabama. Das sind keine Geschichten aus den frühen 1900er Jahren. Das passiert hier und jetzt, überall um uns herum. Auch wenn wir Amerikaner*innen gerne glauben, dass Kinderarbeit der Vergangenheit angehört, ein veraltetes Detail einer dunklen Geschichte, die sicher in unserem Rückspiegel liegt, ist die traurige Realität, dass auch heute, im Jahr 2023, die Ausbeutung von Kindern und ihre Arbeit in den Produktions- und Lieferketten vieler unserer Lieblingsmarken und -unternehmen, darunter Lucky Charms, Cheetos, Walmart, Target, Whole Foods, Fruit of the Loom, Ben and Jerry’s usw., noch immer ein trauriges Merkmal ist. Es gibt Kinder, die das Gemüse anbauen, das wir im Supermarkt kaufen, Kinder, die die Teile herstellen, die in unseren Autos landen, Kinder, die industrielle Knochensägen, Bürogebäude und Häuser reinigen, Kinder auf Baustellen und in Restaurants. Und es wird immer schlimmer. Wie Lauren Gurley kürzlich in der Washington Post berichtet hat, haben sich die Verstöße gegen die Kinderarbeit in den Vereinigten Staaten nach Angaben des Arbeitsministeriums seit 2015 fast vervierfacht. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, drängen republikanische Gesetzgeber in Bundesstaaten wie Arkansas, Iowa und Ohio darauf, die Arbeitsgesetze zu lockern und es Unternehmen zu erleichtern, Minderjährige einzustellen, sie gefährlichere Arbeiten verrichten zu lassen und sogar ihre Arbeitszeiten zu verlängern, anstatt sich zu Recht über die Situation zu entsetzen und ernsthafte Schritte gegen die Geißel der Kinderarbeit zu unternehmen. (…)
      Die Gesetzesentwürfe würden das Gesetz von Iowa ändern, um Kindern die Arbeit in verschiedenen gefährlichen Berufen zu ermöglichen. Sie würden es Kindern im Alter von 14 Jahren erlauben, in Gefriertruhen und Fleischkühlern zu arbeiten, Arbeiten, die nach Bundesrecht verboten sind, und sie geben nicht eindeutig an, in welchen anderen Bereichen von Fleischverpackungsbetrieben die Arbeit erlaubt wäre. Sie würden 15-Jährigen das Be- und Entladen von nicht motorbetriebenen Geräten mit einem Gewicht von bis zu 30 Pfund bzw. bis zu 50 Pfund mit einer Ausnahmegenehmigung des Arbeitskommissars erlauben – eine Arbeit, die nach Bundesrecht verboten ist. Jugendliche unter 18 Jahren könnten als Kraftfahrzeugführer*innen beschäftigt werden, eine eindeutig gefährliche Arbeit, die ebenfalls gegen die Bundesvorschriften verstößt. Und sie würden es Jugendlichen unter 18 Jahren erlauben, alkoholische Getränke zu verkaufen, was derzeit nach dem Gesetz von Iowa verboten ist, wenn ein Elternteil oder Erziehungsberechtigter schriftlich zustimmt…“
      Interview-Transkript von Maximillian Alvarez vom 24. März 2023 auf The Real News Network externer Link (“‘It is coming to your state soon’: Attacks on child labor laws aren’t going away”)
    • Siehe dazu auch die Video-Dokumentation von More Perfect Union vom 3. April 2023 auf Twitter externer Link (engl.) – hier wird nochmal deutlich gemacht, dass solche Jobs „nur“ offiziell einen Ausbildungsauftrag haben müssen, damit Kinder zwischen 13 und 17 Jahren bis zu 30 Stunden arbeiten.
    • Neue Ära der Kinderarbeit. Immer mehr US-Bundesstaaten erleichtern Unternehmen die Beschäftigung von Minderjährigen. Gesetze schützen gleichzeitig Firmen vor Unfallhaftung
      Der US-Kapitalismus frisst die Kinder der Armen. Immer mehr Bundesstaaten wollen Kinderarbeit erleichtern. Am Montag vergangener Woche hat der Senat im republikanisch regierten Staat Iowa ein Gesetz beschlossen, das den Arbeitsschutz für Minderjährige aufweicht. Ohio ist schon weiter. Dort ist es seit Anfang Februar legal, Kinder länger arbeiten zu lassen als bisher erlaubt. Auch New Jersey hat 2022 ein Gesetz erlassen, das die Arbeitszeiten von Jugendlichen in den Schulferien verlängert. In Wisconsin konnte Gouverneur Anthony Evers (Demokraten) einen derartigen Vorstoß zwar durch sein Veto stoppen, doch in dem von seiner Partei kontrollierten Parlament Minnesotas wird über einen ähnlichen Gesetzentwurf bereits diskutiert. Mehrere Staaten weichen die Regelungen ausgerechnet für einige der gefährlichsten Arbeitsplätze auf und senken zugleich die Anforderungen an die Arbeitsplatzsicherheit. Betroffen sind davon vor allem die Kinder von Migranten und armen Familien.
      Kinderarbeit ist in den USA kein neues Phänomen. Nach offiziellen Angaben ist die Zahl illegal beschäftigter Minderjähriger seit 2018 um zwei Drittel gestiegen. Doch statt Verstöße energisch zu bekämpfen, legalisieren Politiker die Kinderarbeit. US-Gesetze ermöglichen es bereits jetzt, Kinder ab 14 Jahren arbeiten zu lassen. Bis zum 16. Lebensjahr ist allerdings nur eine begrenzte Zahl an Arbeitsstunden erlaubt, damit sie zur Schule gehen können. Die neue Ausnahmeregelung in Iowa lässt künftig unter anderem Spätschichten bis 23 Uhr bereits für Jugendliche ab 14 Jahren zu. (…)
      Die Befürworter einer Lockerung der Schutzgesetze behaupten, dass die Änderungen sowohl für junge Menschen als auch für die Wirtschaft von Vorteil seien, da die Kinder Arbeitsplätze besetzen würden, die für Erwachsene nicht attraktiv seien. Iowas republikanische Gouverneurin Kim Reynolds unterstützte das Gesetz mit einem zynischen Hinweis auf ihre eigene Arbeit als Babysitterin. (…) Dabei bestätigen selbst Regierungsstellen die Verletzung der Kinder- und Menschenrechte in den USA. Das Arbeitsministerium registrierte im vergangenen Jahr 835 Unternehmen, die 3.800 Minderjährige entgegen gesetzlicher Regelungen beschäftigten. Zudem stellte es einen Anstieg von 26 Prozent bei Minderjährigen fest, die »speziell für gefährliche Tätigkeiten eingestellt wurden«. Spürbare Konsequenzen hat das für Firmen, die ihren Profit auf Kosten der Kinder steigern, nur in Ausnahmefällen…“ Artikel von Volker Hermsdorf in der jungen Welt vom 25.04.2023 externer Link
    • US-Staat Iowa beschließt Kinderarbeitsgesetz – um Kinderarbeit zu erleichtern
      Republikaner wollen Jugendlichen „wertvolle Erfahrungen“ ermöglichen. Gemeint sind damit Spätschichten für 14-Jährige und Fließbandarbeit mit bis zu 25 Kilo schweren Objekten…“ Meldung vom 18. April 2023 in Der Standard.de externer Link
  •  “Unsere Kinder stehen nicht zum Verkauf!“ Eltern und Gewerkschaften protestieren gegen geplante Änderungen des Kinderarbeitsgesetzes in Iowa
    „Protestierende Vertreter*innen der Gewerkschaften versammelten sich am Montagnachmittag in der Rotunde des Kapitols von Iowa, um gegen einen Gesetzesentwurf zu protestieren, der es Jugendlichen erlauben würde, länger und in einer größeren Anzahl von Jobs zu arbeiten, als es nach geltendem Recht möglich ist. Etwa 75 Gewerkschaftsmitglieder protestierten am Montagnachmittag gegen den Gesetzesentwurf und riefen einen immer wiederkehrenden Refrain: „Unsere Kinder sind nicht käuflich!“ „Wir brauchen nicht noch mehr Kinder, die in Fabriken und Verpackungsbetrieben arbeiten“, sagte Jesse Case, Schatzmeister und Hauptamtlicher der Teamsters Local 238. „Wir müssen ihren Eltern höhere Löhne zahlen, damit die Kinder nicht in Fabriken und Verpackungsbetrieben arbeiten müssen.“ Die republikanischen Gesetzgeber haben bereits angekündigt, dass sie Teile des Gesetzes ändern wollen, die Arbeitgeber vor der Haftung schützen, wenn ein Jugendlicher bei der Arbeit verletzt wird, und dass sie klarstellen wollen, dass Studierende im Falle einer Verletzung Anspruch auf Arbeitnehmerentschädigung haben. House Study Bill 134 würde es den Direktoren der Iowa Workforce Development und des Iowa Department of Education ermöglichen, Ausnahmen zu gewähren, damit Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren in Berufen arbeiten können, die sonst für Kinder verboten sind, wenn sie Teil eines schulischen oder arbeitgeberbasierten Berufsausbildungsprogramms sind. Der Gesetzentwurf sieht außerdem vor, dass Jugendliche länger arbeiten dürfen als nach geltendem Recht erlaubt. (…)
    Nach einer kurzen Pressekonferenz marschierte die skandierende Menge zum Senat, um einen Brief an die Präsidentin des Senats, Amy Sinclair, R-Allerton, zu übergeben. Dann marschierten sie durch das Gebäude zum Repräsentantenhaus, wo sie mit dem Mehrheitsführer Matt Windschitl, R-Missouri Valley, sprachen. „Wir verkaufen unsere Kinder nicht aus Profitgier an multinationale Konzerne“, sagte Charlie Wishman, Präsident der Iowa Federation of Labor, AFL-CIO…“ Artikel von Katie Akin und Stephen Gruber-Miller Des Moines Register vom 25. März 2023 im Des Moins Register externer Link („’Our kids are not for sale‘: Unions protest proposed changes to Iowa child labor law”)

    • Siehe dazu auch das Video zu den Protesten in Iowa auf KWQC vom 26. März 2023 externer Link – „Gewerkschaftsarbeitende und Eltern demonstrieren in Davenport gegen Gesetzesvorschläge zur Kinderarbeit“ (engl.)
  • Protestaufruf gegen Kinderarbeitsgesetz in Iowa – „Our kids are not for sale!“
    „Hast du eine Meinung zu den Gesetzesentwürfen im Repräsentantenhaus und im Senat von Iowa, die das Kinderschutzgesetz des Bundesstaates schwächen würden? Dann besuche eine der sieben Kundgebungen, die diesen Samstag in ganz Iowa stattfinden (…) „Wir weigern uns, die Gesundheit und Bildung der Kinder in Iowa zu gefährden, um die Profite der Konzerne weiter zu steigern, und wir fordern die Verantwortlichen im Senat und im Repräsentantenhaus auf, sich an die Seite der Bürgerinnen und Bürger von Iowa zu stellen, indem sie dieses ungeheuerliche Gesetz stoppen“, so Pete Hird, Sekretär/Schatzmeister der Iowa Federation of Labor.“ Mitteilung von Iowa Labor News vom 23. März 2023 externer Link („Saturday: “Our Kids Are Not For Sale” Rallies”)
  • Illegale Kinderarbeit bereits jetzt schon ein Problem – statt sie zu bekämpfen, soll sie legalisiert werden
    • „… Schwerwiegende Verstöße gegen die Kinderarbeit sind wieder auf dem Vormarsch, unter anderem in gefährlichen Jobs in der Fleischverarbeitung und im verarbeitenden Gewerbe. Die Kinder arbeiten mit Chemikalien und gefährlichen Geräten. Sie arbeiten auch in Nachtschichten. Allein im letzten Jahr ist die Zahl der Kinder, die gegen die Kinderarbeitsgesetze verstoßen, um 37 % gestiegen, so das Economic Policy Institute. Man könnte meinen, dass die Gesetzgeber im ganzen Land sich angesichts dieses wachsenden Problems beeilen würden, diese Kinder zu schützen. Das wäre ein Irrtum. Die Gesetzgeber in den einzelnen Bundesstaaten versuchen sogar, den Schutz der Kinderarbeit zu schwächen. Nachdem diesen Monat festgestellt wurde, dass in einer Fabrik des zweitgrößten privaten Arbeitgebers in Arkansas, Tyson Foods, kleine Kinder arbeiteten, unterzeichnete die republikanische Gouverneurin Sarah Huckabee Sanders ein Gesetz, das es den Unternehmen erleichtert, Kinder zu beschäftigen, indem es die Vorschrift aufhebt, dass Kinder unter 16 Jahren eine staatliche Arbeitserlaubnis benötigen, bevor sie beschäftigt werden können. In den letzten zwei Jahren haben 10 Bundesstaaten Gesetze zur Ausweitung der Arbeitszeiten für Kinder, zur Aufhebung der Beschränkungen für gefährliche Berufe für Kinder, zur Erlaubnis für Kinder, in Lokalen zu arbeiten, in denen Alkohol ausgeschenkt wird, und zur Senkung des staatlichen Mindestlohns für Minderjährige eingeführt oder verabschiedet. Bereits 2023 wurden in Iowa, Minnesota, Missouri, Nebraska, Ohio und South Dakota Gesetzesentwürfe zur Schwächung des Kinderarbeitsschutzes eingebracht. Ein Gesetzentwurf in Minnesota würde es 16- und 17-Jährigen erlauben, auf Baustellen zu arbeiten. Im ganzen Land gibt es koordinierte Bemühungen von Wirtschaftslobbyisten und republikanischen Abgeordneten, um bundes- und einzelstaatliche Vorschriften zum Schutz von Kindern vor Missbrauch aufzuheben – Vorschriften, die seit Jahrzehnten in Kraft waren.
      Warum geschieht das gerade jetzt? Aus vier Gründen.
      Seit dem Anstieg der Verbrauchernachfrage nach der Pandemie haben Arbeitgeber Schwierigkeiten, die benötigten Arbeitenden zu den Löhnen zu finden, die sie zu zahlen bereit sind. Anstatt mehr zu zahlen, beuten die Arbeitgeber Kinder aus. Und die Gesetzgeber der Bundesstaaten, die von diesen Arbeitgebern (wie Tyson) wegen ihrer Wahlkampfspenden abhängig sind, lassen dies zu. Ein zweiter Grund ist, dass die Kinder, die ausgebeutet werden, als „sie“ und nicht als „wir“ angesehen werden – unverhältnismäßig viele sind arm, schwarz, hispanisch und haben einen Migrationshintergrund. So wird die moralische Schande, „unsere“ Kinder unmenschlichen Arbeitsbedingungen auszusetzen, wenn sie eigentlich in der Schule sein sollten, stillschweigend vermieden, während Gesetzgeber und Wähler wegschauen. Drittens sind einige dieser Kinder (oder ihre Eltern) undokumentiert. Sie trauen sich nicht, ihre Meinung zu sagen. Sie brauchen das Geld. Das macht sie verletzlich und leicht ausbeutbar. Und schließlich erleben wir in ganz Amerika ein Wiederaufleben des grausamen Kapitalismus – eine Form des Sozialdarwinismus -, bei dem Wirtschaftslobbyisten und Gesetzgeber ihre Handlungen mit dem Argument rechtfertigen, dass sie die Schwachen und Schutzbedürftigen nicht ausbeuten, sondern Arbeitsplätze für diejenigen bereitstellen, die sie brauchen und sonst hungern oder obdachlos werden würden. Praktischerweise gehören dieselben Wirtschaftslobbyisten und Gesetzgeber zu den ersten, die behaupten, wir könnten uns keine stärkeren Sicherheitsnetze leisten, die diesen Kindern eine sichere Unterkunft und angemessene Ernährung bieten würden. (…) Amerika scheint sich in das Goldene Zeitalter des späten 19. Jahrhunderts zurückzuversetzen, als Arbeitende – auch kleine Kinder – wie Kuhmist behandelt wurden und Raubritter das Sagen hatten. Die Öffentlichkeit muss fordern, dass Kinderarbeit wieder auf den Müllhaufen der Geschichte verbannt wird.“
      Artikel von Robert Reich vom 31. März 2023 im Guardian Online externer Link („American children are working hazardous jobs – and it’s about to get worse”)
    • Siehe dazu auch: „Bundesbehörden weiten Untersuchung der Kinderarbeit von Migrant*innen in Schlachthöfen aus – Die Behörden untersuchen nun, wie Kinder aus Mittelamerika in mehreren Schlachthöfen in den USA arbeiten konnten. – Großes Sanitärunternehmen mit Vorwürfen der Kinderarbeit konfrontiert“ Video auf NBCNews vom 2. März 2023 externer Link (engl.)

Weiteres zu Kinderarbeit im LabourNet Germany

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=210645
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