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[14. bis 20. Dezember 2020] Aktionswoche gegen Leiharbeit in Spanien: Organisiert von den Basis-Kollektiven bei „Telefonica“ (Movistar)

Plakat der Aktionswoche gegen Leiharbeit im Dezember 2020 in SpanienSeit dem Februar 2020 gibt es eine dreiseitige Kommission der spanischen Regierung mit den Unternehmerverbänden und den beiden größten Gewerkschaftsverbänden CCOO und UGT, die eine Regelung der mehr als ausufernden Leiharbeit in Spanien aushandeln soll – ohne dass bisher irgendwelche Ergebnisse an die Öffentlichkeit gelangt wären. Und seit dem großen Streik im Jahr 2015 (siehe den Verweis zur damaligen Berichterstattung am Ende dieses Beitrags) haben die Beschäftigten der zahllosen Subunternehmen und Sub-Subunternhemen des globalen Telekommunikationskonzerns Telefonica (heute: Movistar) eine besondere Rolle im Kampf gegen die Leiharbeit in Spanien – die unter anderem davon geprägt ist, dass nach den damaligen Erfahrungen das Vertrauen in die beiden Gewerkschaftsverbände, neutral gesagt, nicht eben stark entwickelt ist. Jetzt haben die Basis-Kollektive von Movistar, meist Kolleginnen und Kollegen, die in alternativen Gewerkschaften organisiert sind, aber auch unübersehbar viele, die Mitglieder der Einzelgewerkschaften der beiden großen Verbände sind, zu einer Aktionswoche im Dezemer 2020 aufgerufen, die Druck machen soll auf die sozialdemokratische Regierung, ihr entsprechendes Wahlversprechen – die Abschaffung des Paragraphen 42.1 des Arbeitsgesetzes, der der Ausweitung der Leiharbeit Tür und Tor geöffnet hatte – zu erfüllen. Siehe dazu den Aufruf zur Aktionswoche, einen Hintergrundbeitrag zur Entwicklung der Leiharbeit in Spanien und den Hinweis auf einen unserer zahlreichen Beiträge zur Streikbewegung von 2015:

  • „Stop subcontratas: ¡Ni falsos autónomos ni precarios!“ am 06. Dezember 2020 bei kaosenlared externer Link dokumentiert, ist der Aufruf der Basis-Initiative zur Aktionswoche vom 14.-20.Dezember 2020. Darin wird unter anderem nochmals die zentrale negative Bedeutung des § 42.1 des Arbeitsgesetzes (Arbeiterstatut) unterstrichen, der von der konservativen PP-Regierung eingeführt worden war und ganz wesentlich dazu beitrug, dass die Leiharbeit und die Subunternehmen von einer Randerscheinung bei speziellem Bedarf zum faktischen Zentrum der heutigen Arbeitsbedingungen in Spanien geworden ist. Die PSOE habe im Wahlkampf versprochen, dies rückgängig zu machen, aber Dauer und Zusammensetzung der Verhandlungsrunde nähren den Verdacht der Basis-GewerkschafterInnen, dass hier vor allem verhandelt werden soll im Geiste des „wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“. Weswegen im Aufruf direkt an verschiedene selbstorganisierte Initiativen aus besonders betroffenen Bereichen appelliert wird (etwa die Kellys aus dem Hotel-Reinigungsgewerbe) sich an der Aktionswoche zu beteiligen, die mit der Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit und gleichen Arbeitsbedingungen die zusätzliche Profitquelle auf Kosten der Beschäftigten „verstopfen“ will
  • ESTAMOS ANTE UN RETO HISTÓRICO: HAY QUE ACABAR CON LA SUBCONTRATACIÓN. A IGUAL TRABAJO IGUAL SALARIO“ am 06. November 2020 bei Tele-A-Fonica externer Link war ein ausführlicher Beitrag auf der Webseite der Basis-Initiative über Entwicklung und aktuellen Stand der Leiharbeit in Spanien – eine Art Bilanz, was seit dem großen Streik 2015 passiert ist. Darin wird insbesondere kritisiert, dass neben den üblichen Benachteiligungen der Beschäftigten von Subunternehmen, insbesondere bei Bezahlung und Sozialversicherung, auch durch den ganzen Mikrokosmos der Subunterhemen verschiedener Stufen die Tätigkeit der Arbeitsinspektion faktisch weitgehend behindert, wenn nicht gar gänzlich verhindert werde, was die Gefährdung der Gesundheit und Sicherheit der Leiharbeiter und Leiharbeiterinnen massiv verstärke. Die zentrale Forderung nach Gleichheit der Arbeitsbedingungen aller Art sei auch für dieses weitere akute Problem von großer Bedeutung, da dann eben Wege gefunden werden müssen, die Inspektion der Verhältnisse ungehindert durchführen zu können.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=182789
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