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10.000 Polizisten umzingeln das Zentrum der Proteste im Norden Marokkos

Demonstration in Rabat am 11.6.2017 - die grösste seit langem - es geht über die Solidarität mit den rif-Protesten weit hinausEs gibt kein Durchkommen in der Küstenstadt Al-Hoceima, bis jetzt Hochburg der Demonstranten. 10’000 Sicherheitskräfte riegeln die Strassen hermetisch ab. Sie wollen weitere Proteste mit allen Mitteln verhindern. Die Regierung hat die Rif-Region über Jahrzehnte stark vernachlässigt. Dies ist ein Grund für die grosse Frustration der Menschen, sagt Marokko-Kenner Beat Stauffer. «Der Hauptgrund ist die sogenannte ‹Hogra›, der verächtliche Umgang der Regierung und der Sicherheitskräfte, des Systems mit den einfachen Menschen. Dazu kommen aber soziale, wirtschaftliche Forderungen sowie die Forderung nach einer effektiven Bekämpfung der Korruption.» Die Gewalt hat in den letzten Tagen stark zugenommen. Dutzende Menschen sind verletzt worden. Die Polizei hat mehr als 100 Aktivisten verhaftet“ – aus der Meldung „Mit harter Hand gegen soziale Unruhen“ am 02. Juli 2017 beim SRF externer Link (Tagesschau Schweiz), worin abschließend geurteilt wird: „In grossen Städten wie in Rabat gab es vereinzelt Solidaritätsbekundungen mit den Rif-Bewohnern. Doch Unterstützung aus ganz Marokko fehlt. Zu sehr schrecken viele Bewohner die Zustände in Bürgerkriegsländern wie Libyen oder Syrien ab“. Siehe dazu zwei weitere Beiträge, die sich mit dem Thema Dauer und Ausbreitung der Proteste befassen, sowie einen zum königlichen Polizeiterror:

  • „Protests grow over police actions in Morocco“ von Habibulah Mohamed Lamin am 04. Juli 2017 in Al Monitor externer Link ist ein Beitrag, der sich damit befasst, wie der ständige und ständig wachsende Polizeiterror gegen die Proteste im Rif dazu beiträgt, die Ausdehnung der Proteste im ganzen Land voran zu treiben – die Inhaftierung der AktivistInnen schafft Solidarität, während in der Region selbst nach allen politischen Parteien auch der König, das System der Monarchie massiv an Ansehen verliert – und seine größte Krise durchlebe, seitdem der König 1999 auf den Thron gekommen sei, weitaus größer als die Bewegung 2011, die in Marokko „Bewegung des 20. Februar“ heißt.
  • „Maroc, la révolution qui vient“ von Chawqui Lotfi am 27. Juni 2017 beim belgischen CETRI externer Link ist ein ausführlicher Beitrag über die Entwicklung der Massenproteste im Rif, bei dem – neben einem historischen und einem aktuellen Abriss der Entwicklungen – vor allem zwei Themen im Zentrum stehen. Zum einen die ganze Entwicklung der Selbstorganisation von Tausenden von Menschen, die an bestehenden politischen und sozialen Organisationen vorbei aktiv geworden sind und ein regelrechtes Forderungsprogramm der sozialen Reform ausgearbeitet haben, dessen Ablehnung die Autorität und das Ansehen der Monarchie gewaltig untergraben haben, wofür der Begriff der „Verachtung“ (Hogra) steht, gegen den sich diese Bewegung zur Wehr setzt.
  • “La revuelta se extenderá en Marruecos” am 28. Juni 2017 bei Contexte y Accion externer Link ist ein Interview von Amanda Andrades mit der marokkanischen Hirak-Aktivistin Naziha Al Idrissi über die Perspektiven des Widerstandes im Rif, also einmal mehr speziell der Frage, ob sich diese Bewegung über die Region hinaus auf das Land ausweiten kann und wird. Die nach Madrid geflüchtete Juristin skizziert darin nicht nur die Besonderheiten der Selbstorganisation der Menschen in der Region, sondern verweist auch darauf, dass dies die beste Voraussetzung für die Ausbreitung der Proteste – die längst stattfindet – sei, weil sie über unkontrollierbare Wege, nicht zuletzt familiäre und freundschaftliche, stattfindet und die politische Kontrolle und Zensur des Systems oftmals ins Leere laufen lässt. Die MigrantInnen und ExilantInnen , sowohl aus dem Rif, als auch aus anderen Regionen Marokkos haben in Spanien informelle Netzwerke gebildet, die mit zahlreichen Aktivitäten versuchen, Solidarität zu organisieren, die etwa in Spanien bei Podemos und IU Wirkung zeigt.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=118409
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