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Auch in Rumänien mordet die Holzmafia: Die staatsanwaltschaftliche Untersuchung wird von Beteiligten geleitet – Petition für eine unabhängige Untersuchung

Liviu Pop im Oktober 2019 von der Holzmafia in Rumäniens Urwald ermordet„… Liviu Pop hat den Wald geliebt. Als Förster ist er in Rumänien gegen illegalen Holzeinschlag vorgegangen. Er war ein Baumretter und Vater von drei Kindern. Nun ist er tot. Liviu Pop wurde an einer Stelle gefunden, an der gerade illegal Bäume gefällt wurden. Er wurde mit seiner eigenen Waffe erschossen. Die örtliche Staatsanwaltschaft im Bezirk Maramures prüft nun die These, Liviu Pop habe sich versehentlich selbst erschossen. Allerdings war er vorher schwer misshandelt worden, seine Leiche wurde in einen Bach geworfen – das ist nichts, was einen Unfall vermuten lässt. Obwohl die Hauptverdächtigen eine Auseinandersetzung mit Liviu zugegeben haben, wurden sie aus der Haft entlassen. Ihre abenteuerliche Version der Geschichte: Ein Schuss habe sich gelöst und den Mann getötet, die Pferde hätten gescheut und der Förster sei vom Pferdewagen überrollt worden. Wie es der Zufall will, ist einer der Verdächtigen ein Neffe eines Staatsanwalts aus der Târgu Lăpuș und Cousin eines bekannten Anwalts aus Baia Mare, zwei Städten in der Region, ist. Der Staatsanwalt ist Millionär und arbeitet unter anderem für ein Unternehmen, das in illegale Abholzungen verwickelt ist. Mit diesem Wissen allein ist es schon geboten, die Vorfälle aus der Hauptstadt Bukarest untersuchen zu lassen. Die illegale Abholzung noch unberührter Wälder in Rumänien hat schon mehr Todesopfer gefordert. Liviu Pop ist der sechste Mensch, der für den Schutz der Wälder gestorben ist und er ist der zweite im Oktober diesen Jahres! Aktivist/innen werden regelmäßig bedroht und verprügelt, mehr als 600 Fälle sind dokumentiert…“ – aus der Petition an die EU-Kommission „Waldretter schützen“ seit Ende Oktober 2019 bei WeMove.Eu externer Link, die breites von deutlich über 120.000 Menschen unterzeichnet wurde, die fordern, auch die EU müsse sich für eine unabhängige Untersuchung einsetzen. Siehe dazu auch einen Hintergrundbeitrag über die Entwicklung der Holzmafia und zwei Berichte über (gewerkschaftliche) Mobilisierung gegen die Terrormethoden der organisierten Banden:

  • „Illegale Abholzung und Gewalt eskalieren“ von Thoams Roser am 27. Oktober 2019 im Tagesspiegel online externer Link zur aktuellen Entwicklung in Rumäniens Wäldern: „… Die Föderation der rumänischen Forstgewerkschaften hat in den vergangenen fünf Jahren über 650 gewalttätige Attacken gegen Förster, Forstingenieure und Waldarbeiter registriert. Sechs Waldhüter wurden ermordet, Dutzende mit Hieb-, Stich- oder Schussverletzungen zum Teil schwer verletzt in die Krankenhäuser eingeliefert. Nur Förster, die auch Jäger seien, hätten das Recht, mit ihrer eigenen Flinte in die Wälder zu ziehen, sagt Gewerkschaftschef Silviu Genea – und fordert einen besseren Schutz und das Waffenrecht für die Förster: „Die Förster haben Gas- und Gummiballpistolen, die nicht einmal streunende Hunde erschrecken können – geschweige denn die in Banden organisierten Holzdiebe.“ Gewalt erzeuge nur neue Gewalt, sehen heimische Umweltschutzverbände in der Bewaffnung der Förster keine Lösung: Sie fordern stattdessen eine effektive Bekämpfung des illegalen Einschlags wie die Satellitenüberwachung der Wälder, mit elektronischen Register ausgestattete Holzlager, die GPS-Pflicht bei Holztransporten und die Kamera-Überwachung von rumänischen Überlandstraßen. Tatsächlich schreitet die Entwaldung des einst für seine dichten Urwälder bekannten Karpatenstaats immer schneller voran. Laut Greenpeace Romania wurden alleine im Jahr 2017 insgesamt 12487 Fälle illegalen Holzeinschlags registriert – das waren 32 Prozent mehr als im Jahr zuvor: Rumäniens bewaldete Fläche liege mit nur noch 27,5 Prozent mittlerweile selbst unter dem EU-Durchschnitt von 33 Prozent, warnen die Umweltschützer…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=156835
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