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[„Corona-Streik“] Ganz Italien im Virus-Notstand: Widerstand in Betrieben, Flucht von den Feldern, Rebellion in Gefängnissen

Potere al Popolo schaltet ein "rotes Telefon" zum Sicherheits- und Gesundheitsschutz für die Arbeiter*innen in ItalienDie italienische Regierung hat die Quarantäne, die zuvor im Norden des Landes vor allem über die Lombardei verhängt worden war, auf das ganze Land ausgedehnt. Mit einer bemerkenswerten Ausnahme: Wo immer möglich soll weiterhin produziert werden und möglichst normal gearbeitet auch in den verschiedenen anderen Branchen der italienischen Wirtschaft. Was die großen Unternehmen ohnehin, ganz ohne die Regierung zu fragen, ihren Beschäftigten diktiert haben. Fiat (ja, heute zutage FCA, aber immer noch im traditionellen Fiat-Stil) stieß dabei auf den Widerstand einer Belegschaft, die in den Streik trat – was nicht die einzige Widerstandsaktion blieb. Die Rebellion in den Gefängnissen gehört ebenso dazu, wie die massenhafte Flucht der ultra-ausgebeuteten migrantischen Erntehelfer. Die Reaktion italienischer Gewerkschaften wiederum darauf ist ebenfalls ausgesprochen unterschiedlich: Von der wenig überraschenden Unterstützung für den Regierungskurs durch die großen Verbände (samt Appellen, die „Wirtschaft“ anzukurbeln und mit dem üblen Höhepunkt des Lobes für die Gefängnis-Aufseher für ihre Repression gegen verzweifelt revoltierende Gefangene) bis hin zu Maßnahmen, den Widerstand zu organisieren und Aufrufen zum Streik von den Basisgewerkschaften des Landes. Siehe dazu unsere aktuelle Materialsammlung „Ganz Italien im Virus-Notstand: Sonderrechte für Unternehmen rufen Widerstand hervor“ vom 11. März 2020:

„Ganz Italien im Virus-Notstand:
Sonderrechte für Unternehmen rufen Widerstand hervor“

Die Insassen des Gefängnisses in Modena protestieren am 9.3.2020 und fordern vorübergehende Freilassung„Revolte und Ausbrüche in italienischen Knästen“ am 09. März 2020 bei panopticon externer Link berichtet unter anderem: „… Mit dem Einwand dieser „Epidemie“, werden in Italien den Gefangenen nicht mehr erlaubt, dass sie von ihren Angehörigen Besuche kriegen dürfen. Gefangene dürfen nicht mehr die Zelle verlassen, rundum die Lage in den Knästen hat sich seit dem Auftreten von Coronavirus noch mehr verschlechtert. Dies in alten und seit langem überfüllten Knästen, was seit jeher ein chronisches Problem in Italien ist. Zugespitzt hat sich die Lage, nicht nur Aufgrund der massiven Repression gegen Gefangenen durch Schließer*innen und Aufstandseinheiten der Bullen, sondern jetzt auch, durch dass Ausrücken der Armee...“ – und verlinkt dabei auf eine ganze Reihe von Videos zu Rebellion und Repression in den italienischen Gefängnissen, wozu auch verschiedene Kurzmeldungen dokumentiert werden.

„Coronavirus nelle carceri. Appello per la sospensione pene a detenuti malati e anziani“ am 07. März 2020 bei Contropiano externer Link dokumentiert, war eine Petition an den Staatspräsidenten Italiens, kranken und alten Gefangenen die Strafe zu suspendieren – vorgebracht von einer Reihe sozialer Betreuungsorganisationen und vielen Einzelpersonen – als Hinweis darauf, dass das „Thema“ bereits vor den Revolten debattiert wurde.

„Barbagallo: la Uil esprime solidarietà a polizia penitenziaria“ am 09. März 2020 beim Gewerkschaftsbund UIL externer Link ist die Stellungnahme des Generalsekretärs der Föderation, der die Solidarität seiner Organisation erklärt – mit den Wachmannschaften bei ihrer schwierigen Aufgabe…

„Coronavirus, braccianti stranieri in fuga: raccolti a rischio“ bereits am 28. Februar 2020 bei Repubblica externer Link meldete dass zahlreiche Erntehelfer in Norditalien  – vorwiegend aus Bulgarien und Rumänien – auf ihre Art die Kündigung eingereicht haben, da sich um sie ohnehin niemand kümmerte: Abgehauen. Da macht sich das Blatt Sorgen – um die Ernte, versteht sich…

Während in Italien alles unter Corona-Quarantäne steht, müssen die Arbeiter weiterarbeiten, damit der Profit der Unternehmen nicht kleiner wird. Die Beschäftigten von Fiat weigern sich weiterzuarbeiten, nur damit die Profite bleiben und haben zum Streik aufgerufenam 10. März 2020 im Twitter-Kanal von Jules El-Khatib externer Link meldet den Streik bei Fiat (unter Verweis auf die italienische Quelle) und hat auch im Thread noch weitere Informationen über betriebliche Aktionen.

„Coronavirus, tensione alle stelle in fabbrica: sciopero spontaneo alla Fca di Pomigliano“ am 10. März 2020 bei Operai Contro externer Link ist ein kurzer Streikbericht vom FCA-Werk bei Neapel mit dem Motto „wenn sie die Fabriken nicht schließen, tun wir es…“

„ArcelorMittal, USB: a Taranto non rispettate le indicazioni contro il coronavirus e le protezioni scarseggiano2 am 09. März 2020 beim Gewerkschaftsbund USB externer Link meldet Protest bei Arcelor Mittal wegen Nichtbeachtung jeglicher Sicherheitsvorkehrungen, die gerade bei dieser Produktionsstätte besondere Tradition hat…

„Coronavirus, lavoratori in protesta fermano le consegne: “Rischiamo la pelle, ci manca tutto. Non ci sentiamo protetti”“ am 10. März 2020 bei Il Fatto Quotidiano externer Link ist ein kurzer Videobericht über protestierende Arbeiter, die sich ungeschützt zur Arbeit gezwungen sehen, hier beim Logistikunternehmen Bartolini bei Piacenza.

„Fermate la produzione! Il profitto può attendere, la salute no“ am 09. März 2020 bei Il Sindicato è un’altra cosa externer Link ist der Aufruf der Gewerkschaftsopposition bei der CGIL, die Produktion generell einzustellen: Die Profite können warten, die Gesundheit nicht…

„Vorremmo anche restare a casa ma governo e padroni ce lo vietano: sciopero generale nazionale!“ am 10. März 2020 bei SI Cobas externer Link ist sozusagen die Schlussfolgerung der Basisgewerkschaft aus Notstand und Sonderrechten für Unternehmen: Auch wir wollen zuhause bleiben, aber sie lassen uns nicht – also ist ein landesweiter Generalstreik die richtige Antwort…

Die italienische Regierung stellt aufgrund des COVID19italia das ganze Land in Quarantäne. Doch die Vorkehrungen sehen keinen besonderen Sicherheits- und Gesundheitsschutz für die Arbeiter*innen vor. potere_alpopolo schaltet als Antwort darauf ein „rotes Telefon“ aufam 11. März 2020 im Twitter-Kanal von Maurizio C. externer Link ergänzt diese Meldung noch durch eine zweite über diese Basisinitiative: „Über dieses Telefon können Verstösse und Sicherheitsmangel gemeldet werden und Arbeitsrechtler*innen und Aktivist*innen geben Informationen darüber, was ein Unternehmen tun muss und wie die Arbeiter*innen sich organisieren und handeln können. Grossartige Initiative!

 „Il Coronavirus accentua la precarietà“ am 09. März 2020 bei Rassegna Sindacale externer Link ist eine Art Zwischenbilanz der Auswirkungen des Virus-Notstandes auf die Arbeitsbedingungen in Italien – mit konkret dargelegtem eindeutigem Ergebnis: Die prekären Arbeitsbedingungen werden zunehmend mehr…

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=164185
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