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Die strahlende Olympiade in Japan kann beginnen: Schon der Fackellauf geht über verseuchtes Gelände…

Erst das Erdbeben, dann der Tsunami und letztlich auch noch die Atommafia„… Die japanische Regierung plant die Austragung olympischer Baseball- und Softball-Wettkämpfe in der Hauptstadt der Präfektur Fukushima – 50 Kilometer vom havarierten Atomkraftwerk Fukushima Dai-ichi entfernt. In einer gemeinsamen Unterschriftenaktion fordern die Organisationen IPPNW und ausgestrahlt den Verzicht auf die olympischen Wettbewerbe in Fukushima-City und eine Absage an den Fackellauf in den verstrahlten Gebieten der Präfektur Fukushima. Die Unterschriftenaktion ist an das Internationale Olympische Komitee (IOC) und an die japanische Regierung adressiert. Die Unterschriften sollen sowohl an das IOC in Lausanne als auch direkt in Japan vor dem Beginn der Olympischen Spiele übergeben werden. In nur 20 Kilometer Entfernung von den Reaktoren startet am 26. März 2020 im sogenannten J-Village der olympische Fackellauf, der durch offiziell dekontaminierte Gebiete führt, die jedoch bis heute von radioaktiven Hot-Spots übersät sind. Dr. Alex Rosen, Vorsitzender der deutschen Sektion der IPPNW, ist einer der Initiatoren der Unterschriftenkampagne: „Wir rufen dazu auf, das Schicksal der Menschen in den verstrahlten Gebieten im Nordosten Japans nicht aus den Augen zu verlieren. Die havarierten Reaktoren und die großen Mengen an radioaktivem Fallout stellen weiterhin eine sehr reelle Gefahr dar. Menschen werden zudem dazu genötigt, in Regionen zurückzukehren, in denen sie zum Teil einer 20-fach erhöhten radioaktiven Belastung ausgesetzt sind. Das verstößt gegen geltendes internationales Strahlenschutzecht,“ so Rosen. Jochen Stay, Sprecher von .ausgestrahlt, weist darauf hin, dass es sich um „radioaktive Olympische Sommerspiele 2020“ handele, denn Japan leidet noch immer unter dem radioaktiven Fallout des mehrfachen Super-GAUs in Fukushima…“ – aus der Mitteilung „“Keine olympischen Wettbewerbe in radioaktiv kontaminierten Regionen” am 30. November 2019 bei scharf links externer Link dokumentiert, mit der zur Unterzeichnung der Petition aufgerufen wird. Siehe dazu auch die Petition selbst, die ausführlichere Begründung dazu, sowie einige Beiträge über jüngere „Nachentwicklungen“ zur Katastrophe von Fukushima – im Vergleich zur sonstige Regierungspolitik – und, selbstverständlich, die Meldung über die kontaminierte Strecke des Fackellaufes…

„Keine olympischen Wettbewerbe in Fukushima!“ ist die gemeinsame Petition der IPPNW und ausgestrahlt externer Link, die seit Ende November 2019 zur Unterzeichnung verbreitet wird, was bisher bereits über 3.000 Menschen getan haben.

„Die radioaktiven Olympischen Spiele“ externer Link ist der dazu gehörende Hintergrundartikel, in dem unter anderem darauf verwiesen wird: „… Die ökologischen und sozialen Folgen sind in Japan weithin sichtbar: Entwurzelte Familien, ausgestorbene Evakuierungszonen, hunderttausende Säcke mit verstrahlter Erde, verseuchte Wälder, Flüsse und Seen. Es herrscht weiterhin keine Normalität in Japan. Die havarierten Reaktoren sind noch längst nicht außer Gefahr. Von ihnen geht eine anhaltende Strahlenbelastung aus; jeden Tag nimmt die radioaktive Kontamination von Meer, Luft und Boden zu. Große Mengen an radioaktivem Material befinden sich weiterhin in den havarierten Reaktorgebäuden, während auf dem Kraftwerksgelände radioaktive Materialien unter freiem Himmel gelagert werden. Dieser Zustand stellt im Fall eines erneuten Erdbebens eine große Gefahr für Mensch und Umwelt dar. Die Atomkatastrophe dauert an. Es gibt keine Entwarnung. (…) Nach Schätzung der japanischen Regierung werden die Olympischen Spiele am Ende mehr als 12 Milliarden Euro kosten. Gleichzeitig droht die japanische Regierung damit, die Unterstützungsleistungen für alle nicht rückkehrwilligen Evakuierten zu streichen. Internationale Regelungen sehen vor, dass die Bevölkerung nach einem Atomunfall lediglich 1 mSv zusätzlicher Strahlung pro Jahr ausgesetzt werden darf. In den rückbesiedelten Gebieten in Fukushima wird der Bevölkerung jedoch eine Strahlendosis zugemutet, die bis zu 20 Mal höher liegt (bis 20 Millisievert). Selbst Ortschaften, die bereits dekontaminiert wurden, können durch Wind und Wetter jederzeit erneut verstrahlt werden, denn Wälder und Berge stellen ein Reservoir dar…“

„High-level radiation hot spots found at J-Village, the starting point of Tokyo 2020 Olympic Torch Relay“ am 04. Dezember 2019 bei Greenpeace Japan externer Link ist die Meldung dazu, dass auf der Strecke des geplanten Fackellaufes besonders kontaminierte Zonen neu verzeichnet werden mussten. Greenpeace selbst hatte die Tests organisiert – die auch auf denn nahe liegenden Stätten einiger Wettbewerbe der Behinderten-Olympiade ähnlich besonders hohe Ergebnisse erbrachten. Auf entsprechende Mitteilungen an die Regierung hat diese bisher nicht reagiert.

„Freispruch für Fukushima-Manager“ von Martin Fritz am 19. September 2019 in der taz online externer Link zum abschließenden Urteil im Verfahren gegen die Topmanager des AKW-Betreibers Tepco: „… Die Manager waren wegen „professioneller Fahrlässigkeit mit Todesfolge“ angeklagt. Sie hätten durch ihr Nichthandeln den Tod von 44 Menschen verursacht, darunter Patienten, die bei der Evakuierung eines Krankenhauses starben. Außerdem seien sie für die Verletzung von 13 Menschen durch Wasserstoffexplosionen verantwortlich. Die Staatsanwälte forderten eine Freiheitsstrafe von je fünf Jahren. Vor Gericht hatten der 79-jährige Tsunehisa Katsumata, damals der Vorsitzende des Tepco-Verwaltungsrats, sowie die Ex-Vizepräsidenten Ichiro Takekuro (73) und Sakae Muto (69) erklärt, dass sie den massiven Tsunami, der die Kernschmelzen in drei Reaktoren verursachte, nicht vorhersehen konnten. Das Gericht folgte dieser Argumentation, die auch das Unternehmen Tepco bis heute bemüht. „Es wäre unmöglich, ein Atomkraftwerk zu betreiben, wenn die Betreiber verpflichtet wären, jede Möglichkeit eines Tsunami vorherzusagen und die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen“, begründete der Vorsitzende Richter Kenichi Nagafuchi sein Urteil. (…) Die japanische Regierung hatte bereits 2002 davor gewarnt, dass in Fukushima ein Tsunami von bis zu 15,7 Metern möglich sei. Die Tepco-Führung erhielt diese Schätzung 2008 und reagierte darauf nicht, obwohl die Notstromaggregate und die Schalttafeln des AKWs nur wenige Meter über dem Meeresspiegel standen. Eine unabhängige Untersuchungskommission erklärte dieses Verhalten 2012 damit, dass die Atomindustrie sich selbst regulieren und überwachen durfte...“

„Tokio will radioaktives Wasser ins Meer leiten“ am 11. September 2019 war eine Reuters-Meldung externer Link (hier bei der jungen Welt) in der informiert wurde: „… Acht Jahre nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima erwägt der Energiekonzern Tokyo Electric Power (Tepco), radioaktiv verseuchtes Wasser aus dem zerstörten Kernkraftwerk in den Ozean zu leiten. Tepco habe bald keine Lagerkapazitäten mehr für das kontaminierte Wasser aus den Kühlrohren, mit dem das Schmelzen der Brennstoffkerne seit dem Tsunami im Jahr 2011 verhindert wird, erklärte Umweltminister Yoshiaki Harada am Dienstag. »Die einzige Möglichkeit wird sein, das Wasser ins Meer abzuleiten und zu verdünnen.« Die gesamte Regierung werde das diskutieren“.

„Japan admits that Fukushima worker died from radiation“ am 05. September 2019 war ebenfalls eine Reuters-Meldung externer Link (hier im Guardian), dass in einem Todesfall von Seiten der Regierung Japans – nach langer Weigerung – eingestanden werden musste, dass der Tod eines Tepco-Beschäftigten an Lungenkrebs von seinem Einsatz in Fukushima her rührte, womit die Regierung verpflichtet ist, Entschädigung zu bezahlen. Dies war das erste Eingeständnis dieser Art, zahlreiche weitere Klagen und Verfahren laufen noch.

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=158735
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