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Tote nach Protesten in Nepal gegen die Blockade von Social-Media-Plattformen: Aufschrei der „Gen Z“ für einen politischen Neuanfang

Dossier

One Piece - das Symbol der Proteste der GenZAus Wut gegen die Blockade von Social-Media-Plattformen demonstrieren in Nepal Tausende. Doch es geht um mehr: Die meist jungen Menschen fühlen sich als „verlorene Generation“. Sie fordern einen politischen Neuanfang. Die Polizei schießt mit Wasserwerfern in die Menge. Junge Menschen rennen auseinander. Weiße Rauchschwaden ziehen durch die Straßen von Kathmandu. Immer wieder setzt die Polizei auch Tränengas ein. Und es wird vor allem auch scharf geschossen. Mindestens 19 Menschen sind ums Leben gekommen und mehr als 300 wurden verletzt. Der Innenminister trat daraufhin zurück. Tausende hatten sich zuvor versammelt, und Plakate hochgehalten: „Nein zur Korruption“ oder „Unsere Zukunft steht nicht zum Verkauf“. Als sie in eine Sperrzone nahe des Parlaments vordrangen, eskalierte die Lage. Es gab Tote und viele Verletzte. Die Behörden reagierten mit Ausgangssperren…“ Bericht von Franziska Amler, ARD Neu-Delhi, vom 08.09.2025 auf tagesschau.de externer Link – siehe mehr daraus und dazu:

  • Nepals Proteste als Folge der abgewürgten Revolution von 2008 – und der Fehler der Linken? New
    • Nepals Proteste sind die Folge einer abgewürgten Revolution
      Als Nepal 2008 eine Republik wurde, weckte dies Hoffnungen auf einen grundlegenden Wandel. Die Unfähigkeit der linken Parteien, diese zu erfüllen, ist die Wurzel der Gen-Z-Revolte der letzten Wochen.
      Im vergangenen Monat hat es in Nepal die heftigsten Proteste seit fast zwei Jahrzehnten gegeben. Unmittelbarer Auslöser war ein Social-Media-Verbot seitens der Regierung, doch der Protest weitete sich rasch zu einer landesweiten Revolte gegen tieferliegende sozioökonomische Probleme wie Korruption, Arbeitslosigkeit und die allgemeine autoritäre Entwicklung des Landes aus. Zehntausende junge Menschen strömten auf die Straßen von Kathmandu, Pokhara und Biratnagar. Sie rissen Absperrungen nieder, lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei und verschafften ihrem Unmut Gehör, insbesondere in der Hauptstadt.Die Reaktion des Staates kam umgehend und brutal in Form von Gummigeschossen, Wasserwerfern, Tränengas und sogar scharfer Munition. Stand Mitte September waren mindestens 72 Menschen ums Leben gekommen und weit über 2.000 verletzt worden. (…) Die sogenannte Gen-Z-Bewegung in Nepal ist Teil einer breiteren Protestwelle in der Region. Von Colombo 2022, wo die sri-lankische Bevölkerung ihren Präsidenten in die Flucht schlug, bis hin zu den großen Protesten in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka 2024/25, die zum Sturz der Regierung von Sheikh Hasina führten: In den vergangenen Jahren und Monaten erhoben sich die Menschen in Südasien immer wieder gegen Eliten, die es nicht schaffen, die grundlegendsten Lebensbedürfnisse der Bevölkerung zu erfüllen. Nepal ist in diesem anhaltenden Protestzyklus in der Region ein besonderer Fall. Im Land war erst vor siebzehn Jahren die Monarchie abgeschafft und eine föderale demokratische Republik eingeführt worden. Deren Bilanz ist niederschmetternd – und gerade die Generation, die um 2008 geboren wurde und unter dem Banner der Republik aufgewachsen ist, führt nun einen Aufstand gegen genau diese Republik und ihre Korruption, Armut und Verrat. (…) Durch die Unruhen und die politische Instabilität scheinen sich neue Möglichkeiten für die nepalesische Rechte zu eröffnen, die bislang in der Gesellschaft eine Randerscheinung war. Monarchistische Kräfte, die königliche Flaggen schwenken und Stabilität durch eine Rückkehr zum alten Regime versprechen, haben durchaus an Bedeutung gewonnen. Angesichts der weit verbreiteten Enttäuschung über die Republik gewinnt ihre Botschaft an Attraktivität, auch wenn ihr politisches Programm für einen autoritären Rückschritt steht. Dennoch ist schwer vorstellbar, dass eine Rückkehr zur monarchistischen Herrschaft gelingen könnte: Das Kräfteverhältnis zwischen den Klassen, das den Sturz der Monarchie erst ermöglicht hat, hat sich nicht grundlegend verändert. (…) Die Linke in Nepal verfügt über eine starke organisatorische Basis sowie tiefe Wurzeln in der Gesellschaft und hatte einen zentralen Platz bei der Transformation hin zur Republik inne. Allerdings hat sie einen Großteil des Vertrauens verloren, das sie einst in der Bevölkerung genoss; jahrzehntelange Fraktionskämpfe und Opportunismus haben ihre Glaubwürdigkeit geschwächt. Um wieder an Bedeutung zu gewinnen, muss die Linke nicht nur die Beziehungen zwischen Partei(en) und Bevölkerung verbessern, sondern sich auch von der stalinistisch-maoistischen Orthodoxie befreien, die jegliche politische Vorstellungskraft erstickt hat. (…) Um das Vertrauen wiederherzustellen, muss die Linke interne Demokratie demonstrieren – im Sinne von offener Debatte, Rotation in der Führung und transparenter Entscheidungsfindung. Darüber hinaus sollte sie Mechanismen schaffen, die eine Rechenschaftspflicht gegenüber der Basis und nicht nur gegenüber anderen Berufspolitikern gewährleisten. (…) Die Krisen Nepals sind nicht nur auf einzelne Führungspersönlichkeiten und ihr Versagen zurückzuführen, sondern auf einen revolutionären Prozess, der in seinen Anfängen abgebrochen wurde. Die Frage ist nun, ob die Linke die siebzehn Jahre alten radikalen Versprechen wieder aufgreifen kann – oder ob Nepals Zukunft von der von Monarchisten, Nationalisten und imperialen Mächten propagierten Scheinstabilität bestimmt wird. Die Menschenmassen, die kürzlich die Plätze Kathmandus füllten, erinnern daran, dass der 2006 begonnene Kampf noch nicht vorbei ist. Die Gründung der nepalesischen Republik war nie das Ende, sondern nur der Anfang.“ Artikel von Sushovan Dhar in der Übersetzung von Tim Steins am 30. September 2025 auf Jacobin.de externer Link
    • Proteste stürzten die Regierung in dem Himalaya-Staat: Nepal abermals im Umbruch
      Vor 17 Jahren wurde aus dem Königreich Nepal eine föderale Republik. Nun hat die Jugend mit Massenprotesten das politische System ins Wanken gebracht. Die Interimsregierung steht unter hohem Druck. (…)
      Sind die jüngsten Turbulenzen Vorboten einer neuerlichen »Revolution« ähnlich den Ereignissen 2008, als nach einer Protestwelle die neugewählte Nationalversammlung am 28. Mai die Hindu-Monarchie nach 240 Jahren für abgeschafft erklärt und Nepal in ei­ne föderal gegliederte Republik umgewandelt hatte? Zumindest die Empörung – damals über den autoritären König Gyanendra Shah (2001–2008), jetzt über die als abgehoben, unfähig und korrupt wahrgenommene Politikerkaste – ist ähnlich groß. Diesmal hat sich explizit die Jugend erhoben und ihren angestauten Unmut auf die Straße getragen. Die »Genera­tion Z« bringe das bisherige System ins Wanken, hieß es in den Schlagzeilen. Fast ausschließlich Schüler und Studierende hatten zunächst demonstriert und den bisherigen Premierminister Khadga Prasad Sharma Oli mitsamt seinem Kabinett zu Fall gebracht; die Regierung Oli trat am 9. September zurück. Viele Szenen erinnerten dabei auch an die anfangs studentisch geprägten Massenproteste, die vor gut einem Jahr den Sturz von Bangladeshs Premierministerin Sheikh Hasina nach 15 Amtsjahren herbeigeführt hatten. (…)
      Sushila Karki, die seit Amtsantritt am 12. September als Interimspremierminis­terin die Amtsgeschäfte führt, schrieb schon 2016 als erste Frau an der Spitze des höchsten Gerichts Geschichte – und tut dies im jetzigen Amt erneut. Als Gerichtspräsidentin hatte sie sich damals ­einen Ruf als integre Persönlichkeit erworben, die vor allem gegen Korruption vorzugehen bemüht war; auf Betreiben zweier Parteien wurde sie nach nur einem Jahr abgesetzt. So verwunderte es kaum, dass sie nach Olis nicht ganz freiwilligem Abgang die Wunschkandidatin der jungen Leute auf der Straße war. Ihr Kabinett besteht aus politisch unbelasteten Personen, die vor allem als Experten gelten. Oberstes Ziel der Interimsregierung ist die Vorbereitung reibungslos und in jeder Hinsicht korrekt verlaufender Neuwahlen am 5. März 2026.
      Die kommissarische Ministerriege, durch Zusammenlegung von Ressorts von 25 auf nur 15 reduziert, hat auch sonst einiges vor. Der neue Industrie- und Handelsminister, Anil Kumar Sinha, ein früherer Richter am höchsten Gericht, kündigte bei seiner Vereidigung am 22. September an, den Wiederaufbau der bei den Protesten zerstörten oder schwer beschädigten Gebäude in den Mittelpunkt zu stellen – die Sachschäden wurden auf einen dreistelligen Euro-Millionenbetrag geschätzt. Zugleich hat Finanzminister Rameshwor Khanal strikte Anweisungen zum Sparen gegeben: Beraterdienstleistungen, unter früheren Regierungen ein ausufernder Kostenpunkt, sind nur noch im Ausnahmefall erlaubt. Kommu­nikationsminister Jagdish Kharel, ein renommierter Journalist, will in vorerst zehn Städten freies W-Lan installieren, Agrarminister Madam Prasad Pariyar Missmanagement beenden und die agrarwissenschaftliche Forschung – vor allen bei Reisanbau – gemeinsam mit Südkorea vorantreiben.
      Dass einige Plätze im Übergangskabinett noch immer unbesetzt sind und Sushila Karki bei der Ministerauswahl Sorgfalt vor Schnelligkeit stellte, illustriert ebenfalls die herrschende Anspannung. Jeder Schritt werde genau verfolgt, hielt die Zeitung My Republica in ihrem Editorial vom 25. September fest, denn das Team werde »mit seinem Arbeitsstil, seinen Prioritäten und Entscheidungen« nicht nur für die kurze Zeit bis zur Neuwahl, sondern auch »die langfristige politische Zukunft des Landes formen«.
      Eine weitere wichtige Personalie deutet in diese Richtung: Eine der ersten Entscheidungen Karkis war es, ­Sabita Bhandari zur neuen Generalstaatsanwältin zu ernennen; auch sie ist die erste Frau auf diesem Posten. Nicht nur gilt es, die Todesfälle bei den Protesten genau zu untersuchen, sondern auch das Vertrauen in die Justiz generell wieder zu stärken. Auch ganz praktische Probleme müssen dringend gelöst werden: Nachdem bei den Unruhen auch 13 medizinische Kühlhäuser zerstört wurden, fehlt es derzeit an Impfstoffen für das staatliche Impfprogramm bei Kindern gegen Masern, Typhus, Hepatitis B, Diphtherie und Japanische Enzep
      halitis…“ Artikel von Thomas Berger in der Jungle World vom 02.10.2025 externer Link
  • Regierungssturz in Nepal: Warum die Gen Z einen Rapper zum Premierminister machen will
    Die Gen-Z-Protestbewegung in Nepal hat die Regierung zu Fall gebracht. Und sie hat auch schon ein Idee, wer das Land in Zukunft anführen sollte: Kathmandus amtierender Bürgermeister: Balendra Shah, aka: Balen. Die etablierten politischen Parteien Nepals hatten sich schon einmal grob verschätzt. 2022 war das, zur letzten Bürgermeisterwahl von Kathmandu. Balendra Shah war bis dato vielen Nepali, wenn überhaupt, nur als Rapper bekannt: Balen hat ein Künstler-Profil auf Spotify, kritisiert in seinen Songs die Ungleichheit und Korruption im Land und auf Youtube gehen die Aufrufe zu ein paar seiner Musikvideos in die Millionen. Zur Bürgermeisterwahl dann, ging der studierte Bauingenieur als unabhängiger Kandidat ins Rennen. Und gewann. Womit die Wenigsten gerechnet hatten. (…)
    Hat also das Social-Media-Verbot am Ende zu einem Regierungssturz geführt, wie es von außen den Anschein hatte? Nicht nur, sagt Ajay Das, der noch bis zur letzten Minute vor der Ausgangssperre, die von der Armee erlassen wurde, in Kathmandu unterwegs war. Als ehemaliger Journalist wollte sich der politische Kommentator selbst ein Bild von der Lage machen. Vielleicht sei das Social-Media-Verbot der entscheidende Kipppunkt für die Protestbewegung gewesen. Aber „nicht nur die Gen Z, sondern auch die Allgemeinheit hatte genug von den immer gleichen Parteien und denselben alten Führern, die seit vielen Jahren an der Macht kleben.“ Der Protest der Gen Z richte sich vor allem auch gegen die verbreitete Korruption, Misswirtschaft, Vetternwirtschaft und dass nie jemand für seine Verfehlungen zur Rechenschaft gezogen werde. Auf Tiktok posten junge Nepali über die „Nepo Babies“, wie die Rich Kids von Politiker*innen gerne ihr Luxusleben in den Sozialen Netzwerken zur Schau stellen – während jedes Jahr Hundertausende junge Menschen das Land verlassen, weil sie zu Hause keine Perspektive sehen. „Die Kinder von Politikern kehren aus dem Ausland mit Louis-Vuitton-Taschen zurück, aber unsere Brüder kehren in Särgen zurück“, heißt es in einem Post, der auf die toten nepalesischen Arbeiter*innen während der WM-Baustellen in Katar anspielt.
    „Soziale Medien haben Themen, wie Korruption und Vetternwirtschaft besonders für junge Menschen sichtbarer gemacht“, sagt der 18-jährige Phurba aus Nepal. „Außerdem dienten Social-Media-Plattformen wie Discord auch als zentraler Treffpunkt für die Generation Z, um zusammenzukommen, zu organisieren, Strategien zu entwickeln und Themen im Rahmen der Aktivitäten zu diskutieren.“ (…)
    Dabei wird Balen auf Social Media von vielen als „Stimme einer neuen Generation“ gefeiert. Der regierende Bürgermeister von Kathmandu ist 1990 in der Hauptstadt geboren und dort aufgewachsen. Seine Familie stammt aber ursprünglich aus dem Süden des Landes. Aus der oft marginalisierten ethnischen Gruppe der Madhesi. Er ist also nicht nur Polit-Außenseiter ohne Parteibuch, sondern hat auch nicht den üblichen ethnischen Background für die nepalesische Politik.  Er bringe frischen Wind in die Politik stimmt auch der 18-jährige Phurba zu. „Balen Shah wurde auch wegen seiner Rap-Musik Bürgermeister, weil sie ihn bei jungen Menschen beliebt gemacht hat, weil sie sich damit identifizieren können und sie inspiriert. Songs wie ‚Balidan‘ und ‚Local Time‘ von Balen Shah sprechen über Korruption, soziale Ungerechtigkeit und Regierungsversagen und sprechen denen aus der Seele, die sich nach Veränderung sehnen.“ Und sein Aufstieg vom Rapper zum Bürgermeister gebe Hoffnung auf sichtbare Veränderungen. „Wir haben Verbesserungen wie sauberere Straßen, bessere Abfallbewirtschaftung und besser organisierten Verkehr gesehen, seit er Bürgermeister geworden ist.“
    „Viele Menschen sehen ihn als den nächsten Premierminister von Nepal“, bestätigt auch Ajay Das. „Gerade die jüngere Generation spricht darüber, fordert in den sozialen Medien, dass wir einen direkt gewählten Exekutivpräsidenten oder Premierminister haben sollten, damit Balen die Chance hätte, direkt gewählt zu werden.“ Und genau das könnte schwierig werden
    …“ Beitrag von Max Büch vom 11.09.2025 im BR externer Link
  • Gewaltsame Ausschreitungen: Was kommt nach den Protesten der „Gen Z“ in Nepal?
    Nach heftigen Protesten und dem Rücktritt des Regierungschefs in Nepal sichern Soldaten Kathmandus Straßen. Vertreter der „Gen Z“ distanzierten sich derweil von den gewaltsamen Ausschreitungen…“ Beitrag vom 10.09.2025 in tagesschau.de externer Link
  • Nach Social-Media-Sperre: Nepals Kampf für Meinungsfreiheit
    Nach tödlichen Zusammenstößen in Nepal trat der Premier Oli zurück. Kritiker warfen ihm vor, die Kontrolle bei sozialen Medien ausbauen zu wollen. Nun dürfen die sozialen Medien wieder genutzt werden.
    Nach tödlichen Protesten hat Nepals kommunistischer Premier Khadga Prasad Sharma Oli seinen Rücktritt verkündet. Kurze Zeit später stürmten hunderte Demonstranten den Parlamentssitz in der Hauptstadt Kathmandu und setzten das Hauptgebäude in Brand, wie ein Parlamentssprecher mitteilte. Zuvor hat seine Regierung die umstrittene Sperrung von Social-Media-Plattformen wie Facebook und Instagram wieder aufgehoben. Das hat das Kabinett des Himalaja-Staats in einer nächtlichen Sitzung auf Dienstag (9.9.) beschlossen. Am Montag (8.9.) kam es in der Hauptstadt Kathmandu zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und den Demonstranten. Nach übereinstimmenden Agenturberichten kamen mindestens 19 Menschen ums Leben, circa 100 Personen wurden dabei verletzt. (…)
    Staat will mehr Kontrolle
    Nach offiziellen Angaben hat der Oberste Gerichtshof des Landes die Sperrung angeordnet. Allerdings hätten die Betreiber auf die Anordnung nicht reagiert. „Die Social-Media-Unternehmen müssen unsere Souveränität respektieren und sich an die nationalen Vorschriften halten“, erklärte Prithvi Subba Gurung, Minister für Kommunikation und Informationstechnologie, gegenüber Reportern in Kathmandu. „Es geht darum, unsere Bürger vor Fehlinformationen, Hassreden und ausländischer Einmischung zu schützen, nicht darum, Freiheiten einzuschränken. Junge Aktivisten glauben jedoch, dass die Regierung das Urteil des Gerichts falsch interpretiert habe. Die Anwendung eines Dekrets vom zuständigen Ministerium für Kommunikation und Informationstechnologie (MoCIT) aus dem Jahr 2023 sei als Grundlage des Verbots voreilig und rechtswidrig gewesen. (…) Der ehemalige Vorsitzende der Federation of Nepali Journalists, Shiva Gaule, meldete sich kurz vor der Schließung der Plattformen in einem Facebook-Beitrag zu Wort. „Die soziale Medien sind zu einer parallelen Staatsmacht aufgestiegen. Sie haben das Monopol von Regierung, Gesetzgebung, Rechtsprechung und die öffentliche Meinungsbildung durch Massenmedien gebrochen. Sie haben den normalen Bürgern mehr Macht gegeben. Jetzt ist der Wunsch offensichtlich, diese verlorene Macht zurückzugewinnen, aber ohne die Gewalt würde Nepal in Nordkorea verwandelt.“…“ Beitrag von Lekhanath Pandey aus Kathmandu vom 09.09.2025 auf DW.com externer Link
  • Aufschrei der „Gen Z“ für einen politischen Neuanfang
    Weiter aus dem Bericht von Franziska Amler, ARD Neu-Delhi, vom 08.09.2025 auf tagesschau.de externer Link: „… Die Wut hat sich entzündet an der Blockade von mehr als zwei Dutzend Social-Media-Plattformen und Messenger-Apps: Instagram, Facebook, X, WhatsApp – alle sind seit Freitag in Nepal gesperrt. Offiziell, weil die Regierung den Konzernen vorwirft, dass sie sich nicht an nepalesische Gesetze halten. Doch viele glauben: Dahinter steckt der Versuch, kritische Stimmen im Netz zu unterdrücken. Hinzu kommt: Millionen Nepalesen leben im Ausland, soziale Medien sind für sie die wichtigste Verbindung zur Heimat.
    Demonstrierende prangern Korruption an
    Für die jungen Demonstrierenden geht es aber längst um mehr – viele fühlen sich als „verlorene Generation“. Sie wollen einen echten Wandel, sagt die 23-jährige Amrita Ban: „Das Verbot war der Auslöser, aber der Grund für die Bewegung heute ist nicht nur das“, sagt sie. „Wir sind auch hier, um die Korruption anzuprangern: um zu hinterfragen, wohin unser Steuergeld fließt“, sagt sie. „Und auch unser Recht auf freie Meinungsäußerung ist uns genommen worden.“
    Regierung schränkte soziale Medien bereits vorher ein
    Die Regierung in Nepal hat schon mehrfach den Zugang zu Online-Plattformen eingeschränkt: Im Juli blockierte sie den Messenger-Dienst Telegram mit Verweis auf Online-Betrug und Geldwäsche. Und ein TikTok-Verbot, das neun Monate lang galt, hob sie erst im August vergangenen Jahres auf – nachdem die Plattform zugesichert hatte, sich an nepalesische Vorgaben zu halten.
    Für viele junge Leute ist genau das ein weiteres Zeichen, wie wenig die Regierung auf ihre Bedürfnisse eingeht (…) Ähnliche Proteste haben sich inzwischen auch in anderen Städten ausgebreitet. Die „Gen Z“ in Nepal – sie fordert nicht weniger als einen politischen Neuanfang.“ Siehe auch:
  •  Protest vor Parlament: Mehrere Tote bei Demonstration in Nepal
    In Nepal ist eine Demonstration gegen die Blockade von Social-Media-Plattformen eskaliert. Medienberichten zufolge kamen bei den Protesten vor dem Parlament in der Hauptstadt Kathmandu mehrere Menschen ums Leben. Mehrere Menschen sind bei Protesten gegen eine Einschränkung von Social-Media-Plattformen in Nepal ums Leben gekommen. Die Polizei begleitete die Demonstration vor dem Parlament in der Hauptstadt Kathmandu mit einem Großaufgebot. (…) Bei der Zahl der Opfer gibt es unterschiedliche Angaben. Die Nachrichtenagentur AP berichtet unter Berufung auf die Zeitung Kantipur, dass zehn Personen in Krankenhäusern für tot erklärt worden seien. Die Nachrichtenagentur Reuters schreibt von 14 Todesopfern und bezieht sich dabei auf das nepalesische Staatsfernsehen. Viele Menschen wurden den Angaben zufolge verletzt. (…) Viele Menschen trugen Plakate mit Aufschriften wie „Genug ist genug“ und „Beendet die Korruption“, wie die BBC berichtet. Einige sagten den britischen Journalisten, dass sie gegen den „autoritären Stil“ ihrer Regierung protestierten…“ Meldung vom 08.09.2025 auf tagesschau.de externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=231002
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