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Rassistischer Überfall auf kurdische ErntehelferInnen in der Westtürkei

Rassistischer Überfall auf kurdische Landarbeiter in der Türkei September 2020„… Eine Gruppe kurdischer Erntehelfer*innen aus Şemrex (türk. Mazıdağı) bei Mêrdîn (Mardin) ist in der westtürkischen Provinz Sakarya von einem rassistischen Mob attackiert worden. Mehrere Personen, darunter auch Frauen, wurden verletzt. Die aus 16 Saisonkräften bestehende Gruppe hat Sarkaya inzwischen verlassen und befindet sich wieder auf dem Weg an ihren Wohnort. Wie Barış Demir, einer der Betroffenen, gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) äußerte, habe der Angriff völlig grundlos stattgefunden. „Am Morgen sind wir in den Garten mit Haselnusssträuchern gegangen, um zu arbeiten. Der Landwirt kam und beschimpfte uns als ‚Hunderudel‘. Daraufhin haben wir den Garten verlassen.“ Die verbalen Attacken hätten sich auch außerhalb des Grundstücks fortgesetzt, führt Demir weiter aus. „Es sei ihre Heimat hier, sagte der Landwirt. Wir sollten uns nicht einbilden, dass es unser Land wäre, drohte er uns.“ Insgesamt acht Angreifer hätten die Erntehelfer*innen angegriffen…“ – aus „Sakarya: Rassistischer Angriff auf kurdische Saisonarbeiter“ am 04. September 2020 bei der ANF externer Link – die erste Meldung über den reaktionären Angriff in der Westtürkei. Siehe dazu auch einen Beitrag mit Betroffenen-Berichte und einen Videobericht vom Überfall:

  • „Lynchversuch in Sakarya: „Sie wollten uns töten““ am 05. September 2020 ebenfalls bei der ANF externer Link lässt einen Tag später als die obige Meldung die Betroffenen zu Wort kommen – was unter anderem so lautet: „… Es sei der inzwischen dritte Sommer, den die Familie Demir in Sakarya mit Saisonarbeit verbringt, führt die junge Frau weiter aus. Bisher hätten sie keine rassistischen Ausgrenzungserfahrungen erlebt, die mit dem gestrigen Lynchversuch zu vergleichen wären. „Seit ich elf Jahre alt bin, helfe ich meinen Eltern in den Sommermonaten bei der Saisonarbeit. Das, was gestern geschehen ist, ist nichts anderes als antikurdischer Rassismus und Faschismus“, fügt Rojda Demir hinzu. Das Gouverneursamt von Sakarya hatte am Freitag noch versucht, den Vorfall zu vertuschen, und behauptet, der Angriff habe sich im vergangenen Jahr in Kocaeli ereignet. In einer entsprechenden Erklärung verwies der Gouverneur darauf, dass keine Anzeige bei der Polizei eingegangen sei. Hadra Demir gibt an, dass die Militärpolizei (Jandarma) mehrmals verständigt worden sei, aber nicht gekommen wäre. „Wir haben dann irgendwann aufgegeben zu warten, weil sich die Militärpolizei vermutlich auf die Seite der Angreifer gestellt hätte. Sie haben gedroht, uns zu verbrennen, würden wir den Ort nicht verlassen.“ Rojda Demirs Vater Hamdin Demir gibt an, dass Personen aus dem Umfeld von Cebecioğlu versuchten, den Bus der Erntehelfer*innen bei der Fahrt aus dem Ort abzufangen. „Einige hatten Werkzeuge wie Äxte dabei. Sie wollten sie einfach töten. Unsere Kinder haben nur mit Glück überlebt. Zu unterstreichen ist, dass sie sich allein aus dieser Situation befreit haben. Niemand, weder die Polizei noch die Jandarma, hat ihnen geholfen.“ Seit der Nacht zum Samstag befinden sich die Betroffenen wieder in Şemrex. Dort ließen sie sich als erstes ärztlich untersuchen. Am Nachmittag wurden sie in die Kommandantur der Militärpolizei bestellt, um Angaben über den Lynchversuch zu machen. Betreut werden sie von Anwält*innen der örtlichen IHD-Zweigestelle. „Statt der Täter sind es wieder die Opfer, die sich rechtfertigen sollen“, sagt Hamdin Demir. Mittlerweile sollen drei der Angreifer festgenommen worden sein. Die westtürkische Provinz Sakarya wurde in den letzten Jahren mehrfach zum Schauplatz rassistischer Übergriffe auf Kurden, die teilweise tödlich endeten. Der 19-jährige Saisonarbeiter Şirin Tosun wurde im August 2019 von einer sechsköpfigen Gruppe gelyncht und anschließend erschossen, weil er Kurdisch gesprochen hatte…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=177627
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