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23. November 2024: Nationale Demonstration gegen Gewalt an Frauen – : 16 Tage gegen Gewalt an Frauen in der Schweiz

Dossier

23. November 2024: Nationale Demonstration gegen Gewalt an Frauen in der SchweizAlle zwei Wochen wird in der Schweiz eine Frau von ihrem (Ex-)Partner getötet. Allein dieses Jahr zählen wir bereits 18 Feminizide. Diese schockierende Gewalt ist Teil eines Systems, das auf Sexismus und der Abwertung von Frauen basiert. Dieses System können wir uns als Pyramide vorstellen: Zuunterst stehen herabwürdigende Witze und Belästigungen, zuoberst endet sie in tödlicher Gewalt. Jede dritte Frau erfährt am Arbeitsplatz sexuelle Belästigung. Zudem sind Frauen oft finanziell von ihren Partnern abhängig – auch wegen der tiefen Löhne, die sie im Vergleich zu Männern erhalten. Diese Abhängigkeit kann verhindern, dass sie gefährliche Beziehungen verlassen und sich in Sicherheit bringen. Das darf nicht sein!…“ Aufruf der Unia externer Link zur Nationalen Demonstration gegen Gewalt an Frauen am 23. November 2024, 14.00 Uhr an Schützenmatte in Bern, siehe mehr zur Aktion «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» zwischen 25. November bis 10. Dezember – und zu Feminiziden:

  • [Schweiz] Geschlechtsspezifische Gewalt: Statistiken, Fussfesseln und das Patriarchat New
    „Bund, Kantone und Gemeinden legen dringliche Massnahmen gegen den Femizid fest – wobei ­ der Begriff von den Behörden lange Zeit abgelehnt wurde. Über Verschiebungen im öffentlichen und im politischen Diskurs.
    Achtzehn Femizide. Achtzehn Frauen und Mädchen waren es, die im ersten Halbjahr 2025 von ihren ehemaligen oder aktuellen Partnern, Vätern oder anderen Männern getötet wurden. Das vermeldete am 26. Juni das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) in einer Medienmitteilung. Am 5. Juli, nur rund eine Woche später, stieg die Zahl auf neunzehn. Im freiburgischen Givisiez wurde eine dreissigjährige Frau (zusammen mit ihrem Baby) getötet – mutmasslich erstochen vom Ehemann, der die Tat gestand. Die Zahl der Femizide, also der Tötungen von Frauen aufgrund ihres Geschlechts, sei besorgniserregend, schreibt das EBG in seiner Mitteilung, in der es dringliche Massnahmen ankündigt. Tatsächlich deuten die Zahlen auf einen Anstieg hin: 2024 wurden innerhalb eines Jahres zwanzig, 2023 achtzehn Frauen ermordet.
    Die Zahlen sind nicht etwa einer offiziellen Statistik entnommen, denn eine solche existiert in der Schweiz nicht. Es ist das zivilgesellschaftliche Rechercheprojekt «Stop Femizid», das sowohl versuchte wie auch vollendete Femizide zählt, indem es Polizeimeldungen und Medienberichte systematisch auswertet. Abgesehen von den Medien stützt sich auch das EBG in seiner Mitteilung auf die Zahlen von «Stop Femizid». Dass darin überhaupt der Begriff «Femizid» verwendet wird, ist bemerkenswert: 2020 schrieb der Bundesrat in einer Stellungnahme auf eine Interpellation hin noch: «Pläne zur Verwendung des Begriffs ‹Femizid› bestehen derzeit nicht.» (…)
    Daran, dass Private anstelle des Staates die Femizidzahlen erheben, könnte sich in Zukunft etwas ändern. Im März dieses Jahres nahm das Parlament ein Postulat der Grünen-Nationalrätin Sibel Arslan an, das den Bundesrat beauftragt abzuklären, ob und wie Femizide in Zukunft statistisch erfasst werden können. Um Gewalt an Frauen erkennen und bekämpfen zu können, müsse diese definiert und benannt werden, begründet Arslan ihren Vorstoss. Dass dieser mit 120 zu 67 Stimmen im Nationalrat angenommen wurde, kann als Fortschritt gedeutet werden: 2021 wurde ein ähnlicher Antrag von SP-Nationalrätin Tamara Funiciello noch deutlich abgelehnt. Ein Blick in die Ratsdebatte zum Postulat offenbart noch etwas anderes: In den Voten ging es nämlich nicht um Gewalt an Frauen, sondern primär um die Frage, inwiefern diese ein «Ausländerproblem» sei. Verantwortlich dafür ist – wenig überraschend – die SVP. «Frau Kollegin Arslan, können Sie uns erklären, inwiefern diese unbestrittenermassen schlimmen Taten mit der Migration zusammenhängen?», fragte der Zürcher Mauro Tuena, und sein Aargauer Parteikollege Alois Huber wollte wissen: «Wissen Sie, wie viele häusliche Gewalttaten in der Schweiz von ausländischen Bürgerinnen und Bürgern verübt werden?» (…)
    Anstatt sich auf die geschlechtsspezifische Dimension von Gewalt an Frauen zu konzentrieren, die sich in den Femizidzahlen sehr deutlich zeige, werde versucht, die Aufmerksamkeit auf die Migration zu verlagern. Das, obwohl zahlreiche Untersuchungen zeigten, dass Nationalität oder Religion keine Faktoren seien, die Gewalt gegen Frauen erklärten. Indem man eine Korrelation zwischen irgendeiner Art von Verbrechen und der Nationalität von Menschen herstelle, verleihe man letzterer Kategorie eine willkürliche Bedeutung. (…)
    «In den Köpfen der Polizist:innen sind weisse Frauen und Männer eher nicht in einen Fall von häuslicher Gewalt verwickelt, da diese in der Schweiz keine ‹kulturelle Gegebenheit›, sondern ‹importiert› ist.» Anstatt sich nur auf Kriminalstatistiken zu verlassen, sollten in der Schweiz regelmässig repräsentative Umfragen zu häuslicher Gewalt durchgeführt werden, findet Khazaei. Schliesslich seien Femizide «die Spitze des Eisbergs». «Morde an Frauen stehen auf der letzten Stufe der sogenannten Gewaltpyramide», schreiben dazu Natalia Widla und Miriam Suter in ihrem Buch «Niemals aus Liebe» über Männergewalt an Frauen. Und betonen, dass patriarchale, sexistische und frauenverachtende Einstellungen ein Fundament für diese Gewalt lieferten. (…)
    Im November 2025 soll eine mehrjährige nationale Präventionskampagne starten. 2023 stimmte das Parlament einem Antrag zu, der das Budget des EBG dafür um jährlich 1,5 Millionen Franken erhöht. «Ein lächerlicher Betrag. Lächerlich!», empört sich Tamara Funiciello. «Der Unterhalt von Armeepferden kostet uns mehr als diese Kampagne.» Natürlich seien immer alle gegen geschlechtsspezifische Gewalt, so die Politikerin. «Aber wenn es darum geht, die nötigen Mittel lockerzumachen, stehen wir jeweils relativ alleine da.»…“ Artikel von Ayse Turcan in der WOZ vom 17. Juli 2025 externer Link
  • Startschuss zur Präventionskampagne «16 Tage gegen Gewalt» in der Schweiz: Rund 10’000 Personen fordern in Bern Schluss mit sexualisierter Gewalt
    • Auftakt zu Präventionskampagne – Tausende Menschen in Bern demonstrieren gegen Gewalt an Frauen
      Tausende Menschen haben in Bern gegen Gewalt an Frauen demonstriert. Die Kundgebung auf dem Bundesplatz war der Startschuss zur Präventionskampagne «16 Tage gegen Gewalt». Aufgerufen zur Kundgebung hatten über 90 Organisationen, darunter Frauenrechtsgruppen, Fachstellen, Nichtregierungs­organisationen wie Amnesty International oder Parteien wie die SP, die Grünen oder die Mitte Frauen.
      Die Bekämpfung von häuslicher, sexualisierter und geschlechtsbezogener Gewalt müsse endlich als politische Priorität eingestuft werden, verlangten zahlreiche Rednerinnen. Es brauche genügend Schutzplätze für Gewaltbetroffene. Diese müssten dann auch finanziell nachhaltig gesichert werden. Die Frauenhäuser in der Schweiz seien überbelegt und unterfinanziert, gab eine Vertreterin der Dachorganisation der Schweizer Frauenhäuser zu bedenken. (…) Alle zwei Wochen werde eine Frau von ihrem Partner, Ex-Partner oder einem Bekannten getötet. Allein dieses Jahr seien bereits 16 Femizide gezählt worden, heisst es im Demo-Aufruf der Veranstaltenden. Häusliche, sexualisierte und geschlechtsspezifische Gewalt gehörten in der Schweiz zum Alltag. «Wir haben genug von der gesellschaftlichen Gleichgültigkeit und der politischen Verantwortungslosigkeit», schreiben sie weiter. An der Kundgebung beteiligten sich mehrere Tausend Menschen. Eine Korrespondentin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA schätzte die Zahl am Nachmittag bei Kundgebungsbeginn auf 5000 bis 7000 Personen, die Veranstalter sprachen angesichts des gut gefüllten Bundesplatzes von 10’000 Teilnehmenden
      …“ SRF-Beitrag vom 23.11.2024 externer Link mit Video und Fotogalerie – siehe auch:
    • Schluss mit sexualisierter Gewalt
      An der ersten nationalen Demonstration gegen Gewalt an Frauen haben rund 10’000 Personen gemeinsam mit der Unia und weiteren Organisationen teilgenommen. Tatsache ist: Über eine Million Menschen sind von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz betroffen. Die Demonstration bildete den Auftakt für die internationale Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen». Vom 25. November bis zum 10. Dezember bewegen Hunderte von Aktionen und Veranstaltungen die Schweiz. Hierzulande wird alle zwei Wochen eine Frau von ihrem (Ex-)Partner getötet. Allein in diesem Jahr zählen die aktivistischen Fachstellen bereits 18 Feminizide. Diese schockierende Gewalt ist Teil eines Systems, das auf Sexismus und der Abwertung von Frauen beruht. Wir können uns dieses System wie eine Pyramide vorstellen: An der Basis stehen erniedrigende Witze und Belästigungen, an der Spitze tödliche Gewalt.
      Der Arbeitsplatz ist Teil des Problems
      Eine von drei Frauen und einer von zehn Männern erlebt sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. In Zahlen gesprochen sind über eine Million Menschen betroffen, davon etwa 800’000 Frauen und 280’000 Männer. Oft fehlt ihnen jegliche Unterstützung. Zudem bedeuten die niedrigen Löhne in Branchen mit Frauenmehrheit, dass Frauen oft finanziell von ihren Partnern abhängig sind. Das bringt gewaltbetroffene Frauen in eine unsichere Lage: Diese Abhängigkeit hindert sie daran, gefährliche Beziehungen zu verlassen, um sich in Sicherheit zu bringen
      …“ Unia-Meldung vom 23. November 2024 externer Link
  • 25.  November bis 10. Dezember: 16 Tage gegen Gewalt an Frauen: Der schmale Grat zwischen sexistischen Witzen und Femizid
    Ein Vergewaltigungsfall vor dem Churer Gericht, fünf Femizide und der Sexismusskandal bei der Schweizer Armee. Und das alles in nur einem Monat. Der feministische Rückblick in den Oktober lässt die Frage offen: Wann kümmert sich die Schweiz endlich um adäquate Gewaltprävention?…“ Artikel von Darija Knežević vom 5. November 2024 in der Work, Zeitung der Unia externer Link
  • Sexarbeiter*innen in der Schweiz brauchen Schutz vor Gewalt
    Eine neue Erhebung von ProCoRe zeigt: Übergriffe und Gewalt sind in der Sexarbeit auch in der Schweiz weit verbreitet. Eine neu gegründete Schweizer Koalition für die Rechte von Sexarbeiter*innen fordert die Politik zu Massnahmen auf. Sie warnt aber vor Freierkriminalisierung, welche die Situation der Sexarbeiter*innen noch weiter verschlechtern würde…“ Meldung vom 14. November 2024 von Amnesty Schweiz externer Link
  • Homepage der Aktion externer Link «16 Tage gegen Gewalt an Frauen»
  • Frieda externer Link die unabhängige, feministische Friedensorganisation und dort alle Infos zu 16 Tage gegen Gewalt an Frauen 2024 externer Link

Siehe für Deutschland und internationalen Überblick das Dossier: Orange Day 25. November – internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=224352
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