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Südafrika: Systemrelevantes Morden. Zum Streik der Bergleute von Marikana vor zehn Jahren
„Der Streik der Bergleute von Marikana vor zehn Jahren war der versuchte Ausbruch aus Südafrikas kolonialem Wirtschaftssystem. Er endete im Kugelhagel der Polizei. (…) Zehn Jahre später hat sich die Situation für manche Bergleute tatsächlich verbessert, aber längst nicht für alle. Im Juni traten bei Subunternehmen beschäftigte Kumpel erneut in den Streik. Kurz darauf wurde ein Betriebsrat ihrer Gewerkschaft Numsa getötet. Das Klima an den Minen bleibt auch ein Jahrzehnt nach dem Massaker mörderisch. (…) Die Konzerne haben allerdings längst eine neue Variante des Teilens und Herrschens gefunden: Etwa ein Viertel der Bergarbeiter ist inzwischen über Subunternehmen und Zeitarbeitsfirmen angestellt und verdient deutlich weniger als ihre festangestellten Kollegen. Die Gewerkschaft Numsa, die sonst hauptsächlich Arbeiter in der Metallindustrie organisiert, rief deshalb im Juni bei drei Subunternehmen von Impala zum Streik auf…“ Artikel von Christian Selz vom 12. August 2022 in neues Deutschland online
, siehe u.a. auch Proteste:
- »Wir haben das Schwefeldioxid unmittelbar eingeatmet« Südafrika: Über die Ausbeutung von Mensch und Natur und das Ignorieren von Gesetzen in einer Platinmine bei Marikana
Dazu im Interview von Christian Selz in der jungen Welt vom 5. Juli 2025der Gemeindeaktivist und Fachkraft für Arbeitsschutz und Umweltsicherheit in Bergwerken rund um die südafrikanische Stadt Marikana Brown Matloko: “ [Es hat sich seit dem Polizeimassaker an streikenden Bergarbeitern mit 34 erschossenen Kumpels nichts] geändert, aber heute sehen wir jede Menge Probleme. Es wird schlimmer. Es geht nicht mehr nur um Löhne und Lebensbedingungen, sondern um Verstöße gegen Sicherheits- und Umweltregularien. Und obwohl wir versuchen, diese Probleme anzusprechen, werden wir ignoriert oder bekommen eine vorgefertigte Antwort. (…) Der Vertrag mit Lonmin legt klar fest, dass derjenige, der das Unternehmen kauft, die Verantwortlichkeiten und Rechenschaftspflichten übernimmt. Aber die Realität ist: Die Leute haben zu kämpfen. (…) Wir haben dem Minenbetreiber die Umweltverstöße aufgezeigt. Am 20. Juli 2023 haben wir ein Meeting mit Minenverantwortlichen gehabt und ihnen erklärt, welche Risiken und Bedrohungen die Rückhaltebecken für uns bedeuten. Tragischerweise ist dort nur einen Tag später ein Kind zu Tode gekommen. (…) Nehmen wir die Schwefeldioxidemission der Schmelze. (…) Die Leute in der Gemeinde werden komplett im Dunkeln gelassen. Und die Schmelze steht 500 Meter von der Siedlung entfernt. (…) Also gibt es nur noch die Messstation von Sibanye, deren Werte wir nicht kontrollieren können. (…) Wir sind einmal zu einer Inspektion für ein Bohrvorhaben gefahren. Auf dem Rückweg sahen wir eine Rauchwolke. Wir haben angehalten, ungefähr 50 Meter von der Schmelze entfernt. Während wir dort gehalten haben, hat sich dieser Rauch gelegt. Unmittelbar haben wir dieses Schwefeldioxid eingeatmet, mit seinem stechenden Gestank. Und dann bekamen wir das Gefühl, als hätten wir eine Atemwegsinfektion. Drei Wochen lang waren wir krank, mit Atemwegsbeschwerden und Problemen, Luft zu bekommen. (…) Und ich frage mich: Wie viele Leute atmen diesen Rauch ein, wenn sie an der Schmelze vorbeikommen – ohne zu wissen, was mit ihnen passiert? (…) Ich bin im vergangenen Jahr in Deutschland gewesen. Aber das Treffen, das wir dort hatten, wirkte auf mich wie bei der Mafia: Man setzt sich zusammen, aber man darf nicht über das Treffen reden. Man darf nicht berichten, wer was gesagt hat. Ich sitze da bei der BASF als Repräsentant meiner Gemeinde, von mir wird zu Hause ein Feedback erwartet, aber ich darf nichts sagen. Wenn das nicht Mafiastyle ist, dann weiß ich es auch nicht. (…) Ich möchte hier wirklich um Unterstützung bitten. Bitte bringen Sie die Menschen dazu, uns in dieser Sache zu helfen, denn wir haben wirklich Probleme. (…) Ich selbst bin ein Produkt dieser Mine. Es ist frustrierend, hier aufzuwachsen und nie etwas anderes zu sehen. Das Bergwerk gibt es seit 1963, da war ich noch nicht geboren. Ich bin jetzt 36 Jahre alt, und für uns gibt es hier immer noch nichts. Im Gegenteil, es wird immer schlimmer.“
- 10 Jahre nach dem Massaker von Marikana: Immer noch keine Gerechtigkeit – immer noch weltweit Proteste, auch in Ludwigshafen am BASF-Werksgelände
„Am 16. August wird weltweit der ermordeten südafrikanischen Bergleute gedacht. Platin-Importeur BASF trägt Verantwortung für Menschenrechte und Umweltschutz.
Am 16. August 2012 wurden 34 Bergarbeiter an der südafrikanischen Platinmine Marikana erschossen. Plough Back the Fruits (PBTF), die südafrikanisch-europäische Kampagne, erinnert am 10. Jahrestag des Massakers daran, dass noch Minenarbeiter inhaftiert sind und viele Hinterbliebene und Überlebende weiterhin auf die zugesagte Entschädigung und eine offizielle Entschuldigung der Verantwortlichen warten. Der deutsche Chemiekonzern BASF, Hauptimporteur des Platins der Marikana-Mine, hat zu lange weggeschaut und sich davor gedrückt, Verantwortung für die Einhaltung der Menschenrechte und des Umweltschutzes in seiner Platin-Lieferkette zu übernehmen.
Rund um den Globus wird morgen der Bergleute gedacht, die vor 10 Jahren vor den Toren des damaligen Lonmin-Bergwerks Marikana von der südafrikanischen Polizei erschossen wurden, um einen Streik für existenzsichernde Löhne und menschenwürdige Lebensbedingungen zu beenden. In Südafrika finden in Johannesburg, Kapstadt und an anderen Orten Veranstaltungen zum Gedenken an das Massaker statt (https://awethu.amandla.mobi/calendars/10th-anniversary-marikana-events). (…)
„Die Situation der Menschen in Marikana hat sich in den vergangenen zehn Jahren so gut wie nicht geändert“, berichtet Thumeka Magwangqana von der Frauengruppe Sinethemba aus Marikana. „Wie alle Bergbau-Gemeinden leiden die umliegenden Gemeinschaften der Platin-Mine überproportional unter Tuberkulose und Silikose als Folgen des Platinabbaus. Ihre Versorgung mit adäquaten Häusern, Elektrizität, Wasser- und Abwassersystemen bleibt besorgniserregend. Selbst die Gehälter derer, die in der Mine arbeiten, bleiben, wenn man die Inflation berücksichtigt, auf dem Niveau von 2012. Thumeka Magwangqana appelliert auch an die südafrikanische Regierung, die noch inhaftierten Bergarbeiter freizulassen. „Ich kenne das Trauma, das sie durchmachen.“
„Das Geschäft mit Platin läuft weiter und boomt“, erklärt Maren Grimm von der Plough Back the Fruits-Kampagne. Nutznießer ist jetzt der Bergbaukonzern Sibanye Stillwater, an den Lonmin 2019 für 226 Millionen US-Dollar verkauft wurde. (…)
An der Kundgebung morgen um 11 Uhr am BASF-Werksgelände (Tor 2) in Ludwigshafen beteiligt sich auch Dr. Boniface Mabanza von derKirchlichen Arbeitsstelle Südliches Afrika (KASA).“ Pressemitteilung vom 15.08.2022 beim Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäremit vielen weiterführenden Informationen und Links, auch zu den Protesten
- Ludwigshafen am 16. August 2022: 11:00 Kundgebung mit Plough Back the Fruits und anderen Nichtregierungsorganisationen in Ludwigshafen, BASF-Besucherparkplatz gegenüber Tor 2, Carl-Bosch-Straße Ecke Karl-Müller Straße
- »Die Mehrheit lebt noch immer in Wellblechhütten ohne Wasser« Am 16. August jährt sich das Massaker von Marikana zum zehnten Mal
„Die Lebensbedingungen in Südafrikas Bergarbeitergemeinden haben sich kaum verbessert“, sagt der Soziologe Crispen Chinguno im Interview von Christian Selz vom 12. August 2022 in neues Deutschland onlineauf die Frage „Was hat Südafrika aus der Tragödie gelernt? [Crispen Chinguno:] Die erste Erkenntnis ist, dass wir noch immer mit dem Erbe von Apartheid und Kolonialismus zu kämpfen haben. Wir sind noch stark an das Bergbausystem gebunden, das auf der Ausbeutung von Rohstoffen und zugleich auf der Ausbeutung billiger schwarzer Arbeitskräfte beruht. Wir haben vielleicht den Übergang zur Demokratie erreicht, aber was dieses fortbestehende System angeht, stecken wir in der Vergangenheit fest. 28 Jahre nach dem Übergang zur Demokratie sind wir noch immer eines der Länder mit der weltweit höchsten Ungleichheit in der Gesellschaft. Südafrika verfügt über 80 Prozent der globalen Platinvorkommen, aber sie werden von Arbeitern gefördert, die zu den ärmsten der Welt gehören und mit den erbärmlichsten Lebens- und Arbeitsbedingungen zu kämpfen haben. Wo sie leben, gibt es kein Wasser, keinen Strom, keine Straßen. Sie fördern Platin für die ganze Welt, aber sie haben nicht einmal das Grundlegendste zum Leben. Das ist eine sehr traurige Situation. (…) Die Gehälter zeigen das Niveau der Ungleichheit. Die Bergbaubosse versuchen zu rechtfertigen, dass der Vorstandsvorsitzende von Sibanye sein hohes Gehalt verdient. Aber um die niedrig bezahlten Arbeiter – und nicht nur die Festangestellten der Minen, sondern auch die über Vertragsfirmen beschäftigten – scheinen sie sich nicht zu kümmern. Die erhalten gerade genug zum Überleben. Das zeigt das Desinteresse an Fragen der sozialen Gerechtigkeit. (…) Es gibt kaum Respekt für die Anliegen der Arbeiter, sondern Sibanye unternimmt gezielte Schritte, um Arbeiter zum Schweigen zu bringen. Unternehmensvertreter gehen ganz bewusst vor, um die kollektive Stimme der Arbeiter zu untergraben und die Arbeiter in unterschiedliche Lager zu spalten, um insbesondere die Vollzeitbeschäftigten von den Vertragsarbeitern bei Subunternehmen zu trennen. Arbeiter, die sie als engagiert einordnen, werden bestraft, beispielsweise indem man sie an andere Minen des Konzerns versetzt. (…) Bei der Vergabe der Bergbaulizenzen wird festgelegt, dass die Bergbauunternehmen die Lebensqualität in den Gemeinden an den Minen verbessern müssen. Aber das Problem ist, dass der Staat zu wenig Kapazitäten hat, das Bergbauministerium hat nicht die Ressourcen, um die Einhaltung der Vorschriften sicherzustellen. So kommen die Bergbauunternehmen leicht davon. Sie haben in der Realität mehr Macht als der Staat…“
- Siehe im LabourNet zuletzt im August 2020: Vergangenheit, die nicht vergehen will: 8 Jahre nach dem Massaker von Marikana ist einer der (Schreibtisch) Täter Südafrikas Präsident und unsere gesamte Rubrik Das Massaker von Marikana