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Häuserkampf in Rom: In Italiens Hauptstadt ist die Wohnungsnot besonders groß. Mehr als 10.000 Menschen leben deshalb in besetzten Häusern

#besetzen„Das Maklerbüro im Viale Ionio in Rom, zehn Kilometer nördlich raus aus dem Stadtzentrum, hat ein reiches Angebot im Schaufenster. Mieten? Kaufen? Kein Problem. Für 149.000 Euro kann man eine Drei-Zimmer-Wohnung erwerben, der Bau – wohl aus den 60er Jahren – sieht eher bescheiden aus, die Fotos von den Zimmern versprechen alles andere als Luxus. (…) Doch dann ist da noch dieses andere Büro im Stadtviertel Tufello: Im Souterrain eines jener Sozialwohnungsbauten, die hier direkt nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet wurden. „La casa è un diritto“, „Es gibt ein Recht auf Wohnung“ heißt es auf dem Wandgemälde direkt neben dem Eingang. Die linke Basisgewerkschaft USB ist hier mit ihrer Mietervereinigung ASIA (Vereinigung der Mieter und Sozialmieter) präsent, und an Kundschaft herrscht kein Mangel. Denn trotz des reichlichen Angebots auf dem Markt leben in Rom zehntausende Menschen, die sich dieses Angebot nicht leisten können. (…) Die Zahl der Menschen, die in Rom in besetzten Objekten, in früheren Hotels oder Bürogebäuden leben, wird auf 10 bis 12.000 geschätzt, über 100 Gebäude quer durchs Stadtgebiet werden so genutzt. Doch statt neue Sozialwohnungen zu errichten, lässt die Stadt jetzt räumen. (…) Mit seiner sanften Stimme wirkt der kleine Mittvierziger aus Peru ganz gewiss nicht wie ein Straßenkämpfer, doch er gehörte vor 15 Jahren zu den Besetzern der ersten Stunde. Sein Geld verdient er mit Goldschmiedearbeiten, im Erdgeschoss bildet er in einer Werkstätte Jugendliche aus. Der Kurs ist gratis, genauso wie die Zirkusschule, demnächst sollen noch eine Näh- und eine Fahrradwerkstatt hinzukommen. Diese Projekte könnten auch endlich die Abschottung des Porto Fluviale gegenüber dem Stadtviertel aufzubrechen, fügt Danilo hinzu, „bisher waren wir isoliert, standen allein, aber wir können hier in Rom nur etwas ändern, wenn Beispiele wie unseres nach außen ausstrahlen.“ Bericht von Michael Braun vom 12. Dezember 2018 bei der taz online externer Link

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