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Nach dem größten Streik in der Geschichte Myanmars ist die Putschisten-Clique schwer angeschlagen und mobilisiert ihre letzten Reserven: Bewaffnete Demonstration greift Putschgegner an

#Workers4Myanmar am 11. Februar 2021: Weltweite gewerkschaftliche Solidaritätsaktionen mit der Demokratie-Bewegung in MyanmarWeder die Verhaftungswelle im Vorfeld des Generalstreiks, noch die ausgesprochen plumpen Drohungen, die die Junta ausstieß, haben die Teilnahme am größten Generalstreik der Geschichte Myanmars in irgendeiner Weise negativ beeinflusst. Dass EisenbahnerInnen und Bergarbeiter, Lehrerinnen und Lehrer, Beschäftigte im öffentlichen Gesundheitswesen und in öffentlichen Banken sich massiv – anders gesagt: zu 100% – am Streik beteiligten, war, auch angesichts der Haltung der Gewerkschaften seit dem Tag des Putsches keine wesentliche Überraschung. Dass aber auch die privaten Banken, Privatkrankenhäuser und nicht zuletzt die gesamte Verwaltung bestreikt wurden, schon weitaus eher. Dass Geschäfte und sonstige Einrichtungen schließen würden, war ebenfalls allgemein erwartet worden. Die – nicht zuletzt aufgrund dieser riesigen Massenbewegung für Demokratie – auch international zunehmend isolierte Junta reagiert nun auf diese mehr als eindeutige politische Niederlage mit Gewalt: Sie mobilisiert in mehreren Städten, vor allem aber in Rangun, bewaffnete Banden, die Demonstrationen mit Dolchen, Speeren und Schleudern angreifen. Nicht wenige gehen davon aus, dass diese Banden dafür bezahlt werden – und um Soldaten in Zivil organisiert werden. Zu den Reaktionen auf den Generalstreik drei aktuelle Beiträge und zwei Hintergrundbeiträge, sowie der Hinweis auf unseren ersten Bericht zum Streik vom Dienstag selbst:

  • „“Wir werden nicht kapitulieren”: Myanmar erhebt sich gegen die Junta“ von Kyaw Hsan Hlaing und Emily Fishbein am 22. Februar 2021 bei The Wire externer Link (also vor dem Streiktag) war eine grundsätzliche Positionierung angesichts der Drohungen der Junta, in der unter anderem von Aktivistinnen und Aktivisten unterstrichen wurde: „… Indem er eine führende Rolle bei den aktuellen Protesten übernimmt, bringt sich Thet Swe Win bewusst selbst in Gefahr. Wie viele andere Aktivist*innen ist auch er untergetaucht. Wir haben ihn per Telefon interviewt, ohne seinen Aufenthaltsort zu kennen. “Egal, welche Risiken ich eingehe, ich werde für meine Kinder, die nächste Generation und die Zukunft dieses Landes weitermachen. Ich will nicht 20 oder 30 Jahre unter dem Militär warten. Wir müssen etwas tun”, sagte er. Von 1962 bis 2011 überwachte die ehemalige Militärjunta die Rede und die Bewegungen der Menschen, brachte unabhängige Medien zum Schweigen und unterdrückte Kultur und Kunst. 1988 führten Studierende hunderttausende Menschen zu gewaltlosen Protesten gegen das Regime und 2007 demonstrierten Zehntausende buddhistische Mönche friedlich in einer “Safran-Revolution”. Das Militär reagierte auf beide Aufstände mit Tötungen und Verhaftungen und zwang Tausende zur Flucht. “Wenn wir nicht gegen die Militärherrschaft protestieren, wird die nächste Generation mit einem schlechten Bildungs-, Gesundheits- und Regierungssystem aufwachsen, so wie es bei uns der Fall war”, erklärte Su Chit, eine 29-jährige Menschenrechtsaktivistin in Mandalay. Sie sagte, sie demonstriere, um zu verhindern, dass das Land in Armut und Autokratie zurückfällt. La Doi in der Hauptstadt des Kachin-Staates fühlte das Ganze tief in seinem Körper. “Ich habe Kopfschmerzen, wenn ich mir nur unsere Zukunft unter dem Militärregime vorstelle”, sagte er. “Wir werden in armen und verzweifelten Verhältnissen leben müssen, ohne Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte, ohne Zugang zur Justiz und ohne eine angemessene Lebensgrundlage. Wir werden unter Zwang, Zwangsarbeit und struktureller Gewalt leben. Wir wollen nicht zu diesem Albtraum zurückkehren.” Zaw Htike, ein Transmann und Aktivist für LGBTQ-Rechte, für den wir zu seinem Schutz ein Pseudonym verwenden, sagte, dass der Sturz der zivilen Regierung seine Hoffnungen als Aktivist zunichte machte. “Unsere Bemühungen verschwanden wie Wasser, das auf Sand fällt,” sagte er und zitierte damit ein altes burmesisches Sprichwort...“
  • These people are a group of soldiers dressed in civilian clothes. They are a group of people who support the military dictator. Their goal is to use violenceam 25. Februar 2021 im Twitter-Kanal von Sum Nun Shur externer Link dokumentiert ein Foto einer der genannten bewaffneten Gruppen beim versuchten Überfall auf Protestierende und behauptet dabei, Soldaten in Zivil zu erkennen.
  • Where is our safety? That is very terrible threat to people from militaryam 25. Februar 2021 im Twitter-Kanal von Honey externer Link ist ebenfalls eine Dokumentation des „Wirkens“ einer der bewaffneten Banden am selben Tag in Rangun.
  • Security forces blocking anti-military regime protesters’ access to Sule Pagoda Road downtown opened their barricades to a pro-military rally on Thursdayam 25. Februar 2021 im Twitter-Kanal von Irrawaddy meldet, dass Sicherheitskräfte die faschistische Bande dort durchließen, wo sie vorher eine demokratische Protestaktion verhinderten.
  • „Revolts in Myanmar“ am 23. Februar 2021 bei libcom.org externer Link ist ein ausführlicher Beitrag und auch eine Art historischer Abriss zum Kampf um die Demokratie in der Geschichte Myanmars, wobei das Schwergewicht allerdings auf der kapitalistischen Krise liegt – und auf der faktischen Unterstützung der Junta durch die VR China, die in der UNO entsprechende Resolutionen verhindert hat.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=187004
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