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Generalstreik in Norwegen seit dem 16. April 2023 für mehr Kaufkraft und eine Aufstockung für Geringverdiener: „Wir werden unseren Teil des Kuchens bekommen“

Dossier

Eine Streikversammlung von Kolleg*innen in Norwegen mit gelben Streikwesten In Norwegen legten am Sonntag, den 16. April 2023 zehntausende Kolleg*innen in mehreren hundert Unternehmen die Arbeit nieder. Damit leiteten sie den größten Generalstreik für mehr Lohn in der norwegischen Geschichte ein. Erst nach vier Tagen wurde der Streik beendet, mit einem historischen Sieg, wie die Gewerkschaftsspitzen von LO und SY am 20. April 2023 betonten. Zuvor hatten sie eine Ausweitung des Streiks für den 21. April angedroht. Der Arbeitgeberverband NHO lenkte daraufhin ein. Allerdings liegt der Abschluss mit 5,2% durchschnittlich weit unter den von den Gewerkschaften geforderten „Managerabschlüssen“ von 9,6% – siehe mehr Informationen:

  • Größter Generalstreik in der norwegischen Geschichte nach Einigung beendet – Lohnwachstum von durchschnittlich 5,2 %, statt geforderten 9,6%New
    • Gewerkschaften und Arbeitgeberverband einigen sich
      „Oslo, 20. April 2023. „Das ist ein historisch gutes Ergebnis. Es zeigt die Vorteile der Einheit. Auf diesen Streik können die LO-Mitglieder stolz sein“, sagt Peggy Hessen Følsvik, Vorsitzende der Gewerkschaftsdachorganisation LO nach einer Einigung mit dem Arbeitgeberverband NHO am Donnerstag. (…) Für Freitag, den 21. April, hatte die LO und die SY eine Ausweitung der Arbeitsniederlegung angedroht. Dazu ist es nun nicht gekommen. Der Gewerkschaftsdachverband YS kündigte erst an, den Streik fortzusetzen, erzielte dann aber auch eine Vereinbarung mit der NHO. YS vertritt unter anderem Mitgliedergruppen und Branchen, die weit unter 90 Prozent des durchschnittlichen Gehalts eines Industriearbeiters liegen, erklärte YS-Führer Hans-Erik Sjæggerud gegenüber der norwegischen Presse. In der Vereinbarung einigten sich die Parteien auf ein Lohnwachstum 5,2 Prozent. Alle LO-Mitglieder erhalten 7,5 NOK pro Stunde, Geringverdiener 11,5 oder 10,5 NOK, je nachdem, ob sie über lokale Zuschläge verfügen oder nicht. Das sei ein viel besser Angebot als das, das LO während der Vermittlung mit dem Arbeitgeberverband erhalten habe, so Hessen Følsvik. (…) Seit zwei Jahren steigen die Lebenshaltungskosten für die Mehrheit der Beschäftigten stärker als das Lohnwachstum. Das Ziel von LO ist es, Unterschiede zwischen Menschen auszugleichen und sicherzustellen, dass norwegische Arbeitnehmer ihren Anteil an der Wertschöpfung erhalten. Dazu trage dieses Ergebnis bei, teilt LO mit. Die norwegischen Medienportale e24.no und vg.no rechnen vor, dass eine Erhöhung des Stundenlohns beispielsweise in der Reinigungsbranche eine jährliche Gehaltsanpassung von knapp 22.500 NOK bedeutet, etwa 2.500 Euro, bedeutet. Nach Angaben der norwegischen Statistikbehörde SSB liegt der durchschnittliche Monatslohn in Norwegen bei 53.150 NOK. Über 60 Prozent verdienen jedoch unter dem Durchschnitt. Am meisten verdienen die Beschäftigten in der Öl- und Gasindustrie. Hier gibt SSB den monatlichen Durchschnittslohn für 2022 mit 82.130 NOK an. Am Ende der Gehaltsskala steht das Hotel- und Gaststättenwesen mit 36.260 NOK….“ Meldung vom Business Portal Norwegen vom 20. April 2023 externer Link („Streik in Norwegen beendet – Gewerkschafter sehen ein „historisch gutes Ergebnis“)
    • Siehe dazu auch die Angaben zur Gehaltstabelle auf LO Norge vom 20. April 2023 externer Link (norw.)
    • LO feiert das „historische Ergebnis“
      „… Ein historisches Ergebnis. Es zeigt die Vorteile der Einigkeit. Das ist ein Streik, auf den die LO-Mitglieder stolz sein können, sagt LO-Vorsitzende Peggy Hessen Følsvik. (…) Der Streik endet sofort und wir fordern die Menschen auf, am Freitag um 06.00 Uhr zur Arbeit zurückzukehren.
      Niedriglohnempfänger bekommen mehr
      LO und NHO haben nach vier Tagen Streik eine Einigung erzielt. In diesem Streik ging es vor allem darum, die Kaufkraft zu erhöhen und den Geringverdienern mehr zu geben. „Jetzt hat sich die LO-Familie – gewerkschafts- und branchenübergreifend – zusammengeschlossen, um historisch hohe Forderungen durchzusetzen. Das ist es, was die Gewerkschaftsbewegung ausmacht. Das ist gelebte Einigkeit und Solidarität“, sagt die LO-Vorsitzende. (…) „Wir wissen, dass einige unserer Mitglieder entweder keine lokalen Verhandlungsrechte haben oder Probleme haben, sich in lokalen Verhandlungen durchzusetzen. Deshalb haben sie in diesem Tarifabschluss etwas mehr erhalten“, sagt die LO-Vorsitzende. Sie fügt hinzu, dass LO und NHO vereinbart haben, sich im Vorfeld des nächsten Zwischenabschlusses in zwei Jahren mit den Problemen der niedrigen Löhne, der lokalen Verhandlungen und der Bonuszahlungen zu befassen. Sie hat auch die Arbeitgeber nachdrücklich daran erinnert, dass die LO keine Entwicklung will, bei der immer mehr von der Lohnerhöhung in Form von Prämien an einzelne Gruppen ausgezahlt wird, während diejenigen, die am wenigsten verdienen, in den lokalen Verhandlungen nicht anerkannt werden.
      Der Niedriglohnzuschlag funktioniert
      Der LO-Vorsitzende weist darauf hin, dass die Tarifverträge mit den niedrigsten Löhnen oft diejenigen sind, die in den lokalen Verhandlungen schwach sind. „Es ist wichtig, diese Gruppen in den zentralen Lohnabschlüssen zu stärken. „Wir wissen, dass der Niedriglohnzuschlag funktioniert und dass er vor allem Frauen zugute kommt“, sagt Følsvik. Das ist das Ergebnis der Einigung.“ Pressemitteilung der LO vom 20. April 2023 externer Link („Streiken er avsluttet: – Et historisk godt resultat!“)
  • Norwegen: Größter Lohnstreik seit 23 Jahren für eine Lohnerhöhung von mindestens 9,6 Prozent – ebenso viel, wie die Manager im letzten Jahr erhalten haben
    Seit Sonntag, 16. April um 6 Uhr früh werden in Norwegen große Teile der Wirtschaft bestreikt. Unter anderem sind die Öl- und Gasindustrie, die Auto- und Passagierfähren, große Teile der Industrie, der Handel, die Brauereien, die Lebensmittelproduktion und die Werften betroffen. Betriebe werden bestreikt, in denen es seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs keinen Streik mehr gab.
    Am letzten Wochenende sollte eine Schlichtung den Ausgleich bei den Lohnverhandlungen bringen, in denen der Gewerkschaftsdachverband Landesorganisasjonen (LO) und der norwegische Unternehmerverband NHO federführend sind. Es geht um die Halbzeitabschlüsse für die jeweils über zwei Jahre laufenden Tarifverträge, die vor einem Jahr abgeschlossen worden waren. Verhandelt wird ausschließlich über die Anpassung der Löhne an das Preisgeschehen, und das Ergebnis setzt den Rahmen für alle anderen Abschlüsse in diesem Frühjahr. Nie zuvor war es bei Halbzeitverhandlungen zu Streiks gekommen. Und seit 23 Jahren, seit dem Lohnstreik vom Mai 2000 mit 86.000 Streikenden, hat es in Norwegen keinen vergleichbar großen Streik mehr gegeben. (…)
    Die Jahre der Corona-Pandemie und die hohe Inflation haben auch in Norwegen starke Auswirkungen. Wäre das Angebot des Unternehmerverbandes angenommen worden, hätte dies für das dritte Jahr in Folge eine Reallohnsenkung bedeutet. Im letzten Jahr stiegen die Löhne um 4,1 Prozent, doch die offizielle Teuerung betrug im Durchschnitt 5,8 Prozent. Das entspricht allein für das letzte Jahr einem Reallohnrückgang von 1,7 Prozent. Gleichzeitig schüren hohe Gehaltserhöhungen für Manager und Direktoren die Wut: 3100 Top-Manager in der Industrie haben Gehaltserhöhungen von 9,6 Prozent bekommen, Direktoren in der Öl-Industrie sogar 21,3 Prozent. Die Kommentare im Internet sind eindeutig: Viele fordern eine Lohnerhöhung von mindestens 9,6 Prozent – ebenso viel, wie die Manager im letzten Jahr erhalten haben. Einer schreibt: „Die Arbeiterbewegung wird jedes Jahr betrogen, weil die Gewerkschaften viel zu geringe Lohnerhöhungen fordern.“ (…) In Norwegen hat der Gewerkschaftsdachverband LO bisher 23.000 Mitglieder zum Streik aufgerufen, und der kleinere Verband YS knapp 1500. Die LO hat etwa eine Million Mitglieder – bei einer Gesamtbevölkerung von knapp über fünf Millionen und einer Erwerbsbevölkerung von etwa 3,5 Millionen Menschen. Für den Freitag werden weitere 17.000 Beschäftigte in den Streik gerufen…“ Korrespondenzbericht vom 20.4.2023 bei wsws externer Link („Norwegen: Größter Lohnstreik seit 23 Jahren“)
  • Norwegen: Ab Sonntag drohen größere Streiks
    Fast 23.000 Beschäftigte in Hunderten von Unternehmen im ganzen Land könnten ab Sonntag in den Streik treten, wenn die Schlichtung zwischen den großen norwegischen Gewerkschaftsverbänden LO und YS und dem Arbeitgeberverband NHO scheitert. Die Schlichtungssitzung beginnt am Freitagmorgen, die Frist für eine Einigung ist für Samstag um Mitternacht angesetzt, kann aber verlängert werden. (…) Insgesamt 22.947 Gewerkschaftsmitglieder in den verschiedenen Gewerkschaftsverbänden von LO und YS sind für die erste Phase eines Streiks ausgewählt worden, der sich ab Montag (17. April) am deutlichsten bemerkbar machen würde. Die Mitglieder von Fährgesellschaften, Lieferdiensten und anderen Betrieben, die am Sonntag arbeiten, würden als erste die Arbeit niederlegen. Der Streik kann sich schnell auf insgesamt 185.000 Beschäftigte in NHO-organisierten Betrieben ausweiten. LO und YS sind entschlossen, ihren Mitgliedern eine höhere Kaufkraft zu sichern, nachdem die Lohnerhöhungen jahrelang unter den Lebenshaltungskosten lagen.
    Arbeitnehmer wollen ihr ‚Stück vom Kuchen‘
    „Die Mehrheit der Arbeitnehmer hat die Erfahrung gemacht, dass die Preise stärker gestiegen sind als ihre Löhne … und diese Entwicklung muss gestoppt werden“, wiederholte Følsvik am Dienstag. „Wir werden unseren Teil des Kuchens bekommen“, fügte sie hinzu, vor allem in einer Zeit, in der viele der größten norwegischen Unternehmen Rekordgewinne verbuchen konnten und die Managergehälter um bis zu 20 Prozent gestiegen sind. Riesige Boni für die Unternehmensleitung haben auch die Arbeitnehmerschaft verärgert. Die Lohnverhandlungen zwischen LO und NHO waren Ende letzten Monats nach nur wenigen Tagen gescheitert und zwangen die beiden Seiten zu Verhandlungen mit dem staatlichen Vermittler, die am Freitag beginnen. Die Löhne sind das einzige Thema, das in diesem Jahr auf der Tagesordnung steht…“ engl. Artikel von Nina Berglund vom 11.4.2023 in NewsinEnglish.no externer Link („Major strikes loom from Sunday“, maschinenübersetzt)
  • Oslo, 16. April 2024 [sic!]. Seit heute, 6.00 Uhr, wird in Norwegen gestreikt. Betroffen sind nahezu alle Bereiche der Wirtschaft und des gesellschaftlichen Lebens, unter anderem die Öl- und Gasindustrie, der Handel, die Bauindustrie und der Tourismus. Am Sonntag, 16. April, hatte Norwegens größter Gewerkschaftsdachverband LO und der Dachverband YS das Angebot der Arbeitgeberorganisation NHO abgelehnt und seine Mitglieder, die in privaten Unternehmen beschäftigt sind, zum Streik aufgerufen. Bei der Auseinandersetzung geht es um Lohnerhöhungen. LO forderte mehr Kaufkraft für seine Mitglieder und eine Aufstockung für Geringverdiener. 23.000 Gewerkschaftsmitglieder folgten dem Aufruf. Ab Freitag soll der Ausstand verstärkt werden. Dann sollen nach Angaben von LO insgesamt 38.500 Mitglieder die Arbeit niederlegen…“ Meldung vom 17.4.2023 in businessportal-norwegen externer Link,
  • Siehe die Streikmeldung beim Dachverband YS externer Link und beim Gewerkschaftsdachverband LO externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=210938
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