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Ärztliche Moral unter Profitdruck: Die Gewinnorientierung der Medizin in den USA fordert Opfer auch unter Ärzten

Dossier

USA: National Physician Suicide Awareness Day „Das Problem der hohen Selbstmordrate von Ärzten in den USA ist der Wissenschaft lange bekannt, aber zugleich wird es stark tabuisiert. Die Pandemie scheint eine Wende gebracht zu haben. Eine aktuelle Studie von Louise Andrew vom amerikanischen Kolleg der Notfallärzte belegt, dass landesweit pro Jahr 300 bis 400 Ärzte den Freitod wählen. Dies ist eine doppelt so hohe Selbstmordrate wie in der allgemeinen Bevölkerung. Zudem leiden zwei von fünf Ärzten unter Depressionen oder psychischer Belastung. (…) Die Produktivität von Ärzten wird immer technisch überwacht. Das Krankenhausmanagement fordert höhere Leistungen. Viele haben Angst, mit Journalisten zu reden, nachdem Kliniken von Kapitalgesellschaften übernommen wurden…“ Artikel von Anjana Shrivastava vom 17. August 2023 in Neues Deutschland online externer Link – siehe mehr daraus und dazu:

  • Was passiert, wenn Blackstone eine Notaufnahme übernimmt? Jede vierte Notaufnahme in den USA gehört Private Equity New
    Eine von vier Notaufnahmen wird inzwischen von Private-Equity-Firmen betrieben. Die Wartezeiten sind länger, die Rechnungen höher, und die Ärzte in der Notaufnahme werden durch Vertragsärzte ersetzt. (…) Obwohl sie die Arbeit mit hohem Einsatz liebt, hat Dr. Wiener in den letzten neun Jahren miterlebt, wie sich die Situation in ihrem Krankenhaus verschlechtert hat. Sie beschrieb, wie sie einen Patienten wiederbelebte, der 15 Stunden lang unbeaufsichtigt im Warteraum feststeckte, und wie sie selbst Patienten durch ein überfülltes Krankenhaus rollte, weil es nicht genügend Transporter und Krankenschwestern gab.  Obwohl Dr. Wiener bei Ascension arbeitet, sind sie und ihre Kollegen bei TeamHealth angestellt, einem Personalvermittlungsunternehmen für Ärzte, das Verträge mit Notaufnahmen abschließt. Und TeamHealth gehört Blackstone, dem größten privaten Beteiligungsfonds der Welt. (…) Bald darauf stieg die Zeit, die die Patienten im Wartezimmer verbrachten, manchmal um bis zu 15 Stunden. Dr. Wiener sagte, dass sich die Zahl der Patienten, die sie in ihren Schichten behandeln musste, verdoppelte und dass TeamHealth nach und nach erfahrene Ärzte durch Arzthelferinnen und Assistenzärzte ersetzte, die gerade ihr Medizinstudium abgeschlossen hatten…“ engl. Artikel von Brooke Shuman vom 28. März 2024 in More Perfect Union externer Link (maschinenübersetzt) mit Hintergründen und einem Video zum Thema
  • Weiter im Artikel von Anjana Shrivastava vom 17. August 2023 in Neues Deutschland online externer Link: „… Im März des Jahres 2020 wurde etwa der Notfallarzt Ming Lin abgelöst, als er die Covid-19-Sicherheitsprotokolle bemängelte. Lin arbeitete im St. Joseph Medical Center in Bellingham, Washington. Sein Arbeitgeber war TeamHealth, eine Tochter der Blackstone Group. Krankenhäuser gliedern die Notfallmedizin mit ihren oft armen Patienten gern aus, um Geld zu sparen. Nach einer aktuellen Studie von Robert McNamara von der Temple University sind 30 Prozent dieser Stationen in den USA im Besitz von Kapitalgesellschaften. Folglich berichten 20 Prozent der Ärzte, dass sie abgemahnt werden, etwa wenn sie Patienten mit staatlicher Armen-Versicherung länger behandeln wollen. Anonym berichtet eine Ärztin, dass sie Sterbenden nicht mehr die Hand halten könnte, wie früher in ihrer Ausbildung. Heute ginge es um Geschwindigkeit, Effizienz, gewinnbringende Tests, weniger um Zuhören und Reden. Die Bildung von Gewerkschaften wird vor diesem Hintergrund nicht mehr tabuisiert. 70 Prozent der US-Ärzte arbeiten angestellt. Der 30-jährige Mediziner Philip Sossenheimer berichtete, dass junge Ärzte sich nicht mehr anders als andere Beschäftigte sehen: »Für uns, die Millennials und noch Jüngere, wächst das Gefühl, dass es ein immenses Machtungleichgewicht zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten gibt.« So stimmten Medizinstudenten an der Klinik der Stanford-Universität 2022 mehrheitlich für eine Gewerkschaft. Ihr Vorbild war der Streik der Krankenschwestern am gleichen Krankenhaus.“
  • Commemorating National Physician Suicide Awareness Day / Nationaler Tag zur Aufklärung über ärztlichen Suizid
    Der Council of Residency Directors in Emergency Medicine (CORD) hat sich in Zusammenarbeit mit ACEP, AAEM, ACOEP, EMRA, RSA, RSO und SAEM zusammengeschlossen, um den 17. September als National Physician Suicide Awareness Day (NPSA) zu begehen. Die Organisationen haben eine „Vision Zero“ herausgegeben, in der sie „Einzelpersonen, Facharztprogramme, Organisationen des Gesundheitswesens und nationale Gruppen dazu aufrufen, sich zu verpflichten, die Stigmatisierung zu überwinden, das Bewusstsein zu schärfen, das Gespräch zu eröffnen, die Angst vor den Konsequenzen zu verringern, auf Kollegen zuzugehen, Warnzeichen zu erkennen und zu lernen, auf unsere Kollegen zuzugehen, die möglicherweise gefährdet sind.“…“ engl. Infos beim American College of Emergency Physicians externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=214444
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