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Krieg geht weiter. Kolumbien fünf Jahre nach Unterzeichnung des Friedensabkommens: Anhaltende Gewalt gegen Linke. Bogotá rüstet auf

Dossier

Kolumbien: Friedensdemonstration in Bogota am 5.10.2016 - Zehntausende machen weiter„… Fast 290 Exguerilleros wurden seit der Unterschrift [unter das Friedensabkommen] ermordet, mehr als 1.240 Aktivisten getötet. Auch Massaker und Vertreibungen ganzer Dorfgemeinschaften sowie die oftmals tödliche Polizeirepression gegen die seit April anhaltend demonstrierende Protestbewegung zeigen, wie weit Kolumbien heute – trotz des Abkommens, das den mehr als 50 Jahre andauernden bewaffneten Konflikt beenden sollte – von Frieden entfernt ist. (…) Allein zwischen Januar und August dieses Jahres seien rund 57.000 Menschen von bewaffneten Gruppen, meist rechten Paramilitärs, aus ihrer Heimat vertrieben worden. Im Vergleich zu 2012 habe sich die Zahl der Vertriebenen »verdoppelt und sogar verdreifacht«. Dass der Krieg – heute allerdings ohne eine bewaffnete FARC-Guerilla – unvermindert weitergeht, ist direktes Resultat der Politik von Präsident Iván Duque…“ Artikel von Frederic Schnatterer in der jungen Welt vom 27. September 2021 externer Link, siehe auch:

  • Kolumbien: Anzahl der Morde an sozialen Aktivist:innen steigt weiter New
    „Die Sicherheitslage bleibt für sozialen Aktivist:innen auch sechs Jahre nach dem Friedensabkommen in Kolumbien weiterhin prekär. Am vergangenen Wochenende sind drei Aktivisten in Cauca, Antioquia und Tuluá ermordet worden. Sie zählen zu den mittlerweile 76 sozialen Aktivist:innen im Land, die laut Berichten der Beobachterstelle Indepaz allein in diesem Jahr getötet wurden. Wie Indepaz berichtete, wurde der jüngste Mord letzten Sonntag an Alexander Espinosa Valencia verübt. Dieser war Präsident der Gemeindevereinigung Vereda El Retiro und befand sich zum Zeitpunkt der Tat auf der Heimfahrt von La Moralia nach Tuluá im Departamento Valle del Cauca. Infolge des Mordes wurde von der nationalen Ombudsstelle eine Warnung für die Gemeinde Tuluá ausgesprochen, wo bereits Indizien für weitere Angriffe auf die Zivilbevölkerung vorliegen. Des Weiteren identifizierte die Ombudsstelle mehrere kriminelle Gruppierungen, die in der Region tätig sind – darunter die Compañía Adán Izquierdo del Comando Coordinador de Occidente sowie die lokalen Banden „Los de la Inmaculada“, „Asoagrín de la Cruz“ und „Los Flacos“. Zudem bestätigte Indepaz den Mord am sozialen Aktivisten Edgar Quintero, der sich in der Gemeinde Santander de Quilichao, Cauca ereignete. Quintero war Präsident der örtlichen Gemeindevereinigung und verantwortlich für diverse Aktivitäten hinsichtlich der Umsetzung des Friedensabkommens. Laut Informationen, die seine Organisation bekanntgab, wurde er von vier Männern, die sich ihm auf Motorrädern näherten, erschossen. Noch auf dem Weg ins Krankenhaus erlag er seinen Verletzungen. Auch Socio Fernando Domicó zählt zu den Aktivisten, die am vergangenen Wochenende gewaltsam ums Leben kamen. Der indigene soziale Anführer war Lehrer an der Berufsschule Llano Gordo in Dabeiba, Antioquia. Er war Musiker und wirkte in verschiedenen Projekten innerhalb der Gemeinde mit. Domicó wurde in der Nacht zu letztem Freitag im nahegelegenen Dorf Choromandó von zwei bewaffneten Männern erschossen, wie die Indigenenorganisation von Antioquia berichtete. (…) Im Allgemeinen gilt Kolumbien nach Angaben von Human Rights Watch aktuell als das gefährlichste Land für Umwelt-, Menschenrechts- und indigene Aktivist:innen. Die Regierung unter dem kolumbianischen Präsidenten Iván Duque wird u.a. für die fehlenden Regulierungen und Maßnahmen zu ihrem Schutz kritisiert.“ Beitrag von Alondra Meier vom 21. Mai 2022 bei amerika21 externer Link

  • April 2022: Kolumbien: Immer noch Repression – nun gegen die linke Abgeordnete Ana Erazo wegen ihrer „feministischen und revolutionären“ Haltung
  • „Falsos Positivos“: Militär in Kolumbien gibt Morde an 247 Menschen zu
  • Fünf Jahre nach dem Abkommen zwischen Farc-EP und Staat: Die Oligarchie hat nie auf Frieden, sondern vielmehr auf die Befriedung Kolumbiens gesetzt 
    „… nach einem halben Jahrzehnt wiederholen diese Vereinbarungen die historische Tragödie anderer ähnlicher Abkommen in der kolumbianischen Geschichte, auf die stets die Vernichtung der demobilisierten Kräfte und die Nichteinhaltung seitens des Staates folgten. Im 20. Jahrhundert war ein exemplarischer Fall das Abkommen zwischen der Regierung von Gustavo Rojas Pinilla und der liberalen Guerilla im Jahr 1953, dem die Verfolgung und Vernichtung ehemaliger Guerilleros folgte. Auch die Farc-EP selbst hatten bereits einen gescheiterten Versuch in ihrer Geschichte, als sie 1984 Abmachungen mit dem damaligen Präsidenten Belisario Betancur unterzeichneten, aus denen 1985 die Patriotische Union hervorging. Diese Organisation wurde sofort Opfer einer systematischen Ausrottung ihrer Mitgliedschaft, das heißt, eines politischen Völkermords, bei dem am Ende mehr als 6.000 Aktivistinnen und Aktivisten ermordet wurden. Über die Kritiken hinaus, die man am Inhalt der Vereinbarungen selbst üben könnte, erscheinen die Erwartungen, dass das Leben der Ex-Kombattantinnen und -Kombattanten respektiert würde und dass ihnen Alternativen für eine ökonomische Lebensgrundlage eröffnet würden, dass die gewaltsame Vernichtung der Anpflanzungen aufhören und deren freiwilliger Ersatz durchgesetzt würde, ebenso andere soziale Forderungen, die Bestandteil des unterzeichneten Textes waren, heute wieder als Utopie…“ Beitrag von Misión Verdad aus Venezuela am 30.11.2021 in amerika21 externer Link in der Übersetzung durch Klaus E. Lehmann als a21 Spezial Kolumbien
  • Kolumbien: Fünf Jahre Friedensvertrag mit der FARC, Fünf Jahre keinen Frieden. 
    „24. November 2016: Vor genau fünf Jahren unterzeichnete der kolumbianische Staat ein Dokument, welches einen 50 Jahre langen aufständischen Bürgerkrieg beenden sollte. Die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens, besser bekannt als FARC-EP, setzten sich mit ihren jahrzehntelangen Feinden zusammen an den Verhandlungstisch. Während 7.000 Guerrilerxs der FARC-Guerilla ihre Waffen in der aufrichtigen Hoffnung auf Frieden abgaben, hatte der Staat seine ganz eigene Motivation. Die kolumbianische Elite erkannte: Ein Krieg gegen Kommunisten ist schlecht fürs Geschäft. Das Abkommen machte den Menschen Hoffnung auf Frieden und Wandel, gleichzeitig badete sich der derzeitige Präsident Juan Manuel Santos im Rampenlicht der internationalen Presse; Santos wurde mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Jetzt, 2021, ist am vergangenen Montag der UN-Generalsekretär im Land eingetroffen, um sich mit den Opfern des bewaffneten Konfliktes, Regierungsdelegierten und ehemaligen hochrangigen Führern der FARC-EP zu treffen. Am Mittwoch, dem 24. November, dem fünften Jahrestag der Unterzeichnung des Friedensabkommens, wird es einen großen Festakt geben. Was genau gefeiert wird ist unklar, denn Frieden gibt es in Kolumbien keinen. (…) Der Besuch von dem UN-Generalsekräter António Guterres findet inmitten einer Welle der Gewalt statt. Allein 2021 wurden  mehr als 150 Aktivisten und seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens 1270 sozialen Aktivisten ermordet. In Kolumbien gibt es das Sprichwort: “Es ist weniger gefährlich in die Berge zu gehen (sich der Guerilla anzuschließen), als eine Gewerkschaft zu gründen.“ Die kolumbianische Bevölkerung und vor allem die Revolutionäre Bewegung ist sich bewusst, dass über die verfaulte bürgerliche Demokratie die korrupte Herrschaft der Oligarchen nicht überwunden werden kann. Aus diesem Grund sind die einzigen konstanten Kriegsparteien in dem über 50 Jahre dauernden Bürgerkrieg die Kommunistischen Guerilla und der Staat.“ Beitrag von N. Kazari vom 24. November 2021 bei The Lower Class Magazine online externer Link
  • Siehe zum Hintergrund rund um 2016 im LabourNet v.a.: Das Friedensabkommen in Kolumbien: Aus der Sicht von Gewerkschaften und sozialen Bewegungen
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=193810
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