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Streikwelle in Spanien: Gesundheitswesen, Universitäten – und Widerstand gegen Entlassungspläne

Streikwelle in Spanien im Oktober 2020: Gesundheitswesen, Universitäten – und Widerstand gegen Entlassungspläne„… Doch diese Woche füllten Hunderte Medizinstudierende in ihren weißen und grünen Kitteln täglich zentrale Plätze und Kreuzungen der Stadt. Die letzten vier bis fünf Jahre der Ausbildung bestehen aus einer praktischen Spezialisierung an einem Krankenhaus (MIR). Allerdings würden die Studenten vielmehr als billige Arbeitskräfte eingesetzt, als dass sie eine Ausbildung genössen, beklagt die Chirurgin María am Mittwoch gegenüber jW. »Oft dauern die Schichten mehr als 30 Stunden, doch am Ende des Monats gehen wir mit gerade einmal 900 Euro nach Hause.« Mit der Coronakrise haben sich die Arbeitsbedingungen weiter verschlechtert. »Viele Kollegen von mir haben ihre Spezialisierung ausgesetzt, um gegen die Pandemie zu kämpfen«, erklärt María. Die Zahl der Überstunden hat zugenommen, und auch im Sommer – als die Fallzahlen in Spanien relativ gering waren – hat die Belastung nicht nachgelassen, da all die während der »ersten Welle« der Seuche ausgesetzten Behandlungen und operativen Eingriffe nachgeholt werden mussten. »Der Applaus hat nichts gebracht«, kommt María zu einem ernüchternden Schluss. Vielmehr sei die Stimmung sogar umgeschlagen. Mittlerweile herrsche Wut auf die Beschäftigten des Gesundheitssystems. (…) Der Rettungsdienst wird nicht bestreikt, sondern nur Teile des Krankentransportes. Während die Beschäftigten der Hospitäler zumindest einen geringen Pandemiebonus ausgezahlt bekommen haben, wurde das Gehalt im bestreikten Subunternehmen um 80 bis 100 Euro gekürzt. Seit dem Outsourcing des Krankentransportes im Zuge der Wirtschaftskrise 2008/2009 senkte das dänische Unternehmen das Grundgehalt von 1.800 auf 900 Euro. Nicht nur bei den Personalkosten wurde gekürzt, sondern auch bei denen für Schutzvorkehrungen…“ – aus dem Bericht „Geld statt Applaus“ von Simon Zamora Martin am 23. Oktober 2020 in der jungen welt externer Link, worin auch noch über den anstehenden landesweiten Ärztestreik am 27. Oktober informiert wird. Siehe dazu sieben weitere Meldungen aus dem Oktober 2020, die insgesamt die Breite und Dauer dieser aktuellen Streikbewegung quer durch Spanien deutlich machen:

„Convocada una huelga nacional de médicos para el 27 de octubre por el decreto para la contratación de sanitarios“ am 07. Oktober 2020 bei Antena3 externer Link war die erste Meldung über den von der nationalen Ärztevereinigung beschlossenen landesweiten Streiktag am 27. Oktober – als Reaktion auf das Gesetz 29/2020, mit dem den Kommunen und Regionen ermöglicht werden soll 10.000 nicht ausgebildete Helferinnen und Helfer für das Gesundheitswesen einzustellen. Von den beteiligten Verbänden habe die Confederación Estatal de Sindicatos Médicos externer Link (CESM) bestätigt, dass diese landesweiten Streiks jeden letzten Dienstag im Monat stattfinden sollen, bis das Gesetz zurück genommen ist.

„CCOO convoca movilizaciones en la Sanidad pública“ am 21. Oktober 2020 bei der CCOO Region Madrid externer Link berichtet vom ersten Protesttag im Rahmen der Kampagne der Gewerkschaft – die sich ebenfalls, unter anderem, schwerpunktmäßig gegen das Gesetz 29/2020 richtet – und bewertet diesen ersten Tag als sehr erfolgreich – und weist auf weitere kommende Aktionen und Streiktage hin.

„Enfermeros en huelga en Madrid: “Nos han llevado al límite, no podemos más”“ von Victoria Benayas am 07. Oktober 2020 bei El País externer Link berichtete vom Beginn des – andauernden – Streiks der Pflegerinnen und Pfleger in Madrid, zu dem die Gewerkschaft SATSE aufgerufen hatte, mit dem gegen die Überausbeutung der Pflegenden in Epidemiezeiten  protestiert wird – und qualifizierte Neueinstellungen sowie bessere Bezahlung und Pausenregelungen gefordert werden.

„Crónica de la huelga en las Universidades e Investigación“ am 22. Oktober 2020 beim Gewerkschaftsbund CNT externer Link berichtet von der Streikbewegung an den Universitäten (mit Schwerpunkten in Madrid und Valencia), die sich gegen die Arbeitsbedingungen vor allem prekär Beschäftigter richtet, die in der Zeit der Epidemie nochmals ausgeweitet werden soll, wogegen sich eine gemeinsame Streikfront verschiedener Gewerkschaften gebildet hat, die auch weitere Streiktage vorbereitet.

„Sindicatos valoran como „histórica“ la huelga de la comunidad universitaria“ am 21. Oktober 2020 bei La Vanguardia externer Link berichtet vom Streiktag an der Universität Barcelona, der von den beteiligten Gewerkschaften als großer Erfolg bewertet wurde. Beteiligt waren neben Lehrpersonal und Studierenden auch Beschäftigte von Subunternehmen unter anderem für die Reinigung. Neben zusätzlichem Personal für verschiedene Bereiche wird dabei vor allem die Übernahme der in Subunternehmen arbeitenden Kolleginnen und Kollegen gefordert.

„Empieza la huelga indefinida de la fábrica de Alcoa en San Cibrao“ am 04. Oktober 2020 bei El País externer Link war eine der ersten Meldungen über die sich ebenfalls ausweitende Streikbewegung in Unternehmen, die Entlassungen angekündigt haben – im Falle Alcoas „passt“ die Epidemie in die ohnehin bestehenden Pläne der Unternhemensleitung…

„La CNT convoca Huelga Indefinida en Alumalsa para evitar despidos“ am 21. Oktober 2020 bei der CNT externer Link ist der Streikaufruf für den 25. Oktober 2020 – an dem bei Alumalsa in Saragossa ein weiterer streik als Widerstandsaktion gegen Entlassungspläne beginnen soll, der unbegrenzt stattfinden wird.

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=180011
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