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Tagelöhner in Korea: 2,5 Millionen Arbeiter mit einem Jahreseinkommen von 2300 Euro – oder weniger

Südkorea: Protest von Betroffenen vor der Samsungzentrale im Oktober 2015„… Die Regierung versprach unter dem Motto „Ein inklusives Land, in dem alle gut zusammenleben“ höhere Einkommen und Arbeitsplätze für die Menschen mit niedrigem Einkommen. Aber die gegenwärtige Realität zeigt, dass sich der Wohlstand auf der einen Seite konzentriert, wobei die Einkommen der einkommensschwachen Bevölkerungsschichten sinken und sich die Einkommensungleichheit verschärft. Einkommensungleichheit verschärft soziale Konflikte und untergräbt das Wirtschaftswachstum. Die Regierung hat ihre Ausgaben für den Schutz des Lebens der Menschen erhöht, aber die öffentlichen Sozialausgaben sind im Vergleich zu den Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) immer noch niedrig. Die Regierung sollte es Taglöhnern, die den größten Teil der unteren Einkommensstufe ausmachen, erlauben, ein menschenwürdiges Leben zu führen…“ – aus dem Editorial  „Korea: 2,5 Millionen Arbeiter mit einem Jahreseinkommen von  3 Millionen Won (2300 €) oder weniger“ am 14. Dezember 2019 in deutscher Übersetzung (ursprünglich am 08. Oktober 2019 bei The Kyunghyang Shinmun in koreanisch und englisch) über die Situation der Millionen Tagelöhner in Südkorea. Siehe im Folgenden die Dokumentation der Übersetzung – und den Hinweis auf den Originalartikel:

Korea: 2,5 Millionen Arbeiter mit einem Jahreseinkommen von  3 Millionen Won (2300 €) oder weniger

Die Hälfte der Arbeiter, die nur als Tagelöhner arbeiten, verdient weniger als drei Millionen Won (2300 €) im Jahr. Laut dem Abgeordneten der Demokratischen Partei Koreas, You Seung-hee, am 7. Oktober, war dies das Ergebnis nach der Analyse des Status der Beschäftigungsbeihilfen, die 2017 an über 5 Millionen Tagelöhner (Arbeiter ohne geschäftliches oder reguläres Einkommen) verteilt wurden. Neun von zehn Tagelöhnern (86%) verdienten weniger als 10 Millionen Won (7650 €) pro Jahr und die Hälfte weniger als 3 Millionen Won (fast 2,5 Millionen Arbeiter, 49,3%). Ein Jahreseinkommen von 3 Millionen Won bedeutet, dass nur 250.000 Won (knapp 200 €) pro Monat verdient wurden. Es ist fragwürdig, ob sie tatsächlich eine wirtschaftliche Tätigkeit ausüben können. Auch vier von zehn Tagelöhnern durchliefen in einem Jahr mehr als sechs Arbeitsplätze. Mit anderen Worten, sie lebten Tag für Tag in Armut und Unsicherheit.

Bei der Tagelöhnerarbeit sind die Arbeitszeiten und der Arbeitsort unregelmäßig. Deshalb gibt es viele ungelernte Arbeiter, deren Einkommen sehr instabil und niedrig ist. Aber selbst vor diesem Hintergrund ist die große Zahl der Arbeitnehmer mit einem so niedrigen Einkommen schockierend. Das Problem ist, dass sich die Einkommenslücke unter der amtierenden Regierung weiter vergrößert hat. Was das Problem noch ernster macht, ist die Tatsache, dass die zunehmende Polarisierung ein Phänomen ist, das durch das sinkende Einkommen der Menschen mit niedrigem Einkommen verursacht wird. Nach dem zweiten Quartal 2017 vergrößerte sich die Einkommenslücke zwischen Haushalten mit hohem und niedrigem Einkommen. Vergleicht man das monatliche Durchschnittseinkommen der Haushalte im zweiten Quartal 2017 und im zweiten Quartal dieses Jahres, so zeigt sich, dass das monatliche Durchschnittseinkommen der Top 10% (zehntes Dezil) um über 1,2 Millionen Won (920 €) in den letzten zwei Jahren gestiegen ist. Allerdings sank das Einkommen des ersten, zweiten und dritten Dezils (unten 0-30%) um 68.000 Won (50 €), 158.000 Won (120 €) und 125.000 Won (95 €). Das Einkommen der einkommensschwachen Klasse, das die Regierung schützen wollte, ist sogar gesunken. Noch beunruhigender ist, dass sich die weltwirtschaftlichen Bedingungen verschlechtern, so dass es für Tagelöhner wahrscheinlicher ist, in schwierigere Situationen zu geraten.

Die Regierung versprach unter dem Motto „Ein inklusives Land, in dem alle gut zusammenleben“ höhere Einkommen und Arbeitsplätze für die Menschen mit niedrigem Einkommen. Aber die gegenwärtige Realität zeigt, dass sich der Wohlstand auf der einen Seite konzentriert, wobei die Einkommen der einkommensschwachen Bevölkerungsschichten sinken und sich die Einkommensungleichheit verschärft. Einkommensungleichheit verschärft soziale Konflikte und untergräbt das Wirtschaftswachstum. Die Regierung hat ihre Ausgaben für den Schutz des Lebens der Menschen erhöht, aber die öffentlichen Sozialausgaben sind im Vergleich zu den Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) immer noch niedrig. Die Regierung sollte es Taglöhnern, die den größten Teil der unteren Einkommensstufe ausmachen, erlauben, ein menschenwürdiges Leben zu führen. Dazu muss sie die Sozialausgaben ausweiten und das soziale Sicherheitsnetz stärken. Vor allem sollte die Regierung bedenken, dass Arbeitsplätze Wohlstand sind, d.h. sie muss die Zahl der Arbeitsplätze durch Stimulierung der Wirtschaft erhöhen.

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=159429
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