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Óscar Reina, der verfolgte Gewerkschafter, erneut als Generalsekretär der kämpferischen „Gewerkschaft der Andalusischen Arbeiter“ (SAT) bestätigt

Oscar Reina, Basisgewerkschafter der SAT festgenommen: Wegen Beleidigung der spanischen KroneAm Sonntag wurde Óscar Reina erneut als Generalsekretär der kämpferischen „Gewerkschaft der Andalusischen Arbeiter“ (SAT) bestätigt. Nach seinen Angaben handelt es sich um die „am härtesten verfolgte Gewerkschaft Europas“. Tatsächlich werden etwa 600 SAT-Mitglieder juristisch verfolgt. Gegen sie werden unter anderem mehr als 400 Jahre Haft gefordert. Geldstrafen summieren sich schon auf einen Betrag von über eine Million Euro auf. Reina übernahm im Alter von nur 25 Jahren 2015 die Führung der kleinen Gewerkschaft mit etwa 20.000 Mitgliedern. Damals fand der SAT-Kongress nicht zufällig in Gilena statt. In dem Dorf mit knapp 4000 Einwohnern in der Provinz Sevilla wurde Reina am 9. Juli 1990 geboren. Dass der SAT-Kongress am Wochenende in Marinaleda stattfand, ist aber auch kein Zufall. Denn das „anarcho-kommunistische“ Dorf mit 3000 Einwohnern ist die Wiege der neuen kämpferischen Arbeiterbewegung in Andalusien, deren Motor wiederum die SAT ist…“ So beginnt der Artikel von Ralf Streck, Donostia, vom 17.03.2025 („Der verfolgte Gewerkschafter“) – siehe den Artikel vollständig und Hintergründe wie Ergänzungen:

  • Die andalusische Gewerkschaft SAT setzt auf zivilen Umgehorsam: «Wir sind die am härtesten verfolgte Gewerkschaft in Europa» New
    „Mitglieder der antikapitalistischen Gewerkschaft SAT stehen für zivilen Ungehorsam und wehren sich auch erfolgreich gegen die repressive spanische Justiz «Niemand gibt hier auf», sagt Óscar Reina. Gerade ist der Generalsekretär der kämpferischen Gewerkschaft der andalusischen Arbeiter (SAT) in der Führung bestätigt worden. Es zeige sich, dass es sich stets lohne, «für eine bessere und gerechtere Welt» zu kämpfen, erklärt der Mann gegenüber work. Gerade traf ein wichtiges Schreiben bei ihm ein. Darin wurden er und zwei weitere SAT-Mitglieder von den Vorwürfen freigesprochen, für die sie dreieinhalb Jahre in den Knast wandern sollten. Zehn Jahre hatte sich das Verfahren hingezogen. Sie hatten eine Firma als «Sklavenhalter» beleidigt und damit «zum Hass» angestiftet. Es habe sich um «Lawfare» gehandelt, also einen juristischen Krieg, ist Reina überzeugt. Neun Mal war er seither zeitweise festgenommen worden. Er und die SAT-Mitglieder kommen Vorladungen nicht nach und boykottieren Prozesse. Das gehört zum «zivilen Ungehorsam» der SAT. Er kann auf weitere Siege gegen eine Justiz in Spanien verweisen, die oft unhaltbare Vorwürfe auffährt. (…) Für Gewerkschaftssekretär Reina ist die SAT die «am härtesten verfolgte Gewerkschaft Europas». Etwa 600 Mitglieder werden oder wurden juristisch verfolgt. Geforderte Haftstrafen summieren sich auf etwa 400 Jahre. Auch mit Geldstrafen, die im Umfang von über einer Million Euro verhängt wurden, versuche man, die Gewerkschaft mit etwa 20 000 Mitgliedern in die Knie zu zwingen. Um Geld in die «Kampfkasse» zu bekommen, hat Reina nun den Gedichtband «Desobediencia para la libertad» (Ungehorsam für die Freiheit) veröffentlicht, den er nun im gesamten Land vorstellt. Er sagt: „Auch die Kultur ist eine revolutionäre Waffe im Kampf für eine freie und bessere Welt.“ (…) Der letzte Kongress der Gewerkschaft fand in Marinaleda statt. Das ist kein Zufall. Das «anarcho-kommunistische» Dorf ist ein Vorbild. Nach vielen Kampfjahren, die bis in die Franco-Diktatur zurückreichen, wurde das ­besetzte Landgut «El Humoso» in Marinaleda von der damaligen sozialdemokratischen Regionalregierung gekauft und 1991 dann denen übergeben, die das Land auch bearbeiten. Die nun in Andalusien regierende rechte Volkspartei (PP) will es nun aber verkaufen. (…) Dreizehn Mal wurde in dreizehn Jahren das Landgut «Somonte» in Palma del Rio geräumt und vierzehn Mal besetzt. Der Verkauf von 400 Hektaren Land, die sich in öffentlicher Hand befinden, soll verhindert werden. Gegen zehn SAT-Mitglieder werden deswegen jeweils drei Jahre Haft gefordert, der Prozess steht noch aus.Artikel von Ralf Streck vom 23. April 2025 in der Unia-Zeitung Work externer Link

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Der verfolgte Gewerkschafter

Am Sonntag wurde Óscar Reina erneut als Generalsekretär der kämpferischen „Gewerkschaft der Andalusischen Arbeiter“ (SAT) bestätigt. Nach seinen Angaben handelt es sich um die „am härtesten verfolgte Gewerkschaft Europas“. Tatsächlich werden etwa 600 SAT-Mitglieder juristisch verfolgt. Gegen sie werden unter anderem mehr als 400 Jahre Haft gefordert. Geldstrafen summieren sich schon auf einen Betrag von über eine Million Euro auf.

Reina übernahm im Alter von nur 25 Jahren 2015 die Führung der kleinen Gewerkschaft mit etwa 20.000 Mitgliedern. Damals fand der SAT-Kongress nicht zufällig in Gilena statt. In dem Dorf mit knapp 4000 Einwohnern in der Provinz Sevilla wurde Reina am 9. Juli 1990 geboren. Dass der SAT-Kongress am Wochenende in Marinaleda stattfand, ist aber auch kein Zufall. Denn das „anarcho-kommunistische“ Dorf mit 3000 Einwohnern ist die Wiege der neuen kämpferischen Arbeiterbewegung in Andalusien, deren Motor wiederum die SAT ist.

Die ist mit dem Ziel aus der Landarbeitergewerkschaft (SOC) 2007 hervorgegangen, um auch andere Sektoren über die Landarbeiter hinaus zu erreichen. „Wir wollen dorthin gelangen, wo sonst niemand hinkommt, um für die gerechten Anliegen der Arbeiterklasse zu kämpfen“, erklärt Reina dem ND. Marinaleda ist das Vorbild. Nach vielen Jahren von Besetzungen und Kämpfen wurde dort das das besetzte Landgut „El Humoso“ von der sozialdemokratischen Regionalregierung gekauft und 1991 schließlich den Besetzern und Besetzerinnen übergeben. Die nun regierende postfranquistische Volkspartei (PP) will es nun aber verkaufen, um das Projekt zu zerstören.

Denn über Kooperativen wurde ein florierendes Dorf geschaffen, in dem Arbeits- und Wohnungslosigkeit Fremdwörter sind, die in sonst in Andalusien grassieren. In Jahrzehnten haben SAT-Mitglieder immer wieder ungenutzte Landgüter von adeligen Großgrundbesitzern besetzt, um sie in Selbstverwaltung mit Einheitslohn zu beackern. Meist kommt es dabei oder bei direkten friedlichen Aktionen des zivilen Ungehorsams zu Festnahmen und Anklagen.

Reina und die antikapitalistische SAT erkennen die Justiz nicht an. Die Mitglieder kommen keiner Vorladung nach und boykottieren die Prozesse. Festnahmen sind wie im Fall Reina an der Tagesordnung, der insgesamt neun Mal kurzeitig eingelocht wurde. „Der Kampf lohnt sich immer“, sagt er. Er blickt dabei zum Beispiel auf einen Prozess, in dem er und drei weitere SAT-Mitglieder gerade nach zehn Jahren Verfolgung freigesprochen wurden. Dreieinhalb Haftjahre waren gegen sie gefordert werden, weil sie eine Firma als „Sklavenhalter“ beleidigt und verunglimpft und „zum Hass“ angestiftet haben sollen. „Lawfare“, einen juristischen Krieg, nennt Reina das. „Hier gibt niemand auf“, erklärt er und will weiter „für eine bessere und gerechtere Welt“ kämpfen, damit „die Würde zur Gewohnheit wird“.

© Ralf Streck, Donostia den 17.03.2025 – wir danken!

Siehe zur Vorgeschichte im LabourNet:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=226947
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