»
Türkei »
»

Hoffnung für die Türkei?

Gedenken an die Opfer des Selbstmordattentats an der Blauen Moschee in Itsanbul (sendika.org)Die Nachrichten, die uns aus der Türkei erreichen, fühlen sich dieser Tage eigentlich recht aussichtslos an. Umso erstaunlicher der Beitrag „Ankaras Politik ist gescheitert“ von Hüseyin Dogru bei den Beobachter News vom 17. Januar 2016 externer Link, der einen durch und durch optimistischen Schluss findet: „… Das einzige, was Ankara am Ende des Jahres 2015 außenpolitisch vorzuweisen hatte, sind die neuen Gespräche über die EU-Beitrittsverhandlungen. Diese Gespräche wiederum werden nicht auf Dauer sein. Der Grund hierfür ist das verlogene Spiel der EU in der Türkei zulasten der Flüchtlinge aus den Krisengebieten. Parallel dazu werden die militärischen Angriffe und Massaker der türkischen Regierung in den kurdischen Gebieten wie zum Beispiel Sur, Silvan, Cizire, Silopi, Nusaybin etcetera auch dazu beitragen, dass die Türkei, wie schon das Osmanische Reich, die Festung Europa nicht überwinden wird. Solange die Außen- sowie Innenpolitik Ankaras den Wünschen eines der EU wohlgesonnen Diktators angepasst wird, gibt es wenig Hoffnung für 2016. Für Erdogan. Denn wenn uns die Geschichte eines gelehrt hat, dann die Tatsache, dass unterdrückte Menschen es immer geschafft haben, Diktatoren zu stürzen.“ Unsere Gedanken sind bei denen, die den Preis dafür zahlen… Siehe dazu zwei weitere lesenswerte Beiträge: zum einen zur Frage der Deutungshoheit über die aktuellen Konflikte in den kurdischen Gebieten in der Türkei und zur Rolle des „Westens“ und zum anderen – mehrfach erstaunlich – einen Artikel des inhaftierten Cumhuriyet-Journalisten Can Dündar in der „Welt“:

  • Why is Erdoğan Furious with Academia?
    Beitrag von Osman Sahin bei LeftEast vom 17. Januar 2016 externer Link über die eigenartige Koalition von Ultranationalisten, die Erdogans Politik unterstützt – und deren Kampf um die Deutungshoheit im „Kurdenkonflikt“ und die sich andeutenden Verschiebungen in der öffentlichen Diskussion. So formulieren etwa auch Familien und Hinterbliebene getöter Soldaten und Polizisten – von der Presse bisher nachhaltig ignoriert, dass die Politik der AKP für ihren Verlust verantworlich sei. Der Aufruf der Akademiker*innen war von der öffentlichen Aufmerksamkeit her deutlich erfolgreicher – und muss, der Herrschaftslogik folgend – umso nachhaltiger bekämpft werden. Was ja auch geschieht.
  • „Frau Merkel, hören Sie auf den türkischen Kerker!“
    Beitrag von Can Dündar (Chefredakteur der Tageszeitung Cumhuriyet, seit dem 27. November 2015 inhaftiert) am 16. Januar 2016 in der Welt online externer Link Dort heißt es: „… Um der Zukunft des Kontinents und der Welt willen müssen sich der Westen im Allgemeinen und Deutschland im Besonderen entscheiden. Sie müssen sich auf ihre edlen Werte besinnen und dürfen sie nicht kurzfristigen Interessen opfern. Der Weg in eine Welt, in der nicht die Religion das Leben reglementiert, in der Frauen und Männer in Freiheit zusammenleben, in der Gerechtigkeit, Demokratie und Freiheit die allergrößte Wertschätzung genießen und in der nicht der Krieg, sondern der Frieden gepriesen werden, führt nicht darüber, die Grenzen zu schließen. Er führt über die globale, grenzüberschreitende Solidarität jener, die dieselben Ideale teilen. Andernfalls werden Sie für jede Unterstützung, die Sie gewähren, die Quittung bekommen. Als Journalist, der aufgrund einer persönlichen Beschwerde Erdogans eingesperrt wurde, weil er dessen Waffenlieferungen nach Syrien aufgedeckt hat, rufe ich die deutsche Regierung auf: Schenken Sie nicht denen Gehör, die im Palast sitzen, sondern jenen, die im Kerker sitzen – bevor es zu spät ist…
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=91894
nach oben