»
Syrien »
»

Der Kampf zur Verteidigung von Rojava gegen die türkische Aggression ist international

Kampagnenplakat Solidarität mit RojavaSyrien, das ist seit Jahren der Inbegriff von blutigem Bürgerkrieg, IS-Terror und Stellvertreterkrieg der Mächte im Ringen um Einfluss im Mittleren Osten. Aber die notleidende syrische Bevölkerung floh nicht nur nach Europa, viele Menschen fanden auch innerhalb des Landes Zuflucht: im Norden Syriens, in der Region #Rojava, an der Grenze zur Türkei. Hier leben Kurden, Araber, Aramäer und Syrer friedlich zusammen, seien es Muslime, Jesiden oder Christen. Oberste Prinzipien sind autonome Selbstverwaltung, Frauenemanzipation, Schutz und anteilige Beteiligung von Minderheiten und religiöse Toleranz. Diese Grundsätze sind in einer Art Verfassung, dem sog. Gesellschaftsvertrag, niedergelegt. Aber funktioniert das auch in der Praxis? Wie kann es gelingen, jahrhundertealte Gesellschaftsstrukturen und Geschlechterbeziehungen aufzubrechen, die noch von traditionellen Handlungsmustern geprägt sind? phoenix-Autor Robert Krieg lernt Menschen kennen, die das gesellschaftspolitische Experiment der Demokratie von unten tragen und voranbringen wollen. In der Kleinstadt #Amûdê, die hauptsächlich von der Landwirtschaft lebt, begleitet er Sitzungen von Stadtteilkomitees, besucht eine Ladenkooperative und eine Textilmanufaktur. Besonders aktiv sind die Frauen, die ihre neu gewonnen Rechte nutzen. Sie bringen sich einerseits politisch in der kommunalen Selbstverwaltung ein, wenn auch unentgeltlich. Andererseits werden sie wirtschaftlich unabhängig durch Arbeitsplätze, die sie selbst geschaffen haben. Noch steht vieles am Anfang und muss erst erkämpft werden, aber auch Männer bis hinauf zu den ehrwürdigen Älteren unterstützen sie, um gemeinsam dem gesellschaftspolitischen Ideal der #Basisdemokratie näherzukommen“  – so der Text zur Vorstellung des Films „Experiment Rojava in Syrien“ von Robert Krieg seit dem 02. Mai 2019 bei You Tube externer Link eingestellt (Phoenix). Zur Entwicklung in Rojava und zur Kampagne gegen die türkische Aggression fünf weitere Beiträge:

  • „#RiseUp4Rojava: Kampagne gegen den türkischen Faschismus – Es lebe der antifaschistische Internationalismus!“ am 27. April 2019 bei de.indymedia externer Link ist der Kampagnen-Aufruf, in dem es unter zu den Eckpunkten der Aktion anderem heißt: „In Solidarität mit den Menschen in Rojava werden wir uns durch folgende Ziele und Aktionen solidarisch zeigen: 1. Wir verteidigen die Revolution und ihre Errungenschaften. Wir identifizieren uns mit der Revolution in Kurdistan, als einem Hauptkampf gegen den Faschismus unserer Zeit und für die Befreiung der Frau und der Gesellschaft. Wir sehen diesen revolutionären Prozess in einer Linie mit den Kämpfen um Befreiung in der Geschichte der Menschheit wie der Oktoberrevolution, dem spanischen Bürgerkrieg und der kubanischen Revolution./ 2. Wir werden Unternehmen und Finanzinstitute stören, blockieren und besetzen, die den türkischen Faschismus militärisch oder finanziell unterstützen. Dazu gehören Aufklärung und Informationsarbeit, genauso sowie Massenaktionen und ziviler Ungehorsam. / 3. Wir verurteilen alle Verbände, Regierungen und Allianzen, die den türkischen faschistischen Staat unterstützen. Wir müssen ihre Zusammenarbeit analysieren und ihr falsches Spiel offenlegen. Die Feinde der Revolution in Kurdistan und Syrien sind auch unsere Feinde. Wir stellen uns gegen die Interventions- und Besatzungspolitik der NATO-Länder und der russischen Föderation im Mittleren Osten. / 4. Wir werden die Verbreitung der Lügen der türkischen Propaganda verhindern und auf diese Weise dem türkischen Faschismus den Raum zum Atmen nehmen. Durch Institutionen, Lobbyarbeit und Propaganda versuchen sie ihre Ideologie auf ganzen Welt zu verbreiten und Unterstützung für ihren verbrecherischen Krieg zu gewinnen. Wir werden diese Ideologie bekämpfen. Der türkische Faschismus ist unser gemeinsamer Feind, unsere Einheit ist internationalistischer Antifaschismus! Wir rufen alle dazu auf, sich #riseup4rojava anzuschließen!
  • „»Es ist unsere Verantwortung, den Krieg aufzuhalten«“ am 03. Mai 2019 in der jungen Welt externer Link ist ein Gespräch von Peter Schaber mit Anna Johnson, Sprecherin der Kampagne »#RiseUp4Rojava«, in dem zu Charakter und Bedeutung der Kampagne einleitend hervor gehoben wird: „… Ganz einfach gesagt, stellen wir uns gegen das türkische Regime von AKP-MHP unter der Diktatur von Recep Tayyip Erdogan und an die Seite derer, die dagegen Widerstand leisten. Wir begreifen uns als Teil der Verteidigung der Revolution in Rojava und ihrer Errungenschaften. Die Bewegung in Kurdistan verstehen wir als eine internationalistische und antifaschistische. Ihr Ziel ist die Befreiung der Gesellschaften des Mittleren Ostens und im Besonderen die der Frauen. Doch diese Revolution wird von einem faschistischen Staat, der Türkei, angegriffen. Und das mit der Unterstützung durch westliche Regierungen, Banken und Waffenfirmen. Wir wollen die verschiedenen Organisationen, Initiativen und Kampagnen, die es bereits gibt, zusammenbringen – über alle ideologischen Differenzen hinweg. Die Unterschiedlichkeiten in Ausdrucksformen, Aktionsarten und Schwerpunkten sollen bestehen bleiben. Der gemeinsame Nenner ist der Aufbau einer »zweiten Front«. (…) Für den Krieg gegen die Revolution in Rojava und gegen die kurdische Befreiungsbewegung darf es kein »ruhiges Hinterland« geben. Denn er beginnt hier, in den imperialistischen Staaten – und es ist unsere Verantwortung als Internationalisten, ihn aufzuhalten…“
  • „Ökonomie in Nordsyrien“ von Alp Kayserilioğlu am 04. Mai 2018 in neues deutschland online externer Link unter anderem zum mühsamen Voranschreiten in der Ökonomie: „… Die tatsächliche Situation vor Ort ist indes kompliziert: Da ist einerseits der permanente Kriegszustand, der eine quasi staatlich gelenkte Kriegsökonomie erzwingt, an der aufgrund von Knappheit und Embargos eine neue Elite an Schmugglern, Händlern und Kapitalisten mitverdient. Es sind die Wirtschaftskommissionen insbesondere des obersten Volksrates von Rojava, die die ehemals staatlichen Betriebe und Ländereien, inklusive der wenigen Großbetriebe, übernahmen und mit strikten Rationierungen und Preiskontrollen z.B. bei Grundnahrungsmitteln für eine funktionierende In- frastruktur und Grundversorgung der Bevölkerung sorgen. Andererseits blieb Privateigentum weitgehend unangetastet. Diejenigen Großgrundbesitzer und Unternehmer, die nicht vor dem Krieg flohen, behielten ihre Eigentümer und sind zum Teil in die militärischen und politischen Mechanismen eingebunden. Ganz unten befindet sich die kommunal kontrollierte und von oben geförderte Kooperativenwirtschaft. Diese besteht zu einem Großteil aus kleinen und teils mittleren Betrieben der Subsistenz- und Warenproduktion. Gewinne werden zum Teil an die Kommunalstrukturen und Räte abgeführt, ein Teil steht den Kooperativen zur freien Verfügung. Mit der Hevgirtin-Kooperative gibt es auch eine Konsumgenossenschaft. Es ist die Rede von insgesamt 170 gegründeten Genossenschaften und davon, dass bisher etwa 100 000 von vier Millionen Menschen in die Strukturen der kooperativen Kommunalwirtschaft eingebunden werden konnten. Der Umfang der Kooperativenwirtschaft ist somit bisher begrenzt.“
  • „Arbeiter*innenkomitee in Ain Issa eröffnet „ am 14. April 2019 bei der ANF externer Link berichtet: „Nach Kobanê, Girê Spî (Tall Abyad) und Sirrin ist in der nordsyrischen Kleinstadt Ain Issa ein weiteres Arbeiter*innenkomitee eröffnet worden. Zu der Zeremonie am heutigen Sonntag hatte die zivilgesellschaftliche Bewegung für eine demokratische Gesellschaft (TEV-DEM) geladen. Viele Werktätige und Bewohner*innen der Stadt sowie Vertreter*innen und Repräsentant*innen der Zivilgesellschaft Nord- und Ostsyriens nahmen an der Eröffnungszeremonie des Komitees teil. Das Komitee zur Verteidigung der Arbeiterinnen und Arbeiter soll als Vereinigung für die Rechte der Werktätigen und für Freiheit und Demokratie in Rojava eintreten. Eröffnet wurde es von Mitgliedern des Angehörigenrates der Gefallenen. Die Eröffnungsrede wurde von Salih Xidir, dem Ko-Vorsitzenden des Ökonomiekomitees von Ain Issa gehalten. Xidir gratulierte zunächst zur Gründung des Arbeiter*innenkomitees und erklärte im weiteren Verlauf seiner Ansprache, dass die Verteidigung der Rechte von Werktätigen durch die Organisierung von Komitees wie diesen nun vereinfacht werde. Anschließend richteten Şêrin Osman aus der Kobanê-Sektion der TEV-DEM und Jiyan Derwiş, Ko-Vorsitzende des Arbeiter*innenkomitees für die Euphrat-Region, noch einige Worte an die Anwesenden, bevor die Einweihungsfeier begann…“
  • „Eine zu große Bürde“ von Anita Starosta am 23. April 2019 bei medico international externer Link über eines der vielen großen Probleme, die in der Region zu lösen sind: „… Wir sind angekommen, an einem Ort, den es so auf dieser Welt nicht nochmal geben kann: das al-Hol-Camp in Nordostsyrien, nahe der irakischen Grenze, dreißig Autominuten von der Stadt Hasakeh entfernt. Im Camp kommen seit Anfang März Zehntausende an, die vor den Kämpfen um das letzte IS-Kalifat bei Baghouz geflohen sind. Um den 20. März herum wurde Baghouz schließtlich von der kurdisch dominierten SDF und der Anti-IS-Koalition „befreit“ und damit der IS in der Region militärisch geschlagen. Das al-Hol-Camp liegt 300 Kilometer nördlich der Kampfgebiete, hier kamen vor allem Frauen, Kinder und ältere Menschen an. Unter ihnen IS-AnhängerInnen, ZivilistInnen und Opfer der IslamistInnen. Um zum Camp zu gelangen, passieren wir das Dorf Hol. Bis 2015 stand es unter Kontrolle der Terrormiliz. Das nahegelegene Flüchtlingslager wurde in dieser Zeit vom IS als Waffenlager genutzt, die Flüchtlinge konnten zuvor noch an einen anderen Ort gebracht werden. Unser Fahrer vom Kurdischen Roten Halbmond zeigt uns die ehemalige Zentrale des Anführers. Jetzt ist hier kurdisches Militär stationiert. Wir fahren am ehemaligen Gefängnis vorbei, das schwarz-weiße Symbol des IS verblasst schon. Treppen führen in die Tunnel, in denen die IS-Kämpfer Schutz suchten. Wir umfahren einen kleinen Verkehrskreisel, hier wurden öffentlich Menschen hingerichtet und zur Abschreckung tagelang hängen gelassen. Heute ziert den Kreisel ein Brunnen, der kein Wasser führt, außerdem ein Bild von Abdullah Öcalan und einer Friedenstaube. 2015 wurde das strategisch wichtige, weil auf Hügeln gelegene Dorf von Luftschlägen der Anti-IS-Koalition getroffen, der IS vertrieben. Mit dem Vormarsch der irakischen Armee und der Anti-IS-Koalition auf Mossul, füllte sich das al-Hol-Camp erneut mit tausenden irakischen Flüchtlingen. Bis Anfang 2019 lebten hier etwa 15.000 Menschen, innerhalb eines Monats sind es nun mehr als dreimal so viele: Etwa 73.000 Menschen befinden sich zur Zeit im Camp, berichtet Dr. Alan, der uns nach unserer Ankunft in Empfang nimmt und die überfüllte Gesundheitsstation des Kurdischen Roten Halbmonds zeigt…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=148268
nach oben