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Sambia

Berliner Agrarinvestor Amatheon für „nachhaltige Wertschöpfungskette“ läßt in Sambia BäuerInnen brutal vertreiben und ihre Häuser zerstören

Protestaktion vom 7. Juni 2024 in Berlin vor der Zentrale von Amatheon von Mitgliedern der Bauerngemeinden in Mumbwa, Sambia (Foto: FIAN)Zahlreiche Bäuerinnen und Bauern in Sambia berichten, dass sie Aufforderungen erhalten haben, innerhalb weniger Tage ihre Höfe zu verlassen. (…) Der Agrarinvestor Amatheon Agri aus Berlin hat in Sambia riesige Flächen Ackerland aufgekauft. Die Plantage mit der Fläche des Bodensees ist die größte deutsche Agrarinvestition in Afrika. (…) Im Kontext der akuten Bedrohungslage hatten die lokalen Autoritäten eine Einstweilige Verfügung gegen Amatheon erwirkt und der Firma darin verboten, das Land zu betreten. Nach FIAN-Informationen gab es kurz nach Inkrafttreten der gerichtlichen Anweisung ein Treffen zwischen Amatheon und dem lokalen Chief. Direkt danach wurde die Einstweilige Verfügung zurückgezogen. In der darauffolgenden Nacht vom 21. auf den 22. August erreichten FIAN mehrere Anrufe von Bauernfamilien. Sie berichten von Gewalt und Zerstörung ihrer Häuser. Des Weiteren wurden FIAN Videos zugespielt, welche zerstörte Höfe zeigen…“ Fian-Pressemitteilung vom 03.09.2024 externer Link („Konflikte um Land und Wasser eskalieren in Sambia“) und mehr Informationen:

  • Neue Studie dokumentiert seit Jahren unverändert massive Menschenrechtsverletzungen durch deutschen Agrarinvestor Amatheon in Sambia New
    „Eine heute veröffentlichte Studie von FIAN Deutschland deckt gravierende Menschenrechtsverletzungen beim Agrarunternehmen Amatheon in Sambia auf. Die mehrjährige Recherche zeigt massive Probleme bei Landbesitz, Zwangsräumungen, Wasserzugang und der illegalen Beschlagnahmung von Vieh.
    Der Berliner Investor Amatheon ist über 14 Tochterfirmen in der Agrarwirtschaft in Sambia, Simbabwe und Uganda aktiv. Die mit Abstand größten Investitionen tätigte das Unternehmen in Sambia. Nach eigenen Angaben hat Amatheon dort seit 2012 rund 40.000 Hektar Land erworben und gilt damit als größter deutscher Agrarinvestor auf dem afrikanischen Kontinent. Zu den Geldgebern zählt unter anderem der Berliner Unternehmer Lars Windhorst. Die Aktivitäten von Amatheon sind seit Jahren stark umstritten.
    Im Jahr 2024 wurden mindestens vier Dörfer – Apex, Chiyabuka, Mambanga und Sibanda – gewaltsam geräumt. „Bei den Räumungen, an denen Mitarbeitende von Amatheon beteiligt waren, wurden zahlreiche Häuser zerstört oder in Brand gesetzt. Ganze Dorfgemeinschaften verloren innerhalb kurzer Zeit ihr Zuhause und ihre Ernten“, berichtet Jan Urhahn, Mitautor der Studie. Insgesamt waren 151 Haushalte und damit rund 760 Menschen betroffen. „Den Familien in Apex wurden keine Gerichtsbeschlüsse vorgelegt, obwohl diese die rechtliche Grundlage für jede Räumung darstellen. Niemand erhielt eine Entschädigung oder wurde auf rechtlich gesichertes Ersatzland umgesiedelt“, so Urhahn weiter.
    Über Recherchen im sambischen Landregister konnten lediglich 8.700 Hektar Land als in Besitz von Amatheon identifiziert werden. Das sind weniger als ein Viertel der 38.760 Hektar, die das Unternehmen 2014 als seinen Besitz angab. „Nur 18 Farmen konnten als Eigentum von Amatheon bestätigt werden. Dennoch werden in großem Umfang Menschen von ihrem Land verdrängt“ (…)
    Seit dem Bau zweier Staudämme durch Amatheon sind mehrere Flüsse in der Region über weite Teile des Jahres ausgetrocknet. Für rund 5.000 Haushalte flussabwärts bedeutet dies, dass sie insbesondere während der Trockenzeit nur sehr eingeschränkten Zugang zu Wasser haben. Viele Familien mussten deshalb den Gemüseanbau entlang der Flüsse aufgeben. Eine zentrale Ernährungs- und Einkommensgrundlage ging verloren. Zudem beschlagnahmt Amatheon rechtswidrig Nutztiere, wenn diese sich auf dem vom Unternehmen beanspruchten Gelände aufhalten – häufig auf der Suche nach Wasser. In mindestens vier Gemeinden waren über 40 Haushalte betroffen. (…)
    „Der sambische Staat ist verpflichtet, die Bevölkerung wirksam vor Menschenrechtsverletzungen durch private Unternehmen zu schützen,“ sagt Roman Herre. „Wir fordern darüber hinaus, dass die Bundesregierung ihren extraterritorialen Staatenpflichten nachkommt und mögliche Menschenrechtsverstöße durch Amatheon umfassend untersucht. Sie muss wirksame Verwaltungs-, Untersuchungs- und Rechtsprechungsmaßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass deutsche Unternehmen auch im Ausland die Menschenrechte achten und für Verstöße konsequent zur Verantwortung gezogen werden
    .““ Pressemitteilung vom 28. Oktober 2025 von FIAN Deutschland externer Link („Massive Menschenrechtsverletzungen bei deutschem Agrarinvestor Amatheon in Sambia“) zur Studie von Roman Herre, FIAN Deutschland, und Jan Urhahn vom Oktober 2025 externer Link : „Amatheon in Sambia: Gewalt und Vertreibung bei einem deutschen Agrarinvestor“
  • Sambia – Amatheon
    „… Riesige Agrarinvestitionen konkurrieren um diese Lebensgrundlangen, wie anhand des Beispiels des Berliner Unternehmens Amatheon Agri deutlich wird. FIAN untersucht die Auswirkungen des Investors auf die lokale Bevölkerung. Diese berichtet von Konflikten um Land und Wasser, von prekären Arbeitsbedingungen und vielen gebrochenen Versprechen. (…) Amatheon Agri wurde 2011 gegründet. Laut eigenen Angaben hat das Berliner Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren rund 100 Millionen Euro investiert, um in Sambia, Uganda und Simbabwe eine nachhaltige Wertschöpfungskette für Agrarrohstoffe, Lebensmittel und Rindfleisch aufzubauen. Der Kern: Ankerfarmen und Verarbeitungsbetriebe mit rund 800 Mitarbeitern auf eigenen Agrarflächen und die Zusammenarbeit mit mehr als 4.000 Kleinbauern in den Regionen.“
    In Sambia besitzt Amatheon etwa 40.000 Hektar Land – genaue Daten veröffentlicht das Unternehmen nicht. Dies ist die größte deutsche Agrarinvestition in Afrika. Amatheon betreibt dort Viehzucht und baut in Monokulturen Soja und Mais an, ebenso »Superfoods« wie Quinoa. Auch nach Europa soll exportiert werden. Das hauseigene Outgrower-Programm soll Kleinbäuer*innen Fachwissen vermitteln und neben einem Zugang zu Betriebsmitteln auch Kredite verschaffen. Die Rede ist auch von kostenlosen Schulungen für den Anbau.
    Das Prinzip des Vertragsanbaus soll die Nachhaltigkeit des Programms sichern.
    Doch wie sieht die Zusammenarbeit vor Ort wirklich aus? Wie hat sich das Leben der Menschen vor Ort durch die Anwesenheit von Amatheon verändert? Die Realität, die FIAN vor Ort vorgefunden hat, hat wenig mit den Aussagen der Firma gemein. (…)
    Familien, die auf dem heutigen Amatheon-Land angesiedelt waren, mussten gehen. Menschen wurden zwangsumgesiedelt und Siedlungen zusammengelegt, um Land für Amatheon freizuräumen. Einzelne Personen berichteten FIAN von bewaffneten Drohungen, damit sie ihr Land verlassen. Mehrere Siedlungen sind heute vollständig von den Ländereien des Investors umzingelt. Weder das traditionelle Sammeln von Wildkräutern noch das Suchen von natürlichen Materialien zur Reparatur von Häusern sei ihnen erlaubt. Den früheren Weg zur Landstraße und zur Stadt Mumbwa dürfen die Bewohner*innen heute nicht mehr nehmen. Der Umweg ist mehrere Kilometer lang. (…)
    Vor Ort entsteht zwar eine kleine Zahl an Arbeitsplätzen – extrem wenige jedoch für die riesige Fläche, die Amatheon beansprucht. FIAN wird aber auch berichtet, dass gerade die Saisonarbeiter extrem schlecht bezahlt werden und im Fall von Arbeitsunfällen kein Versicherungsschutz vorhanden ist. Umgerechnet 35 Euro monatlich zahlt Amatheon für Arbeitstage, die bis zu zehn Stunden dauern. Essen und Unterkunft werden noch abgezogen. Die Arbeitsbedingungen seien derart schlecht, dass die lokale Bevölkerung kaum mehr für Amatheon arbeiten will. Die Firma muss daher Arbeitskräfte aus weiter entfernten Dörfern rekrutieren…“ Dossier bei Fian externer Link
  • Siehe ebd. Informationen zur Brief- und Unterschriftenaktion externer Link im Fall des Berliner Investors Amatheon Agri in Sambia schon in 2023
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=222897
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