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„Im Namen der Sicherheit“ schreitet die Automatisierung bei Amazon voran als Beschleunigung der Störungen, Verletzungen und Entlassungen
Dossier
„Die Lieferstationen von Amazon werden im ganzen Land mit Robotern ausgestattet, was zu weniger Arbeitern und einer Beschleunigung der verbleibenden Arbeiter führt. In der Lieferstation, in der ich arbeite, haben die Arbeiter mit Trotz reagiert. Die Amazon-Fulfillment-Zentren, in denen die Artikel verpackt werden, werden nach und nach automatisiert, aber bisher wurden die Auslieferungsstationen meist von Menschen bedient. Jetzt werden ganze Systeme nachgerüstet oder ganz abgeschafft, „im Namen der Sicherheit“ und „zum Wohle der Mitarbeiter“. Aber Automatisierung bedeutet, dass Arbeitnehmer entlassen, in neue Positionen versetzt oder zur Versetzung gezwungen werden…“ engl. Artikel von Alvin Gaine vom 26.6.2025 in LaborNotes
(„Amazon-Mitarbeiter trotzen dem Diktat der Automatisierung“, maschinenübersetzt) und mehr dazu/daraus:
- Mehr als 1.000 v.a. Entwickler:innen bei Amazon warnen in einem Offenen Brief dass die rasche Einführung von KI Demokratie, Arbeitsplätze und das Klima gefährdet
- [Offener Brief] Lieber Andy Jassy und liebes S-Team,
„In den letzten Jahren haben die Technologieführer ihren Wettlauf um die Entwicklung der leistungsstärksten KI beschleunigt. „Sink or swim“, „KI ist nicht mehr wegzudenken“ und „Arbeite damit oder werde ersetzt“ sind zu Mantras in den Arbeitsbereichen bei Amazon und darüber hinaus geworden.
Wir, die unterzeichnenden Amazon-Mitarbeiter, haben ernsthafte Bedenken hinsichtlich dieser aggressiven Einführung in Zeiten des weltweiten Aufstiegs des Autoritarismus und in unseren wichtigsten Jahren, um die Klimakrise umzukehren. Wir glauben, dass der Ansatz der KI-Entwicklung, bei dem alle Kosten gerechtfertigt sind und der mit Warp-Geschwindigkeit vorangetrieben wird, der Demokratie, unseren Arbeitsplätzen und der Erde enormen Schaden zufügen wird.
Wir sind die Menschen, die KI entwickeln, trainieren und einsetzen, daher haben wir die Verantwortung, einzugreifen. Hier sind die Gründe, warum wir Alarm schlagen:
1) Amazon gibt seine Klimaziele zugunsten der Entwicklung künstlicher Intelligenz auf. (…)
2) Amazon zwingt uns, KI zu nutzen, während es in eine Zukunft investiert, in der es einfacher ist, uns zu entlassen. Andy Jassy versprach, dass Amazon bald voller KI-Tools und „Agenten” sein wird und dass er davon ausgeht, weniger Menschen zu beschäftigen. Er behauptet, dass unsere (verbleibenden) Jobs „noch spannender und unterhaltsamer” werden, aber hier ist, was wir tatsächlich erleben: höhere erwartete Leistung und kürzere Fristen, Aufträge zur Entwicklung von KI-Tools für verschwenderische Anwendungsfälle und massive Investitionen in KI bei geringen Investitionen in die berufliche Weiterentwicklung. Unsere Kollegen in der Logistik sind besonders betroffen von Arbeitsbeschleunigungen, Überwachung, Verletzungen und Burnout. All dies, während Amazon versucht, die Nationale Arbeitsbeziehungsbehörde, die die Rechte der Arbeitnehmer schützt, für verfassungswidrig zu erklären.
3) Amazon trägt dazu bei, einen stärker militarisierten Überwachungsstaat mit weniger Schutz für normale Bürger aufzubauen. (…)
All dies ist beängstigend, aber nichts davon ist unvermeidlich. Eine bessere Zukunft ist nach wie vor in greifbarer Nähe, aber dafür müssen wir uns über die Kosten der KI und die notwendigen Schutzmaßnahmen im Klaren sein. Wir fordern von der Unternehmensleitung von Amazon, sich zu folgenden Punkten zu verpflichten:
a) Keine KI mit schmutziger Energie. (…)
b) Keine KI ohne die Stimme der Mitarbeiter.
Wir wollen ethische KI-Arbeitsgruppen aus Nicht-Führungskräften im gesamten Unternehmen, die maßgeblich über die Ziele auf Organisationsebene und darüber entscheiden, wie oder ob KI in ihren Organisationen eingesetzt werden soll, wie oder ob KI-bedingte Entlassungen oder Einstellungsstopps umgesetzt werden und wie die Nebenwirkungen des KI-Einsatzes, wie z. B. Auswirkungen auf die Umwelt, gemildert oder minimiert werden können.
c) Keine KI für Gewalt, Überwachung oder Massenabschiebungen. (…)
Die Amazon-Mitarbeiter, die diesen Brief unterzeichnet haben, glauben daran, eine bessere Welt zu schaffen – und nicht daran, Bunker zu bauen, in die man sich zurückziehen kann. Wir wollen, dass die versprochenen Vorteile der KI allen mehr Freiheit geben, zu spielen und sich auszuruhen, Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen, sich von der Natur inspirieren zu lassen, kreativ zu sein und sich sicher zu fühlen, so zu sein, wie wir sind.
Dies ist ein unglaublich wichtiger Moment in der Geschichte. Es ist an der Zeit, dass wir uns zu Wort melden und eine Diskussion über die tatsächlichen Vorteile und Kosten der KI anstoßen. Die Arbeitnehmer haben Amazon schon einmal auf einen besseren Weg gebracht, und das können wir wieder tun. Die Entscheidungen, die wir jetzt für unseren Planeten, seine Menschen und Tiere treffen, sind wichtiger denn je. Treffen wir Entscheidungen, auf die wir stolz sein können…“ engl. Offener Brief bei Amazon Employees for Climate Justice
(maschinenübersetzt) mit aktuell mehr als 1.000 Amazon-MitarbeiterInnen und mehr als 3.000 Unterzeichnern der Solidaritätserklärung an, die eine verantwortungsvolle Einführung von KI fordern.
- Siehe auch Amazon Employees for Climate Justice auf bsky

- Siehe auch Amazon Employees for Climate Justice auf bsky
- Amazon-Beschäftigte warnen vor KI: Stürmt die Maschinen!
„Amazons halsbrecherische Entwicklung von KI ist gefährlich, sagen Beschäftigte. Der Widerspruch zeigt: Wir müssen nicht jede Innovation akzeptieren.
Spätestens wenn die Entwickler:innen künstlicher Intelligenz vor ihrem eigenen Produkt warnen, sollte man aufhorchen. In einem offenen Brief fordern über 1.100 Amazon-Beschäftigte ihren Arbeitgeber zu einem radikalen Kurswechsel in der KI-Entwicklung auf. Es sind diejenigen, die für Amazon künstliche Intelligenz entwickeln, trainieren und nutzen. „Wir sind überzeugt, dass die überstürzte Entwicklung von KI um jeden Preis immensen Schaden an unserer Demokratie, unseren Jobs und unserer Erde anrichten wird“, schreiben die Verfasser:innen des Briefes. (…)
Klar: Dass nun auch gut bezahlte Amazon-Entwickler:innen die schwerwiegendsten Kritikpunkte an der vermeintlichen Wundertechnologie teilen, mag vor allem daran liegen, dass sie sich in ihren eigenen Jobs bedroht sehen. Erst Ende Oktober kündigte Amazon an, weltweit 14.000 Jobs zu streichen, mit der Begründung, dass KI mittlerweile viele Programmier- und Wissensaufgaben übernehmen könne. Aber das Aufbegehren der Amazon-Beschäftigten ist gerade deshalb bemerkenswert, weil sie nicht nur persönlich vom Einsatz der Technologie betroffen sind, sondern auch an ihrer Entwicklung mitwirken. (…)
Dabei wird der KI-Boom vor allem vom enthemmten Profitstreben der Tech-Konzerne getrieben. Denn KI ersetzt keine Arbeitskraft, sondern lagert sie nur aus. Die Arbeitskraft, die in Form von Daten, Medien oder schnöder Klickarbeit in das Training der KI-Modelle fließt, bezahlen die Tech-Riesen oft gar nicht oder nur schlecht. So trainierte Facebook-Mutterkonzern Meta seine KI mit Millionen raubkopierter Bücher. Die Autor:innen sahen bislang noch keinen Cent. Aber Arbeiter:innen sind diesen Entwicklungen nicht hilflos ausgeliefert. Sie müssen nicht jede technologische Innovation akzeptieren oder gar mitentwickeln, die der Abwertung ihrer eigenen Arbeitskraft dient und dazu noch gesellschaftlichen Schaden anrichtet.
Das vermeintlich Unausweichliche in Frage stellen
In diesem Sinne könnten sich die Amazon-Beschäftigten sogar ein historisches Vorbild nehmen. Anfang des 19. Jahrhunderts griffen Handwerker in England gezielt Baumwollspinnereien an. Indem sie die industriellen Webstühle zerstörten, wehrten sie sich gegen die Herabwertung ihrer Arbeit von fachkundigem Handwerk zur austauschbaren Fabriktätigkeit. Benannt nach ihrem fiktiven Anführer Ned Ludd, verstanden die Ludditen die soziale und politische Dimension des technischen Fortschritts. Wichtiger noch, sie wagten es, dessen Unausweichlichkeit infrage zu stellen.
Tech-Kritiker wie der US-amerikanische Journalist Bryan Merchant fordern daher, auch heute wieder mehr Luddismus zu wagen. Das bedeutet keineswegs, dass Amazon-Arbeiter:innen KI-Rechenzentren anzünden sollen. Vielmehr ist damit ein selbstbestimmter Umgang mit Technologie gemeint: Was brauchen wir als Arbeiter:innen und Gesellschaft wirklich? Was lehnen wir ab? Die Forderungen des offenen Briefes sind ein guter Anfang: Datenzentren sollen nur dort gebaut werden, wo sie ökologisch verträglich sind, der Einsatz von KI soll durch die Beschäftigten-Räte bestimmt und Algorithmen nicht für Gewalt, Überwachung und Massenabschiebungen eingesetzt werden…“ Artikel von Jonas Wahmkow vom 5.12.2025 in der taz online
und wohl als erstes: - Mehr als 1.000 Amazon-Mitarbeiter warnen, dass die rasche Einführung von KI Arbeitsplätze und das Klima gefährdet.
„Die Beschäftigten sagen, dass der „Warp-Speed“-Ansatz des Unternehmens Druck, Entlassungen und steigende Emissionen begünstigt…“ engl. Artikel von Varsha Bansal vom 28.11.2025 im Guardian online
- [Offener Brief] Lieber Andy Jassy und liebes S-Team,
- Massenentlassung durch »Coboter«: Amazon plant Wegfall von halber Million US-Jobs durch Automatisierung
„Mindestens 1,2 Millionen Angestellte schuften allein in den Vereinigten Staaten für den Handelsriesen Amazon, viele davon in den Lagerhallen. Der Konzern ist der zweitgrößte Arbeitgeber in den USA und hat seit seinem Bestehen den Arbeitsmarkt nachhaltig verändert. Nun steht ein weiterer Umbruch an: Die Einstellungskurve soll abflachen, Roboter und künstliche Intelligenz immer mehr Aufgaben erledigen. Rund 600.000 Stellen sollen bis 2033 durch die Automatisierungswelle eingespart werden. Allein bis 2027 sollen etwa 160.000 Neuanstellungen überflüssig werden. Menschen mit Fleisch, Blut und Hirn würden dann nur noch benötigt, um die Maschinen zu reparieren oder deren Fehler auszubügeln. Das könnte auch auf mehr Teil- und Zeitarbeit hinauslaufen. Sollte Amazon damit Erfolg haben, könnte der Konzern damit auch für andere Unternehmen ein Vorbild werden. Und weil der Unmut seitens der bisherigen Arbeiterschaft sicher nicht ausbleiben wird, wird bereits die Imageaufhübschung anberaumt. Zuerst berichtet hatte die New York Times (NYT), die Einblicke in interne Amazon-Dokumente aus dem vergangenen Jahr erlangt haben will, darunter Planungspapiere, die die ehrgeizigen Automatisierungsbemühungen zeigen. (…)
Insgesamt, so die Times, setzt Amazon global bereits etwa eine Million Roboter in den Logistikzentren ein. Mitte des Jahres hatte der Konzern angekündigt, 700 Millionen Euro in die Automatisierung seiner Logistikzentren auf dem europäischen Kontinent zu investieren. Amazon sagte zu den Enthüllungen der Zeitung, die Pläne stellten nur einen Ausschnitt der Gesamtstrategie dar. Allein bis Weihnachten wolle man 250.000 neue Arbeiter in den USA einstellen. Unklar blieb aber, ob es sich dabei nur um Kurzzeitbeschäftigungen zur Bewältigung des Feiertagsgeschäftes handeln wird. Zur Glättung der Unmutswogen, die in den betroffenen Ortschaften durch den geplanten Wegfall abertausender Jobs absehbar entstehen werden, lässt der Konzern jedenfalls bereits Wohltätigkeitsevents ausrichten. Auch soll intern nicht von »Automatisierung« und »Robotern«, sondern von »neuen Technologien« und »Cobotern« gesprochen werden. Dabei ist es freilich nicht so, dass das Unternehmen die Einsparungen dringend nötig hätte. Zum Ende des dritten Jahresquartals vermeldete der Branchengigant neue Rekordgewinne: mehr als 21 Milliarden US-Dollar gegenüber etwa 15 Milliarden im Vorjahr. Auch dabei spielte Technologie eine entscheidende, wenn auch anders geartete Rolle: Die guten Geschäftsbilanzen der Internetdienstleistungssparte unter Amazon Web Services (AWS), die weltweit die Hintergrundtechnologie für diverse Websites bereitstellt, und der gesteigerte Umsatz durch den Einsatz eines konzerneigenen KI-Assistenten im Webshop, der das Kerngeschäft Amazons darstellt, trugen erheblich zur Gesamtbilanz bei.“ Artikel von Yaro Allisat in der jungen Welt vom 8. November 2025
- Amazons Automatisierungsstrategie: Sind Roboter Arbeiter:innen?
„»We are no robots« war und ist einer der bedeutendsten Slogans in den transnationalen Kämpfen der Amazon-Arbeiter:innen. Die Parole drückt eine Kritik an der monotonen Arbeit und der Ignoranz des Unternehmens gegenüber den Bedürfnissen der Beschäftigten aus. Amazon hat es in den Warenlagern mit Menschen und nicht mit willenlosen Maschinen zu tun. Allerdings könnte der Einsatz von Robotern in den Warenlagern in den nächsten Jahren bedeutend zunehmen. Dieser Ankündigung (oder Drohung) Amazons geht der folgende Artikel nach. Interessant ist dabei vor allem die Frage, welche Konsequenzen die Automatisierung für die Arbeiter:innen und ihre Gewerkschaften hat. Hans-Christian Stephan hat dafür Arbeiter:innen aus Deutschland, Polen und den USA befragt…“ Artikel von Hans-Christian Stephan
in express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit – Ausgabe 09-10/2025 - Die „Beschäftigungsmaschine“: Amazon, die Picker und Packer – und die KI-optimierten Roboter
„Vor dreißig Jahren, am 16. Juli 1995, ging die Handelsplattform Amazon online. Damals als ein Versandhändler für Bücher. Wir alle wissen, was daraus geworden ist. Ein globaler Gigant. (…) Sozialpolitisch ist Amazon seit vielen Jahren vor allem ein Thema mit Blick auf die Arbeitsverhältnisse in den großen Versandlagern (und zunehmend auch das, was „auf der letzten Meile“ passiert, also bei den Paketzustellern). (…)
In den USA, dem Mutterland von Amazon, gab es 2023 und 2024 eine intensive Untersuchung der Arbeitsbedingungen bei Amazon. Durchgeführt wurde die vom Ausschuss für Gesundheit, Bildung, Arbeit und Renten des US-Senats unter dem Vorsitz des weithin bekannten unabhängigen Senators Bernard Sanders. Der Ausschuss hat im Dezember 2024 seinen Abschlussbericht
vorgelegt (…)
Aus der Zusammenfassung (United States Senate 2024: 4-5) sei hier in deutscher Übersetzung zitiert: »Die Lagerarbeiter von Amazon schlagen seit Jahren Alarm wegen unsicherer Arbeitsbedingungen und einer Unternehmenskultur, die Geschwindigkeit und Profit über die Gesundheit und Sicherheit der Arbeiter stellt. Viele dieser Beschäftigten leben mit schweren Verletzungen und dauerhaften Behinderungen, weil das Unternehmen auf der Durchsetzung zermürbender Produktivitätsquoten besteht und sich weigert, verletzte Arbeitnehmer angemessen zu versorgen (…)
Der Ausschuss hat auch Beweise dafür gefunden, dass Amazon sich der Sicherheitsrisiken bewusst ist, die durch die von seinen Mitarbeitern geforderte Geschwindigkeit verursacht werden. Amazon hat eine Reihe von mehrjährigen internen Studien in Auftrag gegeben, um zu verstehen, wie es die Sicherheit seiner Mitarbeiter verbessern kann. Doch als diese internen Studien Anstrengungen empfahlen, die das Arbeitstempo der Beschäftigten verringern und damit möglicherweise dem Unternehmen schaden könnten, entschied sich Amazon dafür, die Ergebnisse der Studien nicht umzusetzen. (…)
Amazon setzte erstmals im Jahr 2012 nach dem Kauf des Unternehmens Kiva Systems Robotertechnik ein. Die Firma aus Boston wurde später zu Amazon Robotics umbenannt. (…)
Die Anzahl der eingesetzten Roboter übersteigt nun eine Million. Das teilte Amazon … mit. Damit nähert sich die Anzahl der Roboter langsam der Zahl der arbeitenden Menschen bei Amazon«, berichtet Oliver Bünte in seinem am 1. Juli 2025 veröffentlichten Beitrag Amazon „beschäftigt“ über eine Million Roboter. (…)
»Um einen besseren Eindruck davon zu bekommen, wie sich die Automatisierung auf die Belegschaft von Amazon auswirkt, müssen wir nach Art der Einrichtung differenzieren: Die Amazon-Fulfillment-Zentren, in denen die Bestellungen kommissioniert und verpackt werden, sind die Hauptziele der Automatisierung. Die Kiva-Roboter, die Warenstapel in den Lagerhallen bewegen, und die Roboterarme, die das automatische Kommissionieren und Verstauen von Waren ermöglichen, werden hauptsächlich in Fulfillment Centern eingesetzt. Im Gegensatz dazu werden die Amazon-Zustellstationen, in denen die Pakete auf die Lastwagen verladen werden, die zu Ihnen nach Hause fahren, nicht mit der gleichen Robotertechnik ausgestattet und unterscheiden sich nicht wesentlich von den UPS- oder FedEx-Einrichtungen.« (…)
Und bereits in Umrissen erkennbar ist der nächste enorme Effizienzsprung – bei den Robotern. Dazu Bünte: »Für weitere Optimierung der Prozesse soll künftig das neue generative KI-Grundlagenmodell DeepFleet sorgen. (…)
Amazon erhofft sich durch den Einsatz der DeepFleet-KI viel. Die Künstliche Intelligenz soll mit der Zeit immer schlauer werden, um Lieferprozesse weiter zu optimieren und Waren näher am Kunden zu lagern. Wahrscheinlich dürfte das auch weiteres Einsparpotenzial bei Mitarbeitern haben.« Das hört sich für den einen oder anderen sehr abstrakt an. Geht es auch etwas praxis- bzw. lebensweltbezogener? (…)
Nehmen wir als ein Beispiel Alvin Gaine, ein Amazon-Lagerarbeiter in der DB4K-Lieferstation in Queens, New York. (…) Amazon hat kürzlich 80 Prozent der Förderbänder in der Anlage mit einer neuartigen Technologie namens ADTA (Auto Divert to Aisle) automatisiert. (…) Die Kommissionierer werden ersetzt, die meisten von ihnen werden zu Staplern umfunktioniert. Ein ausgeklügeltes Band übernimmt nun ihre Arbeit, indem es die Pakete vom Band in die Gänge ableitet, um sie dort zu verstauen. Insgesamt erfordert das Sortieren von Paketen jetzt weniger Arbeitskräfte. (…) Die Sicherheit ist auf der Strecke geblieben, da sich jeder nach den Launen von ADTA bewegt. (…)
Es gibt einen Silberstreif am Horizont. Wenn Amazon uns härter bedrängt, schafft das Möglichkeiten, sich zu organisieren. Die Menschen haben bereits begonnen, sich zu wehren. Viele Arbeiter haben begonnen, langsamer zu arbeiten, als es die Maschinen erfordern, was dazu führt, dass die Maschinen mitten in der Schicht ausfallen. Der Standort gerät in Lieferverzug und muss die Arbeit auf den nächsten Tag verschieben. (…) Fast alle tragen Kopfhörer, um die unaufhörlichen Alarme zu übertönen, und das Management ist frustriert, weil sowohl die Maschine als auch die Mitarbeiter ihre Befehle ignorieren. Diese neuen Umstände haben eine Situation geschaffen, die reif ist für eine Organisierung, die schließlich der Knackpunkt für Amazon sein könnte, wenn sie diese Maschinen in ihrem Netzwerk ausbringen.«…“ Beitrag von Stefan Sell vom 19. Juli 2025 auf seiner Homepage
- Amazon-Mitarbeiter trotzen dem Diktat der Automatisierung
Weiter aus engl. Artikel von Alvin Gaine vom 26.6.2025 in LaborNotes
(maschinenübersetzt): „… Ich arbeite in der New Yorker Zustellstation DBK4 in Maspeth, Queens, und sie ist ein Fenster in diese Zukunft. Mitten in New Yorks größtem Stadtbezirk verarbeitet DBK4 je nach Saison täglich 60.000 bis 100.000 Pakete. Das Unternehmen beschäftigt 200 bis 500 Mitarbeiter im Lager sowie bis zu 1.000 Fahrer.
Amazon hat vor kurzem 80 Prozent der Förderbänder in der Anlage mit einer neuartigen Technologie namens ADTA (Auto Divert to Aisle) automatisiert. Vor der Automatisierung wurde die Arbeit in zwei Teilen erledigt: Ein Band brachte die Pakete von der Laderampe und „Picker“, die entlang des Bandes standen, nahmen die Pakete auf. Die Kommissionierer legten die Pakete in Regale, die den jeweiligen Stadtvierteln zugeordnet waren. Ein zweiter Mitarbeiter, ein so genannter „Stower“, der oft mehrere Gänge bedient, packt die Pakete dann in Säcke, die für bestimmte Stadtteile bestimmt sind.
NEU ZUGEWIESEN, BESCHLEUNIGT
ADTA hat dies alles geändert. Die Kommissionierer werden ersetzt, die meisten von ihnen werden zu Stowern umfunktioniert. Ein ausgeklügeltes Band übernimmt nun ihre Aufgabe, indem es die Pakete vom Band in die Gänge ableitet, wo sie verstaut werden.
Insgesamt erfordert das Sortieren von Paketen jetzt weniger Arbeitskräfte. Aber die Automatisierung hat auch neue Aufgaben geschaffen. Im Moment kann nur der Mensch dafür sorgen, dass die Pakete richtig auf die neuen Bänder ausgerichtet werden. Außerdem kann die Maschine nur Pakete mit kleineren Abmessungen und geringerem Gewicht verarbeiten, ohne zusammenzubrechen, so dass die Mitarbeiter weiterhin mit den größeren Paketen arbeiten müssen.
FALSCHE BEHAUPTUNGEN ÜBER DIE SICHERHEIT
Amazon behauptet öffentlich, dass diese Automatisierung die Lagerhäuser sicherer macht. Aber mir ist klar, dass die Maschinen nicht unserer Sicherheit dienen, sondern die Produktivität der Arbeiter erhöhen. ADTA schiebt die Pakete viel schneller als die Menschen, was dazu führt, dass die nachgeschalteten Stapler mit immer größeren Paketstapeln konfrontiert werden.
Das Ergebnis der Beschleunigung ist, dass DBK4 jetzt mehr Volumen mit weniger Leuten verarbeitet, während immer größere Paketstapel auf eine schrumpfende Anzahl von Arbeitern abgeladen werden.
Die Sicherheit ist nicht mehr gewährleistet, da sich jeder nach den Launen der ADTA richtet. Die Arbeitnehmer müssen sich unablässig um eine unmenschliche Flut von Paketen kümmern oder riskieren, dass ihre Gänge mit Kartons überfüllt werden. Dies wiederum bedeutet, dass die Arbeitnehmer Gefahr laufen, über die überquellenden Kartons zu stolpern.
UNAUFHÖRLICHE ALARME
Während sich die Arbeiter abmühen, lösen die Maschinen einen durchdringenden Alarm aus, der erst verstummt, wenn die Kistenstapel abgetragen sind. Jetzt schrillen die Alarme ununterbrochen. Die Stille gehört der Vergangenheit an. Ebenso wie jede Gelegenheit zum Durchatmen.
In dem Maße, wie „veraltete“ Aufgaben verschwinden, nimmt auch die Arbeitsvielfalt ab. Lagerarbeit ist anstrengend, und jede Aufgabe beansprucht eine andere Muskelgruppe. Da die Vielfalt der Aufgaben abnimmt, sind die Arbeitnehmer gezwungen, jeden Tag die gleichen Bewegungen auszuführen. Da die Rollen von der Unternehmensleitung festgelegt werden und diese stets die Produktivität in den Vordergrund stellt, werden die Arbeitnehmer immer wieder den Rollen zugewiesen, bei denen sie die „besten Zahlen“ haben.
Verletzungen durch wiederholte Belastungen werden unweigerlich zunehmen.
Zusätzlich zur neuen Bandautomatisierung wurde die DBK4 in eine Same-Day-Anlage umgewandelt. Diese neue Funktion in der Werkstatt ist für die schnelle Auslieferung von Artikeln zuständig, die innerhalb von 24 Stunden an die Kunden geliefert werden.
Meine Mitarbeiter berichten, dass sie sich immer weniger wertgeschätzt und immer mehr überlastet fühlen.
ARBEITNEHMER LEHNEN BESCHLEUNIGUNG AB
Es gibt einen Silberstreif am Horizont. Wenn Amazon uns härter bedrängt, schafft das Möglichkeiten, sich zu organisieren. Die Menschen haben bereits begonnen, sich zu wehren. Viele Arbeiter haben begonnen, langsamer zu arbeiten, als es die Maschine erfordert, was dazu führt, dass die Maschinen mitten in der Schicht ausfallen. Die Baustelle gerät in Lieferverzug und muss die Arbeit auf den nächsten Tag verschieben.
Diese individuellen Widersetzlichkeiten sind bei DBK4 zur Routine geworden. Die Beschäftigten sind verärgert über die Unfähigkeit der Unternehmensleitung, auf ihre Anliegen einzugehen, und das schürt die tägliche Feindseligkeit gegenüber dem Unternehmen.
Ich sehe es jeden Tag. Die „Stimme des Mitarbeiters“ ist ein Whiteboard, auf dem Amazon die Mitarbeiter um Feedback bittet. Jeden Tag wird es mit Beschwerden über das neue System und Drohungen, den Arbeitsplatz zu verlassen, zugekleistert.
Fast alle tragen Kopfhörer, um die unaufhörlichen Alarme zu übertönen. Das Management ist frustriert, weil sowohl die Maschine als auch die Arbeiter ihre Befehle ignorieren. Diese neuen Umstände haben eine Situation geschaffen, die reif ist für eine gewerkschaftliche Organisierung, die schließlich die Schwachstelle in Amazons Rüstung sein könnte, wenn sie diese Maschinen über ihr Netzwerk ausbreiten.“- Alvin Gaine ist ein Amazon-Lagerarbeiter an der DB4K-Lieferstation in Queens, New York
- Amazon says it’s a ‘myth’ that robots kill jobs. Here’s the reality
Artikel von Benjamin Y. Fong vom 8.5.2025 im Guardian
Siehe zum Hintergrund v.a. unser Dossier: [Nur in USA?] Amazons LagerarbeiterInnen wesentlich häufiger und schwerer verletzt