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Ärzte am Limit. Seit zwei Wochen streiken in Spanien Hunderte Mediziner gegen miese Arbeitsbedingungen, bisher vergeblich

Ärzte am Limit. Seit zwei Wochen streiken in Spanien Hunderte Mediziner gegen miese Arbeitsbedingungen, bisher vergeblichSie gelten als Helden in der Coronapandemie – und müssen doch gegen miserable Arbeitsbedingungen protestieren: Ärzte in Spanien. In Gesundheitszentren und Krankenhäusern fehlen vor allem Assistenzärzte. Vor zwei Wochen organisierten Madrider Ärzte einen unbefristeten Streik. Vorausgegangen waren gescheiterte Verhandlungen mit der Regionalregierung der rechtskonservativen Volkspartei, dem Partido Popular. Am Montag vergangener Woche demonstrierten sie in der Madrider Innenstadt und verlasen ein Manifest »gegen die Prekarisierung«. In der Region Madrid waren viele Ärzte während des coronabedingten Kollapses des Gesundheitssystems mit befristeten Verträge eingestellt worden. Die laufen nun aus, Erwerbslosigkeit droht, obwohl die Pandemie noch nicht überstanden ist. Viele von ihnen sollen im Monat bis zu 230 Stunden gearbeitet haben, trotz Verbot von Mehrarbeit. Ein weiterer Protestgrund: Assistenzärzte sollen während ihrer befristeten Anstellung ausgebildet werden. Deshalb verdienen sie als Basislohn lediglich rund 1.000 Euro im Monat. Für die Ausbildung sei wegen der Überstunden indes keine Zeit, erklärten die Protestierenden. Aufgerufen waren rund 4.600 Assistenzärzte, von denen sollen sich nach Angaben der Ärztegewerschaft »Sindicato Médico« etwa eintausend am Streik beteiligen. Ihre Forderungen sind klar: Festanstellungen, garantierte Pausen während des Dienstes und eine intensive Betreuung insbesondere von neu eingestellten Klinikärzten…“ Artikel von Carmela Negrete in der jungen Welt vom 27.07.2020 externer Link, siehe weitere Informationen:

  • Darin auch: „… Unterdessen wird der Streik seitens der Gesundheitsbehörden ignoriert, und Lösungsvorschläge aus Madrid erreichten die Streikenden bislang ebenfalls nicht. Das medizinische Personal in Spanien ist während der Pandemie großen Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Anfangs fehlte Schutzkleidung, Masken mussten tagelang wiederverwendet, Kittel aus Mülltüten gebastelt werden. Bisher haben sich 52.700 Klinikbeschäftigte mit dem Coronavirus infiziert. Das sind nach amtlichen Statistiken rund 20 Prozent aller registrierten Fälle. Bis zum 5. Juli starben 63 Mediziner und Krankenschwestern.“
  • „Gedankt“ wurde es ihnen vor 2 Wochen, mit warmen Worten… Siehe: Spanien gedenkt der Corona-Opfer „Ihr Schmerz ist unserer“: „Spanien hat in einem Staatsakt Abschied von den 28.000 Toten genommen, die infolge der Corona-Pandemie ums Leben kamen. König Felipe VI. sprach den Angehörigen sein Mitgefühl aus und würdigte den Einsatz aller Helfenden. (…) Der Staatsakt ist aber nicht nur eine Gedenkfeier für die mehr als 28.000 Toten, die das Virus in Spanien gefordert hat. Es ist auch eine Würdigung für all jene, die in dieser Krise an vorderster Front waren, zum Beispiel das Gesundheitspersonal. Die Krankenschwester Aroa López aus Barcelona spricht heute in ihrem Namen. Wir haben Situationen erlebt, die die Seele beschädigen sagt sie: „Wir waren Botschafter des letzten Abschieds für alte Menschen, die alleine starben, während sie die Stimme ihrer Kinder durch das Telefon hörten. Wir haben Videotelefonate gemacht, Hände gehalten und Tränen heruntergeschluckt, wenn jemand sagte: Lass mich nicht alleine sterben.“ Sie erzählt von den schlimmen Wochen, als die Krankenhäuser völlig überlastet waren – und sie und ihre Kollegen sich schrecklich machtlos fühlten: „Wir haben alles gegeben, am Rande unserer Kräfte gearbeitet und vielleicht besser denn je verstanden, warum wir diesen Beruf gewählt haben: Um zu helfen und Leben zu retten. Auch wenn viele Kollegen dafür selbst ihr Leben geben mussten.“ Über 52.000 Krankenhausmitarbeiter haben sich in Spanien mit dem Coronavirus infiziert, 63 sind gestorben. Das würdigte auch Spaniens König Felipe VI. in seiner Ansprache: „Diese Krise hat unser Land und unsere Gesellschaft auf die Probe gestellt. Aber wir haben auch das Wertekorsett von Tausenden von Mitbürgern gesehen, die ihre Kraft und ihre Arbeit in den Dienst der Gemeinschaft gestellt haben.“...“ Beitrag von Marc Dugge, ARD-Studio Madrid, vom 16.07.2020 bei tagesschau.de externer Link
  • Während v.a. in Deutschland die erneute Ausweitung der Corona-Infektionen in Spanien lediglich als ein touristisches Problem wahrgenommen wird (siehe „“Harter Schlag“ für Spaniens Tourismusindustrie“ von Ralf Streck am 27. Juli 2020 bei telepolis externer Link), wird jeden Montag vor dem Gesundheitsministerium demonstriert und nach Madrid und Valencia ist auch ein Streik in Katalonien geplant, eine landesweite Ausweitung wird immer realistischer („Wir werden Helden genannt und auf den Balkonen applaudiert, aber wir werden nicht gehört“) – siehe für aktuelle Berichte, Bilder und Videos bei Twitter:
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=176075
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