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Zwei Reiseberichte aus Nicaragua: In Zeiten von Corona – zwei Jahre nach dem Beginn der Proteste im April 2018

Friedensdemonstrationen in Nicaragua 2018Es war mir – aus Gründen, die nicht mein Verdienst sind – vergönnt, jenes Nicaragua persönlich kennenzulernen, das von einer Aufbruchstimmung gekennzeichnet war, die ich noch niemals vorher in meinem Leben erlebt hatte. Damals herrschte in großen Teilen der Bevölkerung und in der weit überwiegenden Mehrheit der Jugend eine grenzenlose Bereitschaft, ohne irgendwelche persönlichen Vorteile alles für dieses neue und freie Nicaragua zu geben. Tausende gaben dafür ihr Leben. Davon ist nichts mehr übriggeblieben. Die Schattenseiten der damaligen Revolution – Vertikalismus, Paternalismus, Klientelismus, Ausgrenzung Andersdenkender, Autoritätshörigkeit, Machotum, Vetternwirtschaft, Korruption, Doppelmoral, Zwang statt politischer Überzeugung, Zynismus und Lüge, Folter und Mord, Terror und blanke militärische Gewalt gegen das eigene Volk – haben sich auf ganzer Linie durchgesetzt. Ana Marías Lebenstraum, an dessen Verwirklichung wir beide seit über 40 Jahren gemeinsam gearbeitet haben, ist vollständig zerstört. Er wird täglich aufs Neue von denen mit Füßen getreten, die diesen Traum früher selbst einmal gepredigt haben, sich jetzt aber lieber ihrer eigenen Bereicherung durch Betrug und Korruption widmen. (…) All dies erhöht die Verunsicherung der Bevölkerung enorm. Wer öffentlich eine Schutzmaske trägt, gibt damit deutlich zu erkennen, dass er oder sie den Meldungen der Regierung nicht traut. Obwohl die Schulen und Universitäten noch bis vor zwei Tagen geöffnet waren, haben viele Eltern ihre Kinder nicht mehr in die Schule geschickt, und nur wenige Studenten sind zu den Vorlesungen gegangen. Natürlich hatte es schnell die Runde gemacht, dass die 21 Enkelkinder des Diktatorenpaares schon längst nicht mehr zur Schule gingen, weil sie die Deutsche Schule besuchten und diese – auf Druck der Eltern – schon eine Woche vorher geschlossen worden war...“ –  so eine Passage, die man als persönliche Gesamtbilanz bezeichnen könnte, sowie ein „Corona-Aspekt“ in dem Beitrag „“Normalität“ zwei Jahre nach dem 18. April“ – Nicaragua 2020 unter Daniel Ortega und dem Coronavirus“ von Matthias Schindler am 31. März 2020 bei der Hamburger Gewerkschaftslinken externer Link, worin Berichte über persönliche Gespräche mit seit langer Zeit bekannten Personen eine wesentliche Rolle spielen. Siehe dazu auch ergänzende Aspekte einer weiteren Reisenden im ungefähr selben Zeitraum, die ihren Beitrag ausdrücklich als Ergänzung bezeichnet, da sie die zentralen Aussagen bzw. Inhalte des Berichts teile;

  • „Ergänzungen zu dem Reisebericht von Matthias Schindler“ von Uschi Sieg am 02. April 2020 ebenfalls bei der Hamburger Gewerkschaftslinken externer Link bemerkt unter anderem: „… Ich zähle mich auch eher zu den abwartenden Skeptikern, denke aber auch, dass es notwendig ist, dass sich was bewegt, in Anbetracht dessen, dass nach wie vor jegliche Oppositionsäußerung auf der Straße verboten ist bzw. repressiv geahndet wird. Was mir in den Debatten über die Bildung der Coalición und deren bisherigen -spärlichen-Statements zu kurz kommt, ist die „soziale Frage“, d.h. die Notwendigkeit von sozialen Programmen, um der nach wie vor unbeschreiblichen Armut beizukommen, die sich gerade verstärkt durch zunehmende Arbeitslosigkeit (einer der mehr von Wirtschaft versteht als ich, schätzt, dass 400 000 Arbeitsplätzen in den letzten 2 Jahren verloren gegangen seien) der wirtschaftliche Rückgang ist spürbar auf den halbleeren Bauernmärkte, in den prächtige Einkaufszentren ohne Kunden, leeren Touristenzentren etc…
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=169349
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