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Kirgisistan

Die Belegschaft einer chinesischen Goldmine in Kirgisistan wehrt sich gegen eine diktierte Lohnkürzung und Massenentlassungen

Ishtamberdi heißt die Goldmine in der Region Jalal Abad an der westlichen Grenze zu Usbekistan, die seit 2011 von einer chinesischen Gesellschaft betrieben wird. Gold ist ein wesentlicher Faktor der kirgisischen Wirtschaft – die etwa 250 Minen im Lande bedeuten einen wesentlichen Teil der Exporterlöse, grob 50%. Zumeist werden diese Minen – die größeren jedenfalls – in Gemeinschaft mit ausländischen Unternehmen betrieben, oder gehören ihnen zur Gänze. So war etwa die Goldmine von Kumtor, in kanadischem Besitz (Centerra), immer wieder Schauplatz von Streiks und Protesten der Belegschaft. Die Full Gold Mining aus der VR China hat eine 20jährige Lizenz für Ishtamberdi erworben und sich nun mit einem Schlag „berühmter“ gemacht, als alle anderen ausländischen Investoren: Sie hat knapp 400 Bergarbeiter entlassen. Der Grund: Sie wollten die ihnen vorgelegten neuen Arbeitsverträge nicht unterschreiben – ihre bisherigen Zeitverträge (deren Legalität fraglich ist) endeten am 31.12. Mit diesen neuen Verträgen sollte das Einsparprogramm des Unternehmens umgesetzt werden. Lohnsenkungen um ein Drittel und Kürzungen bei den Prämien (insbesondere für Berufserfahrung) waren die beiden wesentlichen Diktate, die die Bergarbeiter nicht hinnehmen wollten. Natürlich wird die Erpressung begründet: Mit der schlechten Gewinnsituation des Unternehmens. Problem für das Unternehmen: Insbesondere die Kürzung der Prämien  verstößt gegen das Gesetz. Siehe zur Auseinandersetzung um die Goldmine zwei aktuelle Beiträge und zwei Hintergrundbeiträge zur Bedeutung der Goldförderung in der kirgisischen Wirtschaft:

  • „Full of Gold: Chinese Company Which Sacked Kyrgyz Miners Claims Hard Times“ von Catherine Putz am 10. Januar 2018 bei The Diplomat externer Link ist ein Beitrag, der die Entwicklung seit dem 05. Januar – dem Tag, da das Unternehmen die Entlassungen verkündete – zusammen fasst. Nachdem die Entlassenen damit begannen, Protest und Widerstand zu organisieren, organisierte das staatliche Industriekomitee eine Verhandlung zwischen Unternehmen und der kirgisischen Bergbau- und Metallgewerkschaft. Von der aber keinerlei eindeutigen Aussagen gemacht wurden und schon gar keine Aktivitäten ausgehen, unabhängig davon hätte die Belegschaft Aktionen angekündigt, wird in dem Bericht ausgeführt. Das Unternehmen rechtfertigte sein Diktat mit der Begründung, die Gewinnsituation sei schlecht und „die Arbeiter sind teuer“.
  • „Machtkampf um das Gold von Kumtor“ von Marcus Bensmann und Benjamin Bidder am 01. Dezember 2013 im Spiegel Online externer Link war ein Beitrag über die Auseinandersetzungen um die größte Goldmine des Landes, die eingangs erwähnte Mine von Kumtor am östlichen Rand des Landes. Darin heißt es unter anderem: „Kumtor liegt auf dem Dach der Welt. Auf 4000 Metern Höhe, knapp unter den Gletschern des Tianschian-Gebirges an der Grenze zu China, gewinnen rund 2500 Arbeiter das Edelmetall. Das Gold wird nicht in Stollen abgebaut, sondern in einem offenen Tagebau. Kumtor ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Goldgrube. Schätzungen gehen davon aus, dass hier rund 300 Tonnen Gold unter den Gletschern liegen. Riesige Schaufelbagger graben sich in den Permafrost und verladen das erzhaltige Gestein auf Kipplaster mit mannshohen Reifen. (…) Für Kirgisien ist die Mine Fluch und Segen zugleich. Ein Segen ist sie für die Wirtschaft des verarmten Landes. Die Goldgewinnung ist einer der wenigen florierenden Sektoren in Kirgisien. Er macht das Land aber auch verwundbar. 2012 riss eine Krise der Mine Kirgisien in die Rezession. Nach sechs Prozent Wachstum im Vorjahr sank das Bruttoinlandsprodukt um 0,9 Prozent, die Industrieproduktion stürzte wegen der Schwierigkeiten von Kumtor gar um rund 20 Prozent ab. Für die Förderung zahlt Kirgisien einen hohen Preis. Umweltschützer beklagen die Zerstörung von Bergen und Gletschern. Sprengungen treiben den Minentrichter immer tiefer in den Grund, seine Ränder fräsen sich in den Gletscher. Mit giftigen Chemikalien versetzter Schlamm sammelt sich in einem künstlichen See. „Alles ist sicher und unter Kontrolle, und wenn wir gehen, wird das hier rekultiviert“, versichert Rodney Stuparyak, der Vizechef der Mine. Und der Giftsee? Sei natürlich kein schöner Anblick, sagt er. Aber „Bergbau ist Bergbau““.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=126461
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