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Gute Geschäfte mit Modi: Der oberste aller indischen „Jäger der Rindfleischfresser“ in Berlin

Indien: 1. Mai 2016 in Bangalore - trotz Polizeiterror kämpfen die Textilarbeiterinnen weiterDie deutsche Wirtschaft würde nach einer aktuellen Studie von einem Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien kräftig profitieren. Deutschland könne in diesem Fall mit einem um jährlich 4,6 Milliarden Euro höherem Bruttoinlandsprodukt kalkulieren, berechnete das Ifo-Institut im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Das sei das höchste mögliche Plus innerhalb der EU nach Großbritannien mit 4,8 Milliarden Euro, das aufgrund seiner Kolonialgeschichte besondere Beziehungen mit Indien pflegt. Ein echtes Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien ist jedoch noch lange nicht in Sicht. An diesem Dienstag (30.05.) trifft sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin mit dem indischen Premierminister Narendra Modi im Rahmen der Deutsch-Indischen Regierungskonsultationen, die seit 2011 alle zwei Jahre stattfinden.  Ein Abkommen habe nicht nur ökonomische Vorteile für beide Seiten, sondern würde grundsätzlich ein wichtiges Zeichen für den Freihandel setzen, sagte Bertelsmann-Asienexpertin Cora Jungbluth. Angesichts von Abschottungstendenzen der US-Regierung unter Präsident Donald Trump und des geplanten Brexits werben globale Konzerne sowie die EU für Globalisierung. Zudem könnte das Abkommen dazu beitragen, den Wachstumsmarkt Indien besser für europäische Unternehmen zu erschließen, sagte Jungbluth“ – aus dem Beitrag „Freihandel zwischen EU und Indien bietet Chancen für Deutschland“ am 29. Mai 2017 im Manager Magazin externer Link – vielleicht etwas deutlicher als andere, aber durchaus exemplarisch für die große Mehrheit der Berichte und Kommentare zu Modis Berlin-Besuch, Hauptsache gute Geschäfte, egal mit wem – gilt ja nun wahrlich nicht nur für den Erdogan Indiens (obwohl weitaus gefährlicher). Siehe dazu drei Beiträge aus der kleinen  Auswahl der – wenigen – kritischen Artikel:

  • „Eine Talibanisierung Indiens“ von Jürgen Webermann am 21. Mai 2017 beim Deutschlandfunk externer Link ist ein aktueller Beitrag (nicht nur) über Fleischverbot im größten indischen Bundesstaat Uttar Pradesh, wo nach dem erdrutschartigen Wahlsieg der Modri-Partei BJP der Frontmann der indischen Rechtsradikalen, der Safranfaschisten, von der parteitragenden Massenbewegung RSS, Yogi Adityanath, von Modi zum Ministerpräsidenten ernannt wurde – der Priester eines der reichsten Tempel Indiens hat schon oft direkt und offen zur Lynchjustiz aufgerufen. Zum „Fleischverbot“ heisst es in dem Beitrag: „Aber Rind zu verkaufen, ist illegal. Usmans neue Speisekarte sagt viel aus über die politische Realität in Uttar Pradesh, dem größten indischen Bundesstaat mit 200 Millionen Einwohnern. Dass ausgerechnet der Kebab-König jetzt auch noch Vegetarisches anbietet, das wäre vor kurzem kaum denkbar gewesen. „Unser Geschäft ist eingebrochen, fast um die Hälfte. Sicher: Ein Grund ist die Hitze. Aber der Hauptgrund ist die Tatsache, dass es kein Büffelfleisch mehr gibt, nur noch Lamm. Lamm aber ist teuer und hat viel weniger Geschmack als Büffel.“ Usman hat sein Angebot an Speisen Mitte März angepasst oder vielmehr: anpassen müssen. Eine Reaktion auf den massiven Wahlsieg der religiös-nationalistischen BJP von Premierminister Narendra Modi in Uttar Pradesh. Sie gewann 324 von 403 Sitzen im Landtag in Lucknow. Modi ernannte einen Hindu-Priester zum Regierungschef. Dieser Mann war vorher vor allem durch eines aufgefallen: extreme Hetze gegen Muslime“.
  • „Indien: HindunationalistInnen verschärfen Schlachtverbot von Kühen“ bereits am 06. April 2017 bei Radio Dreyeckland externer Link – darin wird unter anderem hervor gehoben: „In der verfassunggebenden Versammlung von 1949 wurde beschlossen kein Rindfleischverbot zu verhängen, da damit der Trennung von Staat und Religion nicht Rechnung getragen würde. Durch den Sieg der BJP wurde im Bundesstaat Uttar Pradesh nun die Hälfte aller Schlachthäuser geschlossen, weil sie angeblich illegal Kühe schlachteten. Für den Besitz von Rindfleisch droht seit Neuestem eine Gefängnisstrafe von zehn Jahren und für die Schlachtung einer Kuh sogar lebenslänglich. Die religiösen Minderheiten des Landes sind seit dem Wahlsieg der BJP zunehmend gefährdet. Bei einem Angriff auf eine Gruppe von Muslimen, wegen dem Verdacht, sie würden eine Kuh schlachten wollen, gab es sogar ein muslimisches Todesopfer“ – die Liste der Todesopfer ist seitdem gewaltig angewachsen.
  • „Mahant Yogi Adityanath As Chief Minister Of Uttar Pradesh: Why Hindutva Juggernaut Rolls On?“ von Shamsul Islam am 19. März 2017 bei Countercurrents externer Link (nach der Ernennung des Yogi zum Ministerpräsident) ist ein Beitrag, der versucht die Frage zu beantworten, warum die BJP mit solchen Typen solche Wahlerfolge einfährt – eine Frage, die sich ja nun keineswegs nur in Indien stellt…Wobei in all solchen Beiträgen unterstrichen wird, dass die vom Kapital so sehr bejubelte Wirtschaftspolitik von Modi und Konsorten nur eine – radikalisierte – Fortsetzung der Politik der Kongresspartei seit Beginn der Privatisierungen zu Beginn der 1990er Jahre in Indien darstellt, ebenso Arbeiter- und gewerkschaftsfeindlich wie diese in den ganzen Jahren bis zu ihrer Ablösung durch die BJP es betrieben hat.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=116915
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