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Simbabwe

Der neue Präsident Simbabwes: Warum er Krokodil genannt wird…

Gegen Mugabe - Universität von Harare besetzt am 20.11.2017Nach Mugabe droht die Herrschaft des Krokodils und Kolonisten, der IWF erhofft sich spannende Zeiten. Nun ist der Langzeitherrscher Robert Mugabe in Zimbabwe mit tatkräftiger Hilfe des Militärs abgetreten. Große Teile der Bevölkerung jubeln, was man angesichts der autoritären Herrschaft des Mugabe-Clans gut verstehen kann. Doch ob das Ende der Herrschaft von Mugabe wirklich mehr Demokratie und Freiheit in Zimbabwe bedeutet, muss bezweifelt werden. Es handelt sich schließlich um einen Machtkampf der herrschenden Eliten und in der langjährigen Regierungspartei. Dabei haben sich, was in der Berichterstattung selten erwähnt wird, die in allen Beziehungen reaktionärsten Kräfte durchgesetzt. Denn als Nachfolger von Mugabe soll mit Emmerson Mnangagwa jener Mann an die Macht gebracht werden, der federführend für den Terror der Mugabe-Ära verantwortlich war. „Mnangagwa war vieles, aber nie Hoffnungsträger“, beschreibt Spiegel Online treffend Mugabes Nachfolger und Mann für Grobe und listet auf, welche Blutspur er in der Geschichte seines Landes zu verantworten hat. In Zimbabwe wird er nur das Krokodil genannt…“ – aus dem Beitrag „Zimbabwe nach dem Elitentausch – wenig Hoffnung auf Demokratie für die Massen“ von Peter Nowak am 25. November 2017 bei telepolis externer Link, worin vor allem die Landreform der ZANU PF und Mugabes ein Thema ist – und dass jetzt nicht nur breite Bevölkerungskreise auf Besserung hoffen, sondern auch Großgrundbesitzer ein „Kommando zurück“ erwarten. Wozu hinzuzufügen wäre, dass über diese Landreform und ihre Ergebnisse sehr wohl Diskussionsbedarf besteht – keinesfalls aber im Sinne kolonialistischer weißer Großgrundbesitzer… Siehe dazu einen weiteren aktuellen und drei Hintergrundbeiträge, sowie eine gewerkschaftliche Demonstration der „leeren Taschen“:

  • „Die Schattenseiten des „Krokodils““ von Dominic Johnson am 24. November 2017 in der taz externer Link, worin zur bisherigen Tätigkeit des neuen Präsidenten unter anderem ausgeführt wird: „Nach der Unabhängigkeit 1980 führte Mnangagwa zeitweise Simbabwes Geheimdienst und das Operationskommando der Regierungspartei. Er war daher ab 1982 mitverantwortlich für Massaker an Zehntausenden Zivilisten bei der blutigen „Operation Gukurahundi“ gegen die Ndebele-Bevölkerung im Matabeleland im Süden Simbabwes. 2000, nach ersten Wahlniederlagen gegen die Opposition, holte ihn Mugabe aus der politischen Versenkung als Parlamentspräsident und Verwaltungschef der Regierungspartei zurück. In Harare sprach man damals von Mnangagwa hinter vorgehaltener Hand als dem eigentlichen Architekten der Verfolgung von Journalisten, Oppositionsparteien und Menschenrechtsgruppen. Ein möglicher Präsident Mnangagwa galt als Horrorszenario. Außerdem sorgte Mnangagwa maßgeblich für die Bereicherung der Generäle während des Einsatzes der simbabwischen Armee im Kongokrieg zwischen 1998 und 2003 auf Seiten des Präsidenten Laurent-Désiré Kabila. Er gehörte zur Leitung der Firma Cosleg, ein Gemeinschaftsprojekt des kommerziellen Arms der simbabwischen Armee Osleg (Operation Sovereign Legitimacy) mit anderen Partnern, das in Kongos Kasai-Regon Diamantenminen ausbeuten durfte“.
  • „Zimbabwean government to crush any union-led protests“ am 26. Februar 2007 bei libcom.org externer Link, also vor rund 10 Jahren, soll hier als eines von sehr vielen möglichen Beispielen dafür stehen, dass über eine angeblich progressive Orientierung der Mugabe-Regierung nicht zu diskutiert werden braucht: Ein Streikaufruf des Gewerkschaftsbundes ZCTU wird von Regierungssprechern damals als „Kriegserklärung“ bezeichnet, der man „entsprechend begegnen“ werde…
  • „What future for Zimbabwe now? 1980“ bei libcom.org dokumentiert am 11. Oktober 2010 externer Link zum dreißigjährigen Machtantritt der ZANU PF und Mugabes, war ein Beitrag von Greg Dropkin, Ben Lowe und John Waller in der (britischen) Zeitschrift Revolutionary Socialism. Während die Autoren damals die Niederlage des britischen Kolonialismus begrüßen – und sein menschenfeindliches Wirken ausführlich darstellen und kritisieren – werden bereits absehbare Probleme für all jene in Simbabwe dargestellt, die einen progressiven, sozialen Weg wünschen und sich für ihn einsetzen.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=124484
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