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Aus Türkei exilierter Journalist Erk Acarer in Berlin angegriffen

Aus Türkei exilierter Journalist Erk AcarerIn Berlin wurde der aus der Türkei geflohene Journalist Erk Acarer in seiner Wohnung überfallen und verletzt. Auf Twitter berichtete er: „Ich wurde in meinem Haus in Berlin mit Messern und Fäusten angegriffen. Ich bin nicht in Lebensgefahr. Wir gehen jetzt ins Krankenhaus. Ich weiß, wer die Täter sind. Ich werde mich dem Faschismus nie ergeben. Niemand soll daran zweifeln, diese Tage werden vergehen.“ Gegenüber Tele1 berichtete Acarer, wie die Täter ihn überfallen und geschrien haben: „Du wirst nicht mehr schreiben“. Aufgrund des Lärms seien die Nachbarn gekommen, daraufhin seien die Täter geflohen. Acarer erklärte, er stehe mittlerweile unter Polizeischutz. Gegenüber BirGün beschreibt Acarer kurz nach dem Angriff den Überfall: „Vor einer Stunde kamen drei Männer mit Pistolen und Messern zu mir nach Hause, traten und schlugen mich mit Fäusten. Sie fingen an, mich zu schlagen, bevor ich überhaupt wusste, was los war. Sie drohten, schlimmeres zu tun, wenn ich weiter über die Familie und die Werte der Nation schreiben würde. (…) Acarer berichtet, er sei zuvor schon seit Wochen am Telefon bedroht worden. Anrufer mit Nummern  britischer und französischer Vorwahl sprachen Drohungen wie „Wir sind dir näher als du denkst“ aus. Acarer hatte bereits die Polizei über die Drohungen informiert und Anzeige erstattet. (…) Acarer berichtet kritisch über die Verbindungen der türkischen Regierung zur organisierten Kriminalität. Acarer will sich nicht einschüchtern lassen…“ Beitrag vom 8. Juli 2021 bei ANF Deutsch externer Link, siehe dazu u.a. ein Interview mit ihm:

  • Interview mit Erk Acarer: „Das war ein organisierter Angriff gegen mich“
    Der im Berliner Exil lebende türkische Journalist Erk Acarer ist von unbekannten Männern angegriffen und verletzt worden. Er glaubt: Der Befehl kam aus Ankara. Im Interview fordert Acarer die Bundesregierung zu einem entschlossenen Handeln auf. Seit der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan die Türkei mit harter Hand führt, setzen sich Regierungskritiker vermehrt ins Ausland ab. Besonders Berlin ist in den vergangenen fünf Jahren zu einem Exil für türkische Journalistinnen und Journalisten geworden. Doch das Gefühl von Schutz und Sicherheit ist plötzlich weg. Das spürt nun auch der Journalist Erk Acarer. (…) Ich wurde am Kopf verletzt. Einige Stellen sind noch geschwollen. Erst wurde befürchtet, ich könnte einen Bruch davongetragen haben. Dass nichts Schlimmeres passiert ist, habe ich der Nachbarschaft zu verdanken. Es wurde viel geschrien, durch die vielen Zeugen gerieten die Angreifer in Panik. (…) Für mich ist klar, dass die türkische AKP/MHP-Regierung dahintersteckt. Sie werden dafür eine der für sie in Deutschland tätigen Gruppen aktiviert haben. (…) Meine Familie und ich stehen inzwischen unter Polizeischutz. Dass ich das hier in Berlin aber nun erlebt habe, hat mich sehr überrascht. Mir wurde gesagt, dass die deutschen Sicherheitsbehörden fähig sind und uns beschützen würden. Ich bin nun ziemlich enttäuscht, das muss ich zugeben. Der Vorfall zeigt, dass wir hier endgültig den Punkt erreicht haben, an dem jeder die Sache ernst nehmen muss. Nun muss sich auch die Bundesregierung einschalten und entsprechend handeln…“ Interview von Hasan Gökkaya auf Türkisch vom 08.07.21 bei rbb|24 externer Link
  • Demo für türkischen Journalisten: „Angriff auf unser Leben im Exil“
    Nach dem Überfall auf Erk Acarer versammeln sich 200 Menschen, um ihre Unterstützung zu zeigen. Viele sind wie er Exilant*innen aus der Türkei. (…) „Zum Fürchten“ sei der Angriff auf Acarer, sagt eine Teilnehmerin der Demo am Donnerstagabend. Wie viele hier gehört sie zu der wachsenden Gruppe von Exi­lan­t*in­nen aus der Türkei, die vor dem Druck auf die dortige Zivilgesellschaft und die Meinungsfreiheit durch das AKP-Regime geflohen sind. „Erdogan-Faschismus“ nennt ihr Begleiter das. Der Angriff auf Acarer sei „ein Angriff auf unser Leben im Exil“, sagt einer der Redner. Die Tat sei „eine Drohung gegen alle, die sich hier für freie Medien einsetzen“ externer Link, ergänzt Christian Mihr von Reporter ohne Grenzen. Mihr zählt auf, wie viele Medien Staatspräsident Erdogan dort in den vergangenen Jahren geschlossen hat (1.600), wie viele Jour­na­lis­t*in­nen im Gefängnis sitzen oder saßen (200), wie viele Angriffe auf Medienvertreter*innen es gab (900). (…) Am Ende der Kundgebung gegen 20 Uhr ziehen die Teilnehmer*innen, begleitet von einem überschaubaren Polizeiaufgebot, in Richtung Oranienplatz weiter. „Schulter an Schulter gegen den Faschismus“, lautet der Ruf des Demozugs. „Wir sind auch gegen den Erdogan-Faschismus“, sagen zwei junge Berliner türkischer Abstammung, die der Kundgebung am Rand zugehört haben. Ihre Namen wollen sie lieber nicht nennen.“ Artikel von Alke Wierth vom 9.7.2021 in der taz online externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=191660
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