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Der Aufstand der Rider gegen Delivery Hero in immer mehr Ländern: Nun auch gegen FoodPanda in Myanmar und Pakistan

Dossier

Gemaltes Banner der Myanmar Rider mit Streik in der ÜberschriftDas Berliner Unternehmen Delivery Hero hat weltweit viele Subunternehmen, wie FoodPanda, E-Food, Glovo oder Yemeksepeti, die momentan auf allen Ebenen Arbeitsrechte kappen. Da ist alles dabei: Vom Recht sich gewerkschaftlich zu organisieren, Lohnkürzungen und Tarifänderungen, ohne Absprachen, sowie fehlende korrekte Stadtkarten, die die Berechnung der Strecken und damit der Tarife korrekt abbilden. Mögliche Gründe dafür können sein, wie Alexey Anishchuk am 15. Februar 2022 in Bloomberg externer Link (engl.) angesichts der fallenden Aktien von Delivery Hero vermutete, dass der Coronakrisengewinner Delivery Hero jetzt die Folgen der Lockerungen zu spüren bekommt, mehr Menschen wieder auswärts essen und weniger bestellen. Obwohl sich das Konsumverhalten durch die Pandemie nachhaltig geändert hat und Lieferfirmen enorme Gewinne eingestrichen haben und weiterhin einstreichen, legen sie den leichten Rückgang nun auf die Arbeitskräfte um. Dies führt nun auch in Myanmar und Pakistan zu Streiks – siehe dazu neu:

  • Seit dem 6. Juni 2022 streiken Foodpanda Rider in Myanmar für kürzere Arbeitszeiten und höhere Löhne – Solidarität von Ridern aus Griechenland und der TürkeiNew
    • Foodpanda Riders in Myanmar streiken seit dem 6. Juni 2022 gegen die Kürzungen von Liefergebühren bei gleichzeitigem Anstieg der Sprit- und Lebensmittelpreise. Das Foodpanda Myanmar Riders‘ Collective fordert in seiner Stellungnahme vom 5. Juni 2022 auf Twitter externer Link (engl.), dass Kund:innen die App deinstallieren und nicht mehr bei Foodpanda bestellen, bis der Streik Erfolg hat. Bereits seit März 2022 stehen Rider mit dem Konzern im Kontakt. Es gab mehrere Verhandlungen für bessere und faire Arbeitsbedingungen, allerdings bisher ohne Erfolg: „FoodPanda-Lieferant:innen in #Myanmar erhalten weniger als 5 US-Dollar pro Tag und sagen, dass sie 7 Tage die Woche von 7 bis 21 Uhr arbeiten müssen, nur um über die Runden zu kommen. Sie streiken am 6. Juni [2022], um Gehaltserhöhungen und eine Gewerkschaft zu fordern. Sie bitten die Leute, FoodPanda nicht zu nutzen, bis sie gewinnen.“ Tweet von Andrew Tillett-Saks vom 4. Juni 2022 (engl.).
    • #FairPayAtFoodPanda #1u
    • Solidarität kommt von Delivero Hero Ridern aus Griechenland und der Türkei
      Das griechische Riders Kollektiv SVEOD schreibt in ihrer Solidaritätsbotschaft am 5. Juni 2022 externer Link (engl.): „Am 16. März 2022 kündigte die Geschäftsführung von Foodpanda, der Tochtergesellschaft von Delivery Hero in Myanmar, massive Lohnkürzungen an und reduzierte die garantierte Mindestzahlung pro Lieferung. Die Fahrer:innen reagierten sofort, meldeten sich von ihren App-Konten ab und organisierten durch direkt-demokratische Prozesse ihren Widerstand selbst und traten in den Streik. In den ersten drei Tagen beteiligten sich etwa 90 % der von den ungerechten Lohnkürzungen betroffenen Arbeitnehmer:innen an der spontanen Mobilisierung. Wir weisen darauf hin, dass in Myanmar etwa 9.000 Fahrer:innen für Foodpanda arbeiten, davon 7.000 in Yangon, der größten Stadt Myanmars. Am 19. März 2022 gab Foodpanda in einem Versuch, die Lage zu beruhigen, bekannt, dass die Lohnkürzungen auf einen technischen Fehler zurückzuführen seien. Am nächsten Tag trafen sich die Fahrer:innen mit der Geschäftsführung des Unternehmens, doch die Verhandlungen führten zu nichts, weshalb die Arbeiter erneut den Weg des Kampfes einschlagen (…) Jeder Fahrer ist gezwungen, 85.000 Kyat (42,83 €) zu zahlen, um ein Konto bei Foodpanda zu eröffnen. Das Unternehmen streicht Lieferungen oder sperrt die Konten, wenn sich die Rider beschweren oder Einwände gegen ihre Arbeitsbedingungen vorbringen. Darüber hinaus stellt das Unternehmen neue Rider ein, ohne den vorhandenen Fahrer:innen eine Mindestmenge an Aufträgen garantieren zu können (…)
      [I]m globalen Dorf des Planeten Erde haben sich die Entfernungen auf Null reduziert. Ob wir nun in Athen, in Rio de Janeiro, in Sidney oder in Yangon Myanmar arbeiten, der Kampf für vollen Lohn und Versicherungsansprüche ist ein gemeinsamer. Der Kampf für Klassenwürde und Klassenstolz kennt kein Alter, keine Hautfarbe, kein Geschlecht, keine Religion und keine Nationalität. Internationale Solidarität und die gemeinsamen Kämpfe unserer Klasse waren, sind und werden immer unsere kollektive Antwort auf jede Verletzung unserer Arbeitnehmerrechte sein.
      Als Gewerkschaft unterstützen wir den Kampf unserer Kolleginnen und Kollegen in Myanmar, der am 6. Juni 2022 beginnt und sich gegen das Militärregime, die Ausbeutung und Unterdrückung durch die digitale Plattform Foodpanda, Tochter des deutschen multinationalen Unternehmens Delivery Hero, richtet.“
    • TEHİS, eine der türkischen Gewerkschaften, die Yemeksepeti Rider (Delivero Hero in der Türkei) organisiert, schreibt am 6. Juni 2022 auf Twitter externer Link (türk. – Maschinenübersetzung): „In Myanmar haben wir unsere Solidaritätserklärung mit dem Streik der Fahrrad- und Autokuriere von FoodPanda, einer Tochtergesellschaft von DeliveryHero, abgegeben. Gegen das Kapital werden wir weiter für den Sieg aller DeliveryHero-Arbeiter kämpfen.“ Gleichzeitig haben sie Fotos mit Soli-Bannern und Videos mit Solidaritätsreden auf Twitter hochgeladen.
  • Am 1. Mai protestieren Rider von Foodpanda (Delivery Hero) in Myanmar gegen niedrige Löhne und unfaire Arbeitsbedingungen / Kolleg:innen aus Berlin solidarisieren sich
    • „Am 1. Mai (…) protestierten Foodpanda-Beschäftigte aus Rangun und Mandalay gegen das Unternehmen und beklagten unfaire Arbeitsbedingungen und Löhne. Die Foodpanda-Lieferfahrer:innen sagen, dass sie von dem Unternehmen schlecht behandelt werden und zeigen ihren Unmut, indem sie ein schwarzes Kreuz auf die Rückseite ihrer Fahrrad-Lieferboxen malen. Foodpanda hat den Betrag, den es den Lieferfahrer:innen für jede Lieferung zahlt, gekürzt. Zuvor erhielten sie zwischen 500 und 1.00 Kyat (0,27 USD bis 0,54 USD) pro Lieferung, jetzt werden ihnen nur noch zwischen 300 und 400 Kyat (0,16 USD bis 0,22 USD) pro Lieferung geboten (…) Die Foodpanda-Fahrer haben dem Unternehmen bei einem Treffen am 16. März eine sieben Punkte umfassende Forderung vorgelegt, wie ihre Arbeitsbedingungen verbessert werden sollten. Es wurden noch nicht alle Punkte berücksichtigt. Zu den Forderungen gehörten: die Anhebung der Mindestliefergebühr auf 670 Kyat (0,36 USD); die Verwendung der Google Maps-Anwendung zur Berechnung der Lieferentfernungen; die Bereitstellung einer Lebensversicherung; die Tatsache, dass sie nicht streng von einem Computersystem kontrolliert werden; ein ganzer freier Tag pro Woche; die Bekanntgabe von Maßnahmen, die sich auf die Mitarbeiter auswirken werden, eine Woche vor deren Inkrafttreten über die offiziellen sozialen Medien und Telegrammkanäle; und die Bereitstellung einer Hotline-Nummer, unter der die Foodpanda-Fahrer das Unternehmen direkt kontaktieren können (…) Foodpanda übernimmt auch keine Verantwortung für Verletzungen, die sich die Zusteller bei ihrer Arbeit zuziehen könnten, und bietet ihnen auch keine Krankenversicherung an. Das bedeutet, dass sie im Falle eines Unfalls nicht nur ihren Lohn verlieren, weil sie nicht arbeiten können, sondern auch die Arztrechnungen von ihrem Lohn bezahlen müssen…“ Meldung von Mizzima vom 2. Mai 2022 externer Link („Foodpanda delivery riders protest employment conditions on International Workers’ Day”).
    • Solidarität von Berliner Ridern
      „… Zurzeit diskutieren die Fahrer:innen in Berlin, wie sie an die Zentrale von Delivery Hero herankommen können. Während die Fahrer:innen in Myanmar sich weiter organisieren und versuchen, Informationen über ihren Kampf auf internationaler Ebene zu verbreiten (…) Sollten wir nicht bald positive Reaktionen von Delivery Hero oder Foodpanda erhalten, werden wir uns verstärkt darum bemühen, Foodpanda-Arbeiter:innen international zu vernetzen und den Druck auf das Unternehmen zu erhöhen. Foodpanda ist die Hauptmarke von [dem Berliner Unternehmen] Delivery Hero in Asien…“ Solidaritätserklärung der International Confederation of Labour (ICL/CIT) vom 2. Mai 2022 externer Link („Wildcat strike of riders at Foodpanda Myanmar“).
  • In Myanmar sind die Kuriere von FoodPanda seit Mitte März 2022 im Streik. Dazu schreibt Globalmayday.net am 17. März 2022 externer Link (engl.): „Am Morgen des 16. März begann FoodPanda Myanmar, die Tarife für die Fahrer:innen ohne vorherige Ankündigung zu kürzen, obwohl der Vertrag zwischen den Fahrer:innen und dem Unternehmen vorsieht, dass die Fahrer:innen im Voraus informiert werden sollten. Als Reaktion darauf meldeten sich die FoodPanda-Fahrer:innen von ihren Konten ab und begannen einen wilden Streik in der Hauptstadt Yangon und versammelten sich vor dem Hauptsitz des Unternehmens in der Stadt. Nach Angaben eines beteiligten Fahrers erhalten sie jetzt nur noch 500-600 MMK (0,25 – 0,30€) für eine Strecke, für die sie früher 1000 MMK (0,50€) bekamen.“ Das bedeutet eine Lohnsenkung um mehr als 50%, wie auch der Aktivist Ro Nay San Lwin am 18. März auf Twitter externer Link schreibt.
  • In Pakistan haben Riders von FoodPanda einen Streik begonnen, der vom 11. Bus zum 13. März stattfand. Die Gründe werden von einem pakistanischen Kollegen in einem Video am 11. März in Englisch dargelegt externer Link , um Kolleg:innen, die in Malaysia und Hong Kong später ebenfalls in den Streik traten, zu unterstützen. In dem Video heißt es, dass in Karachi und vielen anderen Städten Pakistans Kolleg:innen in den Streik traten, weil einerseits die Spritpreise gestiegen sind und gleichzeitig die Kosten für die Bestellungen von der Firma gesenkt wurden. In einem Forderungskatalog an das Unternehmen fordern die Beschäftigten eine dynamische Bezahlung, die Rücknahme der Absenkung der Tarife, und die Rücknahme der ‚Zwillingsbestellungen‘, die auch schon von Fahrer:innen in Hong Kong kritisiert wurden.
    Die Angriffe auf die Löhne sind auch zynisch vor dem Hintergrund, dass FoodPanda Pakistan noch am 7. März, anlässlich des weltweiten Frauen*Kampftag die sogenannten „Sheroes“ (Engl Mix aus Sie und Heldin) feierte externer Link, mit Aussagen von Kolleginnen wie (engl.) „Ich glaube nicht, dass es einen Job gibt, den wir nicht machen können“. Damit betreiben sie nicht nur der Farben nach Pinkwashing. Kurz nach dieser Kampagne haben sie mit der Tarifkürzung auch für weibliche Beschäftigte die Arbeitsbedingungen massiv verschlechtert.
  • Weiterhin lässt sich die Auseinandersetzung unter #foodpandapakistan #foodpandarider auf Twitter verfolgen.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=198905
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