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Oman »
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Eine der Besonderheiten des Oman im regionalen Vergleich: Die eigene religiöse Tradition

Der lange Streik der Lehrer in Oman„…Doch das Sultanat tut sich mitunter schwer mit seinem einzigartigen religiösen Erbe. Bis 1950 war das Gebiet des heutigen Oman in zwei Herrschaftsbereiche geteilt. Es bestand das Imamat im Landesinneren, welches von einer islamischen Autorität in Nizwa regiert wurde, und das Sultanat an der nordöstlichen Küste mit Maskat als Hauptstadt. Sultan Said bin Taimur, der Vater des gegenwärtigen Herrschers, stürzte den Imam und nahm ihm direkte politische Einflussmöglichkeiten. Die Konkurrenz war ihm zu groß. Bis heute wird das Imamat, eine Utopie seiner Anhänger, als Bedrohung für das Sultanat und die Herrschaft der Al Said wahrgenommen und liefert politischen Sprengstoff. So traf eine Verhaftungswelle im Jahr 2005 Mitarbeiter der Sultan-Qabus-Universität in Maskat. Der Vorwurf lautete: Mitgliedschaft in einer geheimen Sekte, deren Ziel es sei, das Imamat wiederzuerrichten. Die mehrheitlich haltlosen Anklagen wurden allerdings – auch aufgrund des öffentlichen Protests – schnell fallengelassen. Um dergleichen Spaltungsbestrebungen entgegenzuwirken, wurden die religiösen Autoritäten Omans schon früh ins politische Geschäft eingebunden und eine Art Nationalislam geprägt. Die religiöse Identität wurde mit der nationalen verknüpft. Dies sollte nicht nur innerstaatlich religiösem Fundamentalismus entgegenwirken, sondern macht Oman gleichzeitig auch weniger anfällig für ausländische Einmischung und führte zur besseren Integration religiöser Minderheiten wie z.B. der Schiiten (ca. 5 Prozent). Die haben überproportional viel Einfluss in Politik und Wirtschaft und sind dem Machthaber loyal ergeben. Nicht zuletzt deshalb stießen transnationale schiitische Bewegungen in Oman meist auf unfruchtbaren Boden und auch in seiner Beziehung zu Iran kann sich Sultan Qabus der Treue seiner schiitischen Untertanen gewiss sein. Das in Oman vorherrschende religiöse „Verständnis des weder-noch“ wirkt also auf der einen Seite sektiererischen Strömungen entgegen und trägt zu religiösem Pluralismus in der Gesellschaft bei. Letztlich aber muss es auch vor dem Hintergrund der herrschaftlichen Legitimation des Sultans betrachtet werden. Eine zu stark auf die Ibadiya und das Imamat fokussierte Doktrin kann sich der Autokrat im Interesse des eigenen Machterhalts schlicht nicht leisten…“ – aus dem Beitrag „Die Ibadiya in Oman – Erfolgsrezept gesellschaftlicher Stabilität“ von Friedel Merkord am 26. Oktober 2017 bei dis:orient externer Link über den Einfluss der besonderen religiösen Tradition des Oman auf die nach wie vor bestehenden Verhältnisse

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=170652
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