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Proteste nach tödlichen Fluten: In Libyen wächst die Wut

Vor allem Jugendliche waren es, die im August 2020 gegen alle Bürgerkriegsparteien in Libyen protestierten - viele Jugendliche...In Libyen wird die Kritik an der Regierung nach der Flutkatastrophe immer lauter. Die Demonstranten werfen der Politik Versagen beim Krisenmanagement und jahrelanges Missmanagement vor. Eine Woche nach der Flut wächst in Darna die Wut auf die Politik. Hunderte Menschen versammelten sich am frühen Abend an der Sabaha-Moschee im Zentrum der Stadt. Die Demonstranten riefen zur Einigkeit Libyens auf und warfen den Politikern im Land Verantwortungslosigkeit vor. Ein Demonstrant sagte der Nachrichtenagentur Reuters: „Wir beten, dass die Gestorbenen Frieden finden und ich hoffe, das ist jetzt das Ende der Katastrophen. Wir bitten nur darum, dass beim Wiederaufbau keine libysche Firma beteiligt wird. Denn in Darna sind alle korrupt – vom Bürgermeister bis zu den Beamten.“…“ Beitrag von Moritz Behrendt vom 19.09.2023 in tagesschau.de externer Link, siehe zum Thema:

  • Verhaftungen und Anklagen wegen Dammbrüchen in Libyen New
    „… Die UN-Nothilfekoordinatorin für Libyen, Georgette Gagnon, war erschüttert bei ihrem Besuch in der Überschwemmungsregion: »Was ich gestern gesehen habe, ist unbegreiflich.« Vor rund zwei Wochen entlud Sturm Daniel über dem Osten Libyens extreme Regenfälle und führte nach Dammbrüchen zu gewaltigen Überschwemmungen. Rund 4000 Todesopfer wurden laut Weltgesundheitsorganisation bisher identifiziert, und die Zahl dürfte noch deutlich steigen. 24 Länder haben Hilfslieferungen per Flugzeug und Schiff nach Libyen gebracht, doch das reicht nicht. (…) »In Darna gibt es keine funktionierende Verwaltung mehr, auch aus dem traurigen Grund, dass unter den vielen Opfern vor Ort auch viele Mitarbeiter der Verwaltung sind«, sagt der deutsche Botschafter Michael Ohnmacht der Deutschen Presse-Agentur. Inzwischen haben die Behörden die Festnahme von acht Beamten angeordnet. Den Verdächtigen werde Missmanagement und Fahrlässigkeit vorgeworfen, erklärte die libysche Generalstaatsanwaltschaft am Montag. Demnach handelt es sich um sieben derzeitige oder frühere Mitarbeiter von Behörden, die für die Wasserversorgung sowie die Beaufsichtigung von Flussdämmen verantwortlich sind oder waren, sowie um den nach der Katastrophe entlassenen Bürgermeister von Darna. Erste Ermittlungen ergaben laut Generalstaatsanwaltschaft, dass die bei dem Unwetter gebrochenen Dämme bereits seit 1998 Risse hatten. Reparaturarbeiten wurden 2010 wegen des Aufstands gegen den damaligen Machthaber Muammar Al-Gaddafi gestoppt und nie fortgesetzt. Einem Behördensprecher zufolge wurde seit 2011 jedes Jahr ein Budget für die Reparatur der Dämme bereitgestellt, ohne dass etwas passierte. 2021 kritisierte der libysche Rechnungshof das Verschleppen der Reparaturarbeiten. Wenige Tage nach der Überschwemmung hatten wütende Demonstranten das Wohnhaus von Darnas Bürgermeister Ablud Munim Al-Ghaithi in Brand gesetzt. Der Stadtrat wurde von den Behörden aufgelöst. Dem Ex-Bürgermeister werden Machtmissbrauch und Missmanagement von für die Stadtentwicklung bestimmten Geldern vorgeworfen. (…) General Khalifa Haftar und seine sogenannte Libysche Nationalarmee kontrollieren den Osten samt Darna. Teils konnten Journalisten sowie Mitarbeiter von UN und Hilfsorganisationen nicht einreisen. In dem gespaltenen Land geht das Ringen zwischen zwei verfeindeten Regierungen weiter. Es laufe ein »Kampf um die Kontrolle über Milliarden libysche Dinar für den Wiederaufbau«, so Libyen-Experte Wolfram Lacher von der Stiftung Wissenschaft und Politik auf dem Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter). Korruption und Vernachlässigung der Bevölkerung, die zur Katastrophe beitrug, dürften zunehmen. Tarek Megerisi vom European Council on Foreign Relations spricht von einer »gierigen Führung«, die jetzt »erneut nach Profit giert und sich dabei vor jeglicher Verantwortung drückt«“ Artikel von Cyrus Salimi-Asl vom 27. September 2023 in Neues Deutschland online externer Link, siehe auch:

    • Neues Wir-Gefühl nach der Flut. In Libyen zeigt sich angesichts der Katastrophe ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl. Im ganzen Land helfen Menschen den Betroffenen
      Artikel von Mirco Keilberth vom 28.9.2023 in der taz online externer Link
    • Libyen: vom politischen Chaos zur humanitären Katastrophe
      Die Libyer wollen die Behörden zur Rechenschaft ziehen, denn trotz wiederholter Warnungen haben diese die veralteten Dämme nicht repariert. Deren Bruch unter dem Druck der sintflutartigen Regenfälle hat die Zahl der Todesopfer und der materiellen Schäden erheblich erhöht. Schlechte Regierungsführung und Korruption stehen in engem Zusammenhang, erklärt Transparency International.“ Video vom 26.09.2023 in ARTE Info Plus externer Link
  • Nach Flutkatastrophe in Libyen: Verzweiflung, Trauer und ein kleines Wunder
    Mehr als 43.000 Menschen haben durch die schweren Überschwemmungen in Libyen ihr Zuhause verloren. Ramadan und sein Sohn Sulli sind zwei von ihnen. Eine Reportage über ein Wunder, Trauer und tiefe Verzweiflung…“ Bericht von Anna Osius, ARD Kairo, zzt. in Libyen, vom 23.09.2023 in tagesschau.de externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=215304
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