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Myanmar: Die Arbeiter:innenklasse gegen den Militärputsch

#Workers4Myanmar am 11. Februar 2021: Weltweite gewerkschaftliche Solidaritätsaktionen mit der Demokratie-Bewegung in MyanmarNach dem Militärputsch, der ein Massaker entfesselt hat, breitet sich ein unaufhaltsamer Widerstand der Arbeiter:innen und der Massen im ganzen Land aus. (…) Die Jugend, die vor dem Putsch moderat war, wurde schnell politisiert und radikalisiert: junge Studierende, aber auch eine überausgebeutete Jugend aus der Arbeiter:innenklasse. Sie konzentriert sich in großen Industriebetrieben und hat einen hohen Frauenanteil. 90% der Textilarbeiter:innen sind Frauen. Adidas z.B. beschäftigt 17.000 Arbeiterinnen. Die Aktion der jungen Textilarbeiterinnen, die Kleidung für große multinationale Unternehmen wie Zara und H&M herstellen, ist sehr wichtig. Ein Streiktag folgt dem anderen, legt Fabriken, Werkstätten, Banken und Dienstleistungen lahm. Zudem warnen die von der ungezügelten Ausbeutung ihrer natürlichen Ressourcen betroffenen Einwohner:innen vor der Zerstörung der Umwelt, was die Forderungen der Massenbewegung zusätzlich verstärkt. Diese junge Arbeiter:innenklasse, die stark in den Fabriken konzentriert ist und bereits vorher für bessere Arbeitsbedingungen kämpfte, macht jetzt schnelle Erfahrungen in der Selbstverteidigung ihres Kampfes gegen den Putsch, errichtet Barrikaden mit Schilden und selbstgebastelten Waffen. An der Frontlinie stehen Frauen Seite an Seite mit ihren männlichen Kollegen…“ Beitrag aus La Izquierda Diario in der Übersetzung durch Stefan Schneider am 5. April 2021 bei Klasse gegen Klasse externer Link, siehe weitere aktuelle Informationen:

  • Myanmar: Ein Monat Putsch. Ein Monat Widerstand.
    In der Stiftung Asienhaus ist ein „Blickwechsel“ zu Mynmar erschienen.Seit dem Militärputsch Anfang Februar „wird der Alltag des Landes vom Rhythmus des Widerstands bestimmt“, berichtet der Autor, der in Yangon lebt und dort mit zivilgesellschaftlichen Organisationen arbeitet. “Für die überwiegend junge und diverse Protestbewegung ist weder die Militärdiktatur noch die Rückkehr zur bisherigen Ordnung der NLD eine Option“. Der Blickwechsel vom März 2021 externer Link von Henri Myrttinen beim Asienhaus zum Download
  • Asien-News meldet am 8.4.21 externer Link: „Die Zahl der Getöteten ist auf über 600 gestiegen. 20 Menschen starben in Kalay, Sagaing, und Bago. In Kalay hatten die Truppen ein Protestcamp angegriffen. Eine Reihe von Explosionen gab es in Yangon; einige davon bei einem Wohnkomplex von Soldatenfamilien. Wer dafür verantwortlich ist, ist unklar; große Schäden gab es nicht. (Myanmar Now)
    Schießereien gab es zwischen rivalisierenden Gruppen ethnischer Minderheiten im nördlichen Shan-Staat. Und zwar zwischen Truppen des Restoration Council of Shan State und der Ta’ang National Liberation Army. Die erstere Gruppe ist Teil der Vereinbarung mit der Gegenregierung. Es geht um territoriale Meinungsverschiedenheiten. (The Irrawaddy)
    und am 6.4.21: „Die Versorgung der großen Städte mit lebenswichtigen Gütern geht drastisch zurück; entsprechend steigen die Preise, bis zum Doppelten oder mehr. Kleine Geschäfte sind meist geschlossen, große Supermärkte funktionieren noch normal. Die Anlieferungen an die Großmärkte sind um zwei Drittel zurückgegangen. Soldaten plündern immer öfter LKWs oder andere Lieferanten auf den Straßen (Radio Free Asia). In Mandalay haben Soldaten auf eine Versammlung von Medizinern (Ärzte, Pfleger, Apotheker u.a.) und ihren Familien geschossen, um eine Demo zu verhindern. Ein Kinderarzt wurde in den Arm geschossen. Diese Demo wurde zwar verhindert, andere fanden statt. (Eleven)
  • Der vermeidbare Militärputsch. Beobachtungen zur aktuellen politischen Lage in Myanmar
    Während ich diesen Text schreibe, irgendwo in Hlaing Thayar westlich von Yangon, auf der anderen Seite des Flusses, hat das Blutvergießen im Land einen Höhepunkt erreicht: Es ist Sonntag der 14. März 2021 und Sicherheitskräfte haben mehr als 70 Protestierende getötet. Dieser traurige Verlust von Menschenleben markiert die rote Linie zwischen friedlichem, gewaltfreiem Protest und offenem Krieg, zwischen politischem Kompromiss und Revolution. (…) In der Geschichte der Menschheit gab es zahlreiche Kriege, die vermeidbar gewesen wären. Dasselbe gilt für Militärputsche, die durch Kompromisse oder politische Deals hätten verhindert werden können. Der jüngste Putsch in Myanmar ist so ein vermeidbarer Putsch. Erste Anzeichen dafür gab es bereits im Oktober 2020, vor den Parlamentswahlen am 8. November, deren Ergebnis die Militärs verärgerte. Zahlreiche Expert*innen einschließlich dieses Autors warnten öffentlich davor, dass ein Putsch unmittelbar bevorstehen könnte. Doch die regierende NLD von Aung San Suu Kyi schenkte dem keine Aufmerksamkeit. Erst in allerletzter Minute, in der letzten Januarwoche, gab es Gespräche zwischen NLD und den Generälen. Myanmars Militär hat sich durchweg und sehr genau an die eigene Verfassung gehalten. Zudem hat es sich über den Wahlausgang immer wieder bei der Wahlkommission, beim Parlament und beim Staatspräsident Win Myint beklagt, die alle in der Hand der NLD waren. Diese Beschwerden wurden jedoch nicht gehört. Laut Verfassung wird das von der Wahlkommission verkündete Ergebnis als offiziell und endgültig anerkannt. Allerdings zeigten sich Wahlkommission und Regierung in zahlreichen strittigen Punkten wenig transparent. Aus den Gesprächen Ende Januar ist lediglich bekannt geworden, dass die NLD sämtliche Forderungen des Militärs zurückgewiesen haben soll. Nur Stunden nach dem Scheitern der Verhandlungen, übernahm das Militär die Macht im Land. (…) Es dauerte nicht lange, bis die Menschen in Myanmar gegen den Putsch auf die Straßen gingen – erst in den Metropolen, dann auch in kleineren Städten und Gemeinden. Digitalisierung und Soziale Medien beförderten die Bewegung, denn die Vorstellung, das Land könnte wieder zu einer Militärdiktatur werden, war und ist für die Leute unerträglich. (…) Noch ist der Geist des Widerstands ungebrochen. Die Fackel der Demokratie leuchtet weithin und wird auch von der Junta nicht zum Erlöschen gebracht werden. Doch der Druck wird größer. Mitarbeiter*innen der Regierung, die sich der Bewegung des zivilen Ungehorsams oder Civil Disobedience Movement (CDM) angeschlossen haben und der Arbeit fernblieben, könnten in Schwierigkeiten geraten und ihre Arbeitsplätze verlieren. Auch zahlreiche Menschen aus dem staatlichen Gesundheitswesen protestieren, weshalb viele Krankenhäuser leer standen. Die Versorgung war eingeschränkt und private Kliniken mussten einspringen. Der medizinsche Fachverband Myanmar Medical Association begrüßte die Proteste, doch hat Ärzt*innen und Pflegepersonal eindringlich gebeten, die Grundversorgung aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig ist die Wirtschaft Myanmars weitgehend lahmgelegt – abgesehen von kleinen Geschäften und der Landwirtschaft. Die Opposition hofft, auf diese Weise das Militär zum Einlenken zu bewegen. Helfen würde auch stärkere internationale Unterstützung. Für die Protestierenden ist es wichtig, sich nicht entmutigen zu lassen und den Druck auf das Regime aufrechtzuerhalten – auch wenn der Widerstand nicht sofort erfolgreich sein sollte…“ Artikel von Khin Zaw Win am 30.03.2021 bei der RLS externer Link in der Übersetzung aus dem Englischen von Stefan Mentschel
  • Siehe zuletzt im LabourNet am 31. März 2021: Führt die Streikbewegung Myanmar in den Bankrott?
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=188781
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