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Der Samstag, 27.3.21, war der bisher tödlichste Tag in Myanmar: Hat aber auch nichts genutzt…

#Workers4Myanmar am 11. Februar 2021: Weltweite gewerkschaftliche Solidaritätsaktionen mit der Demokratie-Bewegung in MyanmarAllein am Samstag wurden in Myanmar mindestens 114 Menschen getötet. Soldaten schossen auch auf Kinder. Nach dem Putsch haben die Militärs offenbar die letzten Skrupel abgelegt. (…) Doch nicht einmal vor der Trauer der Menschen hatten die Sicherheitskräfte Respekt, wie der myanmarische BBC-Mitarbeiter Kyi Whi Tan berichtet: Bei einer Beerdigung etwa 60 Kilometer nordwestlich von Yangon tauchten plötzlich Sicherheitskräfte auf und schossen auf die Trauernden. „Ich kann nicht sagen, ob es Tote oder Verletzte gab, aber sie schossen, und dann wurden 40 Trauernde dort abgeführt.“ So viele Tränen und Unmengen von Blut: Demonstranten schleifen panisch Verletzte von der Straße, während Sicherheitskräfte das Feuer eröffnen, überall blutige Schleifspuren auf dem Asphalt. Eine völlig enthemmte Soldateska im Blutrausch – das war der Eindruck dieses Wochenendes. Gezielte Schüsse in den Kopf und in die Brust. Schüsse auf Kinder, wahllose Schüsse in Wohnungen. Währenddessen sagte General Minh Aung Hlaing in weißer Galauniform beim Bankett zu Ehren der Armee: „Das Militär reicht der ganzen Nation die Hand, um die Demokratie zu schützen.“…“ Aus dem Bericht „Soldaten schießen auf Kinder Myanmars Militär im Blutrausch“ von Holger Senzel am 29.03.2021 in tagesschau.de externer Link – einem von vielen, die auch berichten, wie empört sich die „Welt-Demokratie“ zeigt… Siehe dazu auch vier weitere aktuelle Beiträge zur Entwicklung in Myanmar und den Hinweis auf unseren bisher letzten Bericht dazu:

  • BlxckMosquito berichtet zu einem Video am 29.3.21 auf Twitter externer Link:  „Die Gewalt in #Myanmar geht trotz der Proteste weiter. In dem Video ist zusehen wie Sicherheitskräfte, Gegenstände in Wohnhäuser werfen, es kam auch zu Brandanschlägen. Bisher gibt es über 450 Tote. #MyanmarCoup #MyanmarProtest #WhatsHappeninginMyanmar
  • Neues aus Myanmar am 26. März 2021 bei Asien Aktuell externer Link berichtet unter anderem: „… Die Zahl der Ermordeten liegt jetzt bei über 320. In Taninthary wurden 4 Menschen erschossen. Bei der Niederschlagung des Protests nutzten die Soldaten auch zwei Ambulanzfahrzeuge der Feuerwehr. In Ngapudaw, Ayeyarwady, wurden die streikenden Beschäftigten des Öffentlichen Gesundheitswesen telefonisch bedroht, sie würden von der Lohnliste gestrichen und müßten ihre staatlichen Kredite bis zum Monatsende zurückzahlen. An die 200 streiken, das sind 61 % des Personals. Die Gegenregierung hat ihrerseits den Leuten gedroht und eine Frist bis zum Monatsende gesetzt. Bis dorthin sollen sie der Bewegung ziviler Ungehorsam beitreten, sonst würden Maßnahmen gegen sie ergriffen. Streikenden verspricht sie, den Lohn nachzuzahlen. In Yangon und Mandalay ging nichts. Sie wurden zu Geisterstädten, in einer neuen Form des Widerstands. Keine Demos, aber auch so gut wie alle Geschäfte zu; Lieferdienste, einschließlich Grab, arbeiteten nicht. Die Militärjunta hat daraufhin gleich führende Beschäftigte der großen Einkaufsketten wie City Mart oder Sein Gay Har einbestellt und über Nacht behalten. Geschäftsführer von einigen Privatbanken sind festgenommen worden, weil sie immer noch nicht in der Lage waren die wichtigsten Zweigstellen zu öffnen. In Naypyitaw sind 150 Beschäftigte der Electric Power Generation Enterprise von ihren Chefs telefonisch bedroht worden. Auch sie würden aus ihren Wohnungen vertrieben werden, sollten sie weiter streiken…“
  • „320“ am 26. März 2021 bei Asien Aktuell externer Link berichtete unter anderem: „… Nach einer unverhüllten Drohung im Fernsehen („Sie könnten Gefahr laufen, in Kopf und Rücken geschossen zu werden“) haben die Soldaten mehr als 110 Menschen (Demonstranten, Passanten, auch Kinder) erschossen. Die Morde geschahen landesweit in 44 Städten. Während die Diplomaten der USA, Europas, Japans, etc. die Parade zum Tag des Militärs boykottierten, nahmen die aus China, Indien, Pakistan, Bangladesh, Vietnam, Laos und Thailand daran teil. Russland schickte sogar den Vizeverteidigungsminister…“
  • „… Die burmesische Armee (Tatmadaw) steht seit 1962 ununterbrochen im Zentrum der Macht, nicht erst seit dem Putsch vom 1. Februar 2021. Es geht dabei auch nicht einfach um ein Gerangel zwischen verschiedenen Militärfraktionen, wie dies in der Vergangenheit der Fall war, auch wenn es den politischen Ambitionen von Stabschef Min Aung Hlaing zupasskommt, der dieses Jahr das Rentenalter erreicht. Der Putsch dient vielmehr weitgehend der „Prävention“, da die politische Situation unkontrollierbar geworden ist. Burma (Myanmar) wird von einer tiefen sozioökonomischen und politisch-institutionellen Krise erschüttert, die die gewaltigen Umwälzungen in der Gesellschaft und die Auswirkungen der Gesundheitskrise durch Covid-19 widerspiegelt, deren Management durch das Regime katastrophal war. Offensichtlich verkannte der Stab der Tatmadaw das Ausmaß dieser Umwälzungen und rechnete nicht mit dieser immensen, zunächst weitgehend spontanen Bewegung des zivilen Ungehorsams, die der Putsch auslöste. Die letzte massive Mobilisierung gegen die Militärdiktatur, die vor allem von der Studierendenbewegung und den Beamt*innen initiiert worden war, fand 1988 statt und wurde vom Regime damals blutig niedergeschlagen. Augenscheinlich ist die gegenwärtige Mobilisierung breiter. Fast alle sozialen Schichten stellen sich aktiv gegen den Putsch, ebenso wie die meisten Nationalitäten der multiethnischen Union Myanmar. Anders als 1988 hat sie sich schnell eine eigene Aktionsstruktur geschaffen, das Komitee für zivilen Ungehorsam (CDM). Nach den Wahlen von 2015, die von Aung San Suu Kyis Nationaler Liga für Demokratie (NLD) gewonnen wurden, wurde im Folgejahr ein (höchst ungleiches) Abkommen zur Teilung der Macht zwischen dem Militär und Suu Kyi getroffen, das einen „friedlichen demokratischen Übergang“ einleiten sollte. Der Putsch vom 1. Februar besiegelt das Scheitern dieses Übergangs. Dennoch konnte sich die Zivilgesellschaft in dieser Zeit festigen und neue Erfahrungen sammeln und dabei die Dynamik vorantreiben, die bereits ein Jahrzehnt zuvor begonnen hatte, als sich nach der wirtschaftlichen Öffnung des Landes ein Industrieproletariat entwickelte – darunter viele junge Frauen – und Gewerkschaften (vor allem im exportorientierten Bekleidungssektor), Verbände und NGOs entstanden. Es entwickelt sich auch eine kritische oder gewerkschaftsnahe Presse und schließlich wurden sogar Wahlen abgehalten. Solidarische Beziehungen auf internationaler Ebene wurden geknüpft und der Kampf für soziale und demokratische Rechte hat an Zustimmung gewonnen. Dabei darf jedoch nicht übersehen werden, dass die NLD versucht hat, diese Bewegungen ausschließlich für ihre wahltaktischen Belange zu instrumentalisieren, und dass ihre Regierung Gesetze verabschiedet hat, die die Freiheiten einschränkten...“ aus der Erklärung „Weg mit dem Militärregime ‒ Solidarität mit den Völkern in Myanmar!“ des Internationalen Komitees der IV. Internationale externer Link zur Entwicklung des Putsches und des Widerstandes in Myanmar.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=188437
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