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Trump lässt die Armee aufmarschieren, die mexikanische Regierung lässt schießen, die Solidarität wächst – die Karawanen ziehen weiter

Tausende in Mexiko, Zehntausende auf den Straßen in den Ländern Mittelamerikas: Zwei, drei, viele Karawanen kommen…Die Entsendung von über 5000 Soldaten an die Grenze und das Schüren der Angst vor einer Invasion sind Wahlkampftaktiken, bei denen das Militär mitspielt Im Wahlkampf bläst US-Präsident Trump, der um die republikanische Mehrheit im Kongress fürchten muss, die aus Honduras kommende Migrantenkarawane, organisiert von Puebla sin Fronteras, zu einer Bedrohung der nationalen Sicherheit der USA auf, gegen die das Militär aufgeboten werden muss. In ihr befänden sich Gangmitglieder und „böse Menschen“, ähnlich haben die Rechten auch in Europa die Flüchtlinge zu Invasoren, Terroristen und Verbrecher zu dämonisieren versucht. Schon im Präsidentschaftswahlkampf waren der Schutz der Grenzen durch den Bau der Mauer und die Ablehnung bzw. Abschiebung von Einwanderern eines der wichtigsten Themen von Trump, dem er wohl auch seinen Wahlsieg mit zu verdanken hat. Jetzt fliehen aus der Armut und der Gewalt mittelamerikanischer Länder, an denen die USA keineswegs unbeteiligt sind noch um die 3500 Menschen Richtung USA. Mehrere tausend Menschen sind schon in Mexiko ausgestiegen. Es hat sich allerdings noch eine zweite, von vorneherein kleinere Karawane an der Grenze Guatemala-Mexiko gebildet. Es handelt sich eher um Protestdemonstrationen, Zugang in die USA kann ebenso wenig wie bei den früheren Karawanen erwartet werden. Möglicherweise setzen manche darauf, an der Grenze mit der Hilfe von Schmugglern in die USA zu gelangen…“ – aus dem Beitrag „Bedrohung der nationalen Sicherheit: Trump schickt Militär gegen Migranten“ von Florian Rötzer am 31. Oktober 2018 bei telepolis externer Link, worin auch die Möglichkeit eines weiteren militärischen Aufmarschs an der Grenze zu Mexiko berichtet wird. Siehe dazu einige weitere aktuelle Beiträge zur Entwicklung der Karawane(n), ihren Ursachen, ihrem Verlauf und ihrer Bedeutung sowie zu der Bewegung zu ihrer Unterstützung:

„Toter bei Zusammenstößen mit Polizei“ am 29. Oktober 2018 ist eine dpa-Meldung externer Link (hier in der Welt), worin berichtet wird:  „Eine Karawane aus Tausenden Menschen bewegt sich Richtung Mexiko. Dabei kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Nun gab es einen Toten. Ein Gummigeschoss verletzte einen 26-Jährigen tödlich am Kopf. Bei der sogenannten Migrantenkarawane in Richtung USA ist ein Mann aus Guatemala nach Zusammenstößen mit der Polizei gestorben. Guatemaltekische Behörden bestätigten den Tod des 26-Jährigen am Sonntag. Unklar war zunächst, ob er bei einem Einsatz von Polizisten aus Guatemala oder Mexiko verletzt wurde. Der Vorfall hatte sich an der Grenze der beiden Länder ereignet. Der Mann sei von einem Gummigeschoss am Kopf verletzt worden und später in einem Krankenhaus in der guatemaltekischen Stadt Tecun Uman gestorben. Nach Medienberichten sind bei den Zusammenstößen rund zehn Menschen verletzt worden. „Mehrere Menschen“ seien medizinisch versorgt worden, nachdem sie durch „verschiedene Gegenstände und Tränengas“ verletzt wurden, teilte das Rote Kreuz Guatemala auf Twitter mit. Bei der Gruppe von rund 1500 bis 2000 Menschen aus Mittelamerika handelt es sich um die zweite sogenannte Migrantenkarawane, die die mexikanische Grenze erreicht hat…

„Helicóptero, fuerzas antimotines y Marina impiden ingreso de migrantes por el río Suchiate“ am 29. Oktober 2018 bei Resumen Latinoamericano externer Link ist ebenfalls eine Meldung über das Vorgehen der mexikanischen Polizei am Grenzfluss zu Guatemala: Neben der Blockade der Brücke, die sozusagen den offiziellen Zutritt nach Mexiko bietet, wurde auch versucht, jene aufzuhalten, die mit selbstgebauten Flößen oder vergleichbaren Mitteln den Fluss überqueren wollten – allerdings weitgehend erfolglos, trotz Einsatzes von Hubschraubern und schwerem Gerät.

„Die Karawane bleibt auf Kurs“ von Wolf-Dieter Vogel am 30. Oktober 2018 in der taz externer Link über die Auseinandersetzungen an der Grenze: „Die Abwehr der Karawanen mittelamerikanischer Migrantinnen und Migranten hat ein erstes Todesopfer gekostet. Ein Honduraner starb am Sonntag an der guatemaltekisch-mexikanischen Grenze bei Zusammenstößen zwischen etwa tausend Geflüchteten und Sicherheitskräften. Um nach Mexiko einzureisen, hatte die Gruppe eine erste Sperre durchdrungen, wurde dann aber von mexikanischen Bundespolizisten aufgehalten. Der 26-Jährige war dabei von einem Gummigeschoss getroffen worden, acht weitere Migranten und Flüchtlinge wurden verletzt. Die Beamten hatten zudem Tränengas eingesetzt, die Reisenden verteidigten sich mit Molotowcocktails und Steinen. Am Wochenende haben sich zudem mehrere hundert Menschen in El Salvador auf den Weg gemacht, um in die USA zu gelangen. Beide Gruppen folgen dem Vorbild einer Karawane, die seit über zwei Wochen unterwegs ist. Dieser Treck mehrerer tausend Männer, Frauen und Kinder, die vor Armut und Gewalt in ihrer Heimat flüchten, hat am frühen Montagmorgen seine Reise im Süden Mexikos fortgesetzt. Im Morgengrauen verließ der Zug die Stadt San Pedro Tapanatepec. Im Laufe der Woche wollen sie in Mexiko-Stadt ankommen, um dort mit der Regierung zu verhandeln. Am Freitag hatte der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto den Menschen auf der Flucht befristete Arbeitsplätze, Krankenversorgung und Schulbesuch für die Kinder angeboten. Voraussetzung: Sie müssen in den südlichen Bundesstaaten Chiapas oder Oaxaca bleiben und dort Asyl oder andere Formen des legalen Aufenthalts beantragen. (…)  In einer Pressemitteilung kommentierten sie: „Wir brauchen keine weiteren Städte oder Bundesstaaten, in denen Migrierende ohne Bewegungsfreiheit eingesperrt werden und sich nicht dort niederlassen können, wo sie ein würdiges Leben führen können.“ Dennoch ist die Gruppe, die mehrheitlich aus Honduranerinnen und Honduranern besteht, zu Verhandlungen bereit. Allerdings nur direkt mit den Verantwortlichen in der Hauptstadt. Es müsse dann aber über einen freien Aufenthalt in ganz Mexiko gesprochen werden…“

„Mexico: Police abandon blockade of migrant caravan“ von Ruptly am 27. Oktober 2018 bei You Tube externer Link eingestellt ist ein Video über den Rückzug der mexikanischen Polizei an der Grenze zwei Tage zuvor – sowohl ein Beitrag, der zeigt, dass sich die Karawanen nicht aufhalten lassen, denn dieser Zug kam nicht nur zwei Tage vor dem nächsten, gegen denn da die oben berichtete massive Attacke organisiert wurde, sondern auch eine Woche nach der ersten Ankunft einer Karawane…

„Weitere Migranten-Karawane auf dem Weg in die USA“ am 30. Oktober 2018 in der NZZ externer Link meldet einen weiteren Konvoi: „Eine weitere Gruppe von Migranten aus Mittelamerika hat sich in Mexiko auf den Weg Richtung USA gemacht. Etwa 1500 bis 2000 Menschen liefen am Dienstag von der Stadt Ciudad Hidalgo an der Grenze zu Guatemala in das rund 30 Kilometer entfernte Tapachula im südlichen Bundesstaat Chiapas. Diese zweite sogenannte Migranten-Karawane habe nicht die Absicht, zu einer Gruppe aufzuschliessen, die sich bereits weiter nördlich befindet, sagte der Beauftragte der mexikanischen Migrationsbehörde, Gerardo García Benavente, dem Sender Radio Fórmula. Die Migranten seien überzeugt, die US-Grenze erreichen zu können, so García Benavente. Eine aus bis zu 5000 Menschen bestehende sogenannte Migranten-Karawane erreichte derweil die Stadt Juchitán im Bundesstaat Oaxaca. Die Gruppe war am 13. Oktober in der honduranischen Stadt San Pedro Sula aufgebrochen. Ihr Ziel ist ebenfalls die US-Grenze in Tijuana. Von Juchitán ist diese noch rund 3500 Kilometer entfernt. Auf der guatemaltekischen Seite der Grenze im Süden sammelte sich indes eine dritte Gruppe, um nach Mexiko zu kommen. Rund 350 Migranten befanden sich am Dienstag in Tecún Umán und warteten dort auf die Ankunft weiterer Menschen…“

„Migrantes salvadoreños comienzan a cruzar frontera mexicana hacia EU“ am 30. Oktober 2018 bei La Jornada externer Link ist eine Agenturmeldung über eine eigene Karawane aus El Salvador im Rahmen derer etwa 500 Menschen die mexikanische Grenze überquert haben.

„Un grupo de la CaravanaMigrante se encuentra en estos momentos en Tehuantepec“ am 30. Oktober 2018 bei der Coordinadora 1D externer Link ist eine kurze Meldung über die verschiedenen Wege, die die erste Karawane durch Mexiko nimmt, nachdem sie sich in verschiedene Züge – und in solche, die in Mexiko bleiben wollen – aufgeteilt hat, mit der Ergänzung, dass alle überall auf massive organisierte Solidarität stoßen.

„Alrededor de 500 organizaciones solicitan al gobierno mexicano que atienda a las y los desplazados que integran la “Caravana Migrante”“ am 29. Oktober 2018 bei Resumen Latinoamericano externer Link ist ein Beitrag über die weitere Zahl von Organisationen, die die Solidaritätserklärung vom 22. Oktober ebenfalls unterzeichnet haben (wir berichteten über die ursprüngliche Resolution bereits in dem unten erwähnten Beitrag). Inzwischen sind es über 500 Gruppierungen aus verschiedensten Bereichen, die sowohl die mexikanische Regierung auffordern, die Karawanen zu unterstützen, als auch sich selbst verpflichten, zu helfen. Dabei sind neben selbstorganisierten mittelamerikanischen Migrationsgruppen in Mexiko und vielen Frauengruppen, auch zahlreiche kirchliche Einrichtungen und Gewerkschaften aus der Landwirtschaft vertreten.

„EZLN y otras agrupaciones indígenas, contra NAIM y a favor de migrantes“ am 26. Oktober 2018 bei Resumen Latinoamericano externer Link war die Dokumentation der Erklärung der zapatistischen Befreiungsfront zur Unterstützung der Karawanen (von denen zumindest ein größerer Teil auch durch die EZLN Gebiete gezogen ist).

„El desafío de la caravana migratoria centroamericana“ von Eduardo Nava Hernández am 27. Oktober 2018 bei Rebelion.org externer Link dokumentiert, ist ein Beitrag des mexikanischen Soziologen, der unter anderem darauf verweist, dass die Gegenden Mexikos, durch die die Karawane bisher gezogen ist, seit langen Jahren davon geprägt ist, dass vor allem in landwirtschaftlichen Betrieben zahlreiche mittelamerikanische MigrantInnen arbeiten, mit und ohne Papiere, was eine der Grundlagen der breiten Unterstützung der Karawanen bilde. Dies im Zusammenwirken mit dem organisierten Charakter der Karawanen bilde das neue Element an dieser kontinentalen Aktion.

„La caravana de millones de dólares hacia los lobbistas estadounidenses“  von Elizabeth Ponce am 26. Oktober 2018 ebenfalls bei Rebelion.org externer Link ist ein Beitrag über den ewigen Zug: Der Dollars aus Mittelamerika nach den USA – mit anderen Worten, ein Beitrag über einen der wesentlichen Gründe für das Zustandekommen dieser Karawanen, die besonderes intensive wirtschaftliche Ausbeutung der Menschen dieser Länder.

„Die Rückkehr der Vergangenheit“ von Tomasz Konicz am 30. Oktober 2018 bei telepolis externer Link erinnert an einen anderen ganz zentralen Grund für Flucht aus diesen Ländern – die Kriege gegen Teile der jeweiligen Bevölkerung, die eben vor allem die USA und von ihnen gestützte Regimes geführt haben und führen: „Doch die Urheberschaft der Vereinigten Staaten für die Misere in den meisten Ländern Mittelamerikas reicht noch weiter – bis in die Endphase des Kalten Krieges in den 80er Jahren. Damals finanzierte Washington eine Reihe von massenmörderischen Regimes und Bürgerkriegen, die sich gegen linke und fortschrittliche Bewegungen in der Region richtete. Die Reagan-Administration unterstützte rechte Diktaturen und Milizen, die im Gefolge der Repressionskampagnen und Bürgerkriege in Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua Hunderttausende von Menschen ermordeten und die gesamte Region mit exzessiven Folterkampagnen überzogen. Zwischen 80 und 90 Prozent aller generalstabsmäßig durchgeführten Massaker und Folterkampagnen, in deren Gefolge ganze Landstriche entvölkert wurden, gingen auf das Konto der damaligen, von Washington finanzierten „Regierungen“. Bis zu 300 000 Menschen kamen damals bei unzähligen Gewaltorgien von in der berüchtigten amerikanischen „Folterschule“ externer Link School of the Americas ausgebildeten Soldateska ums Leben. Viele Menschen, die sich zwischen den Fronten dieser blutigen Bürgerkriege fanden, flohen gen Norden, in die Vereinigten Staaten. Dort kamen viele traumatisierte Jugendliche aus Mittelamerika in Kontakt mit der aufkommenden „Gangsta-Kultur“ und dem sich formierenden Gangwesen – auch gerade angesichts der rivalisierenden Gangs aus Mexiko und anderen lateinamerikanischen Ländern…

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=139337
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